Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semeter. I. Band.schlagen ein früheres Ende bereitet, daß das alte schöne Rathhaus, welches Da aber die Kunstdenkmale auch in historischer Beziehung oft noch Nach dieser Richtung d. h. der Zusammenbringung einer kunst- und schlagen ein früheres Ende bereitet, daß das alte schöne Rathhaus, welches Da aber die Kunstdenkmale auch in historischer Beziehung oft noch Nach dieser Richtung d. h. der Zusammenbringung einer kunst- und <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0189" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/124339"/> <p xml:id="ID_508" prev="#ID_507"> schlagen ein früheres Ende bereitet, daß das alte schöne Rathhaus, welches<lb/> seit vielen Jahren vernachlässigt, seinem Ruin nahe war, in würdigster Weise<lb/> zu alter Pracht und Herrlichkeit wieder hergestellt wurde. Wo einzelne<lb/> Theile eines schönen Ganzen fehlten, wurden sie genau in der älteren Technik<lb/> wieder ergänzt, andere Räume wie der große Empfangssaal im Charakter<lb/> des Vorhandenen ganz neu hergestellt. In sehr passender und praktischer<lb/> Weise wurden dazu kunstvolle Fragmente aus alter Zeit, welche bisher in<lb/> den wüsten Räumen des ehemaligen Franziskaner-Klosters, dem sogenannten<lb/> „Danziger Museum" ungeordnet umherlagen, verwendet. Besonders pracht¬<lb/> reich und ein Werk ersten Ranges ist der genau in alter Weise hergestellte<lb/> „Rothe Saal." Das sehr reiche und werthvolle Archiv erhielt ein sicheres<lb/> und bequemeres Local.</p><lb/> <p xml:id="ID_509"> Da aber die Kunstdenkmale auch in historischer Beziehung oft noch<lb/> viel wichtiger sind als geschriebene Urkunden, aus ihnen der Geist der Zeit<lb/> viel deutlicher hervorleuchtet als aus verstaubten Papieren, dieselben außerdem<lb/> aber auch noch einen nicht zu übersehenden, bedeutenden pecuniären Werth<lb/> besitzen, erscheint es als Pflicht, auch ihnen, die bisher meist nur Privatleuten<lb/> überlassen waren, eine würdige Stätte in einem Stadt-Museum zu bereiten.<lb/> Sie sind es, welche den Ruhm einer Stadt auf alle künftigen Zeiten tragen.</p><lb/> <p xml:id="ID_510" next="#ID_511"> Nach dieser Richtung d. h. der Zusammenbringung einer kunst- und<lb/> culturhistorischen Sammlung trotz unendlicher Schwierigkeiten mit seltenster<lb/> Ausdauer Hingewirkt zu haben ist das Verdienst des Bildhauers R. Freitag,<lb/> welcher nach einem 27jährigen Aufenthalt in Rom und Neapel (besonders<lb/> Pompeji) nach Danzig übersiedelte, hier alsbald die Ruine des ehemaligen<lb/> Franziskaner-Klosters ohne jede juridische Berechtigung dazu in Beschlag<lb/> nahm, vor allen ihr drohenden Gefahren zu schützen wußte und darin allerlei<lb/> einzelne Bestandtheile, zum Theil von sehr schlechter Erhaltung und oft von<lb/> zweifelhaftem Werth, für ein kunst. und eulturhistorisches Museum aufstellte.<lb/> Trotz der angegebenen für den beabsichtigten Zweck sehr geeigneten Eigen¬<lb/> schaften, war Freitag doch nicht der Mann, sein Ziel zu erreichen. Auch hier<lb/> erst mußte der Oberbürgermeister v. Winter unter Beihilfe edler Männer<lb/> thätig ^eingreifen, um die Sache des Künstlers und der Kunst zu einem erfreu¬<lb/> lichen Ziele zu führen. Nachdem die Stadt die Gebäude des Klosters unter<lb/> erschwerenden Bedingungen übernommen hatte, begann sofort ein Re¬<lb/> staurationsbau, der trotz mancher Fehler im Allgemeinen zu billigen sein<lb/> dürste. Kürzlich haben nun die Erben des verstorbenen Kaufmann C. G.<lb/> Klose 60,000 Thlr. zum Zwecke der Anlage eines würdigen Museums in<lb/> den alten Klostergebäuden geschenkt. Ein Theil des Geldes soll zum Ausbau<lb/> der Räume, womit der Stadtbaurath Licht betraut ist, ein anderer Theil<lb/> zum Ankauf von Kunstwerken verwendet werden. Als erstes Stück ist sür</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0189]
schlagen ein früheres Ende bereitet, daß das alte schöne Rathhaus, welches
seit vielen Jahren vernachlässigt, seinem Ruin nahe war, in würdigster Weise
zu alter Pracht und Herrlichkeit wieder hergestellt wurde. Wo einzelne
Theile eines schönen Ganzen fehlten, wurden sie genau in der älteren Technik
wieder ergänzt, andere Räume wie der große Empfangssaal im Charakter
des Vorhandenen ganz neu hergestellt. In sehr passender und praktischer
Weise wurden dazu kunstvolle Fragmente aus alter Zeit, welche bisher in
den wüsten Räumen des ehemaligen Franziskaner-Klosters, dem sogenannten
„Danziger Museum" ungeordnet umherlagen, verwendet. Besonders pracht¬
reich und ein Werk ersten Ranges ist der genau in alter Weise hergestellte
„Rothe Saal." Das sehr reiche und werthvolle Archiv erhielt ein sicheres
und bequemeres Local.
Da aber die Kunstdenkmale auch in historischer Beziehung oft noch
viel wichtiger sind als geschriebene Urkunden, aus ihnen der Geist der Zeit
viel deutlicher hervorleuchtet als aus verstaubten Papieren, dieselben außerdem
aber auch noch einen nicht zu übersehenden, bedeutenden pecuniären Werth
besitzen, erscheint es als Pflicht, auch ihnen, die bisher meist nur Privatleuten
überlassen waren, eine würdige Stätte in einem Stadt-Museum zu bereiten.
Sie sind es, welche den Ruhm einer Stadt auf alle künftigen Zeiten tragen.
Nach dieser Richtung d. h. der Zusammenbringung einer kunst- und
culturhistorischen Sammlung trotz unendlicher Schwierigkeiten mit seltenster
Ausdauer Hingewirkt zu haben ist das Verdienst des Bildhauers R. Freitag,
welcher nach einem 27jährigen Aufenthalt in Rom und Neapel (besonders
Pompeji) nach Danzig übersiedelte, hier alsbald die Ruine des ehemaligen
Franziskaner-Klosters ohne jede juridische Berechtigung dazu in Beschlag
nahm, vor allen ihr drohenden Gefahren zu schützen wußte und darin allerlei
einzelne Bestandtheile, zum Theil von sehr schlechter Erhaltung und oft von
zweifelhaftem Werth, für ein kunst. und eulturhistorisches Museum aufstellte.
Trotz der angegebenen für den beabsichtigten Zweck sehr geeigneten Eigen¬
schaften, war Freitag doch nicht der Mann, sein Ziel zu erreichen. Auch hier
erst mußte der Oberbürgermeister v. Winter unter Beihilfe edler Männer
thätig ^eingreifen, um die Sache des Künstlers und der Kunst zu einem erfreu¬
lichen Ziele zu führen. Nachdem die Stadt die Gebäude des Klosters unter
erschwerenden Bedingungen übernommen hatte, begann sofort ein Re¬
staurationsbau, der trotz mancher Fehler im Allgemeinen zu billigen sein
dürste. Kürzlich haben nun die Erben des verstorbenen Kaufmann C. G.
Klose 60,000 Thlr. zum Zwecke der Anlage eines würdigen Museums in
den alten Klostergebäuden geschenkt. Ein Theil des Geldes soll zum Ausbau
der Räume, womit der Stadtbaurath Licht betraut ist, ein anderer Theil
zum Ankauf von Kunstwerken verwendet werden. Als erstes Stück ist sür
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