Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. II Band.trag Gründe und Gegengründe ruhig und sorgfältig abwog und die Schwie¬ Dagegen wurde Art. 3 des Ausschußantrags, welcher Annahme der In Bezug auf die Rechnungs-Einheit hatte der Ausschuß seinen Vor¬ trag Gründe und Gegengründe ruhig und sorgfältig abwog und die Schwie¬ Dagegen wurde Art. 3 des Ausschußantrags, welcher Annahme der In Bezug auf die Rechnungs-Einheit hatte der Ausschuß seinen Vor¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0218" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/287490"/> <p xml:id="ID_566" prev="#ID_565"> trag Gründe und Gegengründe ruhig und sorgfältig abwog und die Schwie¬<lb/> rigkeiten des Uebergangs in vollem Maße anerkannte. Wenn nach einem<lb/> solchen Bericht die Versammlung sich so einmüthig für Zurücknahme des<lb/> früheren Votums entschied, so will das, scheint uns, mehr sagen, als wenn<lb/> eine hinreißende Rede des Referenten über die Vorzüge einer internationalen<lb/> Münzeinigung auf Grund der Goldwährung den Verdacht hätte erwecken<lb/> können, ein Theil der Abstimmenden sei durch den augenblicklichen Eindruck<lb/> bestimmt worden. Die Börsenzeitung tadelt insbesondere, daß die Debatte<lb/> den wichtigen Punkt, wie denn der Uebergang zur Goldwährung zu bewerk¬<lb/> stelligen, welche gesetzlichen und münzpolizeilich'en Maßregeln deshalb zu treffen<lb/> seien, nicht klargestellt habe. Dieser Vorwurf widerlegt sich durch den Hin¬<lb/> weis darauf, daß der Handelstag kein Verein vom Rechtsgelehrten, Volks¬<lb/> wirthen und Münztechnikern, sondern von praktischen Kaufleuten ist. In<lb/> richtiger Erkenntniß der Sachlage hatte der bleibende Ausschuß des Handels¬<lb/> tags schon vorlängst diese allerdings sehr schwierige Frage zum Gegenstand<lb/> eines Preisausschreibens gemacht, dessen recht erfreuliche Resultate seit einem<lb/> Monat in einem mittleren Octavband vorliegen. Unzweifelhaft wird dieser Punkt<lb/> noch weiterer Bearbeitung durch die Wissenschaft bedürfen. Die beiden an¬<lb/> gesehenen Juristen, welche die berliner Kaufmannschaft in's Treffen geschickt<lb/> hatte, um für ihre conservative Meinung zu plädiren, trugen ihre Partei¬<lb/> stellung zu sehr zur Schau, um einen nennenswerthen Eindruck zu erzielen.<lb/> Größeren Beifall erntete der Geh. Archivrath Rtedel in Berlin, welcher,<lb/> übereinstimmend mit der ersten ver eingegangenen Preisschriften, ein zeitwei¬<lb/> liges Nebeneinander-Bestehen der Gold- und Silberwährung empfahl und<lb/> deshalb statt „alleinige Goldwährung" setzen wollte: „eine Goldwährung" —<lb/> ein Antrag, dem auch der Bankdirector Fromberg aus Breslau seine<lb/> Beistimmung schenkte, der aber schließlich mit 7ö gegen 37 Stimmen abge¬<lb/> lehnt wurde.</p><lb/> <p xml:id="ID_567"> Dagegen wurde Art. 3 des Ausschußantrags, welcher Annahme der<lb/> alleinigen Goldwährung mit cousequenter Durchführung des<lb/> Decima'lsystems (jedoch vorbehaltlich der Viertheilung aus der untersten<lb/> Stufe) im Anschluß an die von der pariser Münzconferenz empfohlenen<lb/> Grundsätze befürwortet, mit überwiegender Majorität angenommen.</p><lb/> <p xml:id="ID_568"> In Bezug auf die Rechnungs-Einheit hatte der Ausschuß seinen Vor¬<lb/> schlag alternativ gehalten: entweder das Fünffrankenstück oder den<lb/> Goldgulden — 2^2 Franken, für den die Handelskammer zu Köln einge¬<lb/> treten war, dazu zu adoptiren. Hr. Christ aus Siegen plädirte für das<lb/> reine Frankensystem, freilich aus einem eigenthümlichen Grunde: weil eine<lb/> bloße Rechnungsmünze irrationell sei — als od man Goldfranken aus¬<lb/> prägen könnte! Nur mit einer Majorität von einer Stimme wurde der An¬<lb/> trag von Mosle-Bremen abgelehnt, durch Streichung von Pos. 4 des Aus¬<lb/> schußantrags die Frage der speciellen Einheit ganz dahingestellt sein zu lassen.<lb/> Diese Pos. 4 wurde sodann mit 64 gegen 48 Stimmen angenommen und so<lb/> das Fünsfrankenstück alternativ mit dem Goldgulden empfohlen. Der Schlu߬<lb/> antrag, wonach an das Präsidium des norddeutschen Bundes und an die<lb/> süddeutschen Regierungen das Gesuch gerichtet werden soll, daß sie die Vor¬<lb/> bereitungen so treffen möchten, um die'Münzreform spätestens am 1. Januar<lb/> 1872 gleichzeitig mit der neuen Maß- und Gewichtsordnung ins Leber<lb/> treten zu lassen, sand fast allseitige Beistimmung. Die zahlreichen Amende-<lb/> ments von geringerer Bedeutung können wir füglich übergehen. ^^</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0218]
trag Gründe und Gegengründe ruhig und sorgfältig abwog und die Schwie¬
rigkeiten des Uebergangs in vollem Maße anerkannte. Wenn nach einem
solchen Bericht die Versammlung sich so einmüthig für Zurücknahme des
früheren Votums entschied, so will das, scheint uns, mehr sagen, als wenn
eine hinreißende Rede des Referenten über die Vorzüge einer internationalen
Münzeinigung auf Grund der Goldwährung den Verdacht hätte erwecken
können, ein Theil der Abstimmenden sei durch den augenblicklichen Eindruck
bestimmt worden. Die Börsenzeitung tadelt insbesondere, daß die Debatte
den wichtigen Punkt, wie denn der Uebergang zur Goldwährung zu bewerk¬
stelligen, welche gesetzlichen und münzpolizeilich'en Maßregeln deshalb zu treffen
seien, nicht klargestellt habe. Dieser Vorwurf widerlegt sich durch den Hin¬
weis darauf, daß der Handelstag kein Verein vom Rechtsgelehrten, Volks¬
wirthen und Münztechnikern, sondern von praktischen Kaufleuten ist. In
richtiger Erkenntniß der Sachlage hatte der bleibende Ausschuß des Handels¬
tags schon vorlängst diese allerdings sehr schwierige Frage zum Gegenstand
eines Preisausschreibens gemacht, dessen recht erfreuliche Resultate seit einem
Monat in einem mittleren Octavband vorliegen. Unzweifelhaft wird dieser Punkt
noch weiterer Bearbeitung durch die Wissenschaft bedürfen. Die beiden an¬
gesehenen Juristen, welche die berliner Kaufmannschaft in's Treffen geschickt
hatte, um für ihre conservative Meinung zu plädiren, trugen ihre Partei¬
stellung zu sehr zur Schau, um einen nennenswerthen Eindruck zu erzielen.
Größeren Beifall erntete der Geh. Archivrath Rtedel in Berlin, welcher,
übereinstimmend mit der ersten ver eingegangenen Preisschriften, ein zeitwei¬
liges Nebeneinander-Bestehen der Gold- und Silberwährung empfahl und
deshalb statt „alleinige Goldwährung" setzen wollte: „eine Goldwährung" —
ein Antrag, dem auch der Bankdirector Fromberg aus Breslau seine
Beistimmung schenkte, der aber schließlich mit 7ö gegen 37 Stimmen abge¬
lehnt wurde.
Dagegen wurde Art. 3 des Ausschußantrags, welcher Annahme der
alleinigen Goldwährung mit cousequenter Durchführung des
Decima'lsystems (jedoch vorbehaltlich der Viertheilung aus der untersten
Stufe) im Anschluß an die von der pariser Münzconferenz empfohlenen
Grundsätze befürwortet, mit überwiegender Majorität angenommen.
In Bezug auf die Rechnungs-Einheit hatte der Ausschuß seinen Vor¬
schlag alternativ gehalten: entweder das Fünffrankenstück oder den
Goldgulden — 2^2 Franken, für den die Handelskammer zu Köln einge¬
treten war, dazu zu adoptiren. Hr. Christ aus Siegen plädirte für das
reine Frankensystem, freilich aus einem eigenthümlichen Grunde: weil eine
bloße Rechnungsmünze irrationell sei — als od man Goldfranken aus¬
prägen könnte! Nur mit einer Majorität von einer Stimme wurde der An¬
trag von Mosle-Bremen abgelehnt, durch Streichung von Pos. 4 des Aus¬
schußantrags die Frage der speciellen Einheit ganz dahingestellt sein zu lassen.
Diese Pos. 4 wurde sodann mit 64 gegen 48 Stimmen angenommen und so
das Fünsfrankenstück alternativ mit dem Goldgulden empfohlen. Der Schlu߬
antrag, wonach an das Präsidium des norddeutschen Bundes und an die
süddeutschen Regierungen das Gesuch gerichtet werden soll, daß sie die Vor¬
bereitungen so treffen möchten, um die'Münzreform spätestens am 1. Januar
1872 gleichzeitig mit der neuen Maß- und Gewichtsordnung ins Leber
treten zu lassen, sand fast allseitige Beistimmung. Die zahlreichen Amende-
ments von geringerer Bedeutung können wir füglich übergehen. ^^
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