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Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. I. Band.

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über die Schritte freuen, die Sie gemeinschaftlich mit dem Herrn Landgrafen
von Cassel zur möglichen Rettung unseres Vaterlandes gethan haben; ich er-
kenne mit dem Gefühl des aufrichtigsten Dankes die wahre patriotische Mühe,
die Sie Sich in dieser Angelegenheit gegeben haben und verehre die vortreff-
liche Absicht, in welcher Sie die gegen das einreißende furchtbare Uebel zu
treffenden Anstalten in Vorschlag gebracht haben. Sie erlauben mir aber,
mein theuerster Freund, daß ich über die mir deßhalb mitgetheilte Eröffnung
Ihnen meine Gedanken mit der Offenherzigkeit vorlegen darf, zu der mich
Ihre mir geschenkte Freundschaft auffordert und daß ich über die ganze An¬
gelegenheit Ihnen meine Meynung ausführlich entwickeln darf.

Niemand, mein theuerster Freund, kann sehnlicher wünschen als ich,
daß endlich einmal zweckmäßige Schritte zur Rettung Teutschlands gethan
werden mögen, sowie auch Niemand bereitwilliger seyn kann, jeden dazu ab-
zweckenden Maßregeln beyzutreten. Die Lage der teutschen Fürsten ist in
diesem Augenblick mehr als jemals bedenklich und das Interesse der vor¬
liegenden Fürsten erfordert nicht viel mehr kraftvolle Thätigkeit als das¬
jenige der vorerst noch sicher scheinenden Stände, um sich mit gemeinschaft¬
lichem Nachdruck gegen ihre innern und äußern Feinde zu schützen; meine
eigene Sicherheit wird mich daher mit Vergnügen jedem Mittel beytreten
machen, wodurch die Sicherheit und das Beste des Reichs auf eine wirklich
ersprießliche Art befördert werden könne; dieser Versicherung, theuerster Freund,
werden Sie um so eher Glauben beymessen, da Ihnen nicht unbekannt ist,
wie lebhaft ich den kräftigsten Maßregeln, die zur Rettung Teutschlands ge¬
troffen werden, beigestimmt habe und daß ich sehr bereitwillig war, mein
Votum am Reichstag zur Stellung des Quintuvli abzulegen, obgleich dieses
ergriffene Rettungsmittel mich und mein Land in nicht geringe Verlegenheit
setzt. Ich kann Ihnen sogar nicht bergen, daß die Stellung dieses Quin¬
tuvli für mein Land eine so große und seine Kräfte so sehr erschöpfende Be¬
schwerde ist, daß ich die Möglichkeit einer noch größeren Anstrengung nicht
einsehen kann.

Aus Ihre Aufforderung, mein theuerster Freund, mich bey den übrigen
herzoglich sächsischen Häusern dahin zu verwenden, daß sie einem Bund bey¬
treten, der diesen wichtigen Zweck zum Gegenstand hat. habe ich nicht ange¬
standen, alles nöthige deßhalb an Gotha zu eröffnen; an die übrigen habe
aber nichts können gelangen lassen, denn da sie "is Nebenlinien von Gotha
angesehen werden, so erfordert das Herkommen, daß Gotha ihnen solche An¬
gelegenheiten mittheilt. Diese nöthigen Communicationen in dem Gesammt¬
baus verhindern mich. Ihnen schon jetzt eine entscheidende Antwort auf Ihre
freundschaftliche Eröffnung zu ertheilen; jedoch habe ich Veranlassung, von
mehreren Herzog!, sächsischen Häusern mir sehr wenig zu versprechen, denn


über die Schritte freuen, die Sie gemeinschaftlich mit dem Herrn Landgrafen
von Cassel zur möglichen Rettung unseres Vaterlandes gethan haben; ich er-
kenne mit dem Gefühl des aufrichtigsten Dankes die wahre patriotische Mühe,
die Sie Sich in dieser Angelegenheit gegeben haben und verehre die vortreff-
liche Absicht, in welcher Sie die gegen das einreißende furchtbare Uebel zu
treffenden Anstalten in Vorschlag gebracht haben. Sie erlauben mir aber,
mein theuerster Freund, daß ich über die mir deßhalb mitgetheilte Eröffnung
Ihnen meine Gedanken mit der Offenherzigkeit vorlegen darf, zu der mich
Ihre mir geschenkte Freundschaft auffordert und daß ich über die ganze An¬
gelegenheit Ihnen meine Meynung ausführlich entwickeln darf.

Niemand, mein theuerster Freund, kann sehnlicher wünschen als ich,
daß endlich einmal zweckmäßige Schritte zur Rettung Teutschlands gethan
werden mögen, sowie auch Niemand bereitwilliger seyn kann, jeden dazu ab-
zweckenden Maßregeln beyzutreten. Die Lage der teutschen Fürsten ist in
diesem Augenblick mehr als jemals bedenklich und das Interesse der vor¬
liegenden Fürsten erfordert nicht viel mehr kraftvolle Thätigkeit als das¬
jenige der vorerst noch sicher scheinenden Stände, um sich mit gemeinschaft¬
lichem Nachdruck gegen ihre innern und äußern Feinde zu schützen; meine
eigene Sicherheit wird mich daher mit Vergnügen jedem Mittel beytreten
machen, wodurch die Sicherheit und das Beste des Reichs auf eine wirklich
ersprießliche Art befördert werden könne; dieser Versicherung, theuerster Freund,
werden Sie um so eher Glauben beymessen, da Ihnen nicht unbekannt ist,
wie lebhaft ich den kräftigsten Maßregeln, die zur Rettung Teutschlands ge¬
troffen werden, beigestimmt habe und daß ich sehr bereitwillig war, mein
Votum am Reichstag zur Stellung des Quintuvli abzulegen, obgleich dieses
ergriffene Rettungsmittel mich und mein Land in nicht geringe Verlegenheit
setzt. Ich kann Ihnen sogar nicht bergen, daß die Stellung dieses Quin¬
tuvli für mein Land eine so große und seine Kräfte so sehr erschöpfende Be¬
schwerde ist, daß ich die Möglichkeit einer noch größeren Anstrengung nicht
einsehen kann.

Aus Ihre Aufforderung, mein theuerster Freund, mich bey den übrigen
herzoglich sächsischen Häusern dahin zu verwenden, daß sie einem Bund bey¬
treten, der diesen wichtigen Zweck zum Gegenstand hat. habe ich nicht ange¬
standen, alles nöthige deßhalb an Gotha zu eröffnen; an die übrigen habe
aber nichts können gelangen lassen, denn da sie «is Nebenlinien von Gotha
angesehen werden, so erfordert das Herkommen, daß Gotha ihnen solche An¬
gelegenheiten mittheilt. Diese nöthigen Communicationen in dem Gesammt¬
baus verhindern mich. Ihnen schon jetzt eine entscheidende Antwort auf Ihre
freundschaftliche Eröffnung zu ertheilen; jedoch habe ich Veranlassung, von
mehreren Herzog!, sächsischen Häusern mir sehr wenig zu versprechen, denn


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_121220/56>, abgerufen am 28.09.2024.