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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. II. Band.

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in Korinth und der Umgegend und sonst im dorischen Peloponnes ge¬
sunden sind, denn wie zu erwarten, kommen dort auch Vasen anderer Art
und späterer Fabrikation vor; aber kein Zufall ist es, daß sich in Attica
Vasen -- zum großen Theil freilich nur Scherben, die aber hierfür sicher
beweisen -- in Menge finden, welche den ganzen Verlauf der Vasenfabri¬
kation mit schwarzen und rothen Figuren, abgesehen von jener ältesten dori¬
schen Manier, vom strengen archaischen Stil bis zum zierlich verweichlichten
in zusammenhängender Folge darlegen, in völliger Uebereinstimmung mit
der Gesammtmasse der an andern Orten gefundenen Vasen. Ms etwas
Eigenthümliches hat man bis jetzt an den in Attica und Griechenland auf
gefundenen beobachten können, daß sie in Größe, Umfang, Reichthum
der Verzierung ein gewisses bescheidenes Maß halten; eigentliche Pracht- und
Luxusgefäße, wie sie bei nichtgriechischer Bevölkerung sich finden, kommen
hier gar nicht vor, wohl aber alle Elemente, aus denen sie hervorgingen.
Bezeichnend ist auch die Erscheinung, daß gewisse äußerst elegante und feine
Salbkrüge, die für den Todtencultus bestimmt waren, aus den auch die Vor¬
stellungen derselben regelmäßig sich beziehen, sich nur in Attica und dem
zu Attica zählenden Aegina finden: sie scheinen gar nicht in den Handel
gebracht worden zu sein. Attische Funde haben immer einen besonderen
Reiz und gewähren besondere Belehrung. So haben sich unter dem Bau¬
schule an den Fundamenten des Parthenon mit mancherlei Trümmern der
durch die Perser verbrannten Baulichkeiten Vasen und Vasenscherben gefun¬
den; an sich interessant, geben sie uns einen sicheren Beweis, daß Vasen mit
rothen Figuren schon zur Zeit der Perserkriege in Attica im Gebrauch waren.
Auf den griechischen Inseln sind bemalte Vasen nach und nach fast allent¬
halben aufgetaucht, noch in den letzten Jahren sind auf Rhodus zahl¬
reiche und bedeutende Exemplare aller Stilgattungen ausgegraben worden.
Hervorzuheben, ist daß die Haupt- und Prachtstücke jener unter asiati¬
schem Einfluß arbeitenden Vasenfabrikation auf griechischen Inseln gefunden
sind, von denen wir Thera und Melos als Hauptorte des phönicischen
Handelsverkehrs kennen. Gefäße ähnlicher Art, unzweifelhaft später nach¬
geahmt und in kleineren Dimensionen, finden sich auch anderswo. An der
Küste von Kleinasien ist bis jetzt der Gebrauch von bemalten Thongefäßen
nicht nachweisbar.

Reiche Vasenfunde sind in den Gräbern am Bosporus gemacht wor¬
den. Sie gehören sämmtlich einer späten Periode der Vasenfabrikation an,
namentlich tritt die Vorliebe für prächtige Gefäße, reich mit bunten Farben
und Vergoldung ausgeführten Schmuck hervor, deren sich nachlässige, nur
auf prunkende Wirkung berechnete neben Exemplaren von der reizendsten
Schönheit und raffinirter Eleganz finden. Auf Attica weisen die specifisch


in Korinth und der Umgegend und sonst im dorischen Peloponnes ge¬
sunden sind, denn wie zu erwarten, kommen dort auch Vasen anderer Art
und späterer Fabrikation vor; aber kein Zufall ist es, daß sich in Attica
Vasen — zum großen Theil freilich nur Scherben, die aber hierfür sicher
beweisen — in Menge finden, welche den ganzen Verlauf der Vasenfabri¬
kation mit schwarzen und rothen Figuren, abgesehen von jener ältesten dori¬
schen Manier, vom strengen archaischen Stil bis zum zierlich verweichlichten
in zusammenhängender Folge darlegen, in völliger Uebereinstimmung mit
der Gesammtmasse der an andern Orten gefundenen Vasen. Ms etwas
Eigenthümliches hat man bis jetzt an den in Attica und Griechenland auf
gefundenen beobachten können, daß sie in Größe, Umfang, Reichthum
der Verzierung ein gewisses bescheidenes Maß halten; eigentliche Pracht- und
Luxusgefäße, wie sie bei nichtgriechischer Bevölkerung sich finden, kommen
hier gar nicht vor, wohl aber alle Elemente, aus denen sie hervorgingen.
Bezeichnend ist auch die Erscheinung, daß gewisse äußerst elegante und feine
Salbkrüge, die für den Todtencultus bestimmt waren, aus den auch die Vor¬
stellungen derselben regelmäßig sich beziehen, sich nur in Attica und dem
zu Attica zählenden Aegina finden: sie scheinen gar nicht in den Handel
gebracht worden zu sein. Attische Funde haben immer einen besonderen
Reiz und gewähren besondere Belehrung. So haben sich unter dem Bau¬
schule an den Fundamenten des Parthenon mit mancherlei Trümmern der
durch die Perser verbrannten Baulichkeiten Vasen und Vasenscherben gefun¬
den; an sich interessant, geben sie uns einen sicheren Beweis, daß Vasen mit
rothen Figuren schon zur Zeit der Perserkriege in Attica im Gebrauch waren.
Auf den griechischen Inseln sind bemalte Vasen nach und nach fast allent¬
halben aufgetaucht, noch in den letzten Jahren sind auf Rhodus zahl¬
reiche und bedeutende Exemplare aller Stilgattungen ausgegraben worden.
Hervorzuheben, ist daß die Haupt- und Prachtstücke jener unter asiati¬
schem Einfluß arbeitenden Vasenfabrikation auf griechischen Inseln gefunden
sind, von denen wir Thera und Melos als Hauptorte des phönicischen
Handelsverkehrs kennen. Gefäße ähnlicher Art, unzweifelhaft später nach¬
geahmt und in kleineren Dimensionen, finden sich auch anderswo. An der
Küste von Kleinasien ist bis jetzt der Gebrauch von bemalten Thongefäßen
nicht nachweisbar.

Reiche Vasenfunde sind in den Gräbern am Bosporus gemacht wor¬
den. Sie gehören sämmtlich einer späten Periode der Vasenfabrikation an,
namentlich tritt die Vorliebe für prächtige Gefäße, reich mit bunten Farben
und Vergoldung ausgeführten Schmuck hervor, deren sich nachlässige, nur
auf prunkende Wirkung berechnete neben Exemplaren von der reizendsten
Schönheit und raffinirter Eleganz finden. Auf Attica weisen die specifisch


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[0498] in Korinth und der Umgegend und sonst im dorischen Peloponnes ge¬ sunden sind, denn wie zu erwarten, kommen dort auch Vasen anderer Art und späterer Fabrikation vor; aber kein Zufall ist es, daß sich in Attica Vasen — zum großen Theil freilich nur Scherben, die aber hierfür sicher beweisen — in Menge finden, welche den ganzen Verlauf der Vasenfabri¬ kation mit schwarzen und rothen Figuren, abgesehen von jener ältesten dori¬ schen Manier, vom strengen archaischen Stil bis zum zierlich verweichlichten in zusammenhängender Folge darlegen, in völliger Uebereinstimmung mit der Gesammtmasse der an andern Orten gefundenen Vasen. Ms etwas Eigenthümliches hat man bis jetzt an den in Attica und Griechenland auf gefundenen beobachten können, daß sie in Größe, Umfang, Reichthum der Verzierung ein gewisses bescheidenes Maß halten; eigentliche Pracht- und Luxusgefäße, wie sie bei nichtgriechischer Bevölkerung sich finden, kommen hier gar nicht vor, wohl aber alle Elemente, aus denen sie hervorgingen. Bezeichnend ist auch die Erscheinung, daß gewisse äußerst elegante und feine Salbkrüge, die für den Todtencultus bestimmt waren, aus den auch die Vor¬ stellungen derselben regelmäßig sich beziehen, sich nur in Attica und dem zu Attica zählenden Aegina finden: sie scheinen gar nicht in den Handel gebracht worden zu sein. Attische Funde haben immer einen besonderen Reiz und gewähren besondere Belehrung. So haben sich unter dem Bau¬ schule an den Fundamenten des Parthenon mit mancherlei Trümmern der durch die Perser verbrannten Baulichkeiten Vasen und Vasenscherben gefun¬ den; an sich interessant, geben sie uns einen sicheren Beweis, daß Vasen mit rothen Figuren schon zur Zeit der Perserkriege in Attica im Gebrauch waren. Auf den griechischen Inseln sind bemalte Vasen nach und nach fast allent¬ halben aufgetaucht, noch in den letzten Jahren sind auf Rhodus zahl¬ reiche und bedeutende Exemplare aller Stilgattungen ausgegraben worden. Hervorzuheben, ist daß die Haupt- und Prachtstücke jener unter asiati¬ schem Einfluß arbeitenden Vasenfabrikation auf griechischen Inseln gefunden sind, von denen wir Thera und Melos als Hauptorte des phönicischen Handelsverkehrs kennen. Gefäße ähnlicher Art, unzweifelhaft später nach¬ geahmt und in kleineren Dimensionen, finden sich auch anderswo. An der Küste von Kleinasien ist bis jetzt der Gebrauch von bemalten Thongefäßen nicht nachweisbar. Reiche Vasenfunde sind in den Gräbern am Bosporus gemacht wor¬ den. Sie gehören sämmtlich einer späten Periode der Vasenfabrikation an, namentlich tritt die Vorliebe für prächtige Gefäße, reich mit bunten Farben und Vergoldung ausgeführten Schmuck hervor, deren sich nachlässige, nur auf prunkende Wirkung berechnete neben Exemplaren von der reizendsten Schönheit und raffinirter Eleganz finden. Auf Attica weisen die specifisch

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_362043/498>, abgerufen am 15.01.2025.