Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. II. Band.Accorde zu schließen, sei hier noch einer Sirventesgattung gedacht, welche
Accorde zu schließen, sei hier noch einer Sirventesgattung gedacht, welche
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0063" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/120750"/> <p xml:id="ID_152" prev="#ID_151"> Accorde zu schließen, sei hier noch einer Sirventesgattung gedacht, welche<lb/> durch den Hauch warmen Gefühls für manche abstoßende verwandte Dich,<lb/> tungsart entschädigt, das Klagelied. Die Klagelieder wurden von den<lb/> Trovadors auf den Tod hervorragender Gönner und Schützer gedichtet und<lb/> gaben dem Verluste, welchen die Freunde, die Kunst und das Land erlitten,<lb/> beredten Ausdruck. Unter der reichen Auswahl dieser Trauergesänge mögen<lb/> hier als von hohem poetischen Werthe hervorgehoben werden das Gedicht<lb/> Folquet's auf den Tod des Grafen Blüiatz. Gaucelm Faltet's aus das<lb/> frühe Hinscheiden des tapfern Richard Löwenherz, sowie endlich das Klage¬<lb/> lied Bertram's de Born, welches der edle Sänger seinem treuesten Freunde,<lb/> dem jungen Heinrich, dem Sohne Heinrichs des Zweiten von England ge¬<lb/> weiht. Von dem letzteren sei hier die vortreffliche Uebersetzung von Frie¬<lb/> drich Diez mitgetheilt, welcher ich die vierte, von ihm nicht übertragene<lb/> Strophe hinzugefügt habe,</p><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_7" type="poem"> <head> 81 tut 11 äol s'I xlor e'1 eng-rrimsn —</head> <l> Wenn alle Qualen, Thränen, alles Leid,<lb/> Der Kummer, der Verlust, die herbste Pein,<lb/> Die man gefühlt in dieser Zeitlichkeit<lb/> Versammelt wären, schienen sie noch klein<lb/> Beim Tod des jungen Herrn von Engelland,<lb/> Worüber Ehr' und Hochsinn sich beklagt,<lb/> Die Welt verdüstert, schwarz und finster zagt<lb/> Ganz freudenleer, voll Traurigkeit und Jammer. Betrübt und schmerzvoll und in tiefem Leid<lb/> Sind nun die wackern Söldner, da er todt,<lb/> Die art'gen Dichter, Sänger weit und breit:<lb/> Kein Feind ist doch so tödtlich wie der Tod!<lb/> Er nahm den jungen Herrn von Engelland,<lb/> Vor dem der Mildeste noch karg erschien.<lb/> Fürwahr nicht hatte diese Welt um ihn<lb/> Und wird nicht haben Thränen gnug und Jammer. Gewalt'ger Tod, grausam und voller Leid<lb/> Du kannst dich rühmen, daß des Besten, ach!<lb/> Den diese Welt gesehn in aller Zeit,<lb/> Du sie beraubt. Denn höchster Tugend pflag<lb/> Von je der junge Herr von Engelland.<lb/> Und besser wär es, wenn es Gott gefiel,<lb/> Er lebte noch, als böse Menschen viel,<lb/> Die nur den Guten sind zu Leid und Jammer. </l> </lg> </quote><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0063]
Accorde zu schließen, sei hier noch einer Sirventesgattung gedacht, welche
durch den Hauch warmen Gefühls für manche abstoßende verwandte Dich,
tungsart entschädigt, das Klagelied. Die Klagelieder wurden von den
Trovadors auf den Tod hervorragender Gönner und Schützer gedichtet und
gaben dem Verluste, welchen die Freunde, die Kunst und das Land erlitten,
beredten Ausdruck. Unter der reichen Auswahl dieser Trauergesänge mögen
hier als von hohem poetischen Werthe hervorgehoben werden das Gedicht
Folquet's auf den Tod des Grafen Blüiatz. Gaucelm Faltet's aus das
frühe Hinscheiden des tapfern Richard Löwenherz, sowie endlich das Klage¬
lied Bertram's de Born, welches der edle Sänger seinem treuesten Freunde,
dem jungen Heinrich, dem Sohne Heinrichs des Zweiten von England ge¬
weiht. Von dem letzteren sei hier die vortreffliche Uebersetzung von Frie¬
drich Diez mitgetheilt, welcher ich die vierte, von ihm nicht übertragene
Strophe hinzugefügt habe,
81 tut 11 äol s'I xlor e'1 eng-rrimsn — Wenn alle Qualen, Thränen, alles Leid,
Der Kummer, der Verlust, die herbste Pein,
Die man gefühlt in dieser Zeitlichkeit
Versammelt wären, schienen sie noch klein
Beim Tod des jungen Herrn von Engelland,
Worüber Ehr' und Hochsinn sich beklagt,
Die Welt verdüstert, schwarz und finster zagt
Ganz freudenleer, voll Traurigkeit und Jammer. Betrübt und schmerzvoll und in tiefem Leid
Sind nun die wackern Söldner, da er todt,
Die art'gen Dichter, Sänger weit und breit:
Kein Feind ist doch so tödtlich wie der Tod!
Er nahm den jungen Herrn von Engelland,
Vor dem der Mildeste noch karg erschien.
Fürwahr nicht hatte diese Welt um ihn
Und wird nicht haben Thränen gnug und Jammer. Gewalt'ger Tod, grausam und voller Leid
Du kannst dich rühmen, daß des Besten, ach!
Den diese Welt gesehn in aller Zeit,
Du sie beraubt. Denn höchster Tugend pflag
Von je der junge Herr von Engelland.
Und besser wär es, wenn es Gott gefiel,
Er lebte noch, als böse Menschen viel,
Die nur den Guten sind zu Leid und Jammer.
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