Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. II. Band.aus auf den zubereiteten Kampfplatz, fallet auff ihre Knie nider, protestiret Diese eine Probe wird zu der Ueberzeugung genügen, daß durch solche aus auf den zubereiteten Kampfplatz, fallet auff ihre Knie nider, protestiret Diese eine Probe wird zu der Ueberzeugung genügen, daß durch solche <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0058" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/117590"/> <p xml:id="ID_190" prev="#ID_189"> aus auf den zubereiteten Kampfplatz, fallet auff ihre Knie nider, protestiret<lb/> heftig wegen ihrer Unschuld und des katholischen Glaubens. — scena 5.<lb/> Maria Stuart wird unter aller Umstehenden bitterlichen Weinen und kläg¬<lb/> lichen Todtengesang enthauptet. — Chorus. Der Geist Francisci des Na-<lb/> mens des anderen Königs in Frankreich und der Geist Darnlei, Königs von<lb/> Schottland, der enthaupteten unschuldigen Maria Stuart zweier Ehegemahlen,<lb/> erscheinen, begehren wider die Königin Elisabeth Rand wegen des unschuldigen<lb/> schmählichen Todes ihrer geliebten Gemahlin Maria Stuarta, aber die Ge¬<lb/> rechtigkeit tröstet und weiset sie mit glimpflichen Worten ab."</p><lb/> <p xml:id="ID_191"> Diese eine Probe wird zu der Ueberzeugung genügen, daß durch solche<lb/> Aufführungen und ihre umständlichen Vorbereitungen den Schülern unver¬<lb/> antwortlicher Weise ebenso viel kostbare, zu ihrer Ausbildung zu verwendende<lb/> Zeit geraubt wurde, als den zur Anfertigung der Stücke verurtheilten Leh¬<lb/> rern, und daß die Bordseite, welche man denselben damals und auch später<lb/> zuschrieb, meist illusorisch oder leichter auf andere Weise zu erreichen waren.<lb/> Man sagte, die Jugend lerne durch solche Aufführungen körperlichen Anstand,<lb/> dessen Mangel in der Folge oft bitter empfunden würde, sie verlerne jene<lb/> Schüchternheit, die manchem noch als Mann so änliche, daß er, wenn Amts¬<lb/> pflicht oder andere Umstände es erheischen, öffentlich zu sprechen, seine Auf¬<lb/> gabe nur schwer zu lösen vermöge. Aber wie viele Schüler genossen wirklich<lb/> diesen Vortheil, und — konnte er nicht auf einem anderen Wege erreicht werden?<lb/> Der Professor konnte namentlich an besuchten Gymnasien nur eine kleine<lb/> Anzahl von Schülern mit Rollen versehen, es blieb also immer eine große An¬<lb/> zahl Schüler völlig unberührt von diesen Mitteln, die dem Schüler Anstand<lb/> beibringen sollten. Und wie, wenn diese Entbehrung etwa gerade jene traf,<lb/> welche des Anstandes am meisten bedurft hätten? Wenn der Lehrer, von dessen<lb/> Seite die Zuweisung von Rollen immer eine Art Gunst war, die Rollen<lb/> etwa Söhnen angesehener Eltern zuwies, um diesen dadurch gewissermaßen<lb/> eine leicht zu ertheilende Entschädigung dafür zukommen zu lassen, daß sie<lb/> armen Schülern, was Prämien anlangte, nachstanden? Hatte man nicht<lb/> manchmal alle Ursache zu dieser Aufmerksamkeit und konnte man sie über¬<lb/> haupt stets umgehen? Die Jesuiten selbst haben an diese angeblichen Vor¬<lb/> theile der in ihren Schulen üblichen Comödien am wenigsten gedacht. Der<lb/> Einrichtung derselben lag vielmehr nur das richtige Verständniß'der großen<lb/> Macht zu Grunde, welche die dramatische Kunst auszuüben vermag und<lb/> wirklich ausübt. In dieser richtigen Voraussetzung haben die Jesuiten das<lb/> Drama, wo es nur immer möglich war, benutzt, und dasselbe namentlich<lb/> bei öffentlichen Prüfungen, welche in den vier unteren Classen, später auch<lb/> in den beiden oberen alljährlich dreimal zwischen Neujahr und Ostern abge¬<lb/> halten wurden — den sogenannten Academien — frühzeitig eingeführt.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0058]
aus auf den zubereiteten Kampfplatz, fallet auff ihre Knie nider, protestiret
heftig wegen ihrer Unschuld und des katholischen Glaubens. — scena 5.
Maria Stuart wird unter aller Umstehenden bitterlichen Weinen und kläg¬
lichen Todtengesang enthauptet. — Chorus. Der Geist Francisci des Na-
mens des anderen Königs in Frankreich und der Geist Darnlei, Königs von
Schottland, der enthaupteten unschuldigen Maria Stuart zweier Ehegemahlen,
erscheinen, begehren wider die Königin Elisabeth Rand wegen des unschuldigen
schmählichen Todes ihrer geliebten Gemahlin Maria Stuarta, aber die Ge¬
rechtigkeit tröstet und weiset sie mit glimpflichen Worten ab."
Diese eine Probe wird zu der Ueberzeugung genügen, daß durch solche
Aufführungen und ihre umständlichen Vorbereitungen den Schülern unver¬
antwortlicher Weise ebenso viel kostbare, zu ihrer Ausbildung zu verwendende
Zeit geraubt wurde, als den zur Anfertigung der Stücke verurtheilten Leh¬
rern, und daß die Bordseite, welche man denselben damals und auch später
zuschrieb, meist illusorisch oder leichter auf andere Weise zu erreichen waren.
Man sagte, die Jugend lerne durch solche Aufführungen körperlichen Anstand,
dessen Mangel in der Folge oft bitter empfunden würde, sie verlerne jene
Schüchternheit, die manchem noch als Mann so änliche, daß er, wenn Amts¬
pflicht oder andere Umstände es erheischen, öffentlich zu sprechen, seine Auf¬
gabe nur schwer zu lösen vermöge. Aber wie viele Schüler genossen wirklich
diesen Vortheil, und — konnte er nicht auf einem anderen Wege erreicht werden?
Der Professor konnte namentlich an besuchten Gymnasien nur eine kleine
Anzahl von Schülern mit Rollen versehen, es blieb also immer eine große An¬
zahl Schüler völlig unberührt von diesen Mitteln, die dem Schüler Anstand
beibringen sollten. Und wie, wenn diese Entbehrung etwa gerade jene traf,
welche des Anstandes am meisten bedurft hätten? Wenn der Lehrer, von dessen
Seite die Zuweisung von Rollen immer eine Art Gunst war, die Rollen
etwa Söhnen angesehener Eltern zuwies, um diesen dadurch gewissermaßen
eine leicht zu ertheilende Entschädigung dafür zukommen zu lassen, daß sie
armen Schülern, was Prämien anlangte, nachstanden? Hatte man nicht
manchmal alle Ursache zu dieser Aufmerksamkeit und konnte man sie über¬
haupt stets umgehen? Die Jesuiten selbst haben an diese angeblichen Vor¬
theile der in ihren Schulen üblichen Comödien am wenigsten gedacht. Der
Einrichtung derselben lag vielmehr nur das richtige Verständniß'der großen
Macht zu Grunde, welche die dramatische Kunst auszuüben vermag und
wirklich ausübt. In dieser richtigen Voraussetzung haben die Jesuiten das
Drama, wo es nur immer möglich war, benutzt, und dasselbe namentlich
bei öffentlichen Prüfungen, welche in den vier unteren Classen, später auch
in den beiden oberen alljährlich dreimal zwischen Neujahr und Ostern abge¬
halten wurden — den sogenannten Academien — frühzeitig eingeführt.
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