Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. II. Band.lenstrom ab, der zwischen Rügen und der westlich davon lang nordwärts Es schneidet nun hier bei Dornbusch in die Nordwestecke Rügens ein Durch diesen rechtwinkligen Meeresarm oder vielmehr Meerbusen wird lenstrom ab, der zwischen Rügen und der westlich davon lang nordwärts Es schneidet nun hier bei Dornbusch in die Nordwestecke Rügens ein Durch diesen rechtwinkligen Meeresarm oder vielmehr Meerbusen wird <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0428" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/117960"/> <p xml:id="ID_1353" prev="#ID_1352"> lenstrom ab, der zwischen Rügen und der westlich davon lang nordwärts<lb/> gestreckten Insel Hiddensöe nach Norden führt und den Kanonenbooten er¬<lb/> laubt, in vollkommener Sicherheit vor dem Feinde bis nach dem nördlichsten<lb/> Theil Rügens zu dampfen, wo die im letzten dänischen Kriege so vielge¬<lb/> nannte, von den Kanonenbooten und der Grille als Station benutzte Land¬<lb/> spitze Dornbusch sich schützend vor den Eingang zum jasmunder Bodden<lb/> schiebt. Die Kanonenboote und die Avisos haben sich diesen Vortheil im<lb/> Kriege 1864 gar wohl zu nutze gemacht: hier, im Seegatt der rügenschen<lb/> Gewässer lagen sie im Anfang April stets bereit, die Unaufmerksamkeit des<lb/> dänischen Blokadegeschwaders zu benutzen und nach Schleswig vorzubrechen,<lb/> um wo möglich bei Alsen dem Landheere zu secundiren. Und wenn sie auch<lb/> diese Absicht nicht auszuführen vermochten, so haben sie doch die ganze dis¬<lb/> ponible Seemacht des Feindes festgehalten und neutralisirt und an dieser<lb/> Stelle den Dänen manches rühmliche Gefecht geliefert. Hier, bei Wittow-<lb/> Posthaus jagte am 24. April 1864 die kleine „Grille" mit ihren 2 gezogenen<lb/> Geschützen die dänische 34-Kanonenfregatte „Tordenskiold" 'in die Flucht,<lb/> und ebenso fochten bei Dornbusch am 20. Juli die Kanonenboote bis zum<lb/> Unbrauchbarwerden der Hälfte ihrer Geschütze gegen dieselbe dänische Fregatte<lb/> und den Raddampfer „Hekla".</p><lb/> <p xml:id="ID_1354"> Es schneidet nun hier bei Dornbusch in die Nordwestecke Rügens ein<lb/> Meeresarm ein, dessen natürlicher Eingang schmal und seicht ist und der<lb/> durch die ganze Insel gerade gegen Osten läuft. Kurz vor dem Durchbruch<lb/> durch die Ostküste Rügens biegt dieser Arm plötzlich rechtwinklig nach Süden,<lb/> wo er sich zweimal zu großen Becken ausweitet, zuerst zu dem umfängliche¬<lb/> ren „großen jasmunder Bodden", weiterhin zu dem flacheren „kleinen jas¬<lb/> munder Bodden", welcher zugleich sein Südende bildet.</p><lb/> <p xml:id="ID_1355" next="#ID_1356"> Durch diesen rechtwinkligen Meeresarm oder vielmehr Meerbusen wird<lb/> Rügen fast völlig in zwei Theile zerschnitten: der südwestliche, compakt und<lb/> flach, mit leicht welligem Terrain, enthält die größte Stadt Rügens, das ge¬<lb/> müthliche Bergen mit seinem sagenberühmten Rugardberg und ebenso den<lb/> reizenden Fürstensitz Putbus, ein wahres Schmuckkästchen mit seinen weißen<lb/> aus dichtem Grün hervorleuchtenden Villen und der nahen bewaldeten Doppel¬<lb/> insel Viln, wie er auch durch die hohen, von schlanken Säulen herabschau¬<lb/> enden Denkmäler Friedrich Wilhelm, I. und des großen Kurfürsten in pracht¬<lb/> voller Statue geschmückt ist. Der andere Theil, der nordöstliche, enthält<lb/> dagegen keine größeren Orte, hat aber eine ganz bedeutende Küstenentwicke-<lb/> lung. Während Rügen im Ganzen im Westen flach und niedrig ist, steigt<lb/> das Terrain in anfangs leichten, dann immer stärker gehobenen Wellen, die<lb/> mit den bunten Ackerfeldern und den charakteristischen zahlreichen Laubwäldchen<lb/> eine anmuthige Abwechselung bieten, nach Osten hin an, und nach der Unter-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0428]
lenstrom ab, der zwischen Rügen und der westlich davon lang nordwärts
gestreckten Insel Hiddensöe nach Norden führt und den Kanonenbooten er¬
laubt, in vollkommener Sicherheit vor dem Feinde bis nach dem nördlichsten
Theil Rügens zu dampfen, wo die im letzten dänischen Kriege so vielge¬
nannte, von den Kanonenbooten und der Grille als Station benutzte Land¬
spitze Dornbusch sich schützend vor den Eingang zum jasmunder Bodden
schiebt. Die Kanonenboote und die Avisos haben sich diesen Vortheil im
Kriege 1864 gar wohl zu nutze gemacht: hier, im Seegatt der rügenschen
Gewässer lagen sie im Anfang April stets bereit, die Unaufmerksamkeit des
dänischen Blokadegeschwaders zu benutzen und nach Schleswig vorzubrechen,
um wo möglich bei Alsen dem Landheere zu secundiren. Und wenn sie auch
diese Absicht nicht auszuführen vermochten, so haben sie doch die ganze dis¬
ponible Seemacht des Feindes festgehalten und neutralisirt und an dieser
Stelle den Dänen manches rühmliche Gefecht geliefert. Hier, bei Wittow-
Posthaus jagte am 24. April 1864 die kleine „Grille" mit ihren 2 gezogenen
Geschützen die dänische 34-Kanonenfregatte „Tordenskiold" 'in die Flucht,
und ebenso fochten bei Dornbusch am 20. Juli die Kanonenboote bis zum
Unbrauchbarwerden der Hälfte ihrer Geschütze gegen dieselbe dänische Fregatte
und den Raddampfer „Hekla".
Es schneidet nun hier bei Dornbusch in die Nordwestecke Rügens ein
Meeresarm ein, dessen natürlicher Eingang schmal und seicht ist und der
durch die ganze Insel gerade gegen Osten läuft. Kurz vor dem Durchbruch
durch die Ostküste Rügens biegt dieser Arm plötzlich rechtwinklig nach Süden,
wo er sich zweimal zu großen Becken ausweitet, zuerst zu dem umfängliche¬
ren „großen jasmunder Bodden", weiterhin zu dem flacheren „kleinen jas¬
munder Bodden", welcher zugleich sein Südende bildet.
Durch diesen rechtwinkligen Meeresarm oder vielmehr Meerbusen wird
Rügen fast völlig in zwei Theile zerschnitten: der südwestliche, compakt und
flach, mit leicht welligem Terrain, enthält die größte Stadt Rügens, das ge¬
müthliche Bergen mit seinem sagenberühmten Rugardberg und ebenso den
reizenden Fürstensitz Putbus, ein wahres Schmuckkästchen mit seinen weißen
aus dichtem Grün hervorleuchtenden Villen und der nahen bewaldeten Doppel¬
insel Viln, wie er auch durch die hohen, von schlanken Säulen herabschau¬
enden Denkmäler Friedrich Wilhelm, I. und des großen Kurfürsten in pracht¬
voller Statue geschmückt ist. Der andere Theil, der nordöstliche, enthält
dagegen keine größeren Orte, hat aber eine ganz bedeutende Küstenentwicke-
lung. Während Rügen im Ganzen im Westen flach und niedrig ist, steigt
das Terrain in anfangs leichten, dann immer stärker gehobenen Wellen, die
mit den bunten Ackerfeldern und den charakteristischen zahlreichen Laubwäldchen
eine anmuthige Abwechselung bieten, nach Osten hin an, und nach der Unter-
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