Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. II Band.kennt, wenigstens eine festere Gestalt gewonnen, und die erste Session des Die reiche Tagesordnung, zu deren Erledigung der bleibende Ausschuß kennt, wenigstens eine festere Gestalt gewonnen, und die erste Session des Die reiche Tagesordnung, zu deren Erledigung der bleibende Ausschuß <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0215" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/287487"/> <p xml:id="ID_557" prev="#ID_556"> kennt, wenigstens eine festere Gestalt gewonnen, und die erste Session des<lb/> Zollparlaments, das in der Zeit vor Königgrätz uns bescheidenen Politikern<lb/> fast der Gipfel aller Wünsche däuchte, liegt bereits hinter uns. Aber sollte<lb/> deshalb der Handelstag nun erklären: wir sind am Ziele, laßt uns die Hände<lb/> in den Schoß legen —? Mag seine Aufgabe jetzt eine bescheidenere genannt<lb/> werden, wir lassen es gelten, sofern jedes wirkliche Arbeiten auf staatlichem<lb/> und wirthschaftlichem Gebiet eine bescheidenere Ausgabe ist, als das Beschließen<lb/> welterschütternder Resolutionen. Sagen wir lieber: das Haus ist jetzt ge¬<lb/> baut, an dessen innerer Einrichtung mitzuarbeiten uns vergönnt ist — eine<lb/> Arbeit, deren Schwierigkeit zu unterschätzen die Erfahrungen des letzten Jahres<lb/> uns wenig Veranlassung bieten; und wenn die benannten Zahlen, mit denen<lb/> wir nunmehr rechnen, nicht ganz so stolz klingen wie die früheren unbenann¬<lb/> ten, so haben wir dafür einen fruchtbringenden Boden gewonnen. Diese<lb/> Erkenntniß, welche die Vertreter des deutschen Handels und Gewerbfleißes so<lb/> zahlreich nach der Bundeshauptstadt geführt hatte, zog sich als rother Faden<lb/> durch die Verhandlungen des 20. bis 23. Oetober hindurch.</p><lb/> <p xml:id="ID_558" next="#ID_559"> Die reiche Tagesordnung, zu deren Erledigung der bleibende Ausschuß<lb/> ursprünglich nur drei Tage bestimmt hatte, mochte durch den rascheren Puls¬<lb/> schlag unseres staatlichen Lebens bedingt worden sein. In der Zollfrage<lb/> hatte das Plenum des Handelstags sich noch gar nicht ausgesprochen; nur<lb/> vom Ausschuß war eine, die Einzelwünsche zusammenfassende Denkschrift aus¬<lb/> gegangen, deren schutzzöllnerische Färbung die bekannte, inzwischen glücklich<lb/> beseitigte Differenz mit den Vertretern der Ostseeplätze hervorgerufen hatte.<lb/> Nachdem am ersten Tage die mit allzu deutscher Gründlichkeit behandelte<lb/> Organisationsfrage nur eine Stunde für das Referatin der Münzfrage<lb/> übrig gelassen, drängte sich am zweiten Tage die Nothwendigkeit auf, einen Tag<lb/> Zuzulegen- Dessenungeachtet mußte man am Freitag (den 23.), als dessen<lb/> Aufgabe die Erledigung der wichtigsten unter den so wichtigen Zolltarif-<lb/> Fragen geblieben war, die Artikel Tabak, Reis und Lumpen von der<lb/> Tagesordnung streichen — zum großen Schmerz der badenser und der bremer<lb/> Herren, die in der Tabakfrage längst die Waffen gegen einander gewetzt<lb/> hatten, und der Vertreter der übrigen Seestädte, unter denen der allezeit<lb/> kampflustige Stephan-Königsberg schon bei dem ersten gemeinsamen Diner<lb/> in dem Präsidenten Nei n etc-Altona den Mann gefeiert hatte, der uns alle<lb/> Lumpen aus Deutschland zollfrei hinauszuschaffen verheiße, während anderer¬<lb/> seits ein von zahlreichen Papierfabrikanten unterzeichneten Protest gegen solche<lb/> »Schädigung der nationalen Industrie" auf dem Tisch des Hauses lag. So<lb/> blieben unter den Zoll-Artikeln nur Zucker und Eisen stehen. Am Mitt¬<lb/> woch wurden außer der Münzfrage, welche die Stunden von 9 bis gegen<lb/> 1 Uhr beanspruchte, von 2 bis ^ 7 Uhr folgende Gegenstände erledigt:</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0215]
kennt, wenigstens eine festere Gestalt gewonnen, und die erste Session des
Zollparlaments, das in der Zeit vor Königgrätz uns bescheidenen Politikern
fast der Gipfel aller Wünsche däuchte, liegt bereits hinter uns. Aber sollte
deshalb der Handelstag nun erklären: wir sind am Ziele, laßt uns die Hände
in den Schoß legen —? Mag seine Aufgabe jetzt eine bescheidenere genannt
werden, wir lassen es gelten, sofern jedes wirkliche Arbeiten auf staatlichem
und wirthschaftlichem Gebiet eine bescheidenere Ausgabe ist, als das Beschließen
welterschütternder Resolutionen. Sagen wir lieber: das Haus ist jetzt ge¬
baut, an dessen innerer Einrichtung mitzuarbeiten uns vergönnt ist — eine
Arbeit, deren Schwierigkeit zu unterschätzen die Erfahrungen des letzten Jahres
uns wenig Veranlassung bieten; und wenn die benannten Zahlen, mit denen
wir nunmehr rechnen, nicht ganz so stolz klingen wie die früheren unbenann¬
ten, so haben wir dafür einen fruchtbringenden Boden gewonnen. Diese
Erkenntniß, welche die Vertreter des deutschen Handels und Gewerbfleißes so
zahlreich nach der Bundeshauptstadt geführt hatte, zog sich als rother Faden
durch die Verhandlungen des 20. bis 23. Oetober hindurch.
Die reiche Tagesordnung, zu deren Erledigung der bleibende Ausschuß
ursprünglich nur drei Tage bestimmt hatte, mochte durch den rascheren Puls¬
schlag unseres staatlichen Lebens bedingt worden sein. In der Zollfrage
hatte das Plenum des Handelstags sich noch gar nicht ausgesprochen; nur
vom Ausschuß war eine, die Einzelwünsche zusammenfassende Denkschrift aus¬
gegangen, deren schutzzöllnerische Färbung die bekannte, inzwischen glücklich
beseitigte Differenz mit den Vertretern der Ostseeplätze hervorgerufen hatte.
Nachdem am ersten Tage die mit allzu deutscher Gründlichkeit behandelte
Organisationsfrage nur eine Stunde für das Referatin der Münzfrage
übrig gelassen, drängte sich am zweiten Tage die Nothwendigkeit auf, einen Tag
Zuzulegen- Dessenungeachtet mußte man am Freitag (den 23.), als dessen
Aufgabe die Erledigung der wichtigsten unter den so wichtigen Zolltarif-
Fragen geblieben war, die Artikel Tabak, Reis und Lumpen von der
Tagesordnung streichen — zum großen Schmerz der badenser und der bremer
Herren, die in der Tabakfrage längst die Waffen gegen einander gewetzt
hatten, und der Vertreter der übrigen Seestädte, unter denen der allezeit
kampflustige Stephan-Königsberg schon bei dem ersten gemeinsamen Diner
in dem Präsidenten Nei n etc-Altona den Mann gefeiert hatte, der uns alle
Lumpen aus Deutschland zollfrei hinauszuschaffen verheiße, während anderer¬
seits ein von zahlreichen Papierfabrikanten unterzeichneten Protest gegen solche
»Schädigung der nationalen Industrie" auf dem Tisch des Hauses lag. So
blieben unter den Zoll-Artikeln nur Zucker und Eisen stehen. Am Mitt¬
woch wurden außer der Münzfrage, welche die Stunden von 9 bis gegen
1 Uhr beanspruchte, von 2 bis ^ 7 Uhr folgende Gegenstände erledigt:
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