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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. II Band.

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30°Fuß-Tiefe. Allerdings werden in den jetzt an der Geeste liegenden Docks
(einem halben Dutzend Bassins), welche theils zu Geestemünde, theils zu Bre-
merhaven gehören, die großen und namentlich sehr langen transatlantischen
norddeutschen Lloyddarnpfer ausgebessert*): aber dies sind doch immer Schiffe,
die selbst bei voller Ladung nicht über 24 Fuß Tiefgang und auch nicht die
kolossale Schwere von Panzerschiffen ersten Ranges haben, welche 27 Fuß
tief im Wasser liegen und in die Geeste nicht einlaufen können. Selbst dem
minder tiefgehenden östreichischen "Don Juan d'Austria" (24 Fuß Tiefgang)
ist, wie wir oben erwähnten, sein Einlaufen in die Geeste-Trockendocks schlecht
bekommen: er wurde in Werke's Dock (nahe dem Lange'schen) ausgebessert,
während der "Schwarzenberg" (Holzfregatte), um seinen bei Helgoland in
Brand geschossenen Hauptmast zu ersetzen, im neuen Hafenbassin von Bremer-
haven lag.

Die bedeutendsten aller zu Bremerhaven gehörigen Docks sind aber die
beiden Docks des Consuls Lange im nördlichen Ufer der Geeste, von welchen
das eine 400 Fuß Länge, 60 Fuß Breite des Eingangs und 18 Fuß Tiefe
hat, während das andere 260 Fuß Länge, 30 Fuß Eingangsbreite und
16 Fuß Tiefe besitzt. Die doppelte Breite und die große Länge erlaubt
auch den Postdampfern in diesem Bassin zu repariren, welches im vorigen
Jahre das damals größte deutsche Segelschiff, den "Arnold Bönniger" aus
Duisburg (in Vegesack gebaut), aufnahm. Das Dock ist übrigens schräg
gegen die Geeste gelegt, damit ablaufende Schiffe nicht bis zum jenseitigen
Ufer fahren. Die Fluth trägt von selbst das Schiff hinein, und bei Ebbe
werden die Thore geschlossen, wodurch das schwierige Vonstapellassen
nach der Reparatur wegfällt, jenes Rutschen von den Helgen, welches
einmal nicht ungefährlich, und dann nur da statthaft ist, wo Wassertiefe
genug vorhanden ist, um das Schiff beim Ablaufen nicht auf den Grund
stoßen zu lassen. Vor einiger Zeit war auch die Rede davon, daß zwei
ausländische Firmen, Webb aus Newyork und Randolph. Eider
und Co. aus Schottland sich um Begünstigungen beworben hätten, um hier
in Bremerhaven-Geestemünde eine Schiffsbauanstalt zu errichten. Indessen
scheint uns eine solche Anlage nach zwei Seiten hin nicht wünschenswert!):
einmal würde sie das Aufblühen der heimischen Industrie und namentlich
der kieler Aktiengesellschaft beeinträchtigen, während die Entwicklung der
Letzteren gerade aus allen Kräften gefördert werden muß, und dann erregen
auch die bisherigen Leistungen der beiden Firmen nach einer Richtung Be-



") Wie der Begründer des norddeutschen Lloyd, H, H. Meier als Abgeordneter für
Bremen im Reichstage hervorhob, gehen die große" Dampfer wie die "Hansa" (3KS Fuß lang)
zweimal jährlich in die Docks von Geestcmünde und werden dabei weder durch die Länge
noch den Tiefgang (ohne Ladung) gehindert.

30°Fuß-Tiefe. Allerdings werden in den jetzt an der Geeste liegenden Docks
(einem halben Dutzend Bassins), welche theils zu Geestemünde, theils zu Bre-
merhaven gehören, die großen und namentlich sehr langen transatlantischen
norddeutschen Lloyddarnpfer ausgebessert*): aber dies sind doch immer Schiffe,
die selbst bei voller Ladung nicht über 24 Fuß Tiefgang und auch nicht die
kolossale Schwere von Panzerschiffen ersten Ranges haben, welche 27 Fuß
tief im Wasser liegen und in die Geeste nicht einlaufen können. Selbst dem
minder tiefgehenden östreichischen „Don Juan d'Austria" (24 Fuß Tiefgang)
ist, wie wir oben erwähnten, sein Einlaufen in die Geeste-Trockendocks schlecht
bekommen: er wurde in Werke's Dock (nahe dem Lange'schen) ausgebessert,
während der „Schwarzenberg" (Holzfregatte), um seinen bei Helgoland in
Brand geschossenen Hauptmast zu ersetzen, im neuen Hafenbassin von Bremer-
haven lag.

Die bedeutendsten aller zu Bremerhaven gehörigen Docks sind aber die
beiden Docks des Consuls Lange im nördlichen Ufer der Geeste, von welchen
das eine 400 Fuß Länge, 60 Fuß Breite des Eingangs und 18 Fuß Tiefe
hat, während das andere 260 Fuß Länge, 30 Fuß Eingangsbreite und
16 Fuß Tiefe besitzt. Die doppelte Breite und die große Länge erlaubt
auch den Postdampfern in diesem Bassin zu repariren, welches im vorigen
Jahre das damals größte deutsche Segelschiff, den „Arnold Bönniger" aus
Duisburg (in Vegesack gebaut), aufnahm. Das Dock ist übrigens schräg
gegen die Geeste gelegt, damit ablaufende Schiffe nicht bis zum jenseitigen
Ufer fahren. Die Fluth trägt von selbst das Schiff hinein, und bei Ebbe
werden die Thore geschlossen, wodurch das schwierige Vonstapellassen
nach der Reparatur wegfällt, jenes Rutschen von den Helgen, welches
einmal nicht ungefährlich, und dann nur da statthaft ist, wo Wassertiefe
genug vorhanden ist, um das Schiff beim Ablaufen nicht auf den Grund
stoßen zu lassen. Vor einiger Zeit war auch die Rede davon, daß zwei
ausländische Firmen, Webb aus Newyork und Randolph. Eider
und Co. aus Schottland sich um Begünstigungen beworben hätten, um hier
in Bremerhaven-Geestemünde eine Schiffsbauanstalt zu errichten. Indessen
scheint uns eine solche Anlage nach zwei Seiten hin nicht wünschenswert!):
einmal würde sie das Aufblühen der heimischen Industrie und namentlich
der kieler Aktiengesellschaft beeinträchtigen, während die Entwicklung der
Letzteren gerade aus allen Kräften gefördert werden muß, und dann erregen
auch die bisherigen Leistungen der beiden Firmen nach einer Richtung Be-



") Wie der Begründer des norddeutschen Lloyd, H, H. Meier als Abgeordneter für
Bremen im Reichstage hervorhob, gehen die große» Dampfer wie die „Hansa" (3KS Fuß lang)
zweimal jährlich in die Docks von Geestcmünde und werden dabei weder durch die Länge
noch den Tiefgang (ohne Ladung) gehindert.
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[0244] 30°Fuß-Tiefe. Allerdings werden in den jetzt an der Geeste liegenden Docks (einem halben Dutzend Bassins), welche theils zu Geestemünde, theils zu Bre- merhaven gehören, die großen und namentlich sehr langen transatlantischen norddeutschen Lloyddarnpfer ausgebessert*): aber dies sind doch immer Schiffe, die selbst bei voller Ladung nicht über 24 Fuß Tiefgang und auch nicht die kolossale Schwere von Panzerschiffen ersten Ranges haben, welche 27 Fuß tief im Wasser liegen und in die Geeste nicht einlaufen können. Selbst dem minder tiefgehenden östreichischen „Don Juan d'Austria" (24 Fuß Tiefgang) ist, wie wir oben erwähnten, sein Einlaufen in die Geeste-Trockendocks schlecht bekommen: er wurde in Werke's Dock (nahe dem Lange'schen) ausgebessert, während der „Schwarzenberg" (Holzfregatte), um seinen bei Helgoland in Brand geschossenen Hauptmast zu ersetzen, im neuen Hafenbassin von Bremer- haven lag. Die bedeutendsten aller zu Bremerhaven gehörigen Docks sind aber die beiden Docks des Consuls Lange im nördlichen Ufer der Geeste, von welchen das eine 400 Fuß Länge, 60 Fuß Breite des Eingangs und 18 Fuß Tiefe hat, während das andere 260 Fuß Länge, 30 Fuß Eingangsbreite und 16 Fuß Tiefe besitzt. Die doppelte Breite und die große Länge erlaubt auch den Postdampfern in diesem Bassin zu repariren, welches im vorigen Jahre das damals größte deutsche Segelschiff, den „Arnold Bönniger" aus Duisburg (in Vegesack gebaut), aufnahm. Das Dock ist übrigens schräg gegen die Geeste gelegt, damit ablaufende Schiffe nicht bis zum jenseitigen Ufer fahren. Die Fluth trägt von selbst das Schiff hinein, und bei Ebbe werden die Thore geschlossen, wodurch das schwierige Vonstapellassen nach der Reparatur wegfällt, jenes Rutschen von den Helgen, welches einmal nicht ungefährlich, und dann nur da statthaft ist, wo Wassertiefe genug vorhanden ist, um das Schiff beim Ablaufen nicht auf den Grund stoßen zu lassen. Vor einiger Zeit war auch die Rede davon, daß zwei ausländische Firmen, Webb aus Newyork und Randolph. Eider und Co. aus Schottland sich um Begünstigungen beworben hätten, um hier in Bremerhaven-Geestemünde eine Schiffsbauanstalt zu errichten. Indessen scheint uns eine solche Anlage nach zwei Seiten hin nicht wünschenswert!): einmal würde sie das Aufblühen der heimischen Industrie und namentlich der kieler Aktiengesellschaft beeinträchtigen, während die Entwicklung der Letzteren gerade aus allen Kräften gefördert werden muß, und dann erregen auch die bisherigen Leistungen der beiden Firmen nach einer Richtung Be- ") Wie der Begründer des norddeutschen Lloyd, H, H. Meier als Abgeordneter für Bremen im Reichstage hervorhob, gehen die große» Dampfer wie die „Hansa" (3KS Fuß lang) zweimal jährlich in die Docks von Geestcmünde und werden dabei weder durch die Länge noch den Tiefgang (ohne Ladung) gehindert.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. II Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_287271/244>, abgerufen am 05.02.2025.