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Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. I. Band.

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und längs des Stromes nach der Villa Magliana führende Straße, und in
der Mgna der Gebrüder Cecccirelli (zwischen dem 4. und 3. Meilenstein) jene
frühere Vigna Galletti, das heißt die Stätte des Arvalenhains richtig er¬
kannt worden. Kleine Fragmente von Inschriften, welche im Jahr 18S7
an eben dieser Stelle zum Vorschein kamen, hoben jeden Zweifel: und schon
damals wiesen manche Stimmen auf das Wünschenswert!)" und den voraus¬
sichtlichen Erfolg einer neuen methodisch unternommenen Ausgrabung hin.
Aber erst als im Sommer 1866 die Eigenthümer der Vigna bei gelegentlichen
Erdarbeiten am Fuß der antiken Grundmauern ihres Casino's eine unversehrt
erhaltene Marmortafel entdeckten, welche für Nero's Regierungszeit unge¬
ahnte Aufschlüsse brachte, erwachte der Eifer und machte den Wunsch zur
That. Die wirksame Anregung zu Ausgrabungen am genannten Orte ebenso
wie später die umsichtige Controle der Arbeiten und schließlich die Ordnung
und kundige Ausbeutung des Gefundenen, wie sie uns jetzt vorliegt, sind
wesentlich W. Herzen's Verdienst, des langjährigen Secretärs am Archäo¬
logischen Institut in Rom. Seinen Bemühungen gelang es, die Besitzer der
Vigna für eine planmäßige Ausgrabung im Namen des Instituts zu ge¬
winnen , die Jenen das Eigenthumsrecht ließ, dem Institut das Recht der
Publication sicherte. Durch die liberale Unterstützung der Königin und später
auch des Königs von Preußen wurde es möglich, die Arbeit seit dem ersten
Spatenstich (Ende April 1867) mit wenigen durch die Jahreszeit veranlaßten
Unterbrechungen eifrig zu fördern und in verhältnißmäßig kurzer Zeit
bedeutende Resultate zu erzielen.

Die Untersuchung hielt sich anfangs in der Nachbarschaft jenes Casinos,
das sich durch den antiken runden Unterbau als eines der Heiligthümer des
Urvater-Collegiums kennzeichnete. Die Funde von zahlreichen Architektur- und
Sculptur-Resten, Stücken von Carnieß, von Statuen und Reliefs, wie kleinerer
inschriftlichen Fragmente von Arvalenacten ließen daran nicht zweifeln: die
letzteren zeigten überdies in ihrer Lage, daß sie einst in chronologischer
Reihenfolge die Wände des Gebäudes geschmückt hatten. Doch entsprach die
Ausbeute den Erwartungen nicht, und man verlegte daher im Jahre 1868
die Ausgrabung auf die Anhöhe hinter dem Casino, wo die Masse der den
Boden bedeckenden Marmorstückchen längst die Aufmerksamkeit der Besitzer
geweckt hatte. Hier gerieth man auf der Höhe des Hügels bald in einen
Begräbnißplatz aus spätchristlicher Zeit, der wohl nur armen Leuten gedient
hatte: anstatt der Sarkophage fanden sich einfache Platten von Marmor
oder Terracotta zur Schließung der Gräber verwandt, und unter diesen
Platten kam denn auch eine ganze Reihe Tafeln mit Arvalenacten. theils
unversehrt, theils in trümmerhaftem Zustande zum Vorschein; darunter solche,
von denen andere Theile sich in der Umgebung des Casinos gefunden hatten;


und längs des Stromes nach der Villa Magliana führende Straße, und in
der Mgna der Gebrüder Cecccirelli (zwischen dem 4. und 3. Meilenstein) jene
frühere Vigna Galletti, das heißt die Stätte des Arvalenhains richtig er¬
kannt worden. Kleine Fragmente von Inschriften, welche im Jahr 18S7
an eben dieser Stelle zum Vorschein kamen, hoben jeden Zweifel: und schon
damals wiesen manche Stimmen auf das Wünschenswert!)« und den voraus¬
sichtlichen Erfolg einer neuen methodisch unternommenen Ausgrabung hin.
Aber erst als im Sommer 1866 die Eigenthümer der Vigna bei gelegentlichen
Erdarbeiten am Fuß der antiken Grundmauern ihres Casino's eine unversehrt
erhaltene Marmortafel entdeckten, welche für Nero's Regierungszeit unge¬
ahnte Aufschlüsse brachte, erwachte der Eifer und machte den Wunsch zur
That. Die wirksame Anregung zu Ausgrabungen am genannten Orte ebenso
wie später die umsichtige Controle der Arbeiten und schließlich die Ordnung
und kundige Ausbeutung des Gefundenen, wie sie uns jetzt vorliegt, sind
wesentlich W. Herzen's Verdienst, des langjährigen Secretärs am Archäo¬
logischen Institut in Rom. Seinen Bemühungen gelang es, die Besitzer der
Vigna für eine planmäßige Ausgrabung im Namen des Instituts zu ge¬
winnen , die Jenen das Eigenthumsrecht ließ, dem Institut das Recht der
Publication sicherte. Durch die liberale Unterstützung der Königin und später
auch des Königs von Preußen wurde es möglich, die Arbeit seit dem ersten
Spatenstich (Ende April 1867) mit wenigen durch die Jahreszeit veranlaßten
Unterbrechungen eifrig zu fördern und in verhältnißmäßig kurzer Zeit
bedeutende Resultate zu erzielen.

Die Untersuchung hielt sich anfangs in der Nachbarschaft jenes Casinos,
das sich durch den antiken runden Unterbau als eines der Heiligthümer des
Urvater-Collegiums kennzeichnete. Die Funde von zahlreichen Architektur- und
Sculptur-Resten, Stücken von Carnieß, von Statuen und Reliefs, wie kleinerer
inschriftlichen Fragmente von Arvalenacten ließen daran nicht zweifeln: die
letzteren zeigten überdies in ihrer Lage, daß sie einst in chronologischer
Reihenfolge die Wände des Gebäudes geschmückt hatten. Doch entsprach die
Ausbeute den Erwartungen nicht, und man verlegte daher im Jahre 1868
die Ausgrabung auf die Anhöhe hinter dem Casino, wo die Masse der den
Boden bedeckenden Marmorstückchen längst die Aufmerksamkeit der Besitzer
geweckt hatte. Hier gerieth man auf der Höhe des Hügels bald in einen
Begräbnißplatz aus spätchristlicher Zeit, der wohl nur armen Leuten gedient
hatte: anstatt der Sarkophage fanden sich einfache Platten von Marmor
oder Terracotta zur Schließung der Gräber verwandt, und unter diesen
Platten kam denn auch eine ganze Reihe Tafeln mit Arvalenacten. theils
unversehrt, theils in trümmerhaftem Zustande zum Vorschein; darunter solche,
von denen andere Theile sich in der Umgebung des Casinos gefunden hatten;


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_121220/490>, abgerufen am 22.07.2024.