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Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. I. Band.

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der geistliche Volkstribun mit der Erklärung, die Frage sei zu wichtig, um ohne
vorläufige Rücksprache mit den Committenten entschieden werden zu können. Im öst¬
reichischen Herrenhause sei man nicht darauf eingegangen, den steuerzahlenden Aus¬
wärtigen mehr als das Wahlrecht zur Gemeindevertretung einzuräumen, wodurch
"Tirol mit einem blauen Auge davon gekommen"; nun gehe man noch weiter
als selbst das Gesetz, indem man den Genossen auch das Recht zur Wahl in den
Landtag eröffne. Er stellte den Antrag, der Landesausschuß möge beauftragt werden
vorerst zu erheben, ob und welche Nachtheile die Ausschließung der Genossen vom
Wahlrechte zur Folge gehabt, und darüber an den nächsten Landtag berichten.
Treffend bemerkte Professor Harum, er müsse sich wundern, daß der geehrte
Sprecher, der sich in so innigem Contacte mit dem Volke zu halten wisse, gerade
in diesem Punkte über dessen Gesinnungen zweifelhaft sei, und der Statthalter
wies aus dem Gesetze nach, daß das Wahlrecht zur Gemeindevertretung auch das
fernere zum Landtag in sich schließe, weil durch ersteres bereits die Eigenschaft als
Gemeindemitglied anerkannt sei. Als nun nach kurzer Unterbrechung der Sitzung der
Berichterstatter des Ausschusses erklärte, daß dessen Mehrheit, nämlich Alle außer den
Wälschtirolern, Greuter's Antrag beistimme, und der Landeshauptmann diesen Beschluß
als einen blos vertagenden beschönigen wollte, widersetzte sich dem von neuem der Statt¬
halter mit der Bemerkung: "Es ist dies kein vertagender, sondern ein ablehnender An¬
trag" und beharrte darauf, trotz der demüthigen Versicherung des Dr. Rapp, solches sei
seinen Gesinnungsgenossen nie in den Sinn gekommen. Die That bewies freilich das
Gegentheil: denn bei der namentlicher Abstimmung erhoben sich für den Ausschuß gegen
die 21 Abgeordneten der Linken 28 Clericale. Wer je am Schicksal des Schulgesetzes
gezweifelt, hatte nun völlige Gewißheit über dieses, und der Statthalter erbat sich
gleich nach der Sitzung telegraphisch die Ermächtigung, im vorgesehenen Falle den
Landtag schließen zu dürfen.

Den Männern, die unerschütterlich auf ein baldiges Grafenministerium hofften,
mußte aber doch eine gute Lehre mit nach Hause gegeben werden. Auf den Ver¬
sammlungen, welche die katholischen Zweigvereine unter freiem Himmel betrieben,
steigerte sich sowohl die Zahl des unter lügenhaften Vorspiegelungen herangezogenen
Volkes, als die Kühnheit der Auslassungen; ernstliche Ruhestörungen standen zu ge¬
wärtigen. Schon hatten sich bei einer solchen in Vomp, als der k. k. Bezirksvor¬
steher einer aufwieglerischen Entstellung des neuen Schulgesetzes Einhalt that, Rufe
vernehmen lassen, die diesen Freimaurer hinauszuwerfen drohten, und bei einer
späteren, am 27. September zu Hippach im Oberzillerthale sielen noch schärfere
Reden gegen Reichsrath und Negierung. Da war es Greuter selbst, der sich nach
einigen Trümpfen auf die gewissenlosen Volksfreunde in Wien mit folgenden Worten
vernehmen ließ: "Im Reichsrathe sind Gesetze beschlossen, welche die Rechte der
Kirche angreifen. Hat sie der Kaiser angetastet? Nein. Die Vertreter haben ihm
gesagt-. "Wenn Du diese Gesetze nicht unterschreibst, so hast Du Mord und Revo¬
lution in Deinem Reiche." Aus Anlaß dieser Vorfälle überreichten sechzehn Libe¬
rale eine Jnterpellation: "ob die Negierung nicht gesonnen sei gegen den katho¬
lischen Verein für Tirol und Vorarlberg die Bestimmungen des Vereinsgesetzes vom
15. November 1867, insbesondere jene über politische Vereine, in Anwendung zu
bringen? " Die Antwort des Statthalters ließ an klarer Einsicht und unzweideutiger
Entschlossenheit Nichts zu wünschen übrig. Seit einigen Monaten trachte der katho¬
lische Verein ein Netz von Filialen über Deutschtirol auszuwerfen und die An¬
zeichen mehrten sich, daß damit eine Agitation gegen die Staatsgrundgesetze organi-
sirt werde. Er habe anfangs nicht ohne Noth das Rüstzeug der Staatspolizei
anlegen wollen, um den Gegnern der Negierung nicht einen Vorwand zur grund¬
losen Behauptung zu geben, sie wolle gegen die Religion oder den katholischen
Glauben auftreten. Auch wisse er die Irregeführten von den Irreführenden zu
unterscheiden und habe, Wohl unterrichtet, daß gar Viele nicht einmal den Inhalt


der geistliche Volkstribun mit der Erklärung, die Frage sei zu wichtig, um ohne
vorläufige Rücksprache mit den Committenten entschieden werden zu können. Im öst¬
reichischen Herrenhause sei man nicht darauf eingegangen, den steuerzahlenden Aus¬
wärtigen mehr als das Wahlrecht zur Gemeindevertretung einzuräumen, wodurch
„Tirol mit einem blauen Auge davon gekommen"; nun gehe man noch weiter
als selbst das Gesetz, indem man den Genossen auch das Recht zur Wahl in den
Landtag eröffne. Er stellte den Antrag, der Landesausschuß möge beauftragt werden
vorerst zu erheben, ob und welche Nachtheile die Ausschließung der Genossen vom
Wahlrechte zur Folge gehabt, und darüber an den nächsten Landtag berichten.
Treffend bemerkte Professor Harum, er müsse sich wundern, daß der geehrte
Sprecher, der sich in so innigem Contacte mit dem Volke zu halten wisse, gerade
in diesem Punkte über dessen Gesinnungen zweifelhaft sei, und der Statthalter
wies aus dem Gesetze nach, daß das Wahlrecht zur Gemeindevertretung auch das
fernere zum Landtag in sich schließe, weil durch ersteres bereits die Eigenschaft als
Gemeindemitglied anerkannt sei. Als nun nach kurzer Unterbrechung der Sitzung der
Berichterstatter des Ausschusses erklärte, daß dessen Mehrheit, nämlich Alle außer den
Wälschtirolern, Greuter's Antrag beistimme, und der Landeshauptmann diesen Beschluß
als einen blos vertagenden beschönigen wollte, widersetzte sich dem von neuem der Statt¬
halter mit der Bemerkung: „Es ist dies kein vertagender, sondern ein ablehnender An¬
trag" und beharrte darauf, trotz der demüthigen Versicherung des Dr. Rapp, solches sei
seinen Gesinnungsgenossen nie in den Sinn gekommen. Die That bewies freilich das
Gegentheil: denn bei der namentlicher Abstimmung erhoben sich für den Ausschuß gegen
die 21 Abgeordneten der Linken 28 Clericale. Wer je am Schicksal des Schulgesetzes
gezweifelt, hatte nun völlige Gewißheit über dieses, und der Statthalter erbat sich
gleich nach der Sitzung telegraphisch die Ermächtigung, im vorgesehenen Falle den
Landtag schließen zu dürfen.

Den Männern, die unerschütterlich auf ein baldiges Grafenministerium hofften,
mußte aber doch eine gute Lehre mit nach Hause gegeben werden. Auf den Ver¬
sammlungen, welche die katholischen Zweigvereine unter freiem Himmel betrieben,
steigerte sich sowohl die Zahl des unter lügenhaften Vorspiegelungen herangezogenen
Volkes, als die Kühnheit der Auslassungen; ernstliche Ruhestörungen standen zu ge¬
wärtigen. Schon hatten sich bei einer solchen in Vomp, als der k. k. Bezirksvor¬
steher einer aufwieglerischen Entstellung des neuen Schulgesetzes Einhalt that, Rufe
vernehmen lassen, die diesen Freimaurer hinauszuwerfen drohten, und bei einer
späteren, am 27. September zu Hippach im Oberzillerthale sielen noch schärfere
Reden gegen Reichsrath und Negierung. Da war es Greuter selbst, der sich nach
einigen Trümpfen auf die gewissenlosen Volksfreunde in Wien mit folgenden Worten
vernehmen ließ: „Im Reichsrathe sind Gesetze beschlossen, welche die Rechte der
Kirche angreifen. Hat sie der Kaiser angetastet? Nein. Die Vertreter haben ihm
gesagt-. „Wenn Du diese Gesetze nicht unterschreibst, so hast Du Mord und Revo¬
lution in Deinem Reiche." Aus Anlaß dieser Vorfälle überreichten sechzehn Libe¬
rale eine Jnterpellation: „ob die Negierung nicht gesonnen sei gegen den katho¬
lischen Verein für Tirol und Vorarlberg die Bestimmungen des Vereinsgesetzes vom
15. November 1867, insbesondere jene über politische Vereine, in Anwendung zu
bringen? " Die Antwort des Statthalters ließ an klarer Einsicht und unzweideutiger
Entschlossenheit Nichts zu wünschen übrig. Seit einigen Monaten trachte der katho¬
lische Verein ein Netz von Filialen über Deutschtirol auszuwerfen und die An¬
zeichen mehrten sich, daß damit eine Agitation gegen die Staatsgrundgesetze organi-
sirt werde. Er habe anfangs nicht ohne Noth das Rüstzeug der Staatspolizei
anlegen wollen, um den Gegnern der Negierung nicht einen Vorwand zur grund¬
losen Behauptung zu geben, sie wolle gegen die Religion oder den katholischen
Glauben auftreten. Auch wisse er die Irregeführten von den Irreführenden zu
unterscheiden und habe, Wohl unterrichtet, daß gar Viele nicht einmal den Inhalt


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[0087] der geistliche Volkstribun mit der Erklärung, die Frage sei zu wichtig, um ohne vorläufige Rücksprache mit den Committenten entschieden werden zu können. Im öst¬ reichischen Herrenhause sei man nicht darauf eingegangen, den steuerzahlenden Aus¬ wärtigen mehr als das Wahlrecht zur Gemeindevertretung einzuräumen, wodurch „Tirol mit einem blauen Auge davon gekommen"; nun gehe man noch weiter als selbst das Gesetz, indem man den Genossen auch das Recht zur Wahl in den Landtag eröffne. Er stellte den Antrag, der Landesausschuß möge beauftragt werden vorerst zu erheben, ob und welche Nachtheile die Ausschließung der Genossen vom Wahlrechte zur Folge gehabt, und darüber an den nächsten Landtag berichten. Treffend bemerkte Professor Harum, er müsse sich wundern, daß der geehrte Sprecher, der sich in so innigem Contacte mit dem Volke zu halten wisse, gerade in diesem Punkte über dessen Gesinnungen zweifelhaft sei, und der Statthalter wies aus dem Gesetze nach, daß das Wahlrecht zur Gemeindevertretung auch das fernere zum Landtag in sich schließe, weil durch ersteres bereits die Eigenschaft als Gemeindemitglied anerkannt sei. Als nun nach kurzer Unterbrechung der Sitzung der Berichterstatter des Ausschusses erklärte, daß dessen Mehrheit, nämlich Alle außer den Wälschtirolern, Greuter's Antrag beistimme, und der Landeshauptmann diesen Beschluß als einen blos vertagenden beschönigen wollte, widersetzte sich dem von neuem der Statt¬ halter mit der Bemerkung: „Es ist dies kein vertagender, sondern ein ablehnender An¬ trag" und beharrte darauf, trotz der demüthigen Versicherung des Dr. Rapp, solches sei seinen Gesinnungsgenossen nie in den Sinn gekommen. Die That bewies freilich das Gegentheil: denn bei der namentlicher Abstimmung erhoben sich für den Ausschuß gegen die 21 Abgeordneten der Linken 28 Clericale. Wer je am Schicksal des Schulgesetzes gezweifelt, hatte nun völlige Gewißheit über dieses, und der Statthalter erbat sich gleich nach der Sitzung telegraphisch die Ermächtigung, im vorgesehenen Falle den Landtag schließen zu dürfen. Den Männern, die unerschütterlich auf ein baldiges Grafenministerium hofften, mußte aber doch eine gute Lehre mit nach Hause gegeben werden. Auf den Ver¬ sammlungen, welche die katholischen Zweigvereine unter freiem Himmel betrieben, steigerte sich sowohl die Zahl des unter lügenhaften Vorspiegelungen herangezogenen Volkes, als die Kühnheit der Auslassungen; ernstliche Ruhestörungen standen zu ge¬ wärtigen. Schon hatten sich bei einer solchen in Vomp, als der k. k. Bezirksvor¬ steher einer aufwieglerischen Entstellung des neuen Schulgesetzes Einhalt that, Rufe vernehmen lassen, die diesen Freimaurer hinauszuwerfen drohten, und bei einer späteren, am 27. September zu Hippach im Oberzillerthale sielen noch schärfere Reden gegen Reichsrath und Negierung. Da war es Greuter selbst, der sich nach einigen Trümpfen auf die gewissenlosen Volksfreunde in Wien mit folgenden Worten vernehmen ließ: „Im Reichsrathe sind Gesetze beschlossen, welche die Rechte der Kirche angreifen. Hat sie der Kaiser angetastet? Nein. Die Vertreter haben ihm gesagt-. „Wenn Du diese Gesetze nicht unterschreibst, so hast Du Mord und Revo¬ lution in Deinem Reiche." Aus Anlaß dieser Vorfälle überreichten sechzehn Libe¬ rale eine Jnterpellation: „ob die Negierung nicht gesonnen sei gegen den katho¬ lischen Verein für Tirol und Vorarlberg die Bestimmungen des Vereinsgesetzes vom 15. November 1867, insbesondere jene über politische Vereine, in Anwendung zu bringen? " Die Antwort des Statthalters ließ an klarer Einsicht und unzweideutiger Entschlossenheit Nichts zu wünschen übrig. Seit einigen Monaten trachte der katho¬ lische Verein ein Netz von Filialen über Deutschtirol auszuwerfen und die An¬ zeichen mehrten sich, daß damit eine Agitation gegen die Staatsgrundgesetze organi- sirt werde. Er habe anfangs nicht ohne Noth das Rüstzeug der Staatspolizei anlegen wollen, um den Gegnern der Negierung nicht einen Vorwand zur grund¬ losen Behauptung zu geben, sie wolle gegen die Religion oder den katholischen Glauben auftreten. Auch wisse er die Irregeführten von den Irreführenden zu unterscheiden und habe, Wohl unterrichtet, daß gar Viele nicht einmal den Inhalt

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_120192/87>, abgerufen am 28.09.2024.