Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

dem durch Strombauten genügend vorbeugen: gewöhnlich sind umfangreiche
Baggerarbeiten nöthig, bei denen Dampfbagger d. h. Fahrzeuge mit einer
Anzahl von Schöpfeimern den Schlick oder Sand vom Grunde auslöffeln
und ihn nachher in Prahme, flache Kähne, fallen lassen, welche ihn fort¬
schaffen: die Schöpfeimer bilden gleichsam die Glieder einer Kette ohne Ende
(eines Ringes), welche in der Ebene des unteren, senkrechten Längenschnitts
des Fahrzeugs liegt und durch die Dampfmaschine des Baggers in Drehung
versetzt wird. Nicht minder leicht wie durch die Flüsse werden Versandungen
durch Stürme herbeigeführt, wenn die Küsten sandig sind und sehr allmäh¬
lich bis zum tiefen Wasser abfallen, sodaß die Wassertiefe bis weit in die
See hinein sehr gering ist, wie meist in der Ostsee, und die Strömungen
der See den Sand an der Küste seitwärts bis vor die Hafeneinfahrt treiben
können. Versandungen dieser Art steuert man meistens durch den Bau von
Molen, italienisch ü moko, plattdeutsch aber meist die Mole genannt, fran¬
zösisch ig. der ins Wasser geworfene Steindamm, indem man vom
Lande aus auf jeder Seite der Hafeneinfahrt einen massiven Steindamm in
die See hinaus baut bis an die Stelle, welche die gewünschte Tiefe hat.
Die Enden der Molen, von denen das eine gewöhnlich einen kleinen Leucht¬
thurm trägt, um bei Nacht die Einfahrt finden zu lassen, werden parallel
nach einer Flanke gekrümmt, um ein gerades Einströmen der Wellen in die
Hafeneinfahrt zwischen den Molen zu vermeiden; der Einfahrt wird durch
Bagger 'die erforderliche Tiefe gegeben.

Für Häfen, in welchen Ebbe und Fluth ist. wie in unseren Nordsee¬
häfen, aber nicht in unseren Ostseehäfen und nicht im Mittelmeer, gibt es
noch ein anderes Mittel zur Erhaltung der erforderlichen Tiefe: die An¬
legung eines Spülstroms. ,d> h. Ausgrabung von Bassins, welche bei Fluth
das reine Seewasser aufnehmen und es bei Ebbe wieder ausströmen lassen,
um so bei niedrigem Wasserstande die abgelagerten Sinkstoffe wegzuschwem¬
men. Bei derartigen Fluthhäfen, wie bei unserem Jahdehafen. bildet der
ganze Binnenhafen ein ähnliches Bassin, in welchem, um eine recht bedeutende
Tiefe zu erzielen, der Wasserstand, wie er zur Fluthzeit ist, durch Schließung
der Schleusenthore auch während der Ebbe erhalten wird, wobei die Schiffe
allerdings nur zur Fluthzeit ein- und auslaufen können. Derartige Behälter
heißen in Frankreich bassins (z, B. in Havre, das ein solcher Fluthhäfen
ist), in England dagegen äoelcs (z. B. in London), dieselben sind aber natürlich
von den Trockendocks (ärz^ ÄoeKs) und den schwimmenden Docks (goatws
Äoek8) wohl zu unterscheiden, die zur Ausbesserung von Schiffen dienen, und
namentlich für Kriegshafen unerläßlich sind.

Trockendocks (61-7 äocks) sind nämlich große Bassins, die, hart am
Hasen gelegen und mit demselben durch eine Art Schleusenthore verbunden,


dem durch Strombauten genügend vorbeugen: gewöhnlich sind umfangreiche
Baggerarbeiten nöthig, bei denen Dampfbagger d. h. Fahrzeuge mit einer
Anzahl von Schöpfeimern den Schlick oder Sand vom Grunde auslöffeln
und ihn nachher in Prahme, flache Kähne, fallen lassen, welche ihn fort¬
schaffen: die Schöpfeimer bilden gleichsam die Glieder einer Kette ohne Ende
(eines Ringes), welche in der Ebene des unteren, senkrechten Längenschnitts
des Fahrzeugs liegt und durch die Dampfmaschine des Baggers in Drehung
versetzt wird. Nicht minder leicht wie durch die Flüsse werden Versandungen
durch Stürme herbeigeführt, wenn die Küsten sandig sind und sehr allmäh¬
lich bis zum tiefen Wasser abfallen, sodaß die Wassertiefe bis weit in die
See hinein sehr gering ist, wie meist in der Ostsee, und die Strömungen
der See den Sand an der Küste seitwärts bis vor die Hafeneinfahrt treiben
können. Versandungen dieser Art steuert man meistens durch den Bau von
Molen, italienisch ü moko, plattdeutsch aber meist die Mole genannt, fran¬
zösisch ig. der ins Wasser geworfene Steindamm, indem man vom
Lande aus auf jeder Seite der Hafeneinfahrt einen massiven Steindamm in
die See hinaus baut bis an die Stelle, welche die gewünschte Tiefe hat.
Die Enden der Molen, von denen das eine gewöhnlich einen kleinen Leucht¬
thurm trägt, um bei Nacht die Einfahrt finden zu lassen, werden parallel
nach einer Flanke gekrümmt, um ein gerades Einströmen der Wellen in die
Hafeneinfahrt zwischen den Molen zu vermeiden; der Einfahrt wird durch
Bagger 'die erforderliche Tiefe gegeben.

Für Häfen, in welchen Ebbe und Fluth ist. wie in unseren Nordsee¬
häfen, aber nicht in unseren Ostseehäfen und nicht im Mittelmeer, gibt es
noch ein anderes Mittel zur Erhaltung der erforderlichen Tiefe: die An¬
legung eines Spülstroms. ,d> h. Ausgrabung von Bassins, welche bei Fluth
das reine Seewasser aufnehmen und es bei Ebbe wieder ausströmen lassen,
um so bei niedrigem Wasserstande die abgelagerten Sinkstoffe wegzuschwem¬
men. Bei derartigen Fluthhäfen, wie bei unserem Jahdehafen. bildet der
ganze Binnenhafen ein ähnliches Bassin, in welchem, um eine recht bedeutende
Tiefe zu erzielen, der Wasserstand, wie er zur Fluthzeit ist, durch Schließung
der Schleusenthore auch während der Ebbe erhalten wird, wobei die Schiffe
allerdings nur zur Fluthzeit ein- und auslaufen können. Derartige Behälter
heißen in Frankreich bassins (z, B. in Havre, das ein solcher Fluthhäfen
ist), in England dagegen äoelcs (z. B. in London), dieselben sind aber natürlich
von den Trockendocks (ärz^ ÄoeKs) und den schwimmenden Docks (goatws
Äoek8) wohl zu unterscheiden, die zur Ausbesserung von Schiffen dienen, und
namentlich für Kriegshafen unerläßlich sind.

Trockendocks (61-7 äocks) sind nämlich große Bassins, die, hart am
Hasen gelegen und mit demselben durch eine Art Schleusenthore verbunden,


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0264" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/117796"/>
          <p xml:id="ID_834" prev="#ID_833"> dem durch Strombauten genügend vorbeugen: gewöhnlich sind umfangreiche<lb/>
Baggerarbeiten nöthig, bei denen Dampfbagger d. h. Fahrzeuge mit einer<lb/>
Anzahl von Schöpfeimern den Schlick oder Sand vom Grunde auslöffeln<lb/>
und ihn nachher in Prahme, flache Kähne, fallen lassen, welche ihn fort¬<lb/>
schaffen: die Schöpfeimer bilden gleichsam die Glieder einer Kette ohne Ende<lb/>
(eines Ringes), welche in der Ebene des unteren, senkrechten Längenschnitts<lb/>
des Fahrzeugs liegt und durch die Dampfmaschine des Baggers in Drehung<lb/>
versetzt wird. Nicht minder leicht wie durch die Flüsse werden Versandungen<lb/>
durch Stürme herbeigeführt, wenn die Küsten sandig sind und sehr allmäh¬<lb/>
lich bis zum tiefen Wasser abfallen, sodaß die Wassertiefe bis weit in die<lb/>
See hinein sehr gering ist, wie meist in der Ostsee, und die Strömungen<lb/>
der See den Sand an der Küste seitwärts bis vor die Hafeneinfahrt treiben<lb/>
können. Versandungen dieser Art steuert man meistens durch den Bau von<lb/>
Molen, italienisch ü moko, plattdeutsch aber meist die Mole genannt, fran¬<lb/>
zösisch ig. der ins Wasser geworfene Steindamm, indem man vom<lb/>
Lande aus auf jeder Seite der Hafeneinfahrt einen massiven Steindamm in<lb/>
die See hinaus baut bis an die Stelle, welche die gewünschte Tiefe hat.<lb/>
Die Enden der Molen, von denen das eine gewöhnlich einen kleinen Leucht¬<lb/>
thurm trägt, um bei Nacht die Einfahrt finden zu lassen, werden parallel<lb/>
nach einer Flanke gekrümmt, um ein gerades Einströmen der Wellen in die<lb/>
Hafeneinfahrt zwischen den Molen zu vermeiden; der Einfahrt wird durch<lb/>
Bagger 'die erforderliche Tiefe gegeben.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_835"> Für Häfen, in welchen Ebbe und Fluth ist. wie in unseren Nordsee¬<lb/>
häfen, aber nicht in unseren Ostseehäfen und nicht im Mittelmeer, gibt es<lb/>
noch ein anderes Mittel zur Erhaltung der erforderlichen Tiefe: die An¬<lb/>
legung eines Spülstroms. ,d&gt; h. Ausgrabung von Bassins, welche bei Fluth<lb/>
das reine Seewasser aufnehmen und es bei Ebbe wieder ausströmen lassen,<lb/>
um so bei niedrigem Wasserstande die abgelagerten Sinkstoffe wegzuschwem¬<lb/>
men. Bei derartigen Fluthhäfen, wie bei unserem Jahdehafen. bildet der<lb/>
ganze Binnenhafen ein ähnliches Bassin, in welchem, um eine recht bedeutende<lb/>
Tiefe zu erzielen, der Wasserstand, wie er zur Fluthzeit ist, durch Schließung<lb/>
der Schleusenthore auch während der Ebbe erhalten wird, wobei die Schiffe<lb/>
allerdings nur zur Fluthzeit ein- und auslaufen können. Derartige Behälter<lb/>
heißen in Frankreich bassins (z, B. in Havre, das ein solcher Fluthhäfen<lb/>
ist), in England dagegen äoelcs (z. B. in London), dieselben sind aber natürlich<lb/>
von den Trockendocks (ärz^ ÄoeKs) und den schwimmenden Docks (goatws<lb/>
Äoek8) wohl zu unterscheiden, die zur Ausbesserung von Schiffen dienen, und<lb/>
namentlich für Kriegshafen unerläßlich sind.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_836" next="#ID_837"> Trockendocks (61-7 äocks) sind nämlich große Bassins, die, hart am<lb/>
Hasen gelegen und mit demselben durch eine Art Schleusenthore verbunden,</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0264] dem durch Strombauten genügend vorbeugen: gewöhnlich sind umfangreiche Baggerarbeiten nöthig, bei denen Dampfbagger d. h. Fahrzeuge mit einer Anzahl von Schöpfeimern den Schlick oder Sand vom Grunde auslöffeln und ihn nachher in Prahme, flache Kähne, fallen lassen, welche ihn fort¬ schaffen: die Schöpfeimer bilden gleichsam die Glieder einer Kette ohne Ende (eines Ringes), welche in der Ebene des unteren, senkrechten Längenschnitts des Fahrzeugs liegt und durch die Dampfmaschine des Baggers in Drehung versetzt wird. Nicht minder leicht wie durch die Flüsse werden Versandungen durch Stürme herbeigeführt, wenn die Küsten sandig sind und sehr allmäh¬ lich bis zum tiefen Wasser abfallen, sodaß die Wassertiefe bis weit in die See hinein sehr gering ist, wie meist in der Ostsee, und die Strömungen der See den Sand an der Küste seitwärts bis vor die Hafeneinfahrt treiben können. Versandungen dieser Art steuert man meistens durch den Bau von Molen, italienisch ü moko, plattdeutsch aber meist die Mole genannt, fran¬ zösisch ig. der ins Wasser geworfene Steindamm, indem man vom Lande aus auf jeder Seite der Hafeneinfahrt einen massiven Steindamm in die See hinaus baut bis an die Stelle, welche die gewünschte Tiefe hat. Die Enden der Molen, von denen das eine gewöhnlich einen kleinen Leucht¬ thurm trägt, um bei Nacht die Einfahrt finden zu lassen, werden parallel nach einer Flanke gekrümmt, um ein gerades Einströmen der Wellen in die Hafeneinfahrt zwischen den Molen zu vermeiden; der Einfahrt wird durch Bagger 'die erforderliche Tiefe gegeben. Für Häfen, in welchen Ebbe und Fluth ist. wie in unseren Nordsee¬ häfen, aber nicht in unseren Ostseehäfen und nicht im Mittelmeer, gibt es noch ein anderes Mittel zur Erhaltung der erforderlichen Tiefe: die An¬ legung eines Spülstroms. ,d> h. Ausgrabung von Bassins, welche bei Fluth das reine Seewasser aufnehmen und es bei Ebbe wieder ausströmen lassen, um so bei niedrigem Wasserstande die abgelagerten Sinkstoffe wegzuschwem¬ men. Bei derartigen Fluthhäfen, wie bei unserem Jahdehafen. bildet der ganze Binnenhafen ein ähnliches Bassin, in welchem, um eine recht bedeutende Tiefe zu erzielen, der Wasserstand, wie er zur Fluthzeit ist, durch Schließung der Schleusenthore auch während der Ebbe erhalten wird, wobei die Schiffe allerdings nur zur Fluthzeit ein- und auslaufen können. Derartige Behälter heißen in Frankreich bassins (z, B. in Havre, das ein solcher Fluthhäfen ist), in England dagegen äoelcs (z. B. in London), dieselben sind aber natürlich von den Trockendocks (ärz^ ÄoeKs) und den schwimmenden Docks (goatws Äoek8) wohl zu unterscheiden, die zur Ausbesserung von Schiffen dienen, und namentlich für Kriegshafen unerläßlich sind. Trockendocks (61-7 äocks) sind nämlich große Bassins, die, hart am Hasen gelegen und mit demselben durch eine Art Schleusenthore verbunden,

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_362043
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_362043/264
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_362043/264>, abgerufen am 15.01.2025.