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Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. I. Band.

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vertheidigen: es kommen erstaunlich viele Elsasser Bauern, die emigriren; sie
sagen alle, daß bey ihnen der democratische Theil der sehr geringere wäre.
Ein französischer General d'Urlande desertirte vor 12 Tagen hierher.

Der Obrist und Generalquartiermeister v. Grauert, der alles zusammen¬
trägt, um Charten des Kriegsschauplatzes zu sammeln, hat mich gebeten, ihm
folgende zu verschaffen:

1. die Speyerschen Forstcharten, welche bei Hinter-Weidenthal an die
Badenschen Forste angrenzen, auch an die Hanauischen, ingleichen auch über
den Sommer Hof und Saltzweg sich erstrecken,

2. alle übrige zum Bisthum Speyer gehörigen ökonomischen Vermessun¬
gen und Forstrisse, so in und an die Speyer'schen Gebirge gelegen sind.

Es versteht sich von selbst, daß diese Sachen borgweise dem:c. Grauert
anvertraut würden, damit er solche könne copiren und in die Hauptcharte
des Herzogs eintragen lassen; ich kenne Niemand der diesen Wunsch zu er¬
füllen mehr Mittel besäße wie Ew. Excellenz, indem Sie über den hoch¬
würdigsten Speyerschen Capaunen einen so gräßlichen (?) Einfluß besitzen,
daß er, auf Ihr Begehren, die Mittheilung der Charten nicht versagen
wird: quo als, so können diese Sachen an den Herzog gesendet werden,
welcher dann einen Empfang- und Schuldschein darüber ausstellen würde.
Ich erbitte mir Ihre Antwort nach Edenkoben zu adressiren. Leben Sie recht
wohl, theuerster Freund, empfehlen Sie mich dem Herrn Marggrafen, Erb¬
prinzen Und Prinzeß: schreiben Sie mir etwas über die Erscheinung zu Carls¬
ruhe; so bald ich kann, komme ich selbst wieder zu Ihnen. Prinz Ludwig
von Baden*) campirt hier, ich sehe ihn täglich. Vais et g-wer!


C. A.
8. Carl August an Edelshetm.

Da ich erfahre, daß der Prinz Louis erst heute meinen gestrigen Brief
an Ew. Excellenz abfertiget, so schreibe ich Ihnen noch diesen, um mich eines
andern Auftrages zu entledigen, den mir der Herzog ohnmitteibar gegeben
hat. Ich sagte ihm, was Sie mir neulich in Carlsruhe von dem bewußten
Charpentier erzählten: der Herzog wünscht sehr dieses Mannes habhaft zu
werden und seine Plane zu bekommen: Charpentier soll nur seine Bedin¬
gungen angeben, unter welchen er seine Person und seine Sachen ausliefern
wolle, vorausgesetzt daß auch diese Bedingung erfüllt werde werden., Der
Herzog scheint einen großen Werth auf seinen Besitz zu legen. Erzeigen Sie
mir den Gefallen, diese Unterhandlung zu übernehmen und mir gelegentlich
Antwort zukommen zu lassen. Ein Expresser bringt Ihnen, wie ich höre, meine



Der zweite Sohn Carl Friedrichs und spätere Großherzig.

vertheidigen: es kommen erstaunlich viele Elsasser Bauern, die emigriren; sie
sagen alle, daß bey ihnen der democratische Theil der sehr geringere wäre.
Ein französischer General d'Urlande desertirte vor 12 Tagen hierher.

Der Obrist und Generalquartiermeister v. Grauert, der alles zusammen¬
trägt, um Charten des Kriegsschauplatzes zu sammeln, hat mich gebeten, ihm
folgende zu verschaffen:

1. die Speyerschen Forstcharten, welche bei Hinter-Weidenthal an die
Badenschen Forste angrenzen, auch an die Hanauischen, ingleichen auch über
den Sommer Hof und Saltzweg sich erstrecken,

2. alle übrige zum Bisthum Speyer gehörigen ökonomischen Vermessun¬
gen und Forstrisse, so in und an die Speyer'schen Gebirge gelegen sind.

Es versteht sich von selbst, daß diese Sachen borgweise dem:c. Grauert
anvertraut würden, damit er solche könne copiren und in die Hauptcharte
des Herzogs eintragen lassen; ich kenne Niemand der diesen Wunsch zu er¬
füllen mehr Mittel besäße wie Ew. Excellenz, indem Sie über den hoch¬
würdigsten Speyerschen Capaunen einen so gräßlichen (?) Einfluß besitzen,
daß er, auf Ihr Begehren, die Mittheilung der Charten nicht versagen
wird: quo als, so können diese Sachen an den Herzog gesendet werden,
welcher dann einen Empfang- und Schuldschein darüber ausstellen würde.
Ich erbitte mir Ihre Antwort nach Edenkoben zu adressiren. Leben Sie recht
wohl, theuerster Freund, empfehlen Sie mich dem Herrn Marggrafen, Erb¬
prinzen Und Prinzeß: schreiben Sie mir etwas über die Erscheinung zu Carls¬
ruhe; so bald ich kann, komme ich selbst wieder zu Ihnen. Prinz Ludwig
von Baden*) campirt hier, ich sehe ihn täglich. Vais et g-wer!


C. A.
8. Carl August an Edelshetm.

Da ich erfahre, daß der Prinz Louis erst heute meinen gestrigen Brief
an Ew. Excellenz abfertiget, so schreibe ich Ihnen noch diesen, um mich eines
andern Auftrages zu entledigen, den mir der Herzog ohnmitteibar gegeben
hat. Ich sagte ihm, was Sie mir neulich in Carlsruhe von dem bewußten
Charpentier erzählten: der Herzog wünscht sehr dieses Mannes habhaft zu
werden und seine Plane zu bekommen: Charpentier soll nur seine Bedin¬
gungen angeben, unter welchen er seine Person und seine Sachen ausliefern
wolle, vorausgesetzt daß auch diese Bedingung erfüllt werde werden., Der
Herzog scheint einen großen Werth auf seinen Besitz zu legen. Erzeigen Sie
mir den Gefallen, diese Unterhandlung zu übernehmen und mir gelegentlich
Antwort zukommen zu lassen. Ein Expresser bringt Ihnen, wie ich höre, meine



Der zweite Sohn Carl Friedrichs und spätere Großherzig.
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[0054] vertheidigen: es kommen erstaunlich viele Elsasser Bauern, die emigriren; sie sagen alle, daß bey ihnen der democratische Theil der sehr geringere wäre. Ein französischer General d'Urlande desertirte vor 12 Tagen hierher. Der Obrist und Generalquartiermeister v. Grauert, der alles zusammen¬ trägt, um Charten des Kriegsschauplatzes zu sammeln, hat mich gebeten, ihm folgende zu verschaffen: 1. die Speyerschen Forstcharten, welche bei Hinter-Weidenthal an die Badenschen Forste angrenzen, auch an die Hanauischen, ingleichen auch über den Sommer Hof und Saltzweg sich erstrecken, 2. alle übrige zum Bisthum Speyer gehörigen ökonomischen Vermessun¬ gen und Forstrisse, so in und an die Speyer'schen Gebirge gelegen sind. Es versteht sich von selbst, daß diese Sachen borgweise dem:c. Grauert anvertraut würden, damit er solche könne copiren und in die Hauptcharte des Herzogs eintragen lassen; ich kenne Niemand der diesen Wunsch zu er¬ füllen mehr Mittel besäße wie Ew. Excellenz, indem Sie über den hoch¬ würdigsten Speyerschen Capaunen einen so gräßlichen (?) Einfluß besitzen, daß er, auf Ihr Begehren, die Mittheilung der Charten nicht versagen wird: quo als, so können diese Sachen an den Herzog gesendet werden, welcher dann einen Empfang- und Schuldschein darüber ausstellen würde. Ich erbitte mir Ihre Antwort nach Edenkoben zu adressiren. Leben Sie recht wohl, theuerster Freund, empfehlen Sie mich dem Herrn Marggrafen, Erb¬ prinzen Und Prinzeß: schreiben Sie mir etwas über die Erscheinung zu Carls¬ ruhe; so bald ich kann, komme ich selbst wieder zu Ihnen. Prinz Ludwig von Baden*) campirt hier, ich sehe ihn täglich. Vais et g-wer! C. A. 8. Carl August an Edelshetm. Da ich erfahre, daß der Prinz Louis erst heute meinen gestrigen Brief an Ew. Excellenz abfertiget, so schreibe ich Ihnen noch diesen, um mich eines andern Auftrages zu entledigen, den mir der Herzog ohnmitteibar gegeben hat. Ich sagte ihm, was Sie mir neulich in Carlsruhe von dem bewußten Charpentier erzählten: der Herzog wünscht sehr dieses Mannes habhaft zu werden und seine Plane zu bekommen: Charpentier soll nur seine Bedin¬ gungen angeben, unter welchen er seine Person und seine Sachen ausliefern wolle, vorausgesetzt daß auch diese Bedingung erfüllt werde werden., Der Herzog scheint einen großen Werth auf seinen Besitz zu legen. Erzeigen Sie mir den Gefallen, diese Unterhandlung zu übernehmen und mir gelegentlich Antwort zukommen zu lassen. Ein Expresser bringt Ihnen, wie ich höre, meine Der zweite Sohn Carl Friedrichs und spätere Großherzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_121220/54>, abgerufen am 01.07.2024.