Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. I. Band.Autor sich über den deutschen General ausdrückt, dessen verkanntes und Wir können nicht schließen, ohne noch eines Umstandes Erwähnung zu Autor sich über den deutschen General ausdrückt, dessen verkanntes und Wir können nicht schließen, ohne noch eines Umstandes Erwähnung zu <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0241" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/120430"/> <p xml:id="ID_704" prev="#ID_703"> Autor sich über den deutschen General ausdrückt, dessen verkanntes und<lb/> unterschätztes Verdienst ans Licht zu setzen ihn der Forschungseifer und der<lb/> Haß gegen das elende Regiment der Hofaristokraten zwingt: „Er war ein<lb/> accurater (soll heißen echter) Deutscher, der mit der Energie und Hart-<lb/> näckigkeit, welcher dieser großen Race eigenthümlich sind, nie einen<lb/> Tag oder eine Nacht, ja keine Stunde unbenutzt ließ, jede Handbreit Erde<lb/> kämpfend eroberte und seine an Hunger, Kälte und Hitze gewöhnten Husaren<lb/> bis zur völligen Erschöpfung aller Kräfte vor sich her trieb. Bald erscheint<lb/> er mit ihnen in den Gebirgen des Ural, bald in Sibirien oder im Lande<lb/> der Baschkiren; im ersten Frühjahr setzt er über eisbedeckte Flüsse, seine Ka¬<lb/> nonen werden auf Brettern und Flößen herübergeschafft; seine Leute sind an<lb/> die Gluth der Sonne ebenso gewöhnt, wie an die Hitze brennender Häuser."<lb/> „Und diesem Mann/' heißt es zum Schluß des gesammten Buches, „der oft<lb/> tausend Werst weit geritten war, ohne sein Pferd zu verlassen und seinen<lb/> Husaren Ruhe zu gönnen, der die Hyder des Pugatschewschen Aufstandes ge¬<lb/> bändigt hatte — ihm dankte man mit der Beschuldigung. Räubereien verübt zu<lb/> haben. Das charakterisirt die ganze Epoche zur Genüge."</p><lb/> <p xml:id="ID_705"> Wir können nicht schließen, ohne noch eines Umstandes Erwähnung zu<lb/> thun, auf welchen Mordawzew besonderes Gewicht legt: obgleich die Strenge<lb/> gegen die altgläubigen Sectirer ein Hauptgrund für den glücklichen Anfang<lb/> der gesammten Bewegung war und Hunderte von altgläubigen Kaufleuten<lb/> und Geistlichen überwiesen werden konnten, den Rebellen mit Rath und That,<lb/> namentlich aber mit ihren beträchtlichen Geldmitteln unterstützt zu haben,<lb/> wußten dieselben sich fast sämmtlich dem furchtbaren Strafgericht zu ent¬<lb/> ziehen, das nach der Niederwerfung des Aufstandes über die Theilnehmer<lb/> desselben hereinbrach. Das Manifest vom 19. December 1774, welches die<lb/> Beendigung des Kampfes und die Bestrafung der Schuldigen publicirt, igno-<lb/> rirt die Theilnahme der Sectirer an demselben vollständig und fünf schwer<lb/> compromittirte Führer derselben wurden als unschuldig freigesprochen. Mor¬<lb/> dawzew hofft das Geheimniß, welches diese Seite der Sache bedecke, werde<lb/> durch die vollständige Eröffnung der Staatsarchive entschleiert werden. Uns<lb/> scheint kein Geheimniß zu bestehen — die Macht des Goldes ist gerade im<lb/> Rußland des 18. Jahrhunderts die Großmacht über alle anderen Einflüsse<lb/> und Mächte gewesen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0241]
Autor sich über den deutschen General ausdrückt, dessen verkanntes und
unterschätztes Verdienst ans Licht zu setzen ihn der Forschungseifer und der
Haß gegen das elende Regiment der Hofaristokraten zwingt: „Er war ein
accurater (soll heißen echter) Deutscher, der mit der Energie und Hart-
näckigkeit, welcher dieser großen Race eigenthümlich sind, nie einen
Tag oder eine Nacht, ja keine Stunde unbenutzt ließ, jede Handbreit Erde
kämpfend eroberte und seine an Hunger, Kälte und Hitze gewöhnten Husaren
bis zur völligen Erschöpfung aller Kräfte vor sich her trieb. Bald erscheint
er mit ihnen in den Gebirgen des Ural, bald in Sibirien oder im Lande
der Baschkiren; im ersten Frühjahr setzt er über eisbedeckte Flüsse, seine Ka¬
nonen werden auf Brettern und Flößen herübergeschafft; seine Leute sind an
die Gluth der Sonne ebenso gewöhnt, wie an die Hitze brennender Häuser."
„Und diesem Mann/' heißt es zum Schluß des gesammten Buches, „der oft
tausend Werst weit geritten war, ohne sein Pferd zu verlassen und seinen
Husaren Ruhe zu gönnen, der die Hyder des Pugatschewschen Aufstandes ge¬
bändigt hatte — ihm dankte man mit der Beschuldigung. Räubereien verübt zu
haben. Das charakterisirt die ganze Epoche zur Genüge."
Wir können nicht schließen, ohne noch eines Umstandes Erwähnung zu
thun, auf welchen Mordawzew besonderes Gewicht legt: obgleich die Strenge
gegen die altgläubigen Sectirer ein Hauptgrund für den glücklichen Anfang
der gesammten Bewegung war und Hunderte von altgläubigen Kaufleuten
und Geistlichen überwiesen werden konnten, den Rebellen mit Rath und That,
namentlich aber mit ihren beträchtlichen Geldmitteln unterstützt zu haben,
wußten dieselben sich fast sämmtlich dem furchtbaren Strafgericht zu ent¬
ziehen, das nach der Niederwerfung des Aufstandes über die Theilnehmer
desselben hereinbrach. Das Manifest vom 19. December 1774, welches die
Beendigung des Kampfes und die Bestrafung der Schuldigen publicirt, igno-
rirt die Theilnahme der Sectirer an demselben vollständig und fünf schwer
compromittirte Führer derselben wurden als unschuldig freigesprochen. Mor¬
dawzew hofft das Geheimniß, welches diese Seite der Sache bedecke, werde
durch die vollständige Eröffnung der Staatsarchive entschleiert werden. Uns
scheint kein Geheimniß zu bestehen — die Macht des Goldes ist gerade im
Rußland des 18. Jahrhunderts die Großmacht über alle anderen Einflüsse
und Mächte gewesen.
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