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Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. I. Band.

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1. Carl August an Carl Friedrich.

Weimar, den 19. März 1785.

Den Verlust, theurer Freund, welchen Sie erlitten haben*), habe ich
lebhaft mitempfunden und Ihren Schmerz darüber recht herzlich getheilt. Möge
doch das Schicksal die vielen Bemühungen, welche Sie Sich beständig geben,
Gutes zu thun, krönen und Sie dadurch belohnen, daß es Ihnen keine fo
lebhaften Wehthaten mehr zuschicke, sondern Ihre Wünsche erfülle und die¬
jenige Freude Sie an Ihren Kindern und Kindeskindern erleben lasse, welche
sich jeder rechtschaffene Vater erwartet. Ihnen möge der jüngst empfundene
Schmerz nicht niederschlagen, sondern das Schicksal stärke Sie, und Ihr guter
Genius lasse Sie dieses ertragen, wie Sie schon mehrere Leiden erduldet
haben, ohne zu sinken und zu wanken. Die guten Jahre und Gesundheit,
in welcher sich Ihre Kinder befinden, läßt hoffen, daß der Verlust rasch wie¬
der ersetzt werde; meine Wünsche gehen dahin, daß dieses bald geschehe und
daß Sie zum Danke für so viele Freude, welche Sie Ihren Nebenmenschen
verursachen, auch Freude einernten mögen. Der Vorrath der Zufriedenheit,
welchen der Himmel gewähren kann, ist groß. Ihnen möge viel und vieles
und eben das, was sich am besten auf ihren Zustand paßt, zu Theile werden.

Seckendorf ist gestern nach Franken abgereist*"), er hat kein Creditif für
Ew. Durchlaucht, wenn sich aber die Umstände und Verhältnisse nähern (?)
sollten, so ist er berechtiget, sich ein solches geben zu lassen.

Edelsheim straft mich mit Stillschweigen.

Leben Sie wohl, sehr lieber und sehr hochgeschätzter Freund, behalten
Sie mich lieb, ich will es verdienen, indem ich mich den Guten, so sehr es
meine Erkennungs- und Annäherungskraft zuläßt, nähern will.


C. A. H. z. S.
2. Carl August an Carl Friedrich.

Darmstadt, den 6. Juny 1785.

Werthester Freund! Der G. R. v. Edelsheim, den ich vergeblich hier
erwartet habe, schrieb mir heute, daß er zu Ihnen nach Coblenz reifere, da
er mir aber vorher gesagt hatte, daß es Ihnen vielleicht nicht unangenehm seyn
würde, wenn wir uns unterwegs irgendwo sehn könnten, ich auch dieses sehr
wünschte, so will ich Ihnen folgenden Vorschlag thun.

Morgen reise ich von hier ab und halte mich in Moynz längstens bis zum
12ten oder 13ten auf, dann fahre ich zu Wasser nach Cölln und Düsseldorf;
in Cölln würde ich den 17ten oder 18ten gewiß seyn. Könnten nun Sie von




') Der Tod eines Kindes des Erbprinzen Carl Ludwig, des Sohne" Carl Friedrichs.
") In Angelegenheiten pes Fürstenbundes.
1. Carl August an Carl Friedrich.

Weimar, den 19. März 1785.

Den Verlust, theurer Freund, welchen Sie erlitten haben*), habe ich
lebhaft mitempfunden und Ihren Schmerz darüber recht herzlich getheilt. Möge
doch das Schicksal die vielen Bemühungen, welche Sie Sich beständig geben,
Gutes zu thun, krönen und Sie dadurch belohnen, daß es Ihnen keine fo
lebhaften Wehthaten mehr zuschicke, sondern Ihre Wünsche erfülle und die¬
jenige Freude Sie an Ihren Kindern und Kindeskindern erleben lasse, welche
sich jeder rechtschaffene Vater erwartet. Ihnen möge der jüngst empfundene
Schmerz nicht niederschlagen, sondern das Schicksal stärke Sie, und Ihr guter
Genius lasse Sie dieses ertragen, wie Sie schon mehrere Leiden erduldet
haben, ohne zu sinken und zu wanken. Die guten Jahre und Gesundheit,
in welcher sich Ihre Kinder befinden, läßt hoffen, daß der Verlust rasch wie¬
der ersetzt werde; meine Wünsche gehen dahin, daß dieses bald geschehe und
daß Sie zum Danke für so viele Freude, welche Sie Ihren Nebenmenschen
verursachen, auch Freude einernten mögen. Der Vorrath der Zufriedenheit,
welchen der Himmel gewähren kann, ist groß. Ihnen möge viel und vieles
und eben das, was sich am besten auf ihren Zustand paßt, zu Theile werden.

Seckendorf ist gestern nach Franken abgereist*"), er hat kein Creditif für
Ew. Durchlaucht, wenn sich aber die Umstände und Verhältnisse nähern (?)
sollten, so ist er berechtiget, sich ein solches geben zu lassen.

Edelsheim straft mich mit Stillschweigen.

Leben Sie wohl, sehr lieber und sehr hochgeschätzter Freund, behalten
Sie mich lieb, ich will es verdienen, indem ich mich den Guten, so sehr es
meine Erkennungs- und Annäherungskraft zuläßt, nähern will.


C. A. H. z. S.
2. Carl August an Carl Friedrich.

Darmstadt, den 6. Juny 1785.

Werthester Freund! Der G. R. v. Edelsheim, den ich vergeblich hier
erwartet habe, schrieb mir heute, daß er zu Ihnen nach Coblenz reifere, da
er mir aber vorher gesagt hatte, daß es Ihnen vielleicht nicht unangenehm seyn
würde, wenn wir uns unterwegs irgendwo sehn könnten, ich auch dieses sehr
wünschte, so will ich Ihnen folgenden Vorschlag thun.

Morgen reise ich von hier ab und halte mich in Moynz längstens bis zum
12ten oder 13ten auf, dann fahre ich zu Wasser nach Cölln und Düsseldorf;
in Cölln würde ich den 17ten oder 18ten gewiß seyn. Könnten nun Sie von




') Der Tod eines Kindes des Erbprinzen Carl Ludwig, des Sohne« Carl Friedrichs.
") In Angelegenheiten pes Fürstenbundes.
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[0050] 1. Carl August an Carl Friedrich. Weimar, den 19. März 1785. Den Verlust, theurer Freund, welchen Sie erlitten haben*), habe ich lebhaft mitempfunden und Ihren Schmerz darüber recht herzlich getheilt. Möge doch das Schicksal die vielen Bemühungen, welche Sie Sich beständig geben, Gutes zu thun, krönen und Sie dadurch belohnen, daß es Ihnen keine fo lebhaften Wehthaten mehr zuschicke, sondern Ihre Wünsche erfülle und die¬ jenige Freude Sie an Ihren Kindern und Kindeskindern erleben lasse, welche sich jeder rechtschaffene Vater erwartet. Ihnen möge der jüngst empfundene Schmerz nicht niederschlagen, sondern das Schicksal stärke Sie, und Ihr guter Genius lasse Sie dieses ertragen, wie Sie schon mehrere Leiden erduldet haben, ohne zu sinken und zu wanken. Die guten Jahre und Gesundheit, in welcher sich Ihre Kinder befinden, läßt hoffen, daß der Verlust rasch wie¬ der ersetzt werde; meine Wünsche gehen dahin, daß dieses bald geschehe und daß Sie zum Danke für so viele Freude, welche Sie Ihren Nebenmenschen verursachen, auch Freude einernten mögen. Der Vorrath der Zufriedenheit, welchen der Himmel gewähren kann, ist groß. Ihnen möge viel und vieles und eben das, was sich am besten auf ihren Zustand paßt, zu Theile werden. Seckendorf ist gestern nach Franken abgereist*"), er hat kein Creditif für Ew. Durchlaucht, wenn sich aber die Umstände und Verhältnisse nähern (?) sollten, so ist er berechtiget, sich ein solches geben zu lassen. Edelsheim straft mich mit Stillschweigen. Leben Sie wohl, sehr lieber und sehr hochgeschätzter Freund, behalten Sie mich lieb, ich will es verdienen, indem ich mich den Guten, so sehr es meine Erkennungs- und Annäherungskraft zuläßt, nähern will. C. A. H. z. S. 2. Carl August an Carl Friedrich. Darmstadt, den 6. Juny 1785. Werthester Freund! Der G. R. v. Edelsheim, den ich vergeblich hier erwartet habe, schrieb mir heute, daß er zu Ihnen nach Coblenz reifere, da er mir aber vorher gesagt hatte, daß es Ihnen vielleicht nicht unangenehm seyn würde, wenn wir uns unterwegs irgendwo sehn könnten, ich auch dieses sehr wünschte, so will ich Ihnen folgenden Vorschlag thun. Morgen reise ich von hier ab und halte mich in Moynz längstens bis zum 12ten oder 13ten auf, dann fahre ich zu Wasser nach Cölln und Düsseldorf; in Cölln würde ich den 17ten oder 18ten gewiß seyn. Könnten nun Sie von ') Der Tod eines Kindes des Erbprinzen Carl Ludwig, des Sohne« Carl Friedrichs. ") In Angelegenheiten pes Fürstenbundes.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_121220/50>, abgerufen am 01.07.2024.