Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semeter. I. Band.Aber Prof. I. C. S chultz hat auch noch in anderer Weise große Ver- Ein anderer Mann, der, freilich in ganz anderer Weise, in letzter Zeit Aber Prof. I. C. S chultz hat auch noch in anderer Weise große Ver- Ein anderer Mann, der, freilich in ganz anderer Weise, in letzter Zeit <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0188" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/124338"/> <p xml:id="ID_506"> Aber Prof. I. C. S chultz hat auch noch in anderer Weise große Ver-<lb/> dienste um den Ruhm seiner schönen Vaterstadt sich erworben. Er hat nicht<lb/> nur eine Anzahl der schönsten Prospecte Danzigs, Ansichten der Straßen,<lb/> aus dem Innern der Kirchen und des Rathhauses:c. in Oel gemalt, sondern<lb/> er hat auch in einem großen Kupferwerk „Danzig und seine Bauwerke in<lb/> malerischen Originalradirungen" (34 Blatt in größtem Folio) die schönsten<lb/> und interessantesten Ansichten, so zu sagen die ganze charaktervolle und höchst<lb/> malerische Physiognomie der Stadt) in meisterhafter Weise dargestellt. Er<lb/> erfüllte damit einen dreifachen Zweck, indem er seinen Landsleuten den künst¬<lb/> lerischen Werth ihres Besitzthums anschaulicher vorführte, indem er die ge¬<lb/> bildete Welt auch in weitern Kreisen auf den hohen Werth Danzigs auf¬<lb/> merksam machte, und indem er das, was zerstört oder verschleppt wurde, we¬<lb/> nigstens im Bilde der dankbaren Nachwelt erhielt. Fünfundzwanzig Jahre<lb/> lang hat der Künstler mit aller Liebe und vielen Opfern an diesem seinem<lb/> eigentlichen Lebenswerk gearbeitet, hat zweimal zu neuen Fortsetzungen des¬<lb/> selben sich entschlossen, — denn Danzig ist an malerischen Motiven unerschöpf¬<lb/> lich — hat es nun aber, durch den geringen Erfolg seiner Bemühungen<lb/> während der letzten Jahre und durch Undank muthlos gemacht, doch für ab¬<lb/> geschlossen erklärt. Weil seine Mappen aber noch eine Fülle schöner Zeich¬<lb/> nungen, namentlich auch aus Italien enthalten, entschloß der unermüdlich<lb/> thätige Künstler auf Zureden seiner Freunde sich noch zur Herausgabe eines<lb/> neuen, kleinern, mehr für seine Freunde bestimmten Werkes, welches unter<lb/> dem Titel ,,1ulei trutti" gleichfalls in malerischen Radirungen eine Samm¬<lb/> lung Ansichten aus Italien, Süddeutschland, aus Preußen und besonders<lb/> aus Danzig bringt, die dem Künstler die erwünschte Gelegenheit bietet,<lb/> uns immer wieder noch mit poetischen Bildern aus alter Zeit zu erfreuen.<lb/> Möchte der treffliche Mann, der während feines langen thatenreichen Lebens<lb/> stets für das Edle und Schöne gekämpft hat, dessen Verdienste um die Stadt<lb/> Danzig er selbst für künftige Zeiten gleichsam in Erz gegraben hat, uns<lb/> noch recht lange in gleicher Frische des Geistes erhalten bleiben! —</p><lb/> <p xml:id="ID_507" next="#ID_508"> Ein anderer Mann, der, freilich in ganz anderer Weise, in letzter Zeit<lb/> auf die Physiognomie der Stadt Danzig eingewirkt hat, ist der Oberbürger¬<lb/> meister der Stadt, Geheimer Rath v. Winter, ein hochgebildeter, umsich¬<lb/> tiger, energisch thätiger Mann von vielem Geschmack. Er hat während der<lb/> kurzen Zeit seiner vielfach angefeindeten Herrschaft sehr viel des Guten ge¬<lb/> than und thut es noch fortwährend. Er sorgt für den Neubau würdiger<lb/> öffentlicher Gebäude, Schulen, Brücken, Leihamt, Sparcasse !c., welche bisher<lb/> viel zu sehr vernachlässigt waren. Er hat nach vielen Kämpfen es durch¬<lb/> gesetzt, daß Danzig, als erste Stadt der Provinz Preußen, mit Wasserleitung<lb/> und Canalisirung versehen wird, deren Ausführung leider manchen Bei-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0188]
Aber Prof. I. C. S chultz hat auch noch in anderer Weise große Ver-
dienste um den Ruhm seiner schönen Vaterstadt sich erworben. Er hat nicht
nur eine Anzahl der schönsten Prospecte Danzigs, Ansichten der Straßen,
aus dem Innern der Kirchen und des Rathhauses:c. in Oel gemalt, sondern
er hat auch in einem großen Kupferwerk „Danzig und seine Bauwerke in
malerischen Originalradirungen" (34 Blatt in größtem Folio) die schönsten
und interessantesten Ansichten, so zu sagen die ganze charaktervolle und höchst
malerische Physiognomie der Stadt) in meisterhafter Weise dargestellt. Er
erfüllte damit einen dreifachen Zweck, indem er seinen Landsleuten den künst¬
lerischen Werth ihres Besitzthums anschaulicher vorführte, indem er die ge¬
bildete Welt auch in weitern Kreisen auf den hohen Werth Danzigs auf¬
merksam machte, und indem er das, was zerstört oder verschleppt wurde, we¬
nigstens im Bilde der dankbaren Nachwelt erhielt. Fünfundzwanzig Jahre
lang hat der Künstler mit aller Liebe und vielen Opfern an diesem seinem
eigentlichen Lebenswerk gearbeitet, hat zweimal zu neuen Fortsetzungen des¬
selben sich entschlossen, — denn Danzig ist an malerischen Motiven unerschöpf¬
lich — hat es nun aber, durch den geringen Erfolg seiner Bemühungen
während der letzten Jahre und durch Undank muthlos gemacht, doch für ab¬
geschlossen erklärt. Weil seine Mappen aber noch eine Fülle schöner Zeich¬
nungen, namentlich auch aus Italien enthalten, entschloß der unermüdlich
thätige Künstler auf Zureden seiner Freunde sich noch zur Herausgabe eines
neuen, kleinern, mehr für seine Freunde bestimmten Werkes, welches unter
dem Titel ,,1ulei trutti" gleichfalls in malerischen Radirungen eine Samm¬
lung Ansichten aus Italien, Süddeutschland, aus Preußen und besonders
aus Danzig bringt, die dem Künstler die erwünschte Gelegenheit bietet,
uns immer wieder noch mit poetischen Bildern aus alter Zeit zu erfreuen.
Möchte der treffliche Mann, der während feines langen thatenreichen Lebens
stets für das Edle und Schöne gekämpft hat, dessen Verdienste um die Stadt
Danzig er selbst für künftige Zeiten gleichsam in Erz gegraben hat, uns
noch recht lange in gleicher Frische des Geistes erhalten bleiben! —
Ein anderer Mann, der, freilich in ganz anderer Weise, in letzter Zeit
auf die Physiognomie der Stadt Danzig eingewirkt hat, ist der Oberbürger¬
meister der Stadt, Geheimer Rath v. Winter, ein hochgebildeter, umsich¬
tiger, energisch thätiger Mann von vielem Geschmack. Er hat während der
kurzen Zeit seiner vielfach angefeindeten Herrschaft sehr viel des Guten ge¬
than und thut es noch fortwährend. Er sorgt für den Neubau würdiger
öffentlicher Gebäude, Schulen, Brücken, Leihamt, Sparcasse !c., welche bisher
viel zu sehr vernachlässigt waren. Er hat nach vielen Kämpfen es durch¬
gesetzt, daß Danzig, als erste Stadt der Provinz Preußen, mit Wasserleitung
und Canalisirung versehen wird, deren Ausführung leider manchen Bei-
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