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Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. II. Band.

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Geck, Er wird von der erfreuten Mutter sogleich mit einem Haufen gesandt,
Engelmann und Almuth gefangen zu nehmen. -- 2. Scene. Vor dem
Schloß des Engelmann Zusammenkunft desselben mit Enno, welcher zu einer
Unterredung aufgefordert hat; Zank zwischen Beiden, Enno verfolgt mit dem
Schwert den waffenlosen Engelmann, bricht auf dem jungen Eis des Schlo߬
grabens ein und ertrinkt.

V.Act. I.Scene. In dem belagerten Schloß Engelmanns. Hunger
der gewordenen Landsknechte; Festigkeit und tapferer Sinn der Almuth.
Engelmann und die Geliebte beschließen, daß er entfliehen soll, nachdem ihm
die Geliebte angetraut worden. -- 2. Scene. Vor dem Schloß. Almuth
und Engelmann als Vermählte aus der Kapelle, ahnungsvolle schmerzliche
Trennung der Gatten. Uebergabe des Schlosses an die Gräflichen. Abzug
der Landsknechte. Die Gräfin und Almuth treten einander feindselig gegen¬
über, Hero Mauritz berichtet, daß Engelmann gerettet ist, sucht vergebens
zu vermitteln; Häuptling Jto berichtet, daß er Engelmann getödtet hat;
die trauernde Almuth wird in den Kerker abgeführt; ein Bote bringt die
neue Trauerkunde, daß Gela vor Gram gestorben sei. Die stolze Gräfin
steht allein.


Gräfin.

Ich blieb auf meinem Sinne stehen --


Hero Mauritz.

Du stehst

Auf Deiner Kinder Leichen, Theta, Theta!
Geschieht ein Wunder? Wird Dein Auge naß?
Du brauchst Dich dieser Thräne nicht zu schämen:
Sie söhnt Dich, Schwester, mit der Menschheit aus!

Schon dies sacrarium läßt erkennen, daß in dem Stück die epische
Schilderung der Begebenheiten einen großen Raum einnimmt. Das stellt
sich auch äußerlich durch den häufigen Scenenwechsel dar. Der I. IV. V. Act
sind je zweimal, der II. und III. Act gar dreimal durch Veränderung der Scene
gebrochen. Einige dieser Störungen lassen sich ohne Weiteres beseitigen, die
Brechung im I. Acte ist unnöthig, die Häuptlinge könnten am Schluß des
Actes im Schlosse selbst auftreten, ja die ganze Scene, auch die zwischen Gerd
und dem Juden darf ohne Schaden für die Handlung wegbleiben, da die
nächste Scene Anfang des II. Actes dieselben Stimmungen in Steigerung dar¬
stellt. Auch die 2. Scene des II. Actes kann um so eher gestrichen werden,
da die thatlose Haltung der Gräfin gegenüber der zusammenberufenen Volks¬
gemeinde nicht vortheilhaft wirkt. Ferner ist möglich, die 1. Scene des
III. Actes zu tilgen, indem die kleinen Motive und die kurze Unterredung


Geck, Er wird von der erfreuten Mutter sogleich mit einem Haufen gesandt,
Engelmann und Almuth gefangen zu nehmen. — 2. Scene. Vor dem
Schloß des Engelmann Zusammenkunft desselben mit Enno, welcher zu einer
Unterredung aufgefordert hat; Zank zwischen Beiden, Enno verfolgt mit dem
Schwert den waffenlosen Engelmann, bricht auf dem jungen Eis des Schlo߬
grabens ein und ertrinkt.

V.Act. I.Scene. In dem belagerten Schloß Engelmanns. Hunger
der gewordenen Landsknechte; Festigkeit und tapferer Sinn der Almuth.
Engelmann und die Geliebte beschließen, daß er entfliehen soll, nachdem ihm
die Geliebte angetraut worden. — 2. Scene. Vor dem Schloß. Almuth
und Engelmann als Vermählte aus der Kapelle, ahnungsvolle schmerzliche
Trennung der Gatten. Uebergabe des Schlosses an die Gräflichen. Abzug
der Landsknechte. Die Gräfin und Almuth treten einander feindselig gegen¬
über, Hero Mauritz berichtet, daß Engelmann gerettet ist, sucht vergebens
zu vermitteln; Häuptling Jto berichtet, daß er Engelmann getödtet hat;
die trauernde Almuth wird in den Kerker abgeführt; ein Bote bringt die
neue Trauerkunde, daß Gela vor Gram gestorben sei. Die stolze Gräfin
steht allein.


Gräfin.

Ich blieb auf meinem Sinne stehen —


Hero Mauritz.

Du stehst

Auf Deiner Kinder Leichen, Theta, Theta!
Geschieht ein Wunder? Wird Dein Auge naß?
Du brauchst Dich dieser Thräne nicht zu schämen:
Sie söhnt Dich, Schwester, mit der Menschheit aus!

Schon dies sacrarium läßt erkennen, daß in dem Stück die epische
Schilderung der Begebenheiten einen großen Raum einnimmt. Das stellt
sich auch äußerlich durch den häufigen Scenenwechsel dar. Der I. IV. V. Act
sind je zweimal, der II. und III. Act gar dreimal durch Veränderung der Scene
gebrochen. Einige dieser Störungen lassen sich ohne Weiteres beseitigen, die
Brechung im I. Acte ist unnöthig, die Häuptlinge könnten am Schluß des
Actes im Schlosse selbst auftreten, ja die ganze Scene, auch die zwischen Gerd
und dem Juden darf ohne Schaden für die Handlung wegbleiben, da die
nächste Scene Anfang des II. Actes dieselben Stimmungen in Steigerung dar¬
stellt. Auch die 2. Scene des II. Actes kann um so eher gestrichen werden,
da die thatlose Haltung der Gräfin gegenüber der zusammenberufenen Volks¬
gemeinde nicht vortheilhaft wirkt. Ferner ist möglich, die 1. Scene des
III. Actes zu tilgen, indem die kleinen Motive und die kurze Unterredung


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_121754/37>, abgerufen am 22.07.2024.