Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. II. Band.Mderie Passy zur Zeit der Luxemburger Angelegenheit in Scene setzte) für Wozu noch ein Wort über die officiellen und officiösen Blätter ver¬ Mderie Passy zur Zeit der Luxemburger Angelegenheit in Scene setzte) für Wozu noch ein Wort über die officiellen und officiösen Blätter ver¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0151" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/117683"/> <p xml:id="ID_468" prev="#ID_467"> Mderie Passy zur Zeit der Luxemburger Angelegenheit in Scene setzte) für<lb/> durchaus verträglich hält, der kaiserlichen Regierung vorzuwerfen, daß sie nicht<lb/> rechtzeitig die Umgestaltung Deutschlands hintertrieben habe; diese Zeitung,<lb/> welche trotz ihrer vielseitigen Verbindungen mit Deutschland noch immer das<lb/> leere, auf einer bodenlosen Unkenntniß der Thatsachen beruhende Geschwätz<lb/> auftischt, daß es jammerschade sei, wie dieses glücklich-vielgestaltete, in seiner<lb/> Decentralisation die herrlichste Entwickelung versprechende deutsche Volk der<lb/> rauhen Hand Preußens verfallen müsse, statt sich im Jahre 1848 aus eigener<lb/> Kraft neu aus sich selbst zu gestalten! Als ob das letztere möglich gewesen<lb/> und die vielgepriesene Mannichfaltigkeit ein unbedingter Segen wäre! Dies<lb/> nicht beiläufig, sondern um durch das Beispiel des im Allgemeinen den Deut¬<lb/> schen am wenigsten feindlichen Blattes eine Ahnung von dem durchgängigen<lb/> Ton und der Haltung der übrigen zu geben. Freilich sind auch unter diesen<lb/> noch verschiedene Abstufungen vorhanden; z. B. (um nur von den sogenann¬<lb/> ten unabhängigen, liberalen Zeitungen zu sprechen) l'Oninion national« und<lb/> 1« Journal (Zczs vöbats befleißigen sich einer gemäßigten Sprache und hüten<lb/> sich davor, in einen verletzenden Ton zu verfallen; dagegen das geistreiche<lb/> ^.venir national ist voll von Ironie und Hohn; 1e Liöelo, gewöhnlich die<lb/> einzige Kost des liberalen Philisters, bleibt sich in seiner Feindseligkeit gegen<lb/> unsere Entwickelung consequent, la, widerte wechselt freilich alle vierzehn Tage<lb/> ihren Standpunkt, man wird es aber gewiß nicht als eine günstige, wohl¬<lb/> wollende Gesinnung betrachten, daß sie sich allein darin treu bleibt, in einem<lb/> Athem Herrn von Bismarck die höchste Bewunderung zu zollen und für<lb/> Frankreich das linke Rheinufer zu reclamiren.</p><lb/> <p xml:id="ID_469" next="#ID_470"> Wozu noch ein Wort über die officiellen und officiösen Blätter ver¬<lb/> lieren? Sprechen wir lieber von dem Standpunkt, den das Volk uns gegen¬<lb/> über einnimmt. Was bedeutet aber eigentlich die Stimmung des französischen<lb/> Volkes gegen Deutschland? Ueber die Lippen der ungeheueren Majorität<lb/> dieses Volkes, selbst der Pariser, kommt nie ein Wort über auswärtige Po-.<lb/> UM oder über Verhältnisse in einem anderen Lande; die große Masse hier<lb/> zu Lande, welche nicht einmal lesen kann, hat von den neuesten Veränderun¬<lb/> gen in Deutschland schwerlich mehr gehört, als daß ein Staat, welcher sich<lb/> Preußen nennt, größer geworden ist. Unterrichtete Franzosen haben gegen<lb/> Mich ihre Ueberzeugung ausgesprochen, daß der französischen Landbevölkerung<lb/> im Innern der Name „Bismarck" ganz unbekannt sei. Unter der kleinen<lb/> Minderheit, die hier über auswärtige Verhältnisse spricht, empfängt die größte<lb/> Anzahl das, was sie für ihre Meinung hält, aus einem flüchtigen Einblick<lb/> w das ?edle Journal oder 1s Boniteur An soir, sehr selten aus einer zu¬<lb/> fälligen mündlichen Belehrung (dazu ist das Leben hier viel zu hastig; das<lb/> bischen Zeit, was nach der Sorge für die materielle Existenz noch übrig</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0151]
Mderie Passy zur Zeit der Luxemburger Angelegenheit in Scene setzte) für
durchaus verträglich hält, der kaiserlichen Regierung vorzuwerfen, daß sie nicht
rechtzeitig die Umgestaltung Deutschlands hintertrieben habe; diese Zeitung,
welche trotz ihrer vielseitigen Verbindungen mit Deutschland noch immer das
leere, auf einer bodenlosen Unkenntniß der Thatsachen beruhende Geschwätz
auftischt, daß es jammerschade sei, wie dieses glücklich-vielgestaltete, in seiner
Decentralisation die herrlichste Entwickelung versprechende deutsche Volk der
rauhen Hand Preußens verfallen müsse, statt sich im Jahre 1848 aus eigener
Kraft neu aus sich selbst zu gestalten! Als ob das letztere möglich gewesen
und die vielgepriesene Mannichfaltigkeit ein unbedingter Segen wäre! Dies
nicht beiläufig, sondern um durch das Beispiel des im Allgemeinen den Deut¬
schen am wenigsten feindlichen Blattes eine Ahnung von dem durchgängigen
Ton und der Haltung der übrigen zu geben. Freilich sind auch unter diesen
noch verschiedene Abstufungen vorhanden; z. B. (um nur von den sogenann¬
ten unabhängigen, liberalen Zeitungen zu sprechen) l'Oninion national« und
1« Journal (Zczs vöbats befleißigen sich einer gemäßigten Sprache und hüten
sich davor, in einen verletzenden Ton zu verfallen; dagegen das geistreiche
^.venir national ist voll von Ironie und Hohn; 1e Liöelo, gewöhnlich die
einzige Kost des liberalen Philisters, bleibt sich in seiner Feindseligkeit gegen
unsere Entwickelung consequent, la, widerte wechselt freilich alle vierzehn Tage
ihren Standpunkt, man wird es aber gewiß nicht als eine günstige, wohl¬
wollende Gesinnung betrachten, daß sie sich allein darin treu bleibt, in einem
Athem Herrn von Bismarck die höchste Bewunderung zu zollen und für
Frankreich das linke Rheinufer zu reclamiren.
Wozu noch ein Wort über die officiellen und officiösen Blätter ver¬
lieren? Sprechen wir lieber von dem Standpunkt, den das Volk uns gegen¬
über einnimmt. Was bedeutet aber eigentlich die Stimmung des französischen
Volkes gegen Deutschland? Ueber die Lippen der ungeheueren Majorität
dieses Volkes, selbst der Pariser, kommt nie ein Wort über auswärtige Po-.
UM oder über Verhältnisse in einem anderen Lande; die große Masse hier
zu Lande, welche nicht einmal lesen kann, hat von den neuesten Veränderun¬
gen in Deutschland schwerlich mehr gehört, als daß ein Staat, welcher sich
Preußen nennt, größer geworden ist. Unterrichtete Franzosen haben gegen
Mich ihre Ueberzeugung ausgesprochen, daß der französischen Landbevölkerung
im Innern der Name „Bismarck" ganz unbekannt sei. Unter der kleinen
Minderheit, die hier über auswärtige Verhältnisse spricht, empfängt die größte
Anzahl das, was sie für ihre Meinung hält, aus einem flüchtigen Einblick
w das ?edle Journal oder 1s Boniteur An soir, sehr selten aus einer zu¬
fälligen mündlichen Belehrung (dazu ist das Leben hier viel zu hastig; das
bischen Zeit, was nach der Sorge für die materielle Existenz noch übrig
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