Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. II. Band.merston die Vermittelung Sardiniens als einer italienischen von Frankreich, Alle Bemühungen Louis Philipps, Sardinien zu gewinnen, hinderten merston die Vermittelung Sardiniens als einer italienischen von Frankreich, Alle Bemühungen Louis Philipps, Sardinien zu gewinnen, hinderten <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0231" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/120918"/> <p xml:id="ID_723" prev="#ID_722"> merston die Vermittelung Sardiniens als einer italienischen von Frankreich,<lb/> Wie von Oestreich unabhängigen Macht. Auch dies lehnte Graf Della Torre<lb/> entschieden ab. und sehr wenig erbaut von solchen Andeutungen war der<lb/> östreichische Hof. Um jede Einmischung Sardiniens in die römische Frage<lb/> ein für allemal abzuschneiden, setzte Oestreich es durch, daß zu den späteren<lb/> Versammlungen der Conferenz, der sardinische Gesandte gar nicht mehr zu-<lb/> gelassen wurde.'</p><lb/> <p xml:id="ID_724" next="#ID_725"> Alle Bemühungen Louis Philipps, Sardinien zu gewinnen, hinderten<lb/> aber nicht, daß Karl Albert fortfuhr, die bourbonische Emigration zu be-<lb/> günstigen und in seinem Eiser für die Legitimität im Jahre 1832 das Unter-<lb/> nehmen der Herzogin von Berry unterstützte, wie er später die Sache Dom<lb/> Miguels in Portugal. Don Carlos' in Spanien und schließlich den jesuiti¬<lb/> schen Sonderbund in der Schweiz unterstützte. Durch die mazzinistischen Um¬<lb/> triebe, welche von der Schweiz aus in den Jahren 1833 und 1834 Sardinien<lb/> Unsicher machten, konnte der König in seinem Abscheu vor der Revolution<lb/> Nur bestärkt werden. Damals wurde die Frage einer Intervention in Italien<lb/> von Neuem zwischen den Großmächten verhandelt, und die bestimmte Er¬<lb/> klärung Frankreichs, daß es eine einseitige Einmischung Oestreichs in Sar¬<lb/> dinien nicht dulden werde, veranlaßte die Conferenz von Münchengrätz im<lb/> August 1833. Durch diese Demonstration nicht eingeschüchtert, wiederholte<lb/> jetzt der Minister v. Broglie seine Erklärung: es gebe Länder, wie Belgien,<lb/> die Schweiz. Piemont, in welchen Frankreich eine Einmischung fremder<lb/> Waffen nicht dulden werde. Aber auch Metternich blieb fest und erklärte,<lb/> wenn Karl Albert Oestreich anrufe, so werde dieses mit allen seinen Kräften<lb/> wterveniren. „Wenn Frankreich diese Intervention für unerträglich hält, so<lb/> wird der Krieg daraus hervorgehen; aber sehen Sie wohl zu. ein Krieg,<lb/> den Frankreich gegen Europa zu bestehen hat. denn Ihre Regierung möge<lb/> nicht vergessen, daß Europa mit uns in Uebereinstimmung ist, mit bewaffne¬<lb/> ter Hand die Grundsätze, die wir verfechten, zu vertheidigen." Das Turiner<lb/> Cabinet. dessen strenge Maßregeln übrigens die Ruhe vollkommen aufrecht<lb/> gelten und so eine Intervention unnöthig machten, stand auch während die¬<lb/> ses Streites auf östreichischer Seite. Die Gelegenheit ergriff Lord Palmer-<lb/> ston von Neuem zu den eindringlichsten, diesmal mit besonderer Schärfe aus-<lb/> gedrückten Rathschlägen an den Turiner Hof. Er sagte zu dem Gesandten<lb/> d'Aglie': „Sehen Sie zu. daß Oestreich nicht des Gespenstes der Revolution<lb/> sich bedient, um seinen Einfluß auf Ihren König und Ihre Regierung zu<lb/> verstärken. Ich sage Ihnen ganz offen, daß ich lebhaft bedauere. Ihre Re-<lb/> gierung zum Spielball der Täuschungen und Schelmereien (Furberie) Oest-<lb/> Reichs geworden zu sehen. Metternich ist keineswegs zufrieden, daß Sie durch<lb/> Vermittelung unserer guten Dienste mit der Regierung von Paris sich aus-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0231]
merston die Vermittelung Sardiniens als einer italienischen von Frankreich,
Wie von Oestreich unabhängigen Macht. Auch dies lehnte Graf Della Torre
entschieden ab. und sehr wenig erbaut von solchen Andeutungen war der
östreichische Hof. Um jede Einmischung Sardiniens in die römische Frage
ein für allemal abzuschneiden, setzte Oestreich es durch, daß zu den späteren
Versammlungen der Conferenz, der sardinische Gesandte gar nicht mehr zu-
gelassen wurde.'
Alle Bemühungen Louis Philipps, Sardinien zu gewinnen, hinderten
aber nicht, daß Karl Albert fortfuhr, die bourbonische Emigration zu be-
günstigen und in seinem Eiser für die Legitimität im Jahre 1832 das Unter-
nehmen der Herzogin von Berry unterstützte, wie er später die Sache Dom
Miguels in Portugal. Don Carlos' in Spanien und schließlich den jesuiti¬
schen Sonderbund in der Schweiz unterstützte. Durch die mazzinistischen Um¬
triebe, welche von der Schweiz aus in den Jahren 1833 und 1834 Sardinien
Unsicher machten, konnte der König in seinem Abscheu vor der Revolution
Nur bestärkt werden. Damals wurde die Frage einer Intervention in Italien
von Neuem zwischen den Großmächten verhandelt, und die bestimmte Er¬
klärung Frankreichs, daß es eine einseitige Einmischung Oestreichs in Sar¬
dinien nicht dulden werde, veranlaßte die Conferenz von Münchengrätz im
August 1833. Durch diese Demonstration nicht eingeschüchtert, wiederholte
jetzt der Minister v. Broglie seine Erklärung: es gebe Länder, wie Belgien,
die Schweiz. Piemont, in welchen Frankreich eine Einmischung fremder
Waffen nicht dulden werde. Aber auch Metternich blieb fest und erklärte,
wenn Karl Albert Oestreich anrufe, so werde dieses mit allen seinen Kräften
wterveniren. „Wenn Frankreich diese Intervention für unerträglich hält, so
wird der Krieg daraus hervorgehen; aber sehen Sie wohl zu. ein Krieg,
den Frankreich gegen Europa zu bestehen hat. denn Ihre Regierung möge
nicht vergessen, daß Europa mit uns in Uebereinstimmung ist, mit bewaffne¬
ter Hand die Grundsätze, die wir verfechten, zu vertheidigen." Das Turiner
Cabinet. dessen strenge Maßregeln übrigens die Ruhe vollkommen aufrecht
gelten und so eine Intervention unnöthig machten, stand auch während die¬
ses Streites auf östreichischer Seite. Die Gelegenheit ergriff Lord Palmer-
ston von Neuem zu den eindringlichsten, diesmal mit besonderer Schärfe aus-
gedrückten Rathschlägen an den Turiner Hof. Er sagte zu dem Gesandten
d'Aglie': „Sehen Sie zu. daß Oestreich nicht des Gespenstes der Revolution
sich bedient, um seinen Einfluß auf Ihren König und Ihre Regierung zu
verstärken. Ich sage Ihnen ganz offen, daß ich lebhaft bedauere. Ihre Re-
gierung zum Spielball der Täuschungen und Schelmereien (Furberie) Oest-
Reichs geworden zu sehen. Metternich ist keineswegs zufrieden, daß Sie durch
Vermittelung unserer guten Dienste mit der Regierung von Paris sich aus-
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