Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. II. Band.geht, einen König und einen Stammgott, welche mit den Königen und Auch die Buchstabenformen der deutlichen und bequem lesbaren Schrift Die hier benutzte Schrift von Theodor Rottele gibt willkommene Ver¬ geht, einen König und einen Stammgott, welche mit den Königen und Auch die Buchstabenformen der deutlichen und bequem lesbaren Schrift Die hier benutzte Schrift von Theodor Rottele gibt willkommene Ver¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0242" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/123862"/> <p xml:id="ID_749" prev="#ID_748"> geht, einen König und einen Stammgott, welche mit den Königen und<lb/> Göttern der Nachbarn im Krieg liegen. Das Königshaus des Mesa von<lb/> Moab im Streit gegen die königliche Familie Omri von Israel, Gott Kamos<lb/> gegen Gott Jave (Jehova) bald Sieger, bald besiegt, als Siegverleiher ge¬<lb/> winnt der Stammgott Gehorsam und ihm zum-Wohlgefallen werden die ge¬<lb/> fangenen Feinde getödtet.</p><lb/> <p xml:id="ID_750"> Auch die Buchstabenformen der deutlichen und bequem lesbaren Schrift<lb/> versprechen als eine neue Grundlage für weitere Forschungen zu dienen.<lb/> Ihre Übertragung in die griechische Sprache und ihr Eindringen zu den<lb/> Nordvölkern, zu Germanen und Celten, werden fortan das Thema neuer<lb/> Hypothesen und Untersuchungen werden. Die Gleichheit einzelner Buch¬<lb/> staben des Königs Mesa mit Runen der Nordvölker wird auf die Dauer<lb/> schwerlich für zufällig gelten und der Ursprung der Runenzeichen bei den<lb/> Nordseevölkern nicht als späte Formung der germanischen und celtischen Zeichen<lb/> aus lateinischen Buchstaben gedeutet werden können.</p><lb/> <p xml:id="ID_751"> Die hier benutzte Schrift von Theodor Rottele gibt willkommene Ver¬<lb/> anlassung an eine frühere Arbeit des verdienstvollen Gelehrten zu erinnern,<lb/> von welcher einzelne Abschnitte zuerst in diesem Blatt den Beifall der Leser<lb/> fanden, und seit ihrer Verarbeitung zu einem selbständigen Buche, wie uns<lb/> scheint, zwar Anerkennung, aber nicht ganz die weite Verbreitung gefunden<lb/> haben, die ihnen so sehr zu wünschen ist. Das Buch: „Die alttestamentarische<lb/> Literatur" entspricht ganz ausgezeichnet einem Bedürfniß der Gegenwart.<lb/> Dasselbe bespricht in eingehender, und im besten Sinne des Wortes populärer<lb/> Weise den Ursprung und die Geschichte der einzelnen Schriftwerke, welche als<lb/> Bücher des alten Testamentes in unserer Bibel vereinigt sind, oder von dem<lb/> Canon ausgeschieden wurden. Das Dargestellte sind die Resultate wissenschaftlicher<lb/> Untersuchungen der Gegenwart, zum Theil Gewinn der eigenen Forschungen<lb/> des Verfassers, nicht getrübt und verdorben durch orthodoxe Unfreiheit. Die<lb/> geschichtlichen Bücher, von den beiden Schöpfungsberichten bis zu den Makka-<lb/> bäern, die poetischen Erzählungen: Ruth. Jona, Esther, Judith, Tobie und<lb/> Artsteas, die Lyrik, die Lehrdichtung, die Prophetie, die Apokalypse«, Zusam-<lb/> fügung des biblischen Canons und älteste Uebersetzungen werden nach ihrer<lb/> geschichtlichen Entstehung, ihrem historischen und poetischen Werth und der<lb/> kritischen Beschaffenheit ihres Textes übersichtlich dargestellt. Auf verhältni߬<lb/> mäßig wenig Bogen ist hier von einer gewissenhaften und Vorurtheilsfreien<lb/> Autorität eine Fülle von Belehrung gegeben. Wir meinen, daß Jedermann,<lb/> Christ und Jude, den Wunsch haben sollte, sich über die Bücher, deren Inhalt<lb/> ihm von der Kindheit her ehrwürdig und vertraut ist, auch das Wissen zu<lb/> erwerben, welches der Scharfblick und der unbestechliche Wahrheitssinn unserer<lb/> bedeutendsten Gelehrten gewonnen hat.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0242]
geht, einen König und einen Stammgott, welche mit den Königen und
Göttern der Nachbarn im Krieg liegen. Das Königshaus des Mesa von
Moab im Streit gegen die königliche Familie Omri von Israel, Gott Kamos
gegen Gott Jave (Jehova) bald Sieger, bald besiegt, als Siegverleiher ge¬
winnt der Stammgott Gehorsam und ihm zum-Wohlgefallen werden die ge¬
fangenen Feinde getödtet.
Auch die Buchstabenformen der deutlichen und bequem lesbaren Schrift
versprechen als eine neue Grundlage für weitere Forschungen zu dienen.
Ihre Übertragung in die griechische Sprache und ihr Eindringen zu den
Nordvölkern, zu Germanen und Celten, werden fortan das Thema neuer
Hypothesen und Untersuchungen werden. Die Gleichheit einzelner Buch¬
staben des Königs Mesa mit Runen der Nordvölker wird auf die Dauer
schwerlich für zufällig gelten und der Ursprung der Runenzeichen bei den
Nordseevölkern nicht als späte Formung der germanischen und celtischen Zeichen
aus lateinischen Buchstaben gedeutet werden können.
Die hier benutzte Schrift von Theodor Rottele gibt willkommene Ver¬
anlassung an eine frühere Arbeit des verdienstvollen Gelehrten zu erinnern,
von welcher einzelne Abschnitte zuerst in diesem Blatt den Beifall der Leser
fanden, und seit ihrer Verarbeitung zu einem selbständigen Buche, wie uns
scheint, zwar Anerkennung, aber nicht ganz die weite Verbreitung gefunden
haben, die ihnen so sehr zu wünschen ist. Das Buch: „Die alttestamentarische
Literatur" entspricht ganz ausgezeichnet einem Bedürfniß der Gegenwart.
Dasselbe bespricht in eingehender, und im besten Sinne des Wortes populärer
Weise den Ursprung und die Geschichte der einzelnen Schriftwerke, welche als
Bücher des alten Testamentes in unserer Bibel vereinigt sind, oder von dem
Canon ausgeschieden wurden. Das Dargestellte sind die Resultate wissenschaftlicher
Untersuchungen der Gegenwart, zum Theil Gewinn der eigenen Forschungen
des Verfassers, nicht getrübt und verdorben durch orthodoxe Unfreiheit. Die
geschichtlichen Bücher, von den beiden Schöpfungsberichten bis zu den Makka-
bäern, die poetischen Erzählungen: Ruth. Jona, Esther, Judith, Tobie und
Artsteas, die Lyrik, die Lehrdichtung, die Prophetie, die Apokalypse«, Zusam-
fügung des biblischen Canons und älteste Uebersetzungen werden nach ihrer
geschichtlichen Entstehung, ihrem historischen und poetischen Werth und der
kritischen Beschaffenheit ihres Textes übersichtlich dargestellt. Auf verhältni߬
mäßig wenig Bogen ist hier von einer gewissenhaften und Vorurtheilsfreien
Autorität eine Fülle von Belehrung gegeben. Wir meinen, daß Jedermann,
Christ und Jude, den Wunsch haben sollte, sich über die Bücher, deren Inhalt
ihm von der Kindheit her ehrwürdig und vertraut ist, auch das Wissen zu
erwerben, welches der Scharfblick und der unbestechliche Wahrheitssinn unserer
bedeutendsten Gelehrten gewonnen hat.
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