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Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. II. Band.

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geschah im Juli; zwei Monate später, am 21. September starb Schikaneder
im Irrsinn. -- Andere Operetten: die Theeblüthe (v. Lecocq), Meister Puff
(von Zaytz), Flotte Bursche (von Suppe"), die Schrecken des Kriegs spor
Cosel), der Däumling (von Rille). Wittwe Gropin, Zilda (von Flotow),
Dr. Faust M. (von Heros'e) brachten es mehr oder minder nicht über einen
Anstandserfolg. In Marie Geistinger. Albertine Ständer, Finau und Fischer,
Swoboda, Szika, Friese, Rott besitzt diese Bühne allerdings ein Personal,
das die Würze der Offenbachiaden hervorzuheben versteht. Die Direktion
dieses Theaters haben seit Juli 1869 Marie Geistinger, die bekannte Schau¬
spielerin, und Max Steiner übernommen, nachdem deren Vorgänger, Strampfer,
sich als wohlhabender Mann zurückgezogen hatte.

Das Carltheater unter der thätigen Direction Ascher's gönnt der Opperette
weniger Spielraum. Seit Januar 1869 wurden hier aufgeführt: Todo,
Monsieur und Madame Denis, Tulipatan, Hanni weint und Hansi lacht,
Pariser Leben, Lieschen und Fritzchen, Seufzerbrücke, Kakadu. (Verd-Verd),
die Damen der Halle, sämmtlich von Offenbach. Der Erfolg auf dieser
Bühne beruht hauptsächlich auf tüchtigem Zusammenspiel. Fräulein Minna
Wagner, Frau Grobecker, der Tenor Eppich sind hier die besten Kräfte.
Eine kurze Episode bildeten die Opernvorstellungen im August vorigen Jahres,
wobei Sont heim aus Stuttgart und Fräulein Hänisch aus Dresden als
Gäste mitwirkten. Martha, Postillon und gemischte Vorstellungen (Othello,
Jüdin) waren an zwölf Abenden bedeutend genug, um 10,200 si. als Sont-
heim's Einnahmeantheil herauszuschlagen.

Wir wenden uns nun den Concerten zu, mit den Vereinen beginnend.
Die Gesellschaft der Musikfreunde war mit ihrem an den Ufern der
Wien, in gleicher Linie mit dem Künstlerhaus und der Handelsacademie ge¬
legenen neuen Hause so weit vorgeschritten, daß sie am 4. Oct. 1869 die
Lehrzimmer des Conservatoriums eröffnen konnte. Die Schlußsteinlegung
des neuen Gebäudes wurde in üblich feierlicher Weise am L. Jan. 1870
durch den Kaiser vollzogen; Tags darauf fand das erste Concert im großen
Saale statt. Am 19. Januar wurde auch der kleinere Saal mit dem letzten
Concert der Frau Schumann eröffnet. Wenige Stunden darauf, um Mitter¬
nacht, brach in der unteren Garderobe Feuer aus, das einen Theil der
Gänge und die größere Hälfte des großen Saales hart mitnahm. Die
Wiederherstellung erforderte Wochen und es mußten die meisten Concerte und
projectirten Ballfeste einstweilen aufgegeben werden. Ueber die Pracht des
Hauses und namentlich der beiden in Gold und Farben sich förmlich baden¬
den Säle ist vieles geschrieben worden. Manche ziehen das einfachere, aber
solider sich repräsentirende Nachbarhaus der Künstler vor und denken be¬
sorgt an die kostspielige Erhaltung der verschwenderischen Ausschmückungen.


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geschah im Juli; zwei Monate später, am 21. September starb Schikaneder
im Irrsinn. — Andere Operetten: die Theeblüthe (v. Lecocq), Meister Puff
(von Zaytz), Flotte Bursche (von Suppe"), die Schrecken des Kriegs spor
Cosel), der Däumling (von Rille). Wittwe Gropin, Zilda (von Flotow),
Dr. Faust M. (von Heros'e) brachten es mehr oder minder nicht über einen
Anstandserfolg. In Marie Geistinger. Albertine Ständer, Finau und Fischer,
Swoboda, Szika, Friese, Rott besitzt diese Bühne allerdings ein Personal,
das die Würze der Offenbachiaden hervorzuheben versteht. Die Direktion
dieses Theaters haben seit Juli 1869 Marie Geistinger, die bekannte Schau¬
spielerin, und Max Steiner übernommen, nachdem deren Vorgänger, Strampfer,
sich als wohlhabender Mann zurückgezogen hatte.

Das Carltheater unter der thätigen Direction Ascher's gönnt der Opperette
weniger Spielraum. Seit Januar 1869 wurden hier aufgeführt: Todo,
Monsieur und Madame Denis, Tulipatan, Hanni weint und Hansi lacht,
Pariser Leben, Lieschen und Fritzchen, Seufzerbrücke, Kakadu. (Verd-Verd),
die Damen der Halle, sämmtlich von Offenbach. Der Erfolg auf dieser
Bühne beruht hauptsächlich auf tüchtigem Zusammenspiel. Fräulein Minna
Wagner, Frau Grobecker, der Tenor Eppich sind hier die besten Kräfte.
Eine kurze Episode bildeten die Opernvorstellungen im August vorigen Jahres,
wobei Sont heim aus Stuttgart und Fräulein Hänisch aus Dresden als
Gäste mitwirkten. Martha, Postillon und gemischte Vorstellungen (Othello,
Jüdin) waren an zwölf Abenden bedeutend genug, um 10,200 si. als Sont-
heim's Einnahmeantheil herauszuschlagen.

Wir wenden uns nun den Concerten zu, mit den Vereinen beginnend.
Die Gesellschaft der Musikfreunde war mit ihrem an den Ufern der
Wien, in gleicher Linie mit dem Künstlerhaus und der Handelsacademie ge¬
legenen neuen Hause so weit vorgeschritten, daß sie am 4. Oct. 1869 die
Lehrzimmer des Conservatoriums eröffnen konnte. Die Schlußsteinlegung
des neuen Gebäudes wurde in üblich feierlicher Weise am L. Jan. 1870
durch den Kaiser vollzogen; Tags darauf fand das erste Concert im großen
Saale statt. Am 19. Januar wurde auch der kleinere Saal mit dem letzten
Concert der Frau Schumann eröffnet. Wenige Stunden darauf, um Mitter¬
nacht, brach in der unteren Garderobe Feuer aus, das einen Theil der
Gänge und die größere Hälfte des großen Saales hart mitnahm. Die
Wiederherstellung erforderte Wochen und es mußten die meisten Concerte und
projectirten Ballfeste einstweilen aufgegeben werden. Ueber die Pracht des
Hauses und namentlich der beiden in Gold und Farben sich förmlich baden¬
den Säle ist vieles geschrieben worden. Manche ziehen das einfachere, aber
solider sich repräsentirende Nachbarhaus der Künstler vor und denken be¬
sorgt an die kostspielige Erhaltung der verschwenderischen Ausschmückungen.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341811_123619/457>, abgerufen am 18.12.2024.