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Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semeter. I. Band.

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gleich die Operation began -- darin bin ich ganz Ihrer Meinung. Was
sagen Sie von der jetzigen Veränderung in Paris?*) führt uns das wozu,
daß eine Parthey die andere besiegt? und die Roy^iisdem? Ein momentaner
Friede kann durch diese Veränderung beschleunigt werden, das mag für den
kayserlichen Staat, der sich arrondirt, eine feste militärische Gränze verschaffen
kann, wichtig seyn, aber für Deutschland, für Norddeutschland insbesondere,
ist erforderlich, daß Holland von Preußen und England abhängt -- ohne
diese Verhältnisse hängt die jetzige Verfassung von jenen Theil von Deutsch¬
land vom Zufall ab. Die Uebereinstimmung der Gesinnung der Ham¬
burger und Bremer mit der der Franzosen, die Wichtigkeit der Elbe und
Weser für die letzteren, um England den Handel mit Deutschland zu eou-
piren und mehrere Umstände, führen die Aufmerksamkeit der Franzosen über
kurz oder lang auf diesen Punkt -- und was kann Ihnen dann entgegen¬
gestellt werden -- Wesel -- das ist eine gefährliche Festung -- sie ist und
bleibt das für die Franzosen, was sie in 7jährigen Kriege war. Gewisse
Ereignisse, welche im Einzelnen von Umständen abzuhängen scheinen, haben
in der großen Kette der Dinge eine absolute Folge. -- Wenden Sie dies
auf Norddeutschland und Wesel an -- erinnern Sie sich die Geschichte der
Franche Comte'e, Lothringen, und Strasvurg. --

Wie weit der Lieut. Richard mit seinem Triangel Netze komt weiß ich
nicht; ich habe seit kurzen keine Nachricht von ihm -- Er ist willig und
fleißig, aber der Sache nicht gewachsen, darum hoste ich so lange aus Schäfer
seine Genesung.

Der Fähnrich Hassebroik und Guide Rummel werden die Ihnen (sie)
aufgegebene ^ Grafschaft Lippe zu Pappier bringen; ob aber der Lieutenant
Vollinghauß und Guide Jesper ganz fertig werden, darüber bin ich noch un<
gewiß; in des wird doch wenig übrigbleiben und der nordwestliche Theil,
das Gebirge, ist schon fertig.

Im December werden Sie, bester Freund, erst hierüber einen bestimmten
Bericht erhalten können. Adieu, mein bester Freund, fällt einmal eine
Viertelstunde zwischen Ihren Arbeiten aus, so schenken Sie denselben (sie)
Ihrem aufrichtigsten und dienstwilligsten Freunden

Hannover, den 20. Nov. 1799.


G. Scharnhorst.

Wir schließen diese kurze Mittheilung mit dem Wunsche, daß die Fort¬
setzung des Kuppel'schen Werkes nicht allzu lang auf sich warten lassen
möge. Der Verfasser findet für den ihm noch vorliegenden Theil seiner
Aufgabe, namentlich für die Geschichte der amtlichen Wirksamkeit Scham-



') Der Staatsstreich des 14. und ig. Brumaire (9. u. 1". Nao.) 17V9.

gleich die Operation began — darin bin ich ganz Ihrer Meinung. Was
sagen Sie von der jetzigen Veränderung in Paris?*) führt uns das wozu,
daß eine Parthey die andere besiegt? und die Roy^iisdem? Ein momentaner
Friede kann durch diese Veränderung beschleunigt werden, das mag für den
kayserlichen Staat, der sich arrondirt, eine feste militärische Gränze verschaffen
kann, wichtig seyn, aber für Deutschland, für Norddeutschland insbesondere,
ist erforderlich, daß Holland von Preußen und England abhängt — ohne
diese Verhältnisse hängt die jetzige Verfassung von jenen Theil von Deutsch¬
land vom Zufall ab. Die Uebereinstimmung der Gesinnung der Ham¬
burger und Bremer mit der der Franzosen, die Wichtigkeit der Elbe und
Weser für die letzteren, um England den Handel mit Deutschland zu eou-
piren und mehrere Umstände, führen die Aufmerksamkeit der Franzosen über
kurz oder lang auf diesen Punkt — und was kann Ihnen dann entgegen¬
gestellt werden — Wesel — das ist eine gefährliche Festung — sie ist und
bleibt das für die Franzosen, was sie in 7jährigen Kriege war. Gewisse
Ereignisse, welche im Einzelnen von Umständen abzuhängen scheinen, haben
in der großen Kette der Dinge eine absolute Folge. — Wenden Sie dies
auf Norddeutschland und Wesel an — erinnern Sie sich die Geschichte der
Franche Comte'e, Lothringen, und Strasvurg. —

Wie weit der Lieut. Richard mit seinem Triangel Netze komt weiß ich
nicht; ich habe seit kurzen keine Nachricht von ihm — Er ist willig und
fleißig, aber der Sache nicht gewachsen, darum hoste ich so lange aus Schäfer
seine Genesung.

Der Fähnrich Hassebroik und Guide Rummel werden die Ihnen (sie)
aufgegebene ^ Grafschaft Lippe zu Pappier bringen; ob aber der Lieutenant
Vollinghauß und Guide Jesper ganz fertig werden, darüber bin ich noch un<
gewiß; in des wird doch wenig übrigbleiben und der nordwestliche Theil,
das Gebirge, ist schon fertig.

Im December werden Sie, bester Freund, erst hierüber einen bestimmten
Bericht erhalten können. Adieu, mein bester Freund, fällt einmal eine
Viertelstunde zwischen Ihren Arbeiten aus, so schenken Sie denselben (sie)
Ihrem aufrichtigsten und dienstwilligsten Freunden

Hannover, den 20. Nov. 1799.


G. Scharnhorst.

Wir schließen diese kurze Mittheilung mit dem Wunsche, daß die Fort¬
setzung des Kuppel'schen Werkes nicht allzu lang auf sich warten lassen
möge. Der Verfasser findet für den ihm noch vorliegenden Theil seiner
Aufgabe, namentlich für die Geschichte der amtlichen Wirksamkeit Scham-



') Der Staatsstreich des 14. und ig. Brumaire (9. u. 1». Nao.) 17V9.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semeter. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341811_124151/258>, abgerufen am 26.06.2024.