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Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. I. Band.

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horizontal nach dem feindlichen Schiffe hin gerichtet und durch electrische Trieb¬
kraft in den Boden desselben geschleudert wird.*) Auf jeden Fall werden
die Torpedos ein sehr wichtiges Mittel der Hafenvertheidigung bilden
müssen.

Außerdem sind die Landbatterien durch schwimmende Panzerbatterien zu
unterstützen, allerdings nicht durch so unbehilfliche Kasten wie es die ersten eng¬
lischen,**) französischen und die östreichischen "Feuerspeier" waren, auch nicht
durch schärfere Bleitseitenbatterien wie die russische "Perwenetz", sondern
durch Thurmfahrzeuge, die bei großer Schnelligkeit stets die gewünschte Di¬
stanz beibehalten und nach verschiedenen Orten eilen können.

Schwieriger als der Schutz der wichtigsten" Küstenpunkte gegen feindliche
Kriegsschiffe erscheint die Vertheidigung einer ausgedehnten offenen Küsten¬
strecke gegen die Landung eines feindlichen Corps.. Eine Transportflotte,
welche ihr Landungscorps aussetzen will, hat vor dem Vertheidiger den
großen Vortheil voraus, daß sie den augenblicklich schwächsten Punkt der
ganzen Küstenlinie nach Belieben wählen kann, und nicht wie die Kriegs¬
flotte beim Angriff auf einen Hafen, den Stier bei den Hörnern zu fassen
genöthigt ist. Noch größer ist der Vortheil, daß sich im Allgemeinen ihr
Landungspunkt überhaupt nicht errathen läßt, weil sie, vor der Küste hin-
und herkreuzend bis zum letzten Augenblick den Vertheidiger über den ge¬
wählten Punkt im Ungewissen läßt, und daher die Wirkung der Ueberraschung
für sich hat. Zwar waren auch früher diese Vortheile in gewissem Maße auf
Seiten des Angreifers: et hatte aber damals mit der großen Schwierigkeit
zu kämpfen, daß er in seinen Bewegungen und deren Schnelligkeit von Wind¬
richtung und Windstärke abhängig war, die jeden Augenblick wechseln konnten,
daß also ein präcises Eingreifen aller Operationen in einander als völlig
unsicher betrachtet werden mußte. Die Einführung des Dampfes hat dieses
Verhältniß gänzlich geändert. Allerdings wird der Vortheil vollkommen
freier Wahl der Oertlichkeit durch gut angelegte Küstenbefestigungen einge¬
schränkt.-- Eine vorspringende Landspitze liegt insofern am günstigsten, als
auf einer derartigen Halbinsel die Flotte von beiden Flanken her decken, be¬
ziehungsweise die Landbatterien zum Schweigen bringen kann. Andererseits
ist die Flotte hier gegen Wind und See weniger geschützt als in einer Bucht.

Namentlich bei der unvergleichlich praktischen und zugleich sehr umfang-




") Die in Fiume vor einer Commission gemachten Proben sollen vollständig gelungen
sein, indem der Torpedo, mit S'/2 Knoten Geschwindigkeit unter Wasser dahin schießend, jedes-
mal das Ziel traf und nach Erreichung desselben wieder an die Oberfläche kam, bei der Be¬
wegung aber in den verschiedensten Tiefen angeblich stets die Richtung inne hielt. Der Preis
für die Erfindung soll 800,000 Gulden betragen. Nach anderer Angabe wird dieser Torpedo
durch ein Uhrwerk getrieben und nur eleclromagnetisch entzündet. (?)
") "Trusty", "Ettbus". "Terror", "Thunderbolt", Thunder".

horizontal nach dem feindlichen Schiffe hin gerichtet und durch electrische Trieb¬
kraft in den Boden desselben geschleudert wird.*) Auf jeden Fall werden
die Torpedos ein sehr wichtiges Mittel der Hafenvertheidigung bilden
müssen.

Außerdem sind die Landbatterien durch schwimmende Panzerbatterien zu
unterstützen, allerdings nicht durch so unbehilfliche Kasten wie es die ersten eng¬
lischen,**) französischen und die östreichischen „Feuerspeier" waren, auch nicht
durch schärfere Bleitseitenbatterien wie die russische „Perwenetz", sondern
durch Thurmfahrzeuge, die bei großer Schnelligkeit stets die gewünschte Di¬
stanz beibehalten und nach verschiedenen Orten eilen können.

Schwieriger als der Schutz der wichtigsten" Küstenpunkte gegen feindliche
Kriegsschiffe erscheint die Vertheidigung einer ausgedehnten offenen Küsten¬
strecke gegen die Landung eines feindlichen Corps.. Eine Transportflotte,
welche ihr Landungscorps aussetzen will, hat vor dem Vertheidiger den
großen Vortheil voraus, daß sie den augenblicklich schwächsten Punkt der
ganzen Küstenlinie nach Belieben wählen kann, und nicht wie die Kriegs¬
flotte beim Angriff auf einen Hafen, den Stier bei den Hörnern zu fassen
genöthigt ist. Noch größer ist der Vortheil, daß sich im Allgemeinen ihr
Landungspunkt überhaupt nicht errathen läßt, weil sie, vor der Küste hin-
und herkreuzend bis zum letzten Augenblick den Vertheidiger über den ge¬
wählten Punkt im Ungewissen läßt, und daher die Wirkung der Ueberraschung
für sich hat. Zwar waren auch früher diese Vortheile in gewissem Maße auf
Seiten des Angreifers: et hatte aber damals mit der großen Schwierigkeit
zu kämpfen, daß er in seinen Bewegungen und deren Schnelligkeit von Wind¬
richtung und Windstärke abhängig war, die jeden Augenblick wechseln konnten,
daß also ein präcises Eingreifen aller Operationen in einander als völlig
unsicher betrachtet werden mußte. Die Einführung des Dampfes hat dieses
Verhältniß gänzlich geändert. Allerdings wird der Vortheil vollkommen
freier Wahl der Oertlichkeit durch gut angelegte Küstenbefestigungen einge¬
schränkt.— Eine vorspringende Landspitze liegt insofern am günstigsten, als
auf einer derartigen Halbinsel die Flotte von beiden Flanken her decken, be¬
ziehungsweise die Landbatterien zum Schweigen bringen kann. Andererseits
ist die Flotte hier gegen Wind und See weniger geschützt als in einer Bucht.

Namentlich bei der unvergleichlich praktischen und zugleich sehr umfang-




") Die in Fiume vor einer Commission gemachten Proben sollen vollständig gelungen
sein, indem der Torpedo, mit S'/2 Knoten Geschwindigkeit unter Wasser dahin schießend, jedes-
mal das Ziel traf und nach Erreichung desselben wieder an die Oberfläche kam, bei der Be¬
wegung aber in den verschiedensten Tiefen angeblich stets die Richtung inne hielt. Der Preis
für die Erfindung soll 800,000 Gulden betragen. Nach anderer Angabe wird dieser Torpedo
durch ein Uhrwerk getrieben und nur eleclromagnetisch entzündet. (?)
") „Trusty", „Ettbus". „Terror", „Thunderbolt", Thunder".
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[0382] horizontal nach dem feindlichen Schiffe hin gerichtet und durch electrische Trieb¬ kraft in den Boden desselben geschleudert wird.*) Auf jeden Fall werden die Torpedos ein sehr wichtiges Mittel der Hafenvertheidigung bilden müssen. Außerdem sind die Landbatterien durch schwimmende Panzerbatterien zu unterstützen, allerdings nicht durch so unbehilfliche Kasten wie es die ersten eng¬ lischen,**) französischen und die östreichischen „Feuerspeier" waren, auch nicht durch schärfere Bleitseitenbatterien wie die russische „Perwenetz", sondern durch Thurmfahrzeuge, die bei großer Schnelligkeit stets die gewünschte Di¬ stanz beibehalten und nach verschiedenen Orten eilen können. Schwieriger als der Schutz der wichtigsten" Küstenpunkte gegen feindliche Kriegsschiffe erscheint die Vertheidigung einer ausgedehnten offenen Küsten¬ strecke gegen die Landung eines feindlichen Corps.. Eine Transportflotte, welche ihr Landungscorps aussetzen will, hat vor dem Vertheidiger den großen Vortheil voraus, daß sie den augenblicklich schwächsten Punkt der ganzen Küstenlinie nach Belieben wählen kann, und nicht wie die Kriegs¬ flotte beim Angriff auf einen Hafen, den Stier bei den Hörnern zu fassen genöthigt ist. Noch größer ist der Vortheil, daß sich im Allgemeinen ihr Landungspunkt überhaupt nicht errathen läßt, weil sie, vor der Küste hin- und herkreuzend bis zum letzten Augenblick den Vertheidiger über den ge¬ wählten Punkt im Ungewissen läßt, und daher die Wirkung der Ueberraschung für sich hat. Zwar waren auch früher diese Vortheile in gewissem Maße auf Seiten des Angreifers: et hatte aber damals mit der großen Schwierigkeit zu kämpfen, daß er in seinen Bewegungen und deren Schnelligkeit von Wind¬ richtung und Windstärke abhängig war, die jeden Augenblick wechseln konnten, daß also ein präcises Eingreifen aller Operationen in einander als völlig unsicher betrachtet werden mußte. Die Einführung des Dampfes hat dieses Verhältniß gänzlich geändert. Allerdings wird der Vortheil vollkommen freier Wahl der Oertlichkeit durch gut angelegte Küstenbefestigungen einge¬ schränkt.— Eine vorspringende Landspitze liegt insofern am günstigsten, als auf einer derartigen Halbinsel die Flotte von beiden Flanken her decken, be¬ ziehungsweise die Landbatterien zum Schweigen bringen kann. Andererseits ist die Flotte hier gegen Wind und See weniger geschützt als in einer Bucht. Namentlich bei der unvergleichlich praktischen und zugleich sehr umfang- ") Die in Fiume vor einer Commission gemachten Proben sollen vollständig gelungen sein, indem der Torpedo, mit S'/2 Knoten Geschwindigkeit unter Wasser dahin schießend, jedes- mal das Ziel traf und nach Erreichung desselben wieder an die Oberfläche kam, bei der Be¬ wegung aber in den verschiedensten Tiefen angeblich stets die Richtung inne hielt. Der Preis für die Erfindung soll 800,000 Gulden betragen. Nach anderer Angabe wird dieser Torpedo durch ein Uhrwerk getrieben und nur eleclromagnetisch entzündet. (?) ") „Trusty", „Ettbus". „Terror", „Thunderbolt", Thunder".

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_120192/382>, abgerufen am 28.09.2024.