Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. II. Band.senhaupt in der Mitte Scenen eines Amazonenkampfs besser erhalten zeigt Otto Jahr. Die schwäbischen Wahlen. Die ungemischte Freude der Sieger vom 24. März sollte nicht lange Etwa ein Mertheil der abgegebenen Stimmen fiel auf die Candidaten senhaupt in der Mitte Scenen eines Amazonenkampfs besser erhalten zeigt Otto Jahr. Die schwäbischen Wahlen. Die ungemischte Freude der Sieger vom 24. März sollte nicht lange Etwa ein Mertheil der abgegebenen Stimmen fiel auf die Candidaten <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0110" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/117642"/> <p xml:id="ID_342" prev="#ID_341"> senhaupt in der Mitte Scenen eines Amazonenkampfs besser erhalten zeigt<lb/> welche die meisten Gruppen und Figuren des eben betrachteten wiederholt.<lb/> Wir wissen, daß schon im Alterthum der Schild des Phidias copirt wurde,<lb/> und es ist sicher kein Zufall, daß hervorstechende Motive dieser Schilde auf<lb/> Kunstwerken attischen Ursprungs, wie der phigalische Fries und Vasenbilder,<lb/> benutzt sind. Die Gestalt des Phidias kehrt auf dem neuen Bruchstück inso¬<lb/> weit modificirt wieder, als er eine Axt mit beiden Händen über dem Kopf<lb/> schwingt; übrigens aber ist sie so genau copirt, daß an ihrer Jndentität<lb/> kein Zweifel bleiben kann. Wie viel in dem hier ganz deutlichen Kahlkopf,<lb/> der mehr den tüchtigen Handwerker als den genialen Künstler verräth, von<lb/> dem wahren Portrait des Phidias zu uns gerettet ist, läßt sich freilich nicht<lb/> sagen. Endlich findet sich auch im Vatican das Bruchstück eines Schildes<lb/> mit Amazonenkämpfen im Relief, und auch hier ist die charakteristische Figur<lb/> des Phidias glücklicherweise erhalten. Jeder, der am Entwickelungsgange der<lb/> Kunst und Wissenschaft Antheil nimmt, wird diese Figur mit Interesse be¬<lb/> trachten, welche heute der, sorgsamen Forschung zur Beglaubigung eines<lb/> Kunstwerks dient, das vor Jahrtausenden der Meister damit, wie mit seinem<lb/> Siegel, bezeichnet hat.</p><lb/> <note type="byline"> Otto Jahr.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die schwäbischen Wahlen. </head><lb/> <p xml:id="ID_343"> Die ungemischte Freude der Sieger vom 24. März sollte nicht lange<lb/> währen. Schon am Tage nach den Zollparlamentswahlen war es kein Ge¬<lb/> heimniß, daß die Regierung von dem Ergebniß mehr betroffen war als die<lb/> nationale Partei. Sie hatte auch allen Grund dazu. Für die Sieger war<lb/> der Ausfall der Wahl überraschender als für die Besiegten.</p><lb/> <p xml:id="ID_344" next="#ID_345"> Etwa ein Mertheil der abgegebenen Stimmen fiel auf die Candidaten<lb/> der deutschen Partei. Wer den vorausgegangenen Kämpfen aufmerksam ge¬<lb/> folgt war, wußte wohl, auf welche Bevölkerungsclassen diese 46,000 Mähler<lb/> sich vertheilten. Sie gehörten überwiegend den intelligenteren Kreisen des<lb/> Landes an. Es waren diejenigen, die dem von rechts und links erhobenen<lb/> lügnerischen Geschrei den Muth einer politischen Ueberzeugung entgegensetzten,<lb/> die unbeirrt durch ein künstliches Betrugsystem, wie die Nordd. Allg. Ztg. es<lb/> genannt hat, die politische Wiedervereinigung des Vaterlands wollen. Vor zwei<lb/> Jahren hatten dieselben Parteien von rechts und links dasselbe System der<lb/> Schmeichelei gegen die niedrigsten Leidenschaften und dieselbe Hetzerei gegen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0110]
senhaupt in der Mitte Scenen eines Amazonenkampfs besser erhalten zeigt
welche die meisten Gruppen und Figuren des eben betrachteten wiederholt.
Wir wissen, daß schon im Alterthum der Schild des Phidias copirt wurde,
und es ist sicher kein Zufall, daß hervorstechende Motive dieser Schilde auf
Kunstwerken attischen Ursprungs, wie der phigalische Fries und Vasenbilder,
benutzt sind. Die Gestalt des Phidias kehrt auf dem neuen Bruchstück inso¬
weit modificirt wieder, als er eine Axt mit beiden Händen über dem Kopf
schwingt; übrigens aber ist sie so genau copirt, daß an ihrer Jndentität
kein Zweifel bleiben kann. Wie viel in dem hier ganz deutlichen Kahlkopf,
der mehr den tüchtigen Handwerker als den genialen Künstler verräth, von
dem wahren Portrait des Phidias zu uns gerettet ist, läßt sich freilich nicht
sagen. Endlich findet sich auch im Vatican das Bruchstück eines Schildes
mit Amazonenkämpfen im Relief, und auch hier ist die charakteristische Figur
des Phidias glücklicherweise erhalten. Jeder, der am Entwickelungsgange der
Kunst und Wissenschaft Antheil nimmt, wird diese Figur mit Interesse be¬
trachten, welche heute der, sorgsamen Forschung zur Beglaubigung eines
Kunstwerks dient, das vor Jahrtausenden der Meister damit, wie mit seinem
Siegel, bezeichnet hat.
Otto Jahr.
Die schwäbischen Wahlen.
Die ungemischte Freude der Sieger vom 24. März sollte nicht lange
währen. Schon am Tage nach den Zollparlamentswahlen war es kein Ge¬
heimniß, daß die Regierung von dem Ergebniß mehr betroffen war als die
nationale Partei. Sie hatte auch allen Grund dazu. Für die Sieger war
der Ausfall der Wahl überraschender als für die Besiegten.
Etwa ein Mertheil der abgegebenen Stimmen fiel auf die Candidaten
der deutschen Partei. Wer den vorausgegangenen Kämpfen aufmerksam ge¬
folgt war, wußte wohl, auf welche Bevölkerungsclassen diese 46,000 Mähler
sich vertheilten. Sie gehörten überwiegend den intelligenteren Kreisen des
Landes an. Es waren diejenigen, die dem von rechts und links erhobenen
lügnerischen Geschrei den Muth einer politischen Ueberzeugung entgegensetzten,
die unbeirrt durch ein künstliches Betrugsystem, wie die Nordd. Allg. Ztg. es
genannt hat, die politische Wiedervereinigung des Vaterlands wollen. Vor zwei
Jahren hatten dieselben Parteien von rechts und links dasselbe System der
Schmeichelei gegen die niedrigsten Leidenschaften und dieselbe Hetzerei gegen
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