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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. II Band.

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merhavens sind recht bedeutend, wenn sie auch den neuerdings erweiterten
Anlagen Antwerpens und vollends denen von Havre weit nachstehen.

Auch am Ende des "Alten Hafens" ist die Reihe der Seeschiffe noch
nicht abzusehen. Denn an das nördliche Ende desselben schließt sich mittelst einer
Schleuse das Bassin des "Neuen Hafens". Die Scenerie bleibt dieselbe,
rechts die Wasserfront von Bremerhaven mit einem schönen durchbrochenen
rothen Kirchthurm, der durch seinen Abschluß mit einem Kranz gothischer
Fialen statt einer Spitze ein wenig an die berühmte "Krone der Nor-
mandie" in Rouen erinnert; links der Deich, welcher das Bassin von der
Weser trennt, und über den die Masten der Schiffe von der Weser herüber¬
schauen.*) Auf dem Deich steht der schmucke Leuchtthurm, ein runder norman¬
nischer Thurm mit Zinnen und gothischen Spitzsäulen, auf der Weserfront
'von den grünen Wällen einer hakenförmigen Batterie mit Kehlpallisadirung
und Blockhaus gedeckt, sowie durch einige stärkere Schanzen weiter unterhalb,
die auch die Petroleumschuppen schützen. Dicht neben dem Leuchthurm aber
führt eine mächtige, schön gebaute Schleuse mit einer Passagegalerie auf den
Flügeln aus dem neuen Hafen direct zur Weser, d. h. auf die Rhede. Dieser
Schleuse und der Batterie gegenüber sieht man den spitzen Kirchthurm von
Blexen am andren Ufer aus dem Gebüsch hervorragen, während Nordenhamm
sich etwas weiter links prcisentirt, wo die jenseitigen Batterien mit den
diesseitigen später ein wirksames Kreuzfeuer ermöglichen werden. Nach dem
diesjährigen Bundeshaushaltsetat sollen für die Beendigung der Batterie
Brinkamahof an der Wesermündung 110,000 Thlr. und im nächsten Jahre
(1869) für den Beginn eines Werks im Fahrwasser der Weser unterhalb
Brinkamahof 100,000 Thlr. ausgegeben werden, während die in diesem Jahr
zu vollendende artilleristische Armirung des erstgenannten Werks und der
Kugelbaakschanze bei Cuxhaven zusammen 800,000 Thlr. kosten wird. -- Die
Schreibung des Namens "Brinkamahof" ist die officielle der Reichstagsvor¬
lagen, die behaglichere deutsche Form lautet "Brinkhammers Hof".

Am Quai nahe dem Leuchtthurm liegen die schönen rothen Rohbauge¬
bäude mit den Comptoirs des Norddeutschen Lloyd. Innerhalb des
"Neuen Hafens" drängen sich nun am östlichen Quai die mächtigen Segel¬
schiffe der Handelsmarine in dichter Schaar. und lustig schimmern die Farben
der norddeutschen Bundes-Kauffahrteiflagge aus der Takelage hervor. Der
schwarze Streifen derselben, halbdurchsichtig gegen den Himmel, ist oft von
dem Blau der holländischen und französischen Flagge kaum zu unterscheiden,
und so markirr sich denn die Differenz nur dadurch, daß Frankreichs Flügge
senkrecht blauweißroth gestreift ist, die deutsche und die holländische aber beide
quergestreift sind, erstere mit Roth unten (schwarzweißroth), letztere mit dem



") Die Fluth an dieser Stelle vermehrt die Wassertiefe um zwölf Fuß.

merhavens sind recht bedeutend, wenn sie auch den neuerdings erweiterten
Anlagen Antwerpens und vollends denen von Havre weit nachstehen.

Auch am Ende des „Alten Hafens" ist die Reihe der Seeschiffe noch
nicht abzusehen. Denn an das nördliche Ende desselben schließt sich mittelst einer
Schleuse das Bassin des „Neuen Hafens". Die Scenerie bleibt dieselbe,
rechts die Wasserfront von Bremerhaven mit einem schönen durchbrochenen
rothen Kirchthurm, der durch seinen Abschluß mit einem Kranz gothischer
Fialen statt einer Spitze ein wenig an die berühmte „Krone der Nor-
mandie" in Rouen erinnert; links der Deich, welcher das Bassin von der
Weser trennt, und über den die Masten der Schiffe von der Weser herüber¬
schauen.*) Auf dem Deich steht der schmucke Leuchtthurm, ein runder norman¬
nischer Thurm mit Zinnen und gothischen Spitzsäulen, auf der Weserfront
'von den grünen Wällen einer hakenförmigen Batterie mit Kehlpallisadirung
und Blockhaus gedeckt, sowie durch einige stärkere Schanzen weiter unterhalb,
die auch die Petroleumschuppen schützen. Dicht neben dem Leuchthurm aber
führt eine mächtige, schön gebaute Schleuse mit einer Passagegalerie auf den
Flügeln aus dem neuen Hafen direct zur Weser, d. h. auf die Rhede. Dieser
Schleuse und der Batterie gegenüber sieht man den spitzen Kirchthurm von
Blexen am andren Ufer aus dem Gebüsch hervorragen, während Nordenhamm
sich etwas weiter links prcisentirt, wo die jenseitigen Batterien mit den
diesseitigen später ein wirksames Kreuzfeuer ermöglichen werden. Nach dem
diesjährigen Bundeshaushaltsetat sollen für die Beendigung der Batterie
Brinkamahof an der Wesermündung 110,000 Thlr. und im nächsten Jahre
(1869) für den Beginn eines Werks im Fahrwasser der Weser unterhalb
Brinkamahof 100,000 Thlr. ausgegeben werden, während die in diesem Jahr
zu vollendende artilleristische Armirung des erstgenannten Werks und der
Kugelbaakschanze bei Cuxhaven zusammen 800,000 Thlr. kosten wird. — Die
Schreibung des Namens „Brinkamahof" ist die officielle der Reichstagsvor¬
lagen, die behaglichere deutsche Form lautet „Brinkhammers Hof".

Am Quai nahe dem Leuchtthurm liegen die schönen rothen Rohbauge¬
bäude mit den Comptoirs des Norddeutschen Lloyd. Innerhalb des
«Neuen Hafens" drängen sich nun am östlichen Quai die mächtigen Segel¬
schiffe der Handelsmarine in dichter Schaar. und lustig schimmern die Farben
der norddeutschen Bundes-Kauffahrteiflagge aus der Takelage hervor. Der
schwarze Streifen derselben, halbdurchsichtig gegen den Himmel, ist oft von
dem Blau der holländischen und französischen Flagge kaum zu unterscheiden,
und so markirr sich denn die Differenz nur dadurch, daß Frankreichs Flügge
senkrecht blauweißroth gestreift ist, die deutsche und die holländische aber beide
quergestreift sind, erstere mit Roth unten (schwarzweißroth), letztere mit dem



") Die Fluth an dieser Stelle vermehrt die Wassertiefe um zwölf Fuß.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. II Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_287271/241>, abgerufen am 05.02.2025.