Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. II. Band.ungeschwächte Fortführung der freisinnigen und nationalen Politik meiner Friedrich." Aus dem russischen Hof^ und Staatsleben des 18. Jahrhunderts. I. Vielleicht zu keiner Zeit haben deutsche Staatsmänner und Officiere ungeschwächte Fortführung der freisinnigen und nationalen Politik meiner Friedrich." Aus dem russischen Hof^ und Staatsleben des 18. Jahrhunderts. I. Vielleicht zu keiner Zeit haben deutsche Staatsmänner und Officiere <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0438" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/121125"/> <p xml:id="ID_1324" prev="#ID_1323"> ungeschwächte Fortführung der freisinnigen und nationalen Politik meiner<lb/> Regierung verheißen. Ich stütze darauf das Vertrauen, es werde mit der<lb/> Kraft, welche die Eintracht verleiht, gelingen, mein Volk zu dem Ziele zu<lb/> führen, das ich mir als höchste Regeritenaufgabe gestellt habe: ein freies<lb/> Staatsleben im Innern, ruhend auf der sicheren Grundlage geistiger Bil¬<lb/> dung und sittlich-religiösen Ernstes und muthige, entschlossene Theilnahme<lb/> an der nationalen Wiedergeburt Deutschlands.</p><lb/> <note type="byline"> Friedrich."</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Aus dem russischen Hof^ und Staatsleben des 18. Jahrhunderts.</head><lb/> <div n="2"> <head> I.</head><lb/> <p xml:id="ID_1325" next="#ID_1326"> Vielleicht zu keiner Zeit haben deutsche Staatsmänner und Officiere<lb/> einen so gewaltigen Einfluß im Auslande geübt, als in der Zeit der tiefsten<lb/> politischen Verkommenheit ihres Vaterlandes, der zweiten Hälfte des 17ten<lb/> und der ersten Hälfte des 18ten Jahrhunderts, da das römische Reich deutscher<lb/> Nation an den Folgen des dreißigjährigen Krieges so tief darniederlag. daß<lb/> seine Wiederaufrichtung von dem tiefen Falle, den es gethan, für alle Zeit<lb/> unmöglich geworden schien. Während die deutsche Staatskunst die Fähig¬<lb/> keit verloren zu haben schien, sich auf ihre Aufgaben auch nur zu besinnen,<lb/> den jungen preußischen Staat allein ausgenommen, kein Theil des Reichs<lb/> im Stande war, sich in militairischer Beziehung über das rohe und zugleich<lb/> schwache Landsknechtthum zu erheben, welches Westdeutschland den Franzosen<lb/> Preis gegeben, schwangen deutsche Auswanderer sich zu unumschränkten Be¬<lb/> herrschern fremder Reiche auf, die Welt mit dem Ruf ihres politischen Scharf¬<lb/> blicks und ihres militärischen Genies erfüllend. Ein pfälzischer Edelmann<lb/> kommandirte der Reihe nach die Heere Frankreichs, Portugals und Englands,<lb/> der natürliche Sohn des sächsischen Kurfürsten galt für die größte Zierde der<lb/> französischen Armee, der verlaufene westfälische Baron Neuhof wurde zum<lb/> Könige von Corsika aus gerufen, wenig später ein deutscher Arzt zum Premier¬<lb/> minister von Dänemark und im Nordosten handelte es sich ein halbes Jahrhun¬<lb/> dert lang nur darum, welcher der drei deutschen „Väter der russischen Monarchie"<lb/> der Alleinherrscher über das ungeheure Reich sein sollte, welches Peter der<lb/> Große in das europäische Staatensystem eingeführt hatte. Wir haben kei-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0438]
ungeschwächte Fortführung der freisinnigen und nationalen Politik meiner
Regierung verheißen. Ich stütze darauf das Vertrauen, es werde mit der
Kraft, welche die Eintracht verleiht, gelingen, mein Volk zu dem Ziele zu
führen, das ich mir als höchste Regeritenaufgabe gestellt habe: ein freies
Staatsleben im Innern, ruhend auf der sicheren Grundlage geistiger Bil¬
dung und sittlich-religiösen Ernstes und muthige, entschlossene Theilnahme
an der nationalen Wiedergeburt Deutschlands.
Friedrich."
Aus dem russischen Hof^ und Staatsleben des 18. Jahrhunderts.
I.
Vielleicht zu keiner Zeit haben deutsche Staatsmänner und Officiere
einen so gewaltigen Einfluß im Auslande geübt, als in der Zeit der tiefsten
politischen Verkommenheit ihres Vaterlandes, der zweiten Hälfte des 17ten
und der ersten Hälfte des 18ten Jahrhunderts, da das römische Reich deutscher
Nation an den Folgen des dreißigjährigen Krieges so tief darniederlag. daß
seine Wiederaufrichtung von dem tiefen Falle, den es gethan, für alle Zeit
unmöglich geworden schien. Während die deutsche Staatskunst die Fähig¬
keit verloren zu haben schien, sich auf ihre Aufgaben auch nur zu besinnen,
den jungen preußischen Staat allein ausgenommen, kein Theil des Reichs
im Stande war, sich in militairischer Beziehung über das rohe und zugleich
schwache Landsknechtthum zu erheben, welches Westdeutschland den Franzosen
Preis gegeben, schwangen deutsche Auswanderer sich zu unumschränkten Be¬
herrschern fremder Reiche auf, die Welt mit dem Ruf ihres politischen Scharf¬
blicks und ihres militärischen Genies erfüllend. Ein pfälzischer Edelmann
kommandirte der Reihe nach die Heere Frankreichs, Portugals und Englands,
der natürliche Sohn des sächsischen Kurfürsten galt für die größte Zierde der
französischen Armee, der verlaufene westfälische Baron Neuhof wurde zum
Könige von Corsika aus gerufen, wenig später ein deutscher Arzt zum Premier¬
minister von Dänemark und im Nordosten handelte es sich ein halbes Jahrhun¬
dert lang nur darum, welcher der drei deutschen „Väter der russischen Monarchie"
der Alleinherrscher über das ungeheure Reich sein sollte, welches Peter der
Große in das europäische Staatensystem eingeführt hatte. Wir haben kei-
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