Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. II. Band.gen aus älterer Zeit nichts als die Landung Gustav Adolphs mit seinen > Von hier aus wälzen sich die Wasser der Swine in starkem Strom der Grenzboten II. 1868. 42
gen aus älterer Zeit nichts als die Landung Gustav Adolphs mit seinen > Von hier aus wälzen sich die Wasser der Swine in starkem Strom der Grenzboten II. 1868. 42
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gen aus älterer Zeit nichts als die Landung Gustav Adolphs mit seinen
Schweden im 30jährigen Kriege aufzuweisen hat. Ausgenommen den Haupt-
Platz sind die Häuser, meist Seemannswohnungen, von ländlichem Aussehen,
sämmtlich niedrig, wie in allen kleineren Hafenstädten, aber freundlich im
Grün hoher Bäume versteckt, wie sich etliche auch längs der Swine am Boll¬
werk hinziehn. In der Swine selbst aber drängen sich in dichtem Gewirr
zahlreiche größere Schiffe, Briggs, Barth und Vollschiffe hart am Bollwerk
aneinander und ihre mächtigen Klüverbäume greifen so weit über das Land
herüber, daß sie dem Beschauer hoch über das Haupt weg ragen: weiter im
Strom aber und nach der Mitte des Fahrwassers zu, sowie drüben nahe
dem jenseitigen Ufer mit seinen hohen Baumwipfeln, im ..Nothhafen", steigen
die spitzen Masten einiger Kriegsschiffe empor. Hier nun erblicken wir auch den
massigen Körper des schwimmenden Docks mit seinen scharfen rechteckigen
Kanten, und in dem Dock steht hoch über dem Wasser ein vollständig aus¬
gerüsteter Kriegsdampfer, der uns gerade Heat und Schraube zeigt. Es ist
ein prächtiger, überaus interessanter Anblick, solch ein Schiff mit voller Aus¬
rüstung im reichen Schmuck seiner Takelage völlig außer Wasser zu sehen.
Sonst behält das Schiff, wenn wir seine Ausstattung bewundern, immer den
größeren und schöneren Theil seines Rumpfes unter Wasser; oder wenn wir
den letzteren zu betrachten Gelegenheit haben, auf Stapel, fehlt ihm wieder
die Takelage. Hier ist aber beides vereint, Steuer, Schraube und die reichen
schwellenden Formen des „lebendigen Werkes" mit ihrem Uebergang in die
schneidige Schärfe der Enden sind in vollster Schönheit zu sehen, und das
Takelwerk, um die volle Höhe des Tiefgangs emporgehoben, scheint ins Rie¬
sige zu wachsen, als prachtvoll stolze Krönung des ganzen Baues.
> Von hier aus wälzen sich die Wasser der Swine in starkem Strom der
nahen See zu, und alsbald tritt der Strom, anfänglich durch ein Paar
(182? vollendete) Molen aus colossalen Steinquadern beiderseits begleitet,
in die offene rauschende Salzfluth hinaus. Die Molen, deren flach gewölbte
Rücken wenige Fuß über das Wasser ragen und deren Steinkörper auf Fa¬
schinenunterlage ruht, haben, um die Versandung abzuhalten, eine starke
Krümmung und sind von überraschender, allerdings ungleicher Länge (über
4000 Fuß); auf der Ostermole steht der niedrige alte Leuchtthurm, jetzt als
Lootsenstation benutzt, ganz ähnlich wie auch in Havre de Grace, während
die Westermole leer ist. Auf dem Lande aber, nahe der Wurzel der Wester-
mole, erhebt sich aus dichten grünen Laubkronen eine schöne, stark befestigte
Defensionscaserne mit malerischen rothen Zinnen, und hinter ihr zieht sich
wie ein dichter grüner Wall, die hohen Sanddünen überragend, üppiger
voller Buchenwald längs des ganzen Strandes von Usedom dahin bis nach
dem freundlichen Badeort Heringsdorf, der wie ein Schmuckkästchen im frischen
Grenzboten II. 1868. 42
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