Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. II. Band.nun beiderseits von zwei tiefen und breiten Buchten eingefaßt, welche von Osten Hier nun, wo die Schaabe nur wenige hundert Schritte breit das *) Die "SMand" war so star! beschädigt, daß sie mit Hilfe von ein paar Corvetten kielholen, also sich ganz auf die Seite legen lassen mußte. Diese 'drei Schiffe waren also für einige Zeit gesechtsunfähig und auch das Linienschiff lag unweit des Landes repcmrend vor Anker. ") Da auch die genaueste, möglichst Plastisch gehaltene Beschreibung von Terrainverhält¬
nissen nie die sinnliche Anschaulichkeit eines Situationsplanes erreichen kann, und da anderer¬ seits specielle Karten dieser Art dem größeren Theile unserer Leser kaum zugänglich sein dürften, möchten wir darauf aufmerksam machen, daß in Bädeckers Reisehandbuch für Norddeutsch- land (S. 90) sich eine Karte von Rügen befindet, welche völlig geeignet ist, die bisher be¬ sprochenen Verhältnisse der Gestaltung von Rügen anschaulich vor Augen zu führen. nun beiderseits von zwei tiefen und breiten Buchten eingefaßt, welche von Osten Hier nun, wo die Schaabe nur wenige hundert Schritte breit das *) Die „SMand" war so star! beschädigt, daß sie mit Hilfe von ein paar Corvetten kielholen, also sich ganz auf die Seite legen lassen mußte. Diese 'drei Schiffe waren also für einige Zeit gesechtsunfähig und auch das Linienschiff lag unweit des Landes repcmrend vor Anker. ") Da auch die genaueste, möglichst Plastisch gehaltene Beschreibung von Terrainverhält¬
nissen nie die sinnliche Anschaulichkeit eines Situationsplanes erreichen kann, und da anderer¬ seits specielle Karten dieser Art dem größeren Theile unserer Leser kaum zugänglich sein dürften, möchten wir darauf aufmerksam machen, daß in Bädeckers Reisehandbuch für Norddeutsch- land (S. 90) sich eine Karte von Rügen befindet, welche völlig geeignet ist, die bisher be¬ sprochenen Verhältnisse der Gestaltung von Rügen anschaulich vor Augen zu führen. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0430" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/117962"/> <p xml:id="ID_1358" prev="#ID_1357"> nun beiderseits von zwei tiefen und breiten Buchten eingefaßt, welche von Osten<lb/> her ins Land treten und sie von den beiden anderen Halbinseln trennen: im<lb/> Süden ist es das prorer Wiek, an dessen jasmunder Strande der grüne<lb/> Badeort Saßnitz liegt, und wo nach dem Seegefecht 1864 am 18. und 19.<lb/> März die dänischen Kriegsschiffe „Skjold" und „SMand" ihre Reparaturen<lb/> vornahmen;*) im Norden ist es das gleich große tromper Wiek, welches von<lb/> den Halbinseln Jasmund und Wittow, von den Vorgebirgen Stubbenkammer<lb/> und Arkona flankirt, beide scheidet, und dessen Südstrand einen freien Blick<lb/> aus das kahle, scharf horizontal gegen den Himmel abschneidende Plateau der<lb/> letzteren Halbinsel und ihren steilen 173 Fuß hohen Abfall bei Arkona gewährt,<lb/> wo die rothbraunen Kreidefelsen dieses nördlichsten Vorgebirges des früheren<lb/> Deutschlands zu Tage treten und in schroffem Absturz und scharfen Umrissen sich<lb/> gegen den Horizont abzeichnen. Ueber dem Absturz aber ragt der einsame Leucht¬<lb/> thurm, 1827 nach einem Plan von Schinkel erbaut (nur 75 Fuß hoch) nahe<lb/> der Stelle empor, wo einst in grauer Vorzeit sich die alte Wendenfeste mit<lb/> ihrem Heiligthum des Swantervit erhob. Das tromper Wiek schneidet nun<lb/> von Osten her so tief in das Land ein, daß es fast das Binnengewässer<lb/> des jasmunder Boddens erreicht und nur eine schmale Landenge, die Schaabe,<lb/> übrig läßt, als eine Verbindung der Halbinselplateaux Jasmund und Wittow.</p><lb/> <p xml:id="ID_1359" next="#ID_1360"> Hier nun, wo die Schaabe nur wenige hundert Schritte breit das<lb/> Außengewässer des trompet Wiek und das Binnengewässer des jasmunder<lb/> Boddens scheidet, ist der Platz**), wo ein Durchstich dereinst den Hafeneingang<lb/> zur rügenschen Marinestation bilden wird. Glücklicherweise ist nämlich nicht<lb/> blos die strategische Lage Rügens und namentlich seine Nordostspitze für<lb/> Kriegshafenzwecke vorzüglich geeignet, sondern auch die locale Beschaffenheit<lb/> an jenem Punkt überaus günstig, sowohl was die Tiefe der Gewässer, als<lb/> was die Beherrschung derselben durch wenige Befestigungswerke und die<lb/> Vertheidigung der ganzen Ostküste angeht, deren Gestaltung mit ihren die<lb/> beiden Wieks beherrschenden hohen Halbinseln die Anlage vollkommen denken¬<lb/> der Küstenbefestigungen in günstigster Weise gestattet und die bisherige Ge¬<lb/> fahr einer feindlichen Landung auf Rügen vollständig beseitigt; denn auch</p><lb/> <note xml:id="FID_45" place="foot"> *) Die „SMand" war so star! beschädigt, daß sie mit Hilfe von ein paar Corvetten<lb/> kielholen, also sich ganz auf die Seite legen lassen mußte. Diese 'drei Schiffe waren also für<lb/> einige Zeit gesechtsunfähig und auch das Linienschiff lag unweit des Landes repcmrend vor<lb/> Anker.</note><lb/> <note xml:id="FID_46" place="foot"> ") Da auch die genaueste, möglichst Plastisch gehaltene Beschreibung von Terrainverhält¬<lb/> nissen nie die sinnliche Anschaulichkeit eines Situationsplanes erreichen kann, und da anderer¬<lb/> seits specielle Karten dieser Art dem größeren Theile unserer Leser kaum zugänglich sein dürften,<lb/> möchten wir darauf aufmerksam machen, daß in Bädeckers Reisehandbuch für Norddeutsch-<lb/> land (S. 90) sich eine Karte von Rügen befindet, welche völlig geeignet ist, die bisher be¬<lb/> sprochenen Verhältnisse der Gestaltung von Rügen anschaulich vor Augen zu führen.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0430]
nun beiderseits von zwei tiefen und breiten Buchten eingefaßt, welche von Osten
her ins Land treten und sie von den beiden anderen Halbinseln trennen: im
Süden ist es das prorer Wiek, an dessen jasmunder Strande der grüne
Badeort Saßnitz liegt, und wo nach dem Seegefecht 1864 am 18. und 19.
März die dänischen Kriegsschiffe „Skjold" und „SMand" ihre Reparaturen
vornahmen;*) im Norden ist es das gleich große tromper Wiek, welches von
den Halbinseln Jasmund und Wittow, von den Vorgebirgen Stubbenkammer
und Arkona flankirt, beide scheidet, und dessen Südstrand einen freien Blick
aus das kahle, scharf horizontal gegen den Himmel abschneidende Plateau der
letzteren Halbinsel und ihren steilen 173 Fuß hohen Abfall bei Arkona gewährt,
wo die rothbraunen Kreidefelsen dieses nördlichsten Vorgebirges des früheren
Deutschlands zu Tage treten und in schroffem Absturz und scharfen Umrissen sich
gegen den Horizont abzeichnen. Ueber dem Absturz aber ragt der einsame Leucht¬
thurm, 1827 nach einem Plan von Schinkel erbaut (nur 75 Fuß hoch) nahe
der Stelle empor, wo einst in grauer Vorzeit sich die alte Wendenfeste mit
ihrem Heiligthum des Swantervit erhob. Das tromper Wiek schneidet nun
von Osten her so tief in das Land ein, daß es fast das Binnengewässer
des jasmunder Boddens erreicht und nur eine schmale Landenge, die Schaabe,
übrig läßt, als eine Verbindung der Halbinselplateaux Jasmund und Wittow.
Hier nun, wo die Schaabe nur wenige hundert Schritte breit das
Außengewässer des trompet Wiek und das Binnengewässer des jasmunder
Boddens scheidet, ist der Platz**), wo ein Durchstich dereinst den Hafeneingang
zur rügenschen Marinestation bilden wird. Glücklicherweise ist nämlich nicht
blos die strategische Lage Rügens und namentlich seine Nordostspitze für
Kriegshafenzwecke vorzüglich geeignet, sondern auch die locale Beschaffenheit
an jenem Punkt überaus günstig, sowohl was die Tiefe der Gewässer, als
was die Beherrschung derselben durch wenige Befestigungswerke und die
Vertheidigung der ganzen Ostküste angeht, deren Gestaltung mit ihren die
beiden Wieks beherrschenden hohen Halbinseln die Anlage vollkommen denken¬
der Küstenbefestigungen in günstigster Weise gestattet und die bisherige Ge¬
fahr einer feindlichen Landung auf Rügen vollständig beseitigt; denn auch
*) Die „SMand" war so star! beschädigt, daß sie mit Hilfe von ein paar Corvetten
kielholen, also sich ganz auf die Seite legen lassen mußte. Diese 'drei Schiffe waren also für
einige Zeit gesechtsunfähig und auch das Linienschiff lag unweit des Landes repcmrend vor
Anker.
") Da auch die genaueste, möglichst Plastisch gehaltene Beschreibung von Terrainverhält¬
nissen nie die sinnliche Anschaulichkeit eines Situationsplanes erreichen kann, und da anderer¬
seits specielle Karten dieser Art dem größeren Theile unserer Leser kaum zugänglich sein dürften,
möchten wir darauf aufmerksam machen, daß in Bädeckers Reisehandbuch für Norddeutsch-
land (S. 90) sich eine Karte von Rügen befindet, welche völlig geeignet ist, die bisher be¬
sprochenen Verhältnisse der Gestaltung von Rügen anschaulich vor Augen zu führen.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |