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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. II. Band.

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geblüht habe, eine Angabe, die sehr ungenügend ist; denn sein großes "Mi¬
rakel des heil. Kreuzes" in der Academie zu Venedig ist 1494 gemalt und
er lebte noch tief in das 16. Jahrhundert hinein. Von ihm ist die Dar¬
stellung der Geburt Christi (Ur. 48), welche fälschlich dem Bernardo Parentino
zugeschrieben wird, von dessen Kunstweise uns die Reste der Fresken in
Padua einen ganz anderen Begriff geben. Bei Parentino irrt der Katalog
aber auch mit der Behauptung, daß er 1437 geboren und 1331 gestorben
sei; sein Geburtsjahr ist unbekannt und sein Tod ereignete sich 1494.

Endlich begegnen wir hier noch einigen andern untergeordneten Gesellen
der Bellini, über die wir ein paar Worte sagen möchten: es sind Marziale,
Basaiti, Catena und Bissolo. Der erste von ihnen gehört zu denjenigen
Venetianern, welche der heimischen Kunst etwas vom Typus der deutschen
beimischten. Wir möchten glauben, daß er zu jenen mittelmäßigen Leuten
gehörte, von denen Dürer gegen Pirkheimer klagt, sie machten seine Arbeiten
schlecht und coptrten sie nachher. Von diesem Maler nun, der 1494 in der
Halle des großen Raths in Venedig mit beschäftigt wurde, und von dem
wir eine "Beschneidung Christi" v. I. 1499 in S. Giobbe und ein "Abend¬
mahl in Emaus" v. 1306 in der venetianischen Academie kennen, befindet
sich eine zweite Darstellung des "Abendmahls in Emaus" im berliner
Museum; es steht unter Ur. 1 und führt folgende Signatur: "Marcus
Ma. . .. i Vonews p. NVVII." Da nun der Verfasser des Katalogs nie¬
mals von Marco Marziale gehört und offenbar nichts über ihn zu erforschen
hatte, so "fand" er den Namen: "Marco Marcone", (s. Bemerkung zu Ur. 1)
von dem er berichtet, er habe um 1500 gelebt: so ist der unbekannte Meister
in die Annalen der venetianischen Kunstgeschichte gekommen.

Von Basaiti haben wir bereits ein Bild unter den besten derjenigen
angetroffen, die im Museum, für Werke Giovanni Bellini's gelten. Er war,
wie oben schon bemerkt wurde, zuerst Schüler des Luigi Vivarini, dann
wurde er Nachahmer Giambelltns und folgte später nacheinander den An¬
regungen des Cima, Carpaccio, Lotto, Palma und Giorgione. Ein Maler
aber, dessen Wandlungen für die Kunstkritik so wichtig sind, darf nicht mit
der Bemerkung abgespeist werden, daß er Schüler des Giovanni B. gewesen
sei und 1520 noch am Leben war. Die Vollendung der "Glorie des heil.
Ambrosius" in S. Maria de' Frari in Venedig setzt ein sehr kompetenter
Kritiker in das Jahr 1503; auf dem Bilde lesen wir:


(Zuoä, Vivarino, tua lÄg-is sorto noquisti,
Aaroug Lasitus uobils xrowxsit oxug.

Ueber einen andern dieser talentvollen Nachahmer, Vincenzo Catena,
der in seinen verschiedenen Kunstphasen mit Basaiti wettweiferte, erfahren


geblüht habe, eine Angabe, die sehr ungenügend ist; denn sein großes „Mi¬
rakel des heil. Kreuzes" in der Academie zu Venedig ist 1494 gemalt und
er lebte noch tief in das 16. Jahrhundert hinein. Von ihm ist die Dar¬
stellung der Geburt Christi (Ur. 48), welche fälschlich dem Bernardo Parentino
zugeschrieben wird, von dessen Kunstweise uns die Reste der Fresken in
Padua einen ganz anderen Begriff geben. Bei Parentino irrt der Katalog
aber auch mit der Behauptung, daß er 1437 geboren und 1331 gestorben
sei; sein Geburtsjahr ist unbekannt und sein Tod ereignete sich 1494.

Endlich begegnen wir hier noch einigen andern untergeordneten Gesellen
der Bellini, über die wir ein paar Worte sagen möchten: es sind Marziale,
Basaiti, Catena und Bissolo. Der erste von ihnen gehört zu denjenigen
Venetianern, welche der heimischen Kunst etwas vom Typus der deutschen
beimischten. Wir möchten glauben, daß er zu jenen mittelmäßigen Leuten
gehörte, von denen Dürer gegen Pirkheimer klagt, sie machten seine Arbeiten
schlecht und coptrten sie nachher. Von diesem Maler nun, der 1494 in der
Halle des großen Raths in Venedig mit beschäftigt wurde, und von dem
wir eine „Beschneidung Christi" v. I. 1499 in S. Giobbe und ein „Abend¬
mahl in Emaus" v. 1306 in der venetianischen Academie kennen, befindet
sich eine zweite Darstellung des „Abendmahls in Emaus" im berliner
Museum; es steht unter Ur. 1 und führt folgende Signatur: „Marcus
Ma. . .. i Vonews p. NVVII." Da nun der Verfasser des Katalogs nie¬
mals von Marco Marziale gehört und offenbar nichts über ihn zu erforschen
hatte, so „fand" er den Namen: „Marco Marcone", (s. Bemerkung zu Ur. 1)
von dem er berichtet, er habe um 1500 gelebt: so ist der unbekannte Meister
in die Annalen der venetianischen Kunstgeschichte gekommen.

Von Basaiti haben wir bereits ein Bild unter den besten derjenigen
angetroffen, die im Museum, für Werke Giovanni Bellini's gelten. Er war,
wie oben schon bemerkt wurde, zuerst Schüler des Luigi Vivarini, dann
wurde er Nachahmer Giambelltns und folgte später nacheinander den An¬
regungen des Cima, Carpaccio, Lotto, Palma und Giorgione. Ein Maler
aber, dessen Wandlungen für die Kunstkritik so wichtig sind, darf nicht mit
der Bemerkung abgespeist werden, daß er Schüler des Giovanni B. gewesen
sei und 1520 noch am Leben war. Die Vollendung der „Glorie des heil.
Ambrosius" in S. Maria de' Frari in Venedig setzt ein sehr kompetenter
Kritiker in das Jahr 1503; auf dem Bilde lesen wir:


(Zuoä, Vivarino, tua lÄg-is sorto noquisti,
Aaroug Lasitus uobils xrowxsit oxug.

Ueber einen andern dieser talentvollen Nachahmer, Vincenzo Catena,
der in seinen verschiedenen Kunstphasen mit Basaiti wettweiferte, erfahren


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[0294] geblüht habe, eine Angabe, die sehr ungenügend ist; denn sein großes „Mi¬ rakel des heil. Kreuzes" in der Academie zu Venedig ist 1494 gemalt und er lebte noch tief in das 16. Jahrhundert hinein. Von ihm ist die Dar¬ stellung der Geburt Christi (Ur. 48), welche fälschlich dem Bernardo Parentino zugeschrieben wird, von dessen Kunstweise uns die Reste der Fresken in Padua einen ganz anderen Begriff geben. Bei Parentino irrt der Katalog aber auch mit der Behauptung, daß er 1437 geboren und 1331 gestorben sei; sein Geburtsjahr ist unbekannt und sein Tod ereignete sich 1494. Endlich begegnen wir hier noch einigen andern untergeordneten Gesellen der Bellini, über die wir ein paar Worte sagen möchten: es sind Marziale, Basaiti, Catena und Bissolo. Der erste von ihnen gehört zu denjenigen Venetianern, welche der heimischen Kunst etwas vom Typus der deutschen beimischten. Wir möchten glauben, daß er zu jenen mittelmäßigen Leuten gehörte, von denen Dürer gegen Pirkheimer klagt, sie machten seine Arbeiten schlecht und coptrten sie nachher. Von diesem Maler nun, der 1494 in der Halle des großen Raths in Venedig mit beschäftigt wurde, und von dem wir eine „Beschneidung Christi" v. I. 1499 in S. Giobbe und ein „Abend¬ mahl in Emaus" v. 1306 in der venetianischen Academie kennen, befindet sich eine zweite Darstellung des „Abendmahls in Emaus" im berliner Museum; es steht unter Ur. 1 und führt folgende Signatur: „Marcus Ma. . .. i Vonews p. NVVII." Da nun der Verfasser des Katalogs nie¬ mals von Marco Marziale gehört und offenbar nichts über ihn zu erforschen hatte, so „fand" er den Namen: „Marco Marcone", (s. Bemerkung zu Ur. 1) von dem er berichtet, er habe um 1500 gelebt: so ist der unbekannte Meister in die Annalen der venetianischen Kunstgeschichte gekommen. Von Basaiti haben wir bereits ein Bild unter den besten derjenigen angetroffen, die im Museum, für Werke Giovanni Bellini's gelten. Er war, wie oben schon bemerkt wurde, zuerst Schüler des Luigi Vivarini, dann wurde er Nachahmer Giambelltns und folgte später nacheinander den An¬ regungen des Cima, Carpaccio, Lotto, Palma und Giorgione. Ein Maler aber, dessen Wandlungen für die Kunstkritik so wichtig sind, darf nicht mit der Bemerkung abgespeist werden, daß er Schüler des Giovanni B. gewesen sei und 1520 noch am Leben war. Die Vollendung der „Glorie des heil. Ambrosius" in S. Maria de' Frari in Venedig setzt ein sehr kompetenter Kritiker in das Jahr 1503; auf dem Bilde lesen wir: (Zuoä, Vivarino, tua lÄg-is sorto noquisti, Aaroug Lasitus uobils xrowxsit oxug. Ueber einen andern dieser talentvollen Nachahmer, Vincenzo Catena, der in seinen verschiedenen Kunstphasen mit Basaiti wettweiferte, erfahren

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_362043/294>, abgerufen am 15.01.2025.