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Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. I. Band.

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aber stoßen wir auf wahres Grobzeug von Malerei, ausgeschmierte Skizzen,
die am wenigsten irgend welche Berechtigung haben.

Mit dem Künstler wären wir fertig. Er ist ein mit gutem Farbensinn
begabter Mann, der eben bisher keine andern künstlerische Eigenschaft in sich
ausgebildet hat. Hört er nicht statt auf die vielen falschen Freunde, die er be¬
sitzt, auf einen ehrlichen Feind und versucht seine Kraft nicht erst an ein¬
fachen, nur durch Formenklarheit wirksamen Aufgaben, so wird sein Name
bald wieder vergessen werden und er höchstens als Stilllebender oder Deeo-
rationskünstler fortleben. Was aber die vorlauten Enthusiasten an der Jsar
und Donau betrifft, so mögen sie sich gesagt sein lassen, daß es gewiß löblich
ist, wenn sie sich an den Ultramontanen reiben, sich gegen das Concordat
auflehnen und die Einsprache des Clerus und der Frömmler in Sachen der
Kunst energisch zurückweisen; nur bitten wir, daß es das nächste Mal nicht
wieder auf Kosten des guten Geschmackes geschehe.


Anton Springer.


Eine Biographie Laudon's.

Das Leben des k. k. Feldmarschalls Gideon Ernst von Laudon.
Nach den Originalacten des k. k. Haus-, Hof-, Staats- und Knegsarchivs. Von
Wilhelm Edler von Janko.

Trotz seines nach Jahrhunderten zählenden Kriegsruhms und seiner
langen Kriegsgeschichte hat Oestreich nur zwei Feldherrn, die wirklich populär
geworden sind: den Prinzen Eugen und Laudon (richtiger Loudon, wie der
berühmte Träger dieses Namens und seine Anverwandte sich schrieben, resp,
noch jetzt schreiben); als dritter wäre höchstens Radetzki noch zu nennen,
dessen Feldlager in den Jahren 1848 und 1849 in der That Oestreichs Heimath
geworden war und dem die Dankbarkeit seiner Landsleute dafür die Härten
verziehen hat, deren er sich wenigstens zu Zeiten gegen die Italiener schuldig
machte. -- Eugen und Laudon sind außerhalb des Kaiserstaats ebenso
anerkannt und gefeiert, wie in dem Staat, der ihnen zur Heimath ge¬
worden; ihre Popularität stand von Hause mit der Mißachtung in engem
Zusammenhang, welchem der Wiener Hofkriegsrath zu allen Zeiten ausgesetzt
gewesen ist, jene Behörde, die beiden Helden das Leben nach Kräften sauer ge¬
macht hat und durch ihre Urteilslosigkeit und Pedanterie gradezu sprichwört¬
lich geworden ist. Der "edle Ritter" und der Gegner Friedrichs des Großen,


aber stoßen wir auf wahres Grobzeug von Malerei, ausgeschmierte Skizzen,
die am wenigsten irgend welche Berechtigung haben.

Mit dem Künstler wären wir fertig. Er ist ein mit gutem Farbensinn
begabter Mann, der eben bisher keine andern künstlerische Eigenschaft in sich
ausgebildet hat. Hört er nicht statt auf die vielen falschen Freunde, die er be¬
sitzt, auf einen ehrlichen Feind und versucht seine Kraft nicht erst an ein¬
fachen, nur durch Formenklarheit wirksamen Aufgaben, so wird sein Name
bald wieder vergessen werden und er höchstens als Stilllebender oder Deeo-
rationskünstler fortleben. Was aber die vorlauten Enthusiasten an der Jsar
und Donau betrifft, so mögen sie sich gesagt sein lassen, daß es gewiß löblich
ist, wenn sie sich an den Ultramontanen reiben, sich gegen das Concordat
auflehnen und die Einsprache des Clerus und der Frömmler in Sachen der
Kunst energisch zurückweisen; nur bitten wir, daß es das nächste Mal nicht
wieder auf Kosten des guten Geschmackes geschehe.


Anton Springer.


Eine Biographie Laudon's.

Das Leben des k. k. Feldmarschalls Gideon Ernst von Laudon.
Nach den Originalacten des k. k. Haus-, Hof-, Staats- und Knegsarchivs. Von
Wilhelm Edler von Janko.

Trotz seines nach Jahrhunderten zählenden Kriegsruhms und seiner
langen Kriegsgeschichte hat Oestreich nur zwei Feldherrn, die wirklich populär
geworden sind: den Prinzen Eugen und Laudon (richtiger Loudon, wie der
berühmte Träger dieses Namens und seine Anverwandte sich schrieben, resp,
noch jetzt schreiben); als dritter wäre höchstens Radetzki noch zu nennen,
dessen Feldlager in den Jahren 1848 und 1849 in der That Oestreichs Heimath
geworden war und dem die Dankbarkeit seiner Landsleute dafür die Härten
verziehen hat, deren er sich wenigstens zu Zeiten gegen die Italiener schuldig
machte. — Eugen und Laudon sind außerhalb des Kaiserstaats ebenso
anerkannt und gefeiert, wie in dem Staat, der ihnen zur Heimath ge¬
worden; ihre Popularität stand von Hause mit der Mißachtung in engem
Zusammenhang, welchem der Wiener Hofkriegsrath zu allen Zeiten ausgesetzt
gewesen ist, jene Behörde, die beiden Helden das Leben nach Kräften sauer ge¬
macht hat und durch ihre Urteilslosigkeit und Pedanterie gradezu sprichwört¬
lich geworden ist. Der „edle Ritter" und der Gegner Friedrichs des Großen,


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[0122] aber stoßen wir auf wahres Grobzeug von Malerei, ausgeschmierte Skizzen, die am wenigsten irgend welche Berechtigung haben. Mit dem Künstler wären wir fertig. Er ist ein mit gutem Farbensinn begabter Mann, der eben bisher keine andern künstlerische Eigenschaft in sich ausgebildet hat. Hört er nicht statt auf die vielen falschen Freunde, die er be¬ sitzt, auf einen ehrlichen Feind und versucht seine Kraft nicht erst an ein¬ fachen, nur durch Formenklarheit wirksamen Aufgaben, so wird sein Name bald wieder vergessen werden und er höchstens als Stilllebender oder Deeo- rationskünstler fortleben. Was aber die vorlauten Enthusiasten an der Jsar und Donau betrifft, so mögen sie sich gesagt sein lassen, daß es gewiß löblich ist, wenn sie sich an den Ultramontanen reiben, sich gegen das Concordat auflehnen und die Einsprache des Clerus und der Frömmler in Sachen der Kunst energisch zurückweisen; nur bitten wir, daß es das nächste Mal nicht wieder auf Kosten des guten Geschmackes geschehe. Anton Springer. Eine Biographie Laudon's. Das Leben des k. k. Feldmarschalls Gideon Ernst von Laudon. Nach den Originalacten des k. k. Haus-, Hof-, Staats- und Knegsarchivs. Von Wilhelm Edler von Janko. Trotz seines nach Jahrhunderten zählenden Kriegsruhms und seiner langen Kriegsgeschichte hat Oestreich nur zwei Feldherrn, die wirklich populär geworden sind: den Prinzen Eugen und Laudon (richtiger Loudon, wie der berühmte Träger dieses Namens und seine Anverwandte sich schrieben, resp, noch jetzt schreiben); als dritter wäre höchstens Radetzki noch zu nennen, dessen Feldlager in den Jahren 1848 und 1849 in der That Oestreichs Heimath geworden war und dem die Dankbarkeit seiner Landsleute dafür die Härten verziehen hat, deren er sich wenigstens zu Zeiten gegen die Italiener schuldig machte. — Eugen und Laudon sind außerhalb des Kaiserstaats ebenso anerkannt und gefeiert, wie in dem Staat, der ihnen zur Heimath ge¬ worden; ihre Popularität stand von Hause mit der Mißachtung in engem Zusammenhang, welchem der Wiener Hofkriegsrath zu allen Zeiten ausgesetzt gewesen ist, jene Behörde, die beiden Helden das Leben nach Kräften sauer ge¬ macht hat und durch ihre Urteilslosigkeit und Pedanterie gradezu sprichwört¬ lich geworden ist. Der „edle Ritter" und der Gegner Friedrichs des Großen,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_121220/122>, abgerufen am 24.08.2024.