Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

im weit zu marschiren hat, transportiren. Eine große Verantwortlichkeit
lastet daher auf den Schultern Sir Roberts Na Pier. Läßt er die
Truppen noch länger in der Ebene, so ist wegen der mit jedem Tage lästiger
werdenden Hitze der Ausbruch einer Epidemie zu fürchten. Geht er anderer¬
seits mit ein paar tausend Mann vor, so riskirt er möglicherweise eine
Niederlage. Beide Uebel würden in England Entrüstung hervorrufen. Wir
fürchten nicht den Feind, denn er ist verächtlich, aber wir fürchten die Ent¬
fernung, Proviant- und Transportfrage.

Es dürfte schwierig sein, einen energischeren und umsichtigeren Feld¬
herrn zu finden. Schon des Morgens 7 Uhr besteigt er sein Pferd, in-
spicirt jedes Departement persönlich, schreibt, ertheilt Befehle und ist bis
tief in die Nacht hinein thätig. Viel Geld hat die Expedition schon gekostet
und noch viel mehr wird sie kosten, aber jeder Pfennig, der laut persön¬
licher Anweisung des Generals Napier zur Verwendung kommt, ist gut
angelegt.

Der ersten Truppenabtheilung, welche nach Allegerat vorgerückt ist,
wird eine andere, bestehend aus dem 4. Regiment, der Batterie G. 14
des Capitain Murray und dem Gebirgstrain des Oberst Peru, auf dem
Fuße folgen. Einige dieser Abtheilungen werden sofort nach Antalo vor¬
gehen, der Ueberrest aber in Alle gerät verbleiben, um bei dem Zusam¬
mentreffen Sir Robert Napiers und dem Beherrscher von Tigre, Kassai
gegenwärtig zu sein. Zu diesem Behuf erwartet man mit Ungeduld die
Rückkehr des Majors Grant, der mit einer Mission an Kassai abgesendet
war. Der Chefcommandant hielt am 31. Januar eine Parade über das
33. und 10. Regiment ab. Die Brigade, welche nach Allegerat abmarschirt
ist, zählt 1300 Mann, wovon 880 Britten, und umfaßt alle Waffengattungen.
Aller Augen sind nun auf die Vorgänge im Hochland gerichtet. Sir Na¬
pier kam am 13. Februar in Allegerat an. Die Avantgarde ist bereits
über diesen Platz hinaus nach Antabo marschirt. In Suez kam am 13. Febr.
das Truppenschiff "Euphrates" mit dem 42. Hochländer Regiment am
Bord an.

Der Minister für Indien, Sir Stafford Northcote hat ein Telegramm
Napiers aus Allegerat ohne Datum erhalten, wonach die Gefangenen zu
Magdala am 17. Januar alle wohlbehalten waren. Die vom König Theo-
dorus mitgeführten Europäer wurden der Armee voraus unter Escorte nach
Magdala geführt. Er selbst folgt sehr langsam nach, da schwere Lasten Ar¬
meegepäck seinen Marsch behindern. Es waltet kein Zweifel, daß er Mag¬
dala zu erreichen im Stande wäre, wollte er die mitgeführte Bagagelast im
Stiche lassen. Es wird berichtet, daß der König von Schoa seine Residenz
abermals verlassen habe, um sich nach Magdala zu wenden und Theodorus


im weit zu marschiren hat, transportiren. Eine große Verantwortlichkeit
lastet daher auf den Schultern Sir Roberts Na Pier. Läßt er die
Truppen noch länger in der Ebene, so ist wegen der mit jedem Tage lästiger
werdenden Hitze der Ausbruch einer Epidemie zu fürchten. Geht er anderer¬
seits mit ein paar tausend Mann vor, so riskirt er möglicherweise eine
Niederlage. Beide Uebel würden in England Entrüstung hervorrufen. Wir
fürchten nicht den Feind, denn er ist verächtlich, aber wir fürchten die Ent¬
fernung, Proviant- und Transportfrage.

Es dürfte schwierig sein, einen energischeren und umsichtigeren Feld¬
herrn zu finden. Schon des Morgens 7 Uhr besteigt er sein Pferd, in-
spicirt jedes Departement persönlich, schreibt, ertheilt Befehle und ist bis
tief in die Nacht hinein thätig. Viel Geld hat die Expedition schon gekostet
und noch viel mehr wird sie kosten, aber jeder Pfennig, der laut persön¬
licher Anweisung des Generals Napier zur Verwendung kommt, ist gut
angelegt.

Der ersten Truppenabtheilung, welche nach Allegerat vorgerückt ist,
wird eine andere, bestehend aus dem 4. Regiment, der Batterie G. 14
des Capitain Murray und dem Gebirgstrain des Oberst Peru, auf dem
Fuße folgen. Einige dieser Abtheilungen werden sofort nach Antalo vor¬
gehen, der Ueberrest aber in Alle gerät verbleiben, um bei dem Zusam¬
mentreffen Sir Robert Napiers und dem Beherrscher von Tigre, Kassai
gegenwärtig zu sein. Zu diesem Behuf erwartet man mit Ungeduld die
Rückkehr des Majors Grant, der mit einer Mission an Kassai abgesendet
war. Der Chefcommandant hielt am 31. Januar eine Parade über das
33. und 10. Regiment ab. Die Brigade, welche nach Allegerat abmarschirt
ist, zählt 1300 Mann, wovon 880 Britten, und umfaßt alle Waffengattungen.
Aller Augen sind nun auf die Vorgänge im Hochland gerichtet. Sir Na¬
pier kam am 13. Februar in Allegerat an. Die Avantgarde ist bereits
über diesen Platz hinaus nach Antabo marschirt. In Suez kam am 13. Febr.
das Truppenschiff „Euphrates" mit dem 42. Hochländer Regiment am
Bord an.

Der Minister für Indien, Sir Stafford Northcote hat ein Telegramm
Napiers aus Allegerat ohne Datum erhalten, wonach die Gefangenen zu
Magdala am 17. Januar alle wohlbehalten waren. Die vom König Theo-
dorus mitgeführten Europäer wurden der Armee voraus unter Escorte nach
Magdala geführt. Er selbst folgt sehr langsam nach, da schwere Lasten Ar¬
meegepäck seinen Marsch behindern. Es waltet kein Zweifel, daß er Mag¬
dala zu erreichen im Stande wäre, wollte er die mitgeführte Bagagelast im
Stiche lassen. Es wird berichtet, daß der König von Schoa seine Residenz
abermals verlassen habe, um sich nach Magdala zu wenden und Theodorus


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0070" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/117602"/>
          <p xml:id="ID_231" prev="#ID_230"> im weit zu marschiren hat, transportiren. Eine große Verantwortlichkeit<lb/>
lastet daher auf den Schultern Sir Roberts Na Pier. Läßt er die<lb/>
Truppen noch länger in der Ebene, so ist wegen der mit jedem Tage lästiger<lb/>
werdenden Hitze der Ausbruch einer Epidemie zu fürchten. Geht er anderer¬<lb/>
seits mit ein paar tausend Mann vor, so riskirt er möglicherweise eine<lb/>
Niederlage. Beide Uebel würden in England Entrüstung hervorrufen. Wir<lb/>
fürchten nicht den Feind, denn er ist verächtlich, aber wir fürchten die Ent¬<lb/>
fernung, Proviant- und Transportfrage.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_232"> Es dürfte schwierig sein, einen energischeren und umsichtigeren Feld¬<lb/>
herrn zu finden. Schon des Morgens 7 Uhr besteigt er sein Pferd, in-<lb/>
spicirt jedes Departement persönlich, schreibt, ertheilt Befehle und ist bis<lb/>
tief in die Nacht hinein thätig. Viel Geld hat die Expedition schon gekostet<lb/>
und noch viel mehr wird sie kosten, aber jeder Pfennig, der laut persön¬<lb/>
licher Anweisung des Generals Napier zur Verwendung kommt, ist gut<lb/>
angelegt.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_233"> Der ersten Truppenabtheilung, welche nach Allegerat vorgerückt ist,<lb/>
wird eine andere, bestehend aus dem 4. Regiment, der Batterie G. 14<lb/>
des Capitain Murray und dem Gebirgstrain des Oberst Peru, auf dem<lb/>
Fuße folgen. Einige dieser Abtheilungen werden sofort nach Antalo vor¬<lb/>
gehen, der Ueberrest aber in Alle gerät verbleiben, um bei dem Zusam¬<lb/>
mentreffen Sir Robert Napiers und dem Beherrscher von Tigre, Kassai<lb/>
gegenwärtig zu sein. Zu diesem Behuf erwartet man mit Ungeduld die<lb/>
Rückkehr des Majors Grant, der mit einer Mission an Kassai abgesendet<lb/>
war. Der Chefcommandant hielt am 31. Januar eine Parade über das<lb/>
33. und 10. Regiment ab. Die Brigade, welche nach Allegerat abmarschirt<lb/>
ist, zählt 1300 Mann, wovon 880 Britten, und umfaßt alle Waffengattungen.<lb/>
Aller Augen sind nun auf die Vorgänge im Hochland gerichtet. Sir Na¬<lb/>
pier kam am 13. Februar in Allegerat an. Die Avantgarde ist bereits<lb/>
über diesen Platz hinaus nach Antabo marschirt. In Suez kam am 13. Febr.<lb/>
das Truppenschiff &#x201E;Euphrates" mit dem 42. Hochländer Regiment am<lb/>
Bord an.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_234" next="#ID_235"> Der Minister für Indien, Sir Stafford Northcote hat ein Telegramm<lb/>
Napiers aus Allegerat ohne Datum erhalten, wonach die Gefangenen zu<lb/>
Magdala am 17. Januar alle wohlbehalten waren. Die vom König Theo-<lb/>
dorus mitgeführten Europäer wurden der Armee voraus unter Escorte nach<lb/>
Magdala geführt. Er selbst folgt sehr langsam nach, da schwere Lasten Ar¬<lb/>
meegepäck seinen Marsch behindern. Es waltet kein Zweifel, daß er Mag¬<lb/>
dala zu erreichen im Stande wäre, wollte er die mitgeführte Bagagelast im<lb/>
Stiche lassen. Es wird berichtet, daß der König von Schoa seine Residenz<lb/>
abermals verlassen habe, um sich nach Magdala zu wenden und Theodorus</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0070] im weit zu marschiren hat, transportiren. Eine große Verantwortlichkeit lastet daher auf den Schultern Sir Roberts Na Pier. Läßt er die Truppen noch länger in der Ebene, so ist wegen der mit jedem Tage lästiger werdenden Hitze der Ausbruch einer Epidemie zu fürchten. Geht er anderer¬ seits mit ein paar tausend Mann vor, so riskirt er möglicherweise eine Niederlage. Beide Uebel würden in England Entrüstung hervorrufen. Wir fürchten nicht den Feind, denn er ist verächtlich, aber wir fürchten die Ent¬ fernung, Proviant- und Transportfrage. Es dürfte schwierig sein, einen energischeren und umsichtigeren Feld¬ herrn zu finden. Schon des Morgens 7 Uhr besteigt er sein Pferd, in- spicirt jedes Departement persönlich, schreibt, ertheilt Befehle und ist bis tief in die Nacht hinein thätig. Viel Geld hat die Expedition schon gekostet und noch viel mehr wird sie kosten, aber jeder Pfennig, der laut persön¬ licher Anweisung des Generals Napier zur Verwendung kommt, ist gut angelegt. Der ersten Truppenabtheilung, welche nach Allegerat vorgerückt ist, wird eine andere, bestehend aus dem 4. Regiment, der Batterie G. 14 des Capitain Murray und dem Gebirgstrain des Oberst Peru, auf dem Fuße folgen. Einige dieser Abtheilungen werden sofort nach Antalo vor¬ gehen, der Ueberrest aber in Alle gerät verbleiben, um bei dem Zusam¬ mentreffen Sir Robert Napiers und dem Beherrscher von Tigre, Kassai gegenwärtig zu sein. Zu diesem Behuf erwartet man mit Ungeduld die Rückkehr des Majors Grant, der mit einer Mission an Kassai abgesendet war. Der Chefcommandant hielt am 31. Januar eine Parade über das 33. und 10. Regiment ab. Die Brigade, welche nach Allegerat abmarschirt ist, zählt 1300 Mann, wovon 880 Britten, und umfaßt alle Waffengattungen. Aller Augen sind nun auf die Vorgänge im Hochland gerichtet. Sir Na¬ pier kam am 13. Februar in Allegerat an. Die Avantgarde ist bereits über diesen Platz hinaus nach Antabo marschirt. In Suez kam am 13. Febr. das Truppenschiff „Euphrates" mit dem 42. Hochländer Regiment am Bord an. Der Minister für Indien, Sir Stafford Northcote hat ein Telegramm Napiers aus Allegerat ohne Datum erhalten, wonach die Gefangenen zu Magdala am 17. Januar alle wohlbehalten waren. Die vom König Theo- dorus mitgeführten Europäer wurden der Armee voraus unter Escorte nach Magdala geführt. Er selbst folgt sehr langsam nach, da schwere Lasten Ar¬ meegepäck seinen Marsch behindern. Es waltet kein Zweifel, daß er Mag¬ dala zu erreichen im Stande wäre, wollte er die mitgeführte Bagagelast im Stiche lassen. Es wird berichtet, daß der König von Schoa seine Residenz abermals verlassen habe, um sich nach Magdala zu wenden und Theodorus

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_362043
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_362043/70
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_362043/70>, abgerufen am 15.01.2025.