Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. II. Band.über den colossalen Arbeiten, zu denen sich andere Nationen bei Herstellung Im Ganzen, wie gesagt, ist das Bassin des Boddens im Westen durch¬ über den colossalen Arbeiten, zu denen sich andere Nationen bei Herstellung Im Ganzen, wie gesagt, ist das Bassin des Boddens im Westen durch¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0432" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/117964"/> <p xml:id="ID_1362" prev="#ID_1361"> über den colossalen Arbeiten, zu denen sich andere Nationen bei Herstellung<lb/> ihrer Hauptkriegshäsen genöthigt gesehen haben! Die Bassins von Cherbourg<lb/> hat man direct aus dem Felsen sprengen müssen, um von der colossalen Di-<lb/> gue, die seit Louis XIV. Milliarden verschlungen hat, ganz zu schweigen!<lb/> Und selbst das arme Schweden hat sich nicht gescheut, mit enormen Kosten<lb/> die Felseninseln von Karlskrona untereinander und mit dem festen Lande zu<lb/> verbinden, und die Bassins auch aus dem Fels zu sprengen, — während bei<lb/> uns die Natur viel glücklicher vorgearbeitet hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_1363" next="#ID_1364"> Im Ganzen, wie gesagt, ist das Bassin des Boddens im Westen durch¬<lb/> schnittlich 29 Fuß tief: aber eine Anzahl der in dem kalkgrundigen Boden be¬<lb/> findlichen Mulden haben noch bedeutend größere Tiefe, und wenn sie durch<lb/> ausgebaggerte Canäle verbunden sind, bilden sie einen sehr guten Binnen- ><lb/> Hafen für etwa 50 große Kriegsschiffe, namentlich da dieselben in keiner<lb/> Weise durch den Verkehr eines nahen Handelshafens gehindert wer¬<lb/> den. Auch eine Eisenbahnverbindung der Anlagen an diesem Hafen<lb/> wird sich ohne allzugroße Schwierigkeiten mit dem nur 4 Meilen ent¬<lb/> fernten Stralsund herstellen lassen, sodaß dieselben nach Vollendung der „Ber¬<lb/> liner Nordbahn" über Stralsund direct mit Berlin und Spandau in Ver¬<lb/> bindung stehen würden. — Der Bodden ist über eine deutsche Meile lang<lb/> und eine halbe Meile breit bei einer Tiefe von 23—29 Fuß, die sich leicht<lb/> auf 30 Fuß weiter ausliefen läßt. Zur Verbindung dieses Binnenhafens<lb/> von 28—32 Fuß Tiefe mit der hier meist 20 Fuß tiefen See ist nun zu¬<lb/> nächst ein Canal von 31 Fuß Tiefe und fast 2000 Schritt Länge auf dem<lb/> Grunde des Boddens nach der schmalsten Stelle der Landenge, der Schaabe<lb/> hin auszubaggern; die Schaabe selbst, welche, im ganzen 1 Meile lang und<lb/> meist 700—1000 Schritt breit, hier nur 2—3 Fuß Bodenerhebung bet 1800<lb/> Fuß Breite hat, und aus einer V» Meile breiten Kreidefelswand besteht, ist<lb/> zu durchstechen und zum Schutz gegen Strömungen mit einer Schleuse zu,<lb/> versehen; und endlich müssen zur Sicherung der Einfahrt solide Steinmolen<lb/> von 1000 Schritt oder etwas mehr Länge ins tromper Wiek in die See<lb/> hinausgeführt werden, bis zur 31-Fußtiefe oder höchstens zur 38-Fußtiefe. Der<lb/> Grund ist auch hier Kalkgrund, also nicht gerade schlecht, und auch bei Boh¬<lb/> rungen bis auf 50 Fuß hat sich kein anderes Resultat ergeben. Ebenso<lb/> ist die tromper Bucht von Eis verhältnißmäßig frei; wenigstens hat Rügen<lb/> einen kürzeren Winter als Danzig. Und wenn das tromper Wiek auch eine<lb/> nach Nord und Nordost offene Rhede bietet, so ist dieselbe doch gerade gegen die<lb/> vorherrschenden Winde, die Nordweststürme, geschützt. Gegen eine feindliche<lb/> Flotte läßt sie sich durch Strandbatterien und 5 geschlossene Forts, wie die¬<lb/> selben vor mehreren Jahren projectirt waren, ausreichend decken. Die Flotte<lb/> hat also stets einen gesicherten Aufmarsch, eine gedeckte Entwickelung auf der</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0432]
über den colossalen Arbeiten, zu denen sich andere Nationen bei Herstellung
ihrer Hauptkriegshäsen genöthigt gesehen haben! Die Bassins von Cherbourg
hat man direct aus dem Felsen sprengen müssen, um von der colossalen Di-
gue, die seit Louis XIV. Milliarden verschlungen hat, ganz zu schweigen!
Und selbst das arme Schweden hat sich nicht gescheut, mit enormen Kosten
die Felseninseln von Karlskrona untereinander und mit dem festen Lande zu
verbinden, und die Bassins auch aus dem Fels zu sprengen, — während bei
uns die Natur viel glücklicher vorgearbeitet hat.
Im Ganzen, wie gesagt, ist das Bassin des Boddens im Westen durch¬
schnittlich 29 Fuß tief: aber eine Anzahl der in dem kalkgrundigen Boden be¬
findlichen Mulden haben noch bedeutend größere Tiefe, und wenn sie durch
ausgebaggerte Canäle verbunden sind, bilden sie einen sehr guten Binnen- >
Hafen für etwa 50 große Kriegsschiffe, namentlich da dieselben in keiner
Weise durch den Verkehr eines nahen Handelshafens gehindert wer¬
den. Auch eine Eisenbahnverbindung der Anlagen an diesem Hafen
wird sich ohne allzugroße Schwierigkeiten mit dem nur 4 Meilen ent¬
fernten Stralsund herstellen lassen, sodaß dieselben nach Vollendung der „Ber¬
liner Nordbahn" über Stralsund direct mit Berlin und Spandau in Ver¬
bindung stehen würden. — Der Bodden ist über eine deutsche Meile lang
und eine halbe Meile breit bei einer Tiefe von 23—29 Fuß, die sich leicht
auf 30 Fuß weiter ausliefen läßt. Zur Verbindung dieses Binnenhafens
von 28—32 Fuß Tiefe mit der hier meist 20 Fuß tiefen See ist nun zu¬
nächst ein Canal von 31 Fuß Tiefe und fast 2000 Schritt Länge auf dem
Grunde des Boddens nach der schmalsten Stelle der Landenge, der Schaabe
hin auszubaggern; die Schaabe selbst, welche, im ganzen 1 Meile lang und
meist 700—1000 Schritt breit, hier nur 2—3 Fuß Bodenerhebung bet 1800
Fuß Breite hat, und aus einer V» Meile breiten Kreidefelswand besteht, ist
zu durchstechen und zum Schutz gegen Strömungen mit einer Schleuse zu,
versehen; und endlich müssen zur Sicherung der Einfahrt solide Steinmolen
von 1000 Schritt oder etwas mehr Länge ins tromper Wiek in die See
hinausgeführt werden, bis zur 31-Fußtiefe oder höchstens zur 38-Fußtiefe. Der
Grund ist auch hier Kalkgrund, also nicht gerade schlecht, und auch bei Boh¬
rungen bis auf 50 Fuß hat sich kein anderes Resultat ergeben. Ebenso
ist die tromper Bucht von Eis verhältnißmäßig frei; wenigstens hat Rügen
einen kürzeren Winter als Danzig. Und wenn das tromper Wiek auch eine
nach Nord und Nordost offene Rhede bietet, so ist dieselbe doch gerade gegen die
vorherrschenden Winde, die Nordweststürme, geschützt. Gegen eine feindliche
Flotte läßt sie sich durch Strandbatterien und 5 geschlossene Forts, wie die¬
selben vor mehreren Jahren projectirt waren, ausreichend decken. Die Flotte
hat also stets einen gesicherten Aufmarsch, eine gedeckte Entwickelung auf der
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