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Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semester. II. Band.

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großer Zahl die Wahlstatt bedeckten. Die Marineinfanterie unterscheidet
sich übrigens von der Linie in ihrer Uniform hauptsächlich nur dadurch, das!
sie gelbe statt rother Epauletten und graublaue Beinkleider mit einem rothen
Streifen statt krapprother (MlAiioe) besitzt.

Das seemännische Personal der französischen Flotte besteht nur zum Theil
aus den Matrosen und Fischern der Handelsmarine, welche durch i n seiiMou
maritime ausgehoben werden und bis zum SO. Jahr dienstpflichtig sind; der
andere kleinere Theil wird aus der gewöhnlichen co n Scription der Landarmee
gedeckt und soll durch seine Zahl ersetzen, was ihm an Qualität abgeht, wie
überhaupt die französischen Kriegsschiffe eine verhältnismäßig außerordentlich
starke Besatzung haben. Der andere Theil aber besteht keineswegs aus durch¬
weg so schlechten Seeleuten, wie man oft anzunehmen geneigt ist, vielmehr
machen die normannischen und bretonischen Elemente einen ähnlich tüchtigen
Eindruck wie die englischen, und nur die Seeleute der Mittelmeerküste
erscheinen weniger abgehärtet, ähnlich den italienischen, deren Sprache ihr
Provenyalisch so ähnlich ist, daß Verfasser sich oft italienisch leichter mit
ihnen verständigte als in französischer Sprache. Die Uniform der fran¬
zösischen Seeleute ist, wie sich erwarten läßt, ebenso wie die der anderen
Mariner außer der russischen wesentlich der englischen gleich; unterscheidend
sind nur bei den ins.wlvts-ekiwmüei's der rothe Mikon auf dem Aermel und
der rothwollene Streifen um die Mütze, bei den Offizieren die schmalen ein-
bis dreifachen Goldtressen um Aermel und Mütze, analog den Abzeichen der
französischen Landarmee. Das Offiziercorps der französischen Marine enthält
viele sehr tüchtige Elemente; auch ist im Gegensatz zu anderen Flotten gerade
in Frankreich der aristokratische (und meist zugleich legitimistische) Bestand
vorzugsweise im Marineosfiziercorps, nicht in der Landarmee vertreten. Als
Beweis selner sachlichen Tüchtigkeit mag gelten, daß die Entwicklung der
modernen Pcmzertaklik besonders von französischen Seeoffizieren (z. B. de Kervn-
street*) begründet und gefördert worden ist, was allerdings mit dadurch
bedingt ist, daß nur die französische Flotte eine große Anzahl von annähernd
gleich großen und gleich schnellen Panzerschiffen besitzt, während die englische
allzuviel verschiedene Modelle enthält. --

Wenn, wie heute verlautet, Deutschland durch den Friedensschluß einen
Theil der französische Kriegsschiffe erwerben will, so wird es jedenfalls damit eine
sehr gut Acqusition machen. Zu bedenken wäre dabei, ob nicht außerdem auch
die Erwerbung, einer größeren und reichen französischen Colonie, z. B.
Saigun in Hinterindien, zugleich als Stützpunkt für den Handelsschutz in
B--r. Ostasien, wünschenswerth wäre.





Demnächst vom russischen Admiral Bouwkofs.

großer Zahl die Wahlstatt bedeckten. Die Marineinfanterie unterscheidet
sich übrigens von der Linie in ihrer Uniform hauptsächlich nur dadurch, das!
sie gelbe statt rother Epauletten und graublaue Beinkleider mit einem rothen
Streifen statt krapprother (MlAiioe) besitzt.

Das seemännische Personal der französischen Flotte besteht nur zum Theil
aus den Matrosen und Fischern der Handelsmarine, welche durch i n seiiMou
maritime ausgehoben werden und bis zum SO. Jahr dienstpflichtig sind; der
andere kleinere Theil wird aus der gewöhnlichen co n Scription der Landarmee
gedeckt und soll durch seine Zahl ersetzen, was ihm an Qualität abgeht, wie
überhaupt die französischen Kriegsschiffe eine verhältnismäßig außerordentlich
starke Besatzung haben. Der andere Theil aber besteht keineswegs aus durch¬
weg so schlechten Seeleuten, wie man oft anzunehmen geneigt ist, vielmehr
machen die normannischen und bretonischen Elemente einen ähnlich tüchtigen
Eindruck wie die englischen, und nur die Seeleute der Mittelmeerküste
erscheinen weniger abgehärtet, ähnlich den italienischen, deren Sprache ihr
Provenyalisch so ähnlich ist, daß Verfasser sich oft italienisch leichter mit
ihnen verständigte als in französischer Sprache. Die Uniform der fran¬
zösischen Seeleute ist, wie sich erwarten läßt, ebenso wie die der anderen
Mariner außer der russischen wesentlich der englischen gleich; unterscheidend
sind nur bei den ins.wlvts-ekiwmüei's der rothe Mikon auf dem Aermel und
der rothwollene Streifen um die Mütze, bei den Offizieren die schmalen ein-
bis dreifachen Goldtressen um Aermel und Mütze, analog den Abzeichen der
französischen Landarmee. Das Offiziercorps der französischen Marine enthält
viele sehr tüchtige Elemente; auch ist im Gegensatz zu anderen Flotten gerade
in Frankreich der aristokratische (und meist zugleich legitimistische) Bestand
vorzugsweise im Marineosfiziercorps, nicht in der Landarmee vertreten. Als
Beweis selner sachlichen Tüchtigkeit mag gelten, daß die Entwicklung der
modernen Pcmzertaklik besonders von französischen Seeoffizieren (z. B. de Kervn-
street*) begründet und gefördert worden ist, was allerdings mit dadurch
bedingt ist, daß nur die französische Flotte eine große Anzahl von annähernd
gleich großen und gleich schnellen Panzerschiffen besitzt, während die englische
allzuviel verschiedene Modelle enthält. —

Wenn, wie heute verlautet, Deutschland durch den Friedensschluß einen
Theil der französische Kriegsschiffe erwerben will, so wird es jedenfalls damit eine
sehr gut Acqusition machen. Zu bedenken wäre dabei, ob nicht außerdem auch
die Erwerbung, einer größeren und reichen französischen Colonie, z. B.
Saigun in Hinterindien, zugleich als Stützpunkt für den Handelsschutz in
B—r. Ostasien, wünschenswerth wäre.





Demnächst vom russischen Admiral Bouwkofs.
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[0028] großer Zahl die Wahlstatt bedeckten. Die Marineinfanterie unterscheidet sich übrigens von der Linie in ihrer Uniform hauptsächlich nur dadurch, das! sie gelbe statt rother Epauletten und graublaue Beinkleider mit einem rothen Streifen statt krapprother (MlAiioe) besitzt. Das seemännische Personal der französischen Flotte besteht nur zum Theil aus den Matrosen und Fischern der Handelsmarine, welche durch i n seiiMou maritime ausgehoben werden und bis zum SO. Jahr dienstpflichtig sind; der andere kleinere Theil wird aus der gewöhnlichen co n Scription der Landarmee gedeckt und soll durch seine Zahl ersetzen, was ihm an Qualität abgeht, wie überhaupt die französischen Kriegsschiffe eine verhältnismäßig außerordentlich starke Besatzung haben. Der andere Theil aber besteht keineswegs aus durch¬ weg so schlechten Seeleuten, wie man oft anzunehmen geneigt ist, vielmehr machen die normannischen und bretonischen Elemente einen ähnlich tüchtigen Eindruck wie die englischen, und nur die Seeleute der Mittelmeerküste erscheinen weniger abgehärtet, ähnlich den italienischen, deren Sprache ihr Provenyalisch so ähnlich ist, daß Verfasser sich oft italienisch leichter mit ihnen verständigte als in französischer Sprache. Die Uniform der fran¬ zösischen Seeleute ist, wie sich erwarten läßt, ebenso wie die der anderen Mariner außer der russischen wesentlich der englischen gleich; unterscheidend sind nur bei den ins.wlvts-ekiwmüei's der rothe Mikon auf dem Aermel und der rothwollene Streifen um die Mütze, bei den Offizieren die schmalen ein- bis dreifachen Goldtressen um Aermel und Mütze, analog den Abzeichen der französischen Landarmee. Das Offiziercorps der französischen Marine enthält viele sehr tüchtige Elemente; auch ist im Gegensatz zu anderen Flotten gerade in Frankreich der aristokratische (und meist zugleich legitimistische) Bestand vorzugsweise im Marineosfiziercorps, nicht in der Landarmee vertreten. Als Beweis selner sachlichen Tüchtigkeit mag gelten, daß die Entwicklung der modernen Pcmzertaklik besonders von französischen Seeoffizieren (z. B. de Kervn- street*) begründet und gefördert worden ist, was allerdings mit dadurch bedingt ist, daß nur die französische Flotte eine große Anzahl von annähernd gleich großen und gleich schnellen Panzerschiffen besitzt, während die englische allzuviel verschiedene Modelle enthält. — Wenn, wie heute verlautet, Deutschland durch den Friedensschluß einen Theil der französische Kriegsschiffe erwerben will, so wird es jedenfalls damit eine sehr gut Acqusition machen. Zu bedenken wäre dabei, ob nicht außerdem auch die Erwerbung, einer größeren und reichen französischen Colonie, z. B. Saigun in Hinterindien, zugleich als Stützpunkt für den Handelsschutz in B—r. Ostasien, wünschenswerth wäre. Demnächst vom russischen Admiral Bouwkofs.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341811_124705/28>, abgerufen am 22.12.2024.