Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. I. Band.ständlich rein militairische Darstellung zur Pflicht. Der Verfasser hat seine Für die Geschichte des Krieges bringt das Werk freilich nur einige Zweimal war das sächsische Corps an größeren Gefechten betheiligt, bei ständlich rein militairische Darstellung zur Pflicht. Der Verfasser hat seine Für die Geschichte des Krieges bringt das Werk freilich nur einige Zweimal war das sächsische Corps an größeren Gefechten betheiligt, bei <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0237" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/121458"/> <p xml:id="ID_786" prev="#ID_785"> ständlich rein militairische Darstellung zur Pflicht. Der Verfasser hat seine<lb/> Aufgabe auf diesen Grundlagen mit Talent und Takt gelöst. Wo der<lb/> preußische oder östreichische Bericht zu rectificiren war, — und fast nur der<lb/> letztere gab zu wesentlichen Correcturen Anlaß — ist die Widerlegung in<lb/> schonender Weise durch detaillirte Darstellung des Sachverhältnisses bewirkt,<lb/> auch die Stimmung, mit welcher die früheren und die gegenwärtigen Bun»<lb/> desgenossen behandelt werden, die Anerkennung der östreichischen Waffen¬<lb/> brüderschaft und Gastlichkeit und der preußischen Kriegstüchtigkeit sind ge¬<lb/> rade so. wie sie dem wackeren Soldaten geziemen. Der Gesammteindruck<lb/> der Arbeit ist ein erfreulicher.</p><lb/> <p xml:id="ID_787"> Für die Geschichte des Krieges bringt das Werk freilich nur einige<lb/> willkommene Ergänzungen. Wir erfahren genauer, wie das Verhältniß im<lb/> Obercommando der östreichischen Jsar-Armee war, daß der Kronprinz von<lb/> Sachsen eigentlich nur vom 26. bis zum 26. Juni das Commando über das<lb/> erste östreichische und sächsische Corps führen sollte und wir empfinden, daß<lb/> die Unsicherheit und rücksichtsvolle Halbheit in der Führung dazu beitrug,<lb/> die Operationen der östreichischen Jsar-Armee zu lähmen. deren Aufgabe von<lb/> vorn herein ungenügend präcisirt war und durch Schwankungen im Haupt¬<lb/> quartier Benedek's beträchtlich erschwert wurde. Dazu kam die auffallend<lb/> schlechte Verbindung mit dem Obercommando der Nordarmee, es klingt fast<lb/> unglaublich, daß die wichtigsten Communicationen zwischen Feldzeugmeister<lb/> von Benedek und der Jsar-Armee 2—3 Tage unterwegs waren.</p><lb/> <p xml:id="ID_788" next="#ID_789"> Zweimal war das sächsische Corps an größeren Gefechten betheiligt, bei<lb/> Gitschin und Königgrätz. In dem Treffen bei Gitschin, am 29. Juni, unter¬<lb/> liegt die oberste Disposition beider kriegführenden Theile, der sächsisch-östreichi¬<lb/> schen und preußischen, ernstem Bedenken. Die Preußen verwendeten bei<lb/> einem Schlage, welcher doch den Zweck haben mußte, die östreichische Jsar-<lb/> Armee womöglich abzuschneiden, für den Angriff nur Hoel Divisionen, und<lb/> die Jsar-Armee unternahm auf ungünstigem Terrain, welches durch ein Wald¬<lb/> gebirge die Truppen in zwei getrennte Theile schnitt, eine Vertheidigung,<lb/> welche die Hauptmasse der Truppen in dringende Gefahr setzte. Der sächsische<lb/> Bericht hebt zwar hervor, daß um 7 Uhr Abends, wo der Rückzugsbefehl<lb/> des Feldzeugmeisters von Benedek anlangte, das sächsische Corps noch genug<lb/> intakte Truppen hatte, um den Angriff der Division Tümpling auf der<lb/> Turnauer Straße für den Rest des Tages abzuwehren. Aber es ist ebenso<lb/> offenbar, daß längere Beharrlichkeit nur eine vollständige Umgehung durch<lb/> die preußische Division Werber und ein Abdrücken der Sachsen von ihrer<lb/> Rückzugslinie zur Folge gehabt hätte. Die Stellung war bereits unhaltbar<lb/> geworden, es war höchste Zeit für geordneten Rückzug, und der Befehl Be°<lb/> nedeks war nicht Störung eines Erfolges, sondern in Wahrheit Rettung,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0237]
ständlich rein militairische Darstellung zur Pflicht. Der Verfasser hat seine
Aufgabe auf diesen Grundlagen mit Talent und Takt gelöst. Wo der
preußische oder östreichische Bericht zu rectificiren war, — und fast nur der
letztere gab zu wesentlichen Correcturen Anlaß — ist die Widerlegung in
schonender Weise durch detaillirte Darstellung des Sachverhältnisses bewirkt,
auch die Stimmung, mit welcher die früheren und die gegenwärtigen Bun»
desgenossen behandelt werden, die Anerkennung der östreichischen Waffen¬
brüderschaft und Gastlichkeit und der preußischen Kriegstüchtigkeit sind ge¬
rade so. wie sie dem wackeren Soldaten geziemen. Der Gesammteindruck
der Arbeit ist ein erfreulicher.
Für die Geschichte des Krieges bringt das Werk freilich nur einige
willkommene Ergänzungen. Wir erfahren genauer, wie das Verhältniß im
Obercommando der östreichischen Jsar-Armee war, daß der Kronprinz von
Sachsen eigentlich nur vom 26. bis zum 26. Juni das Commando über das
erste östreichische und sächsische Corps führen sollte und wir empfinden, daß
die Unsicherheit und rücksichtsvolle Halbheit in der Führung dazu beitrug,
die Operationen der östreichischen Jsar-Armee zu lähmen. deren Aufgabe von
vorn herein ungenügend präcisirt war und durch Schwankungen im Haupt¬
quartier Benedek's beträchtlich erschwert wurde. Dazu kam die auffallend
schlechte Verbindung mit dem Obercommando der Nordarmee, es klingt fast
unglaublich, daß die wichtigsten Communicationen zwischen Feldzeugmeister
von Benedek und der Jsar-Armee 2—3 Tage unterwegs waren.
Zweimal war das sächsische Corps an größeren Gefechten betheiligt, bei
Gitschin und Königgrätz. In dem Treffen bei Gitschin, am 29. Juni, unter¬
liegt die oberste Disposition beider kriegführenden Theile, der sächsisch-östreichi¬
schen und preußischen, ernstem Bedenken. Die Preußen verwendeten bei
einem Schlage, welcher doch den Zweck haben mußte, die östreichische Jsar-
Armee womöglich abzuschneiden, für den Angriff nur Hoel Divisionen, und
die Jsar-Armee unternahm auf ungünstigem Terrain, welches durch ein Wald¬
gebirge die Truppen in zwei getrennte Theile schnitt, eine Vertheidigung,
welche die Hauptmasse der Truppen in dringende Gefahr setzte. Der sächsische
Bericht hebt zwar hervor, daß um 7 Uhr Abends, wo der Rückzugsbefehl
des Feldzeugmeisters von Benedek anlangte, das sächsische Corps noch genug
intakte Truppen hatte, um den Angriff der Division Tümpling auf der
Turnauer Straße für den Rest des Tages abzuwehren. Aber es ist ebenso
offenbar, daß längere Beharrlichkeit nur eine vollständige Umgehung durch
die preußische Division Werber und ein Abdrücken der Sachsen von ihrer
Rückzugslinie zur Folge gehabt hätte. Die Stellung war bereits unhaltbar
geworden, es war höchste Zeit für geordneten Rückzug, und der Befehl Be°
nedeks war nicht Störung eines Erfolges, sondern in Wahrheit Rettung,
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