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Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semeter. I. Band.

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mannung für den Handelsschutz eine Verschwendung der Kräfte sein würde,
auch abgesehen von dem großen Tiefgang, während für das Seegefecht die
Panzerschiffe ihnen allzusehr überlegen sind. So werden denn die langsameren
unter ihnen, und namentlich diejenigen, welche erst aus Segel- zu Schrau¬
benschiffen umgewandelt worden sind, jetzt nur als Casernenschiffe und Schul¬
schiffe gebraucht. So z. B. der mächtige Dreidecker "Bretagne", der einst
144 Geschütze trug, in Brest, und der "Louis XIV." in Toulon als 6volo
ass in^eÄnieiöus und öeols äos aspirants. Nur die 12 schnellsten Schrauben¬
linienschiffe (d. h. die sogenannten vaisssg-ux Z. Zrauäs vitssso), die sogleich als
solche, nicht als Segelschiffe entworfen und gebaut waren, wie z. B. der be¬
rühmte wundervolle "Napoleon", der den Engländern als Modell diente,
wurden in die Transportflotte eingereiht und demgemäß eingerichtet, so daß
sie je 2000 Mann transportiren können.

Ueberhaupt bildet die Transport flotte denjenigen Theil der fran¬
zösischen Marine, der alles Aehnliche in anderen Mariner weit übertrifft.
Die eigentlichen Truppentransport-Schiffe, durchgängig nach französischen
Flüssen benannt ("Loire", "Var", "Garonne" :c.), lauter schöne Schrauben¬
dampfer von theilweise sehr bedeutender Größe, mit zwei Etagen, die auch
im Aeußeren ebenso wie die Linienschiffe durch weiße Streifen hervorgehoben
sind und meist eine Dreimastschooner- und Barktakelage führen, bringen im
Verein mit den viüssöaux K granäs vitssso die Truppentransportflotie auf
80 Fahrzeuge, die auf ein Mal 40,000 Mann und 12,000 Pferde, also in
zwei Reprisen ein Corps von 80,000 Mann an jeden Punkt der Küste wer¬
fen können, und zwar mit nahezu unfehlbarer Sicherheit, da der Dampf sie
ganz unabhängig vom Winde macht. Wir danken es außer der wachsamen
Präsenz unserer Küstenvertheidigung vornehmlich dem schnellen Vordringen
unserer siegreichen Landheere, daß diese gefährliche Waffe Frankreichs noch
nicht in Anwendung gekommen ist. Hoffentlich wird auch im letzten Sta¬
dium des Krieges, der den Gegner zur Zusammenraffnung aller seiner Kräfte
im eignen Lande nöthigt, jede derartige Diversion vereitelt bleiben. (Fran¬
zösische Marineinfanterie ist den Berichten nach bereits bei Sedan im Feuer
gewesen.)

Am wenigsten zahlreich sind in der französischen Flotte die Schrauben¬
kanonenboote vertreten, die im Ganzen den Kanonenbooten der übrigen
Flotte ähnlich construirt und meist als Schooner getakelt sind. Die Typen
"Decidee" und "Asyle" waren 1867 auf der Pariser Ausstellung im Modell
vertreten.

Neben der "Alten Flotte", die aus den Segelschiffen und den größeren
Raddampfern besteht, und der "Neuen Flotte", soweit sie sich aus der "Flot¬
tille" (Avisos und sonstigen kleineren Fahrzeugen), der Transportflotte und


mannung für den Handelsschutz eine Verschwendung der Kräfte sein würde,
auch abgesehen von dem großen Tiefgang, während für das Seegefecht die
Panzerschiffe ihnen allzusehr überlegen sind. So werden denn die langsameren
unter ihnen, und namentlich diejenigen, welche erst aus Segel- zu Schrau¬
benschiffen umgewandelt worden sind, jetzt nur als Casernenschiffe und Schul¬
schiffe gebraucht. So z. B. der mächtige Dreidecker „Bretagne", der einst
144 Geschütze trug, in Brest, und der „Louis XIV." in Toulon als 6volo
ass in^eÄnieiöus und öeols äos aspirants. Nur die 12 schnellsten Schrauben¬
linienschiffe (d. h. die sogenannten vaisssg-ux Z. Zrauäs vitssso), die sogleich als
solche, nicht als Segelschiffe entworfen und gebaut waren, wie z. B. der be¬
rühmte wundervolle „Napoleon", der den Engländern als Modell diente,
wurden in die Transportflotte eingereiht und demgemäß eingerichtet, so daß
sie je 2000 Mann transportiren können.

Ueberhaupt bildet die Transport flotte denjenigen Theil der fran¬
zösischen Marine, der alles Aehnliche in anderen Mariner weit übertrifft.
Die eigentlichen Truppentransport-Schiffe, durchgängig nach französischen
Flüssen benannt („Loire", „Var", „Garonne" :c.), lauter schöne Schrauben¬
dampfer von theilweise sehr bedeutender Größe, mit zwei Etagen, die auch
im Aeußeren ebenso wie die Linienschiffe durch weiße Streifen hervorgehoben
sind und meist eine Dreimastschooner- und Barktakelage führen, bringen im
Verein mit den viüssöaux K granäs vitssso die Truppentransportflotie auf
80 Fahrzeuge, die auf ein Mal 40,000 Mann und 12,000 Pferde, also in
zwei Reprisen ein Corps von 80,000 Mann an jeden Punkt der Küste wer¬
fen können, und zwar mit nahezu unfehlbarer Sicherheit, da der Dampf sie
ganz unabhängig vom Winde macht. Wir danken es außer der wachsamen
Präsenz unserer Küstenvertheidigung vornehmlich dem schnellen Vordringen
unserer siegreichen Landheere, daß diese gefährliche Waffe Frankreichs noch
nicht in Anwendung gekommen ist. Hoffentlich wird auch im letzten Sta¬
dium des Krieges, der den Gegner zur Zusammenraffnung aller seiner Kräfte
im eignen Lande nöthigt, jede derartige Diversion vereitelt bleiben. (Fran¬
zösische Marineinfanterie ist den Berichten nach bereits bei Sedan im Feuer
gewesen.)

Am wenigsten zahlreich sind in der französischen Flotte die Schrauben¬
kanonenboote vertreten, die im Ganzen den Kanonenbooten der übrigen
Flotte ähnlich construirt und meist als Schooner getakelt sind. Die Typen
„Decidee" und „Asyle" waren 1867 auf der Pariser Ausstellung im Modell
vertreten.

Neben der „Alten Flotte", die aus den Segelschiffen und den größeren
Raddampfern besteht, und der „Neuen Flotte", soweit sie sich aus der „Flot¬
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semeter. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341811_124151/502>, abgerufen am 28.09.2024.