Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. II Band.

Bild:
<< vorherige Seite

(Beethoven an den Fürsten Esterhazy.)


Durchlauchtigster, gnädigster Fürst!

Da man mir sagt, daß sie mein Fürst nach der Messe gefragt, die sie
wir aufgetragen für sie zu schreiben, so nehme ich mir die Frejheit, ihnen
durchlauchtigster Fürst zu verkünden, daß sie solche spätstens bis zum 20ten
august-Monath erhalten werden -- wo alsdenn Zeit genug seyn wird,
solche auf den Namens-Tag der Durchlauchtigster Fürstin aufzuführen --
außerordentliche vortheilhafte Bedingungen, die mir von London gemacht
wurden, als ich das unglück hatte mit einem Benefice-Tag im Theater
durchzufallen und die mich die Noth mit Freuden ergreifen machen mußte,
verzögerten die Verfertigung der Messe, so sehr ich es auch gewünscht, damit
vor ihnen durchlauchtigster Fürst zu erscheinen, dazu kam später eine Kopf
Krankheit, welche mir anfangs gar nicht und später und selbst jetzt noch nur
wenig zu arbeiten erlaubte; da man mir alles so gern zum Nachtheil aus¬
legt, lege ich ihnen d. F. einen von den Briefen meines Arztes hierhin bej
^- darf ich no.es sagen, daß ich ihnen mit viel Furcht die Messe übergeben
werde, da sie d. F. gewohnt sind, die unnachamlichen Meisterstücke des
großen Haidn sich vortragen zu lassen --


Durchlauchtigster, gnädigster Fürst! -
mit Hochachtung ergebenster untertänigster
Ludwig von Beethoven.

Baden am 26ten juli --




(Dr. Schmidt an Beethoven.)

Wien 22. July 1807.

Ich war, lieber Freund, vorher überzeugt, daß Ihr Kopfschmerz gichtisch
ist, und bin es jetzt, nachdem der Zahn ausgezogen, annoch. Gelindert wer¬
den Ihre Schmerzen seyn, ganz aufhören werden sie in Baden, und auch in
Rodaun nicht, denn der Loros," ist Ihnen Feind. Darum verlassen Sie jetzt
Baden, oder wenn Sie es noch in Rodaun 8 Tage versuchen wollen, so gehen
Sie jetzt gleich daran, sich Seidelbast-Rinde auf die Arme zu legen. Von
Blutigeln haben wir nichts mehr zu erwarten, wohl aber davon, daß Sie
wacker gehen, wenig arbeiten, und schlafen, auch wohl essen, und mäßig
geistig trinken.
In Eile.

Gruß und Freundschaft Der Jhrigste
Schmidt,

ü- NonKisur I^puis van LöötKovsn 5 Laäen. ^Außenseite des Bnefs.Z




(Fürst Nicolaus Esterhazy an Beethoven, nach dem Concept.)

An Herrn Ludwig van Beethoven.


Schätzbarster Herr van Beethoven!

Mit vielem Vergnügen habe ich aus Ihrem Schreiben von Baden ersehen,


(Beethoven an den Fürsten Esterhazy.)


Durchlauchtigster, gnädigster Fürst!

Da man mir sagt, daß sie mein Fürst nach der Messe gefragt, die sie
wir aufgetragen für sie zu schreiben, so nehme ich mir die Frejheit, ihnen
durchlauchtigster Fürst zu verkünden, daß sie solche spätstens bis zum 20ten
august-Monath erhalten werden — wo alsdenn Zeit genug seyn wird,
solche auf den Namens-Tag der Durchlauchtigster Fürstin aufzuführen —
außerordentliche vortheilhafte Bedingungen, die mir von London gemacht
wurden, als ich das unglück hatte mit einem Benefice-Tag im Theater
durchzufallen und die mich die Noth mit Freuden ergreifen machen mußte,
verzögerten die Verfertigung der Messe, so sehr ich es auch gewünscht, damit
vor ihnen durchlauchtigster Fürst zu erscheinen, dazu kam später eine Kopf
Krankheit, welche mir anfangs gar nicht und später und selbst jetzt noch nur
wenig zu arbeiten erlaubte; da man mir alles so gern zum Nachtheil aus¬
legt, lege ich ihnen d. F. einen von den Briefen meines Arztes hierhin bej
^- darf ich no.es sagen, daß ich ihnen mit viel Furcht die Messe übergeben
werde, da sie d. F. gewohnt sind, die unnachamlichen Meisterstücke des
großen Haidn sich vortragen zu lassen —


Durchlauchtigster, gnädigster Fürst! -
mit Hochachtung ergebenster untertänigster
Ludwig von Beethoven.

Baden am 26ten juli —




(Dr. Schmidt an Beethoven.)

Wien 22. July 1807.

Ich war, lieber Freund, vorher überzeugt, daß Ihr Kopfschmerz gichtisch
ist, und bin es jetzt, nachdem der Zahn ausgezogen, annoch. Gelindert wer¬
den Ihre Schmerzen seyn, ganz aufhören werden sie in Baden, und auch in
Rodaun nicht, denn der Loros,« ist Ihnen Feind. Darum verlassen Sie jetzt
Baden, oder wenn Sie es noch in Rodaun 8 Tage versuchen wollen, so gehen
Sie jetzt gleich daran, sich Seidelbast-Rinde auf die Arme zu legen. Von
Blutigeln haben wir nichts mehr zu erwarten, wohl aber davon, daß Sie
wacker gehen, wenig arbeiten, und schlafen, auch wohl essen, und mäßig
geistig trinken.
In Eile.

Gruß und Freundschaft Der Jhrigste
Schmidt,

ü- NonKisur I^puis van LöötKovsn 5 Laäen. ^Außenseite des Bnefs.Z




(Fürst Nicolaus Esterhazy an Beethoven, nach dem Concept.)

An Herrn Ludwig van Beethoven.


Schätzbarster Herr van Beethoven!

Mit vielem Vergnügen habe ich aus Ihrem Schreiben von Baden ersehen,


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0269" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/287541"/>
          <p xml:id="ID_705"> (Beethoven an den Fürsten Esterhazy.)</p><lb/>
          <note type="salute"> Durchlauchtigster, gnädigster Fürst!</note><lb/>
          <p xml:id="ID_706"> Da man mir sagt, daß sie mein Fürst nach der Messe gefragt, die sie<lb/>
wir aufgetragen für sie zu schreiben, so nehme ich mir die Frejheit, ihnen<lb/>
durchlauchtigster Fürst zu verkünden, daß sie solche spätstens bis zum 20ten<lb/>
august-Monath erhalten werden &#x2014; wo alsdenn Zeit genug seyn wird,<lb/>
solche auf den Namens-Tag der Durchlauchtigster Fürstin aufzuführen &#x2014;<lb/>
außerordentliche vortheilhafte Bedingungen, die mir von London gemacht<lb/>
wurden, als ich das unglück hatte mit einem Benefice-Tag im Theater<lb/>
durchzufallen und die mich die Noth mit Freuden ergreifen machen mußte,<lb/>
verzögerten die Verfertigung der Messe, so sehr ich es auch gewünscht, damit<lb/>
vor ihnen durchlauchtigster Fürst zu erscheinen, dazu kam später eine Kopf<lb/>
Krankheit, welche mir anfangs gar nicht und später und selbst jetzt noch nur<lb/>
wenig zu arbeiten erlaubte; da man mir alles so gern zum Nachtheil aus¬<lb/>
legt, lege ich ihnen d. F. einen von den Briefen meines Arztes hierhin bej<lb/>
^- darf ich no.es sagen, daß ich ihnen mit viel Furcht die Messe übergeben<lb/>
werde, da sie d. F. gewohnt sind, die unnachamlichen Meisterstücke des<lb/>
großen Haidn sich vortragen zu lassen &#x2014;</p><lb/>
          <note type="closer"> Durchlauchtigster, gnädigster Fürst! -<lb/>
mit Hochachtung ergebenster untertänigster<lb/><note type="bibl"> Ludwig von Beethoven.</note></note><lb/>
          <p xml:id="ID_707"> Baden am 26ten juli &#x2014;</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p xml:id="ID_708"> (Dr. Schmidt an Beethoven.)</p><lb/>
          <p xml:id="ID_709"> Wien 22. July 1807.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_710"> Ich war, lieber Freund, vorher überzeugt, daß Ihr Kopfschmerz gichtisch<lb/>
ist, und bin es jetzt, nachdem der Zahn ausgezogen, annoch. Gelindert wer¬<lb/>
den Ihre Schmerzen seyn, ganz aufhören werden sie in Baden, und auch in<lb/>
Rodaun nicht, denn der Loros,« ist Ihnen Feind. Darum verlassen Sie jetzt<lb/>
Baden, oder wenn Sie es noch in Rodaun 8 Tage versuchen wollen, so gehen<lb/>
Sie jetzt gleich daran, sich Seidelbast-Rinde auf die Arme zu legen. Von<lb/>
Blutigeln haben wir nichts mehr zu erwarten, wohl aber davon, daß Sie<lb/>
wacker gehen, wenig arbeiten, und schlafen, auch wohl essen, und mäßig<lb/>
geistig trinken.<lb/>
In Eile. </p>
          <note type="closer"> Gruß und Freundschaft    Der Jhrigste<lb/><note type="bibl"> Schmidt,</note></note><lb/>
          <p xml:id="ID_711"> ü- NonKisur I^puis van LöötKovsn 5 Laäen.  ^Außenseite des Bnefs.Z</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p xml:id="ID_712"> (Fürst Nicolaus Esterhazy an Beethoven, nach dem Concept.)</p><lb/>
          <p xml:id="ID_713"> An Herrn Ludwig van Beethoven.</p><lb/>
          <note type="salute"> Schätzbarster Herr van Beethoven!</note><lb/>
          <p xml:id="ID_714" next="#ID_715"> Mit vielem Vergnügen habe ich aus Ihrem Schreiben von Baden ersehen,</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0269] (Beethoven an den Fürsten Esterhazy.) Durchlauchtigster, gnädigster Fürst! Da man mir sagt, daß sie mein Fürst nach der Messe gefragt, die sie wir aufgetragen für sie zu schreiben, so nehme ich mir die Frejheit, ihnen durchlauchtigster Fürst zu verkünden, daß sie solche spätstens bis zum 20ten august-Monath erhalten werden — wo alsdenn Zeit genug seyn wird, solche auf den Namens-Tag der Durchlauchtigster Fürstin aufzuführen — außerordentliche vortheilhafte Bedingungen, die mir von London gemacht wurden, als ich das unglück hatte mit einem Benefice-Tag im Theater durchzufallen und die mich die Noth mit Freuden ergreifen machen mußte, verzögerten die Verfertigung der Messe, so sehr ich es auch gewünscht, damit vor ihnen durchlauchtigster Fürst zu erscheinen, dazu kam später eine Kopf Krankheit, welche mir anfangs gar nicht und später und selbst jetzt noch nur wenig zu arbeiten erlaubte; da man mir alles so gern zum Nachtheil aus¬ legt, lege ich ihnen d. F. einen von den Briefen meines Arztes hierhin bej ^- darf ich no.es sagen, daß ich ihnen mit viel Furcht die Messe übergeben werde, da sie d. F. gewohnt sind, die unnachamlichen Meisterstücke des großen Haidn sich vortragen zu lassen — Durchlauchtigster, gnädigster Fürst! - mit Hochachtung ergebenster untertänigster Ludwig von Beethoven. Baden am 26ten juli — (Dr. Schmidt an Beethoven.) Wien 22. July 1807. Ich war, lieber Freund, vorher überzeugt, daß Ihr Kopfschmerz gichtisch ist, und bin es jetzt, nachdem der Zahn ausgezogen, annoch. Gelindert wer¬ den Ihre Schmerzen seyn, ganz aufhören werden sie in Baden, und auch in Rodaun nicht, denn der Loros,« ist Ihnen Feind. Darum verlassen Sie jetzt Baden, oder wenn Sie es noch in Rodaun 8 Tage versuchen wollen, so gehen Sie jetzt gleich daran, sich Seidelbast-Rinde auf die Arme zu legen. Von Blutigeln haben wir nichts mehr zu erwarten, wohl aber davon, daß Sie wacker gehen, wenig arbeiten, und schlafen, auch wohl essen, und mäßig geistig trinken. In Eile. Gruß und Freundschaft Der Jhrigste Schmidt, ü- NonKisur I^puis van LöötKovsn 5 Laäen. ^Außenseite des Bnefs.Z (Fürst Nicolaus Esterhazy an Beethoven, nach dem Concept.) An Herrn Ludwig van Beethoven. Schätzbarster Herr van Beethoven! Mit vielem Vergnügen habe ich aus Ihrem Schreiben von Baden ersehen,

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_287271
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_287271/269
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. II Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_287271/269>, abgerufen am 05.02.2025.