Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. II Band.vereitelt hat, daß man sich von Frankreich drängen ließ zu früh Frieden zu Trotz dieser allgemeinen Stimmung für die Nichtintervention sind wir Die englische Parlamcntsreform und ihre Aussichten. Kritik der Bill von 1867 und Resultate. Wir haben bei unserer Kritik der Neformacte von 1832 die Mängel der¬ vereitelt hat, daß man sich von Frankreich drängen ließ zu früh Frieden zu Trotz dieser allgemeinen Stimmung für die Nichtintervention sind wir Die englische Parlamcntsreform und ihre Aussichten. Kritik der Bill von 1867 und Resultate. Wir haben bei unserer Kritik der Neformacte von 1832 die Mängel der¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0352" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/287624"/> <p xml:id="ID_892" prev="#ID_891"> vereitelt hat, daß man sich von Frankreich drängen ließ zu früh Frieden zu<lb/> machen und so Rußlands Macht im Wesentlichen ungebrochen zu lassen.</p><lb/> <p xml:id="ID_893"> Trotz dieser allgemeinen Stimmung für die Nichtintervention sind wir<lb/> überzeugt, daß sie auf die Länge nicht dauern kann; selbst die Mehrheit, welche<lb/> sie jetzt vertheidigt, fühlt das Demüthigende das in ihr liegt; es wird sich<lb/> über kurz oder lang eine Grenze zeigen, an der das passive Zusehen aufhören<lb/> muß. England erinnert freilich jetzt in mancher Beziehung an das Holland<lb/> des 18. Jahrhunderts, welches damals auch ängstlich jeder Verwickelung aus<lb/> dem Wege ging: es ist zu weich, zu satt und so verletzlich in seinen weitver»<lb/> zweigten Jntressen geworden, daß es jeden Streit vermeidet; aber andere<lb/> Staaten befinden sich nicht in derselben Gemüthsverfassung und sie werden<lb/> seine Geduld über kurz oder lang auf solche Proben stellen, daß es nicht<lb/> mehr Schiedsrichterspruche suchen, sondern sich genöthigt sehen wird, der Welt<lb/> zu zeigen, daß es eventuell seine Interessen, seine Ehre und seinen Einfluß<lb/> mit den Waffen zu vertheidigen weiß.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die englische Parlamcntsreform und ihre Aussichten.</head><lb/> <div n="2"> <head> Kritik der Bill von 1867 und Resultate.</head><lb/> <p xml:id="ID_894" next="#ID_895"> Wir haben bei unserer Kritik der Neformacte von 1832 die Mängel der¬<lb/> selben ausführlich hervorgehoben, aber dabei betont, daß dieselbe eine über¬<lb/> wiegend wohlthätige Wirkung gehabt hat. In unterbrochener Reihe ziehen sich<lb/> die großen Reformen hin, welche seitdem durchgesetzt sind. Einen zwingenden<lb/> Grund, die Frage einer veränderten Vertretung des Volkes im Parlament<lb/> wieder aufzunehmen, können wir daher nicht zugeben und jedenfalls hätte<lb/> die Reform eher auf Beseitigung positiver Uebelstände, wie der Bestechung,<lb/> des Unwesens der Privatbills, der nicht ausreichenden Vertretung der Graf¬<lb/> schaften den Städten gegenüber, gehen müssen als auf allgemeine Herab¬<lb/> setzung der Wahlqualification. Da aber einmal diese Frage auf die Tages¬<lb/> ordnung gebracht und so lange ventilirt war. daß ihre Erledigung in einem<lb/> oder dem anderen Sinne nothwendig geworden, so bot Gladstone's Bill<lb/> von 1866 noch den besten Ausweg: sie gab den arbeitenden Klassen wenig¬<lb/> stens nicht das Uebergewicht, im Gegentheil, sie war conservativer als<lb/> die frühere von Russell, sie ging nur auf 7 Pfd. Sterl. herab, während 1860<lb/> 6 Pfd. Sterl. von den Liberalen vorgeschlagen war. Gladstone gab auch<lb/> ganz offen den Grund für dies Zurückgehen an. „Der Satz von 6 Pfd. Sterl.«</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0352]
vereitelt hat, daß man sich von Frankreich drängen ließ zu früh Frieden zu
machen und so Rußlands Macht im Wesentlichen ungebrochen zu lassen.
Trotz dieser allgemeinen Stimmung für die Nichtintervention sind wir
überzeugt, daß sie auf die Länge nicht dauern kann; selbst die Mehrheit, welche
sie jetzt vertheidigt, fühlt das Demüthigende das in ihr liegt; es wird sich
über kurz oder lang eine Grenze zeigen, an der das passive Zusehen aufhören
muß. England erinnert freilich jetzt in mancher Beziehung an das Holland
des 18. Jahrhunderts, welches damals auch ängstlich jeder Verwickelung aus
dem Wege ging: es ist zu weich, zu satt und so verletzlich in seinen weitver»
zweigten Jntressen geworden, daß es jeden Streit vermeidet; aber andere
Staaten befinden sich nicht in derselben Gemüthsverfassung und sie werden
seine Geduld über kurz oder lang auf solche Proben stellen, daß es nicht
mehr Schiedsrichterspruche suchen, sondern sich genöthigt sehen wird, der Welt
zu zeigen, daß es eventuell seine Interessen, seine Ehre und seinen Einfluß
mit den Waffen zu vertheidigen weiß.
Die englische Parlamcntsreform und ihre Aussichten.
Kritik der Bill von 1867 und Resultate.
Wir haben bei unserer Kritik der Neformacte von 1832 die Mängel der¬
selben ausführlich hervorgehoben, aber dabei betont, daß dieselbe eine über¬
wiegend wohlthätige Wirkung gehabt hat. In unterbrochener Reihe ziehen sich
die großen Reformen hin, welche seitdem durchgesetzt sind. Einen zwingenden
Grund, die Frage einer veränderten Vertretung des Volkes im Parlament
wieder aufzunehmen, können wir daher nicht zugeben und jedenfalls hätte
die Reform eher auf Beseitigung positiver Uebelstände, wie der Bestechung,
des Unwesens der Privatbills, der nicht ausreichenden Vertretung der Graf¬
schaften den Städten gegenüber, gehen müssen als auf allgemeine Herab¬
setzung der Wahlqualification. Da aber einmal diese Frage auf die Tages¬
ordnung gebracht und so lange ventilirt war. daß ihre Erledigung in einem
oder dem anderen Sinne nothwendig geworden, so bot Gladstone's Bill
von 1866 noch den besten Ausweg: sie gab den arbeitenden Klassen wenig¬
stens nicht das Uebergewicht, im Gegentheil, sie war conservativer als
die frühere von Russell, sie ging nur auf 7 Pfd. Sterl. herab, während 1860
6 Pfd. Sterl. von den Liberalen vorgeschlagen war. Gladstone gab auch
ganz offen den Grund für dies Zurückgehen an. „Der Satz von 6 Pfd. Sterl.«
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