Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. II. Band.und Luxus; gewisse Formen und Verzierungsweisen, gewisse Kategorien von Vollkommen ins klare tritt dies Verhältniß durch die Versuche, welche Grenzboten II. 1868. 63
und Luxus; gewisse Formen und Verzierungsweisen, gewisse Kategorien von Vollkommen ins klare tritt dies Verhältniß durch die Versuche, welche Grenzboten II. 1868. 63
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und Luxus; gewisse Formen und Verzierungsweisen, gewisse Kategorien von
Vorstellungen und Behandlungsarten waren hier oder dort bevorzugt. In
Etrurien stand die ältere Auffassung und Darstellungsweise in beson¬
derer Gunst, für die dahin bestimmten Gefäße wurde deshalb diese Ma¬
nier beibehalten, auch als die Kunstübung längst weiter fortgeschritten war.
Selbst bei großer Sorgfalt in der Nachbildung wird es auf die Dauer nicht
gelingen, den Einfluß der freieren Kunst fernzuhalten, die Nachahmung wird
sich auch unwillkürlich verrathen. Ebensowenig konnte es ausbleiben, daß
der Nachahmer, um seine Sache recht gut zu machen, übertrieb und sich an
Einzelheiten hielt und andere vernachlässigte, auch wohl im Vertrauen auf
den weniger geläuterten Geschmack der Barbaren derb ins Zeug ging, um
recht alterthümliche Werke zu liefern. Von alle dem liegen die Beispiele in
anschaulicher Fülle vor, interessante Belege für die Klugheit und den Eifer,
mit welchem die attischen Fabrikanten, die hinsichtlich des Geldverdienens
keine Idealisten waren, ihre fremdländischen Kunden jeden nach seinem Ge¬
schmack zu bedienen strebten, — keineswegs zur Verpflanzung der attischen
Industrie an fremde Orte. Wenn es Fabrikanten gelungen ist, an fremden
Orten für ihre Werke Absatz zu finden, so hüten sie sich, dort Filiale
anzulegen, die mit der Zeit unabhängig werden und den Markt verderben;
dagegen sind sie, darauf aus. den eigensinnigsten Geschmack ihrer Kunden zu
befriedigen, sei es durch stete Versuche, Neues zubieten, sei es durch unver¬
brüchliches Festhalten an einmal beliebt gewordenem. Noch heute werden in
manchen Fabriken bestimmte Gegenstände, wie Porzellangeräth, Kleidungsstücke,
allein für gewisse Gegenden in der seit Menschenaltern festgehaltenen Weise
verfertigt, die sonst gar nicht auf den Markt kommen. Das liegt in den
natürlichen Bedingungen des Handels und UM im Alterthum ebenso.
Vollkommen ins klare tritt dies Verhältniß durch die Versuche, welche
nicht wohl ausbleiben konnten, durch einheimische Nachahmung dem fremden
Fabrikat Concurrenz zu machen. Dies wird mit mehr oder weniger Erfolg
Wohl in den meisten Gegenden, wo ein etwas schwunghafter Vasenverkehr
stattfand, versucht worden sein. Besonders deutlich liegt es in Etrurien
vor. An den meisten Orten, wo Vasen in Menge eingeführt wurden, in
Tarquinii. Vulci. Caere, Chiusi, Volterra. Perugia und sonst,
hat man dieselben nachzumachen gesucht. Dabei tritt neben den unverkenn¬
baren griechischen Mustern ebenso unverkennbar die total ungriechische Imi¬
tation hervor, sodann nimmt die Fabrikation an jedem dieser Orte in der
Wahl und Nachbildung der Muster einen eigenen localen Charakter an.
während die an denselben Orten gefundenen griechischen Vasen den allen
gemeinsamen Typus zeigen. Ferner mischen sich hier in die, wenn auch
entlehnten Darstellungen sofort einheimische Elemente ein, in die griechischen
Grenzboten II. 1868. 63
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