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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. II. Band.

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durch eben diese Thore gänzlich vom Hafen abgesperrt und dann durch Dampf¬
pumpen trocken gelegt werden können. Soll nun ein Schiff in dem Theile,
der unter Wasser liegt, ausgebessert werden, so wird es durch das geöffnete
Thor des Bassins in das letztere hineingebracht, die Schleusenthore werden
geschlossen, das Wasser wird ausgepumpt, das Schiff gegen die terrassenartig
abgestuften Wände des Docks abgestützt und die Reparatur kann beginnen.
Sobald dieselbe aber vollendet ist, was natürlich sehr schnell und mit
größter Sicherheit geschehen kann, werden die Thore wieder geöffnet, das
Wasser strömt ein, das Schiff wird flott und wird dann auf dem umge¬
kehrten Wege wie vorher wieder aus dem Bassin herausgebracht. Während
nun diese eigentlichen Trockendocks, wie gesagt, wirkliche, in das Erdreich
gegrabene Bassins, deren terrassirte Wände mit Holzverschälung verklei¬
det oder gewöhnlicher mit großen Steinblöcken ausgesetzt sind, früher die ein¬
zige Art von Docks waren, hat man neuerdings noch eine andere Art, die
schwimmend en Docks (lloating (lock?). in Aufnahme gebracht. Ein schwim¬
mendes Dock ist ein colossaler, gleich einem Schiff im Hafen schwimmender
eiserner Kasten, bei welchem die beiden schmalen Wände fehlen, die beiden
Längswände und der Boden aber hohl, aus doppelten Eisenplatten gebildet
sind und so viel Schwimmkraft haben, daß sie das ganze Dock mit der oberen
Fläche seines Bodens über Wasser halten. Soll nun ein Schiff im schwim¬
menden Dock reparirt werden, so läßt man durch ähnliche Vorrichtungen
Wasser in die Hohlräume des Bodens und der Seitenwände einströmen und
das Dock senkt sich auf diese Weise so weit, daß seine obere Bodenfläche
noch etwas tiefer unter Wasser liegt, als der Tiefgang des auszubessernden
Schiffes beträgt. Darauf fährt das letztere in die Eisenkasten hinein, was
sich, da dem letzteren die Gewände fehlen, mit größter Leichtigkeit aus¬
führen läßt, und wenn das Schiff zwischen den beiden Längenwänden
schwimmt, beginnen gewaltige Dampfpumpen das Wasser aus den Hohl¬
räumen zu entfernen. Hierdurch erhebt sich das Dock wieder, nimmt im
Steigen das Schiff, das jetzt abgesetzt aus seinen Boden zu stehen kommt,
mit empor und bringt es endlich in solche Höhe, daß die obere Bodenfläche
des Docks und das ganze Schiff sich außer Wasser befinden und jede Repa¬
ratur vorgenommen werden kann. Sobald dieselbe beendigt ist, wird das
Dock durch Einlassen von Wasser wieder gesenkt und das Schiff kann
ruhig hinausfahren.

Bei dieser Beschreibung der Docks sollen einige andere Ausdrücke,
welche bei jedem Hasen vorkommen und über die sich vielfach irrige
Vorstellungen verbreitet finden, erklärt werden. "Werft" (englisch
6vekMr6), bezeichnet den Schiffsbauplatz mit seinen Materialien, also den
Schiffsbauhof überhaupt, während die "Hellinge" (in den Ostseehäfen) oder


durch eben diese Thore gänzlich vom Hafen abgesperrt und dann durch Dampf¬
pumpen trocken gelegt werden können. Soll nun ein Schiff in dem Theile,
der unter Wasser liegt, ausgebessert werden, so wird es durch das geöffnete
Thor des Bassins in das letztere hineingebracht, die Schleusenthore werden
geschlossen, das Wasser wird ausgepumpt, das Schiff gegen die terrassenartig
abgestuften Wände des Docks abgestützt und die Reparatur kann beginnen.
Sobald dieselbe aber vollendet ist, was natürlich sehr schnell und mit
größter Sicherheit geschehen kann, werden die Thore wieder geöffnet, das
Wasser strömt ein, das Schiff wird flott und wird dann auf dem umge¬
kehrten Wege wie vorher wieder aus dem Bassin herausgebracht. Während
nun diese eigentlichen Trockendocks, wie gesagt, wirkliche, in das Erdreich
gegrabene Bassins, deren terrassirte Wände mit Holzverschälung verklei¬
det oder gewöhnlicher mit großen Steinblöcken ausgesetzt sind, früher die ein¬
zige Art von Docks waren, hat man neuerdings noch eine andere Art, die
schwimmend en Docks (lloating (lock?). in Aufnahme gebracht. Ein schwim¬
mendes Dock ist ein colossaler, gleich einem Schiff im Hafen schwimmender
eiserner Kasten, bei welchem die beiden schmalen Wände fehlen, die beiden
Längswände und der Boden aber hohl, aus doppelten Eisenplatten gebildet
sind und so viel Schwimmkraft haben, daß sie das ganze Dock mit der oberen
Fläche seines Bodens über Wasser halten. Soll nun ein Schiff im schwim¬
menden Dock reparirt werden, so läßt man durch ähnliche Vorrichtungen
Wasser in die Hohlräume des Bodens und der Seitenwände einströmen und
das Dock senkt sich auf diese Weise so weit, daß seine obere Bodenfläche
noch etwas tiefer unter Wasser liegt, als der Tiefgang des auszubessernden
Schiffes beträgt. Darauf fährt das letztere in die Eisenkasten hinein, was
sich, da dem letzteren die Gewände fehlen, mit größter Leichtigkeit aus¬
führen läßt, und wenn das Schiff zwischen den beiden Längenwänden
schwimmt, beginnen gewaltige Dampfpumpen das Wasser aus den Hohl¬
räumen zu entfernen. Hierdurch erhebt sich das Dock wieder, nimmt im
Steigen das Schiff, das jetzt abgesetzt aus seinen Boden zu stehen kommt,
mit empor und bringt es endlich in solche Höhe, daß die obere Bodenfläche
des Docks und das ganze Schiff sich außer Wasser befinden und jede Repa¬
ratur vorgenommen werden kann. Sobald dieselbe beendigt ist, wird das
Dock durch Einlassen von Wasser wieder gesenkt und das Schiff kann
ruhig hinausfahren.

Bei dieser Beschreibung der Docks sollen einige andere Ausdrücke,
welche bei jedem Hasen vorkommen und über die sich vielfach irrige
Vorstellungen verbreitet finden, erklärt werden. „Werft" (englisch
6vekMr6), bezeichnet den Schiffsbauplatz mit seinen Materialien, also den
Schiffsbauhof überhaupt, während die „Hellinge" (in den Ostseehäfen) oder


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_362043/265>, abgerufen am 15.01.2025.