Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semester. II. Band.einen wesentlichen Widerstand entgegenstellen. Und wir vermöchten im Durch die Besprechung des Grafen Bismarck mit Herrn I. Favre, einen wesentlichen Widerstand entgegenstellen. Und wir vermöchten im Durch die Besprechung des Grafen Bismarck mit Herrn I. Favre, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0015" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/124721"/> <p xml:id="ID_23" prev="#ID_22"> einen wesentlichen Widerstand entgegenstellen. Und wir vermöchten im<lb/> äußersten Nothfall, wenn wir in Frankreich völlig aufzuräumen genöthigt<lb/> wären, mit unsern siebzehn Armeecorps alle Provinzen des Landes zu be¬<lb/> setzen und die widerstandslosen zu beherrschen, wie nur je ein besiegtes Volk<lb/> geknechtet worden ist. Das wäre vielleicht ein Glück für Frankreich,<lb/> denn es könnte gründliches Brechen des unheimlichen Bannes werden,<lb/> in welchem das tyrannische Paris eine Nation von den reichsten An¬<lb/> lagen gefangen hält, es wäre aber in jedem Fall ein großes Unglück<lb/> für uns. Und man darf überzeugt sein, daß nirgend dieses Unglück lebhafter<lb/> gefühlt werden würde als im deutschen Heer. Denn unser Heer ist nicht<lb/> nur das waffentüchtigste, sondern auch das friedfertigste. Wann kommen wir<lb/> nach Haus? ist die Lieblingsfrage, welche Offiziere und Soldaten stellen.<lb/> Und wer dem erschöpften Krieger auf dem Marsch, im Biwuac und nach<lb/> der Schlacht das Antlitz glätten und die gute Laune zurückgeben will, der<lb/> muß ihm von der lieben Heimath sprechen, von Muttern und von dem frohen<lb/> Widersehen seines Weibes und Kindes. Das Herz der Deutschen ist daheim,<lb/> die ganze Sehnsucht ist die Rückkehr, aber freilich, unseren Feinden erwächst<lb/> daraus schlechter Trost, denn unsere Soldaten schlagen um so grimmiger,<lb/> weil sie schnell ausräumen möchten. Darum aber wird das Heer sich doch<lb/> jeder Anstrengung und jeder Aufgabe, welche ihm durch seine Führer noch<lb/> gestellt wird, mit demselben Feuer und ohne Klage unterziehen, denn auch<lb/> sein Pflichtgefühl ist echt deutsch. Was unsere Soldaten an die oberste<lb/> Führung bindet, das ist nicht nur das Band des unbedingten militärischen<lb/> Gehorsams, sondern es ist auch eine großartige Hingabe an die Personen<lb/> der Feldherren; die uralte deutsche Gefolgetreue ist bei uns im Herre so feurig, als<lb/> sie je in der Urzeit war. Einem Schwerverwundeten Preußen wurde erzählt,<lb/> daß der Kaiser sich bet Sedan ergeben habe, und dazu das ganze franzö¬<lb/> sische Heer; als aber darauf gefragt wurde: „wenn nun aber König<lb/> Wilhelm in ähnliche Lage gekommen wäre wie der Kaiser?" da richtete sich<lb/> der amputtrte Musketier in seinem Lager auf und rief heftig: das ist un¬<lb/> möglich. Dann wäre keiner von uns aus der Schlacht zurückgekommen.</p><lb/> <p xml:id="ID_24" next="#ID_25"> Durch die Besprechung des Grafen Bismarck mit Herrn I. Favre,<lb/> durch die beiden Rundschreiben des Bundeskanzlers und die Lügen der pro¬<lb/> visorischen Regierung zu Tours sind die wichtigsten Forderungen, welche<lb/> unsererseits bei einem Friedensschluß erhoben werden müssen, bekannt wor¬<lb/> den. Die erste derselben war die Grenzberichtigung im Süden zur besseren<lb/> Sicherung Süddeutschlands — also der deutsche Elsaß bis zur Höhe der Vo-<lb/> gesen und ein Theil von Lothringen. Längs den Vogesen ist die Linie in<lb/> der Hauptsache nicht zweifelhaft, dagegen sind weiter im Norden mehrere<lb/> Grenzlinien möglich, die für uns engste, welche von Saarburg längs dem</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0015]
einen wesentlichen Widerstand entgegenstellen. Und wir vermöchten im
äußersten Nothfall, wenn wir in Frankreich völlig aufzuräumen genöthigt
wären, mit unsern siebzehn Armeecorps alle Provinzen des Landes zu be¬
setzen und die widerstandslosen zu beherrschen, wie nur je ein besiegtes Volk
geknechtet worden ist. Das wäre vielleicht ein Glück für Frankreich,
denn es könnte gründliches Brechen des unheimlichen Bannes werden,
in welchem das tyrannische Paris eine Nation von den reichsten An¬
lagen gefangen hält, es wäre aber in jedem Fall ein großes Unglück
für uns. Und man darf überzeugt sein, daß nirgend dieses Unglück lebhafter
gefühlt werden würde als im deutschen Heer. Denn unser Heer ist nicht
nur das waffentüchtigste, sondern auch das friedfertigste. Wann kommen wir
nach Haus? ist die Lieblingsfrage, welche Offiziere und Soldaten stellen.
Und wer dem erschöpften Krieger auf dem Marsch, im Biwuac und nach
der Schlacht das Antlitz glätten und die gute Laune zurückgeben will, der
muß ihm von der lieben Heimath sprechen, von Muttern und von dem frohen
Widersehen seines Weibes und Kindes. Das Herz der Deutschen ist daheim,
die ganze Sehnsucht ist die Rückkehr, aber freilich, unseren Feinden erwächst
daraus schlechter Trost, denn unsere Soldaten schlagen um so grimmiger,
weil sie schnell ausräumen möchten. Darum aber wird das Heer sich doch
jeder Anstrengung und jeder Aufgabe, welche ihm durch seine Führer noch
gestellt wird, mit demselben Feuer und ohne Klage unterziehen, denn auch
sein Pflichtgefühl ist echt deutsch. Was unsere Soldaten an die oberste
Führung bindet, das ist nicht nur das Band des unbedingten militärischen
Gehorsams, sondern es ist auch eine großartige Hingabe an die Personen
der Feldherren; die uralte deutsche Gefolgetreue ist bei uns im Herre so feurig, als
sie je in der Urzeit war. Einem Schwerverwundeten Preußen wurde erzählt,
daß der Kaiser sich bet Sedan ergeben habe, und dazu das ganze franzö¬
sische Heer; als aber darauf gefragt wurde: „wenn nun aber König
Wilhelm in ähnliche Lage gekommen wäre wie der Kaiser?" da richtete sich
der amputtrte Musketier in seinem Lager auf und rief heftig: das ist un¬
möglich. Dann wäre keiner von uns aus der Schlacht zurückgekommen.
Durch die Besprechung des Grafen Bismarck mit Herrn I. Favre,
durch die beiden Rundschreiben des Bundeskanzlers und die Lügen der pro¬
visorischen Regierung zu Tours sind die wichtigsten Forderungen, welche
unsererseits bei einem Friedensschluß erhoben werden müssen, bekannt wor¬
den. Die erste derselben war die Grenzberichtigung im Süden zur besseren
Sicherung Süddeutschlands — also der deutsche Elsaß bis zur Höhe der Vo-
gesen und ein Theil von Lothringen. Längs den Vogesen ist die Linie in
der Hauptsache nicht zweifelhaft, dagegen sind weiter im Norden mehrere
Grenzlinien möglich, die für uns engste, welche von Saarburg längs dem
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