Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. II Band.Locken, ihre schönfarbigen Wangen und ihr zierlicher Leib in glänzenden und Hier war es nicht ein kostbarer, pelzgeschmückter Mantel, nicht ein wohl¬ Colin fühlt sich in diesem herumziehenden Leben, heute im Schlosse, "Wenn bei dem Klänge der Hirtenflöte und der ländlichen Trommel Schätze anzusammeln ist Colins Sache nicht; so leicht, wie er gewonnen "Mancher sammelt tausend Mark zu einem großen Haufen und lebt Dieselbe Leichtlebigkeit zeigt uns eine Stelle eines anderen hübschen "Mein blondlockiges Liebchen versetzt mich in solche Freude, daß ich Dasselbe Lied schließt er auf würdige Weise so: "Man nennt mich Colin Musee; manchen guten Kapaunen habe ich Das Alpha und Omega Colin's aber, sein Lieblingsthema, auf das er Locken, ihre schönfarbigen Wangen und ihr zierlicher Leib in glänzenden und Hier war es nicht ein kostbarer, pelzgeschmückter Mantel, nicht ein wohl¬ Colin fühlt sich in diesem herumziehenden Leben, heute im Schlosse, „Wenn bei dem Klänge der Hirtenflöte und der ländlichen Trommel Schätze anzusammeln ist Colins Sache nicht; so leicht, wie er gewonnen „Mancher sammelt tausend Mark zu einem großen Haufen und lebt Dieselbe Leichtlebigkeit zeigt uns eine Stelle eines anderen hübschen „Mein blondlockiges Liebchen versetzt mich in solche Freude, daß ich Dasselbe Lied schließt er auf würdige Weise so: „Man nennt mich Colin Musee; manchen guten Kapaunen habe ich Das Alpha und Omega Colin's aber, sein Lieblingsthema, auf das er <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0185" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/287457"/> <p xml:id="ID_468" prev="#ID_467"> Locken, ihre schönfarbigen Wangen und ihr zierlicher Leib in glänzenden und<lb/> kostbaren castilischen Stoff gekleidet mein Herz vor Freude hüpfen machten."</p><lb/> <p xml:id="ID_469"> Hier war es nicht ein kostbarer, pelzgeschmückter Mantel, nicht ein wohl¬<lb/> gefüllter Quersack, der den Dichter belohnte, ihm ward ein schönerer Lohn<lb/> zu Theil, worüber er uns keinen Zweifel läßt. — Charakteristisch und nicht<lb/> ganz zu dem hochpoetischen Anfang stimmend, ist der Schluß, wo er uns er-<lb/> zählt, wie er sein Schätzchen mit leckeren Bissen, hervorgezogen aus seinem<lb/> Quersack, und mit gutem Weine geletzt." —</p><lb/> <p xml:id="ID_470"> Colin fühlt sich in diesem herumziehenden Leben, heute im Schlosse,<lb/> morgen im Dorfe, heute mit Rittern und Herrn, morgen mit Bauern und<lb/> Schäfern, aber immer lustig und guter Dinge, sehr glücklich, nur sagt<lb/> die dörfliche Gesellschaft seiner etwas derben Natur im Grunde mehr zu, als<lb/> die der Herren:</p><lb/> <p xml:id="ID_471"> „Wenn bei dem Klänge der Hirtenflöte und der ländlichen Trommel<lb/> Knaben und Mädchen singen und voll ausgelassener Freude sind, jedes mit<lb/> einem Blumenkranze und grünen Laubzweigen geschmückt, und dazu die<lb/> Vögel schön singen, so wandelt mich große Freude an. Vergnügter sind<lb/> sie wahrlich, bei Sanct Marzell, als Mancher im hohen Schlosse!"<lb/> '</p><lb/> <p xml:id="ID_472"> Schätze anzusammeln ist Colins Sache nicht; so leicht, wie er gewonnen<lb/> worden, so leicht verrinnt sein Lohn auch wieder:</p><lb/> <p xml:id="ID_473"> „Mancher sammelt tausend Mark zu einem großen Haufen und lebt<lb/> dabei in Unehre. Der Teufel hat seine Haut, seinen Leib und seine Seele<lb/> unwiderruflich. Darum will ich bald und schnell meinen Mantel verzehren<lb/> in einer guten Stadt. — Wozu Ueberfluß haben, wenn man ihn nicht an¬<lb/> ständig verzehrt?"</p><lb/> <p xml:id="ID_474"> Dieselbe Leichtlebigkeit zeigt uns eine Stelle eines anderen hübschen<lb/> Liedes, das in lauter Diminutiven reimt:</p><lb/> <p xml:id="ID_475"> „Mein blondlockiges Liebchen versetzt mich in solche Freude, daß ich<lb/> alle meine Schulden vergesse."</p><lb/> <p xml:id="ID_476"> Dasselbe Lied schließt er auf würdige Weise so:</p><lb/> <p xml:id="ID_477"> „Man nennt mich Colin Musee; manchen guten Kapaunen habe ich<lb/> gegessen, manchen Braten und manche leckere Torte in grünen Gärten und<lb/> auf Wiesen. Und wo ich einen Wirth finde, der mir Credit gibt und<lb/> leiht, da bleibe ich. Nicht will ich meinen Gaul ermüden, kargen Herren<lb/> nachzulaufen; wenn ihnen mein Bitten verhaßt ist, so ist mir ihr Weigern<lb/> noch hundertmal verhaßter."</p><lb/> <p xml:id="ID_478" next="#ID_479"> Das Alpha und Omega Colin's aber, sein Lieblingsthema, auf das er<lb/> am häufigsten zurückkommt, ist eine gute Küche. Hält er leckere Bissen doch<lb/> sogar für ein Mittel, die Gunst seiner Angebeteten zu erwerben. „Ihr<lb/> werdet sehr gut bedient werden" ruft er ihr zu, „mit fetten Bissen und ge-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0185]
Locken, ihre schönfarbigen Wangen und ihr zierlicher Leib in glänzenden und
kostbaren castilischen Stoff gekleidet mein Herz vor Freude hüpfen machten."
Hier war es nicht ein kostbarer, pelzgeschmückter Mantel, nicht ein wohl¬
gefüllter Quersack, der den Dichter belohnte, ihm ward ein schönerer Lohn
zu Theil, worüber er uns keinen Zweifel läßt. — Charakteristisch und nicht
ganz zu dem hochpoetischen Anfang stimmend, ist der Schluß, wo er uns er-
zählt, wie er sein Schätzchen mit leckeren Bissen, hervorgezogen aus seinem
Quersack, und mit gutem Weine geletzt." —
Colin fühlt sich in diesem herumziehenden Leben, heute im Schlosse,
morgen im Dorfe, heute mit Rittern und Herrn, morgen mit Bauern und
Schäfern, aber immer lustig und guter Dinge, sehr glücklich, nur sagt
die dörfliche Gesellschaft seiner etwas derben Natur im Grunde mehr zu, als
die der Herren:
„Wenn bei dem Klänge der Hirtenflöte und der ländlichen Trommel
Knaben und Mädchen singen und voll ausgelassener Freude sind, jedes mit
einem Blumenkranze und grünen Laubzweigen geschmückt, und dazu die
Vögel schön singen, so wandelt mich große Freude an. Vergnügter sind
sie wahrlich, bei Sanct Marzell, als Mancher im hohen Schlosse!"
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Schätze anzusammeln ist Colins Sache nicht; so leicht, wie er gewonnen
worden, so leicht verrinnt sein Lohn auch wieder:
„Mancher sammelt tausend Mark zu einem großen Haufen und lebt
dabei in Unehre. Der Teufel hat seine Haut, seinen Leib und seine Seele
unwiderruflich. Darum will ich bald und schnell meinen Mantel verzehren
in einer guten Stadt. — Wozu Ueberfluß haben, wenn man ihn nicht an¬
ständig verzehrt?"
Dieselbe Leichtlebigkeit zeigt uns eine Stelle eines anderen hübschen
Liedes, das in lauter Diminutiven reimt:
„Mein blondlockiges Liebchen versetzt mich in solche Freude, daß ich
alle meine Schulden vergesse."
Dasselbe Lied schließt er auf würdige Weise so:
„Man nennt mich Colin Musee; manchen guten Kapaunen habe ich
gegessen, manchen Braten und manche leckere Torte in grünen Gärten und
auf Wiesen. Und wo ich einen Wirth finde, der mir Credit gibt und
leiht, da bleibe ich. Nicht will ich meinen Gaul ermüden, kargen Herren
nachzulaufen; wenn ihnen mein Bitten verhaßt ist, so ist mir ihr Weigern
noch hundertmal verhaßter."
Das Alpha und Omega Colin's aber, sein Lieblingsthema, auf das er
am häufigsten zurückkommt, ist eine gute Küche. Hält er leckere Bissen doch
sogar für ein Mittel, die Gunst seiner Angebeteten zu erwerben. „Ihr
werdet sehr gut bedient werden" ruft er ihr zu, „mit fetten Bissen und ge-
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