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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. II Band.

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Im Jahre 1859 begannen die ersten Arbeiten unter der unmittelbaren
Direction der Compagnie selbst.

Die Aufgabe war, eine Meerenge von 160 Kilometer Länge, 100
Kilometer Breite und 8 Meter Tiefe zu bilden. Zur. Ausführung dieser
Arbeit war man gezwungen, 74 Millionen Kubikmeter Erde aus einer Re¬
gion wegzuschaffen, wo weder trinkbares Wasser noch bewohnbare Stellen
vorhanden waren.

Von diesem Quantum sind bereits 34 Millionen Kubikmeter Erde
weggeschafft. Der Rest wird mit Hilfe des ungeheuren Materials, der ver¬
schiedenen Maschinen, die jetzt in der Wüste fungiren, viel schneller ausge¬
hoben werden, sodaß, wie bereits erwähnt, am 1. October 1869 der Canal
dem Welthandel übergeben werden soll, denn es werden monatlich circa
zwei Millionen Kubikellen Erde ausgegraben.

Die in Suez jetzt angewendeten Maschinen arbeiten mit 18.000 Pferde¬
kraft, welche der Arbeit von 100,000 Menschen gleichkommt; es werden
monatlich 12,219 Tonnen Kohlen verbraucht.

Außerdem sind noch 10,000 Arbeiter aller Nationen bei dem Canal-
bau thätig. Diese Arbeitskräfte ermöglichen die Wegschaffung von 1,800,000
Meter Erde in jedem Monat.

Trotzdem daß die ursprünglich veranschlagte Summe von 200 Millionen
Francs durch verschiedene Beiträge der egyptischen Regierung fast um dritte
100 Millionen erhöht worden war, stellte es sich doch Anfang dieses Jahres
heraus, daß zur Beendigung des Canals noch wenigstens 100 Millionen
erforderlich seien. Lesseps ging nach Paris, um eine neue Anleihe zu nego-
ciiren. Eine Anleihe als solche scheiterte nun zwar, es gelang indeß, eine
Lotterie mit Bewilligung der französischen Kammern zu Stande zu bringen,
welche bis Anfang Juni 1868 bereits 40 bis 45 Millionen ergab und vor-
aussichtlich bald die ganze geforderte Summe erreichen wird.

Aus nachstehender Aufstellung ist die Ersparniß zu ersehen, welche
der neue Weg nach Indien durch den Suez-Canal gegen den bisherigen um
das Cap der guten Hoffnung ergibt.

Hafen. Distanz bis Bombay. Unterschied.
Um das Cap, durch den Canal.
Constantinopel.....Meilen 6,100 1,800 4,300
Malta........ " 5.240 2.062 3.178
Trieft ........ " 5,960 2.340 3,620
Marseilles........ 5.650 2,374 3.276
Cadix......... 5,200 2.224 2.976
Lissabon........ " 5.350 2.500 2.850
Bordeaux........ 5,650 2,800 2,850

Im Jahre 1859 begannen die ersten Arbeiten unter der unmittelbaren
Direction der Compagnie selbst.

Die Aufgabe war, eine Meerenge von 160 Kilometer Länge, 100
Kilometer Breite und 8 Meter Tiefe zu bilden. Zur. Ausführung dieser
Arbeit war man gezwungen, 74 Millionen Kubikmeter Erde aus einer Re¬
gion wegzuschaffen, wo weder trinkbares Wasser noch bewohnbare Stellen
vorhanden waren.

Von diesem Quantum sind bereits 34 Millionen Kubikmeter Erde
weggeschafft. Der Rest wird mit Hilfe des ungeheuren Materials, der ver¬
schiedenen Maschinen, die jetzt in der Wüste fungiren, viel schneller ausge¬
hoben werden, sodaß, wie bereits erwähnt, am 1. October 1869 der Canal
dem Welthandel übergeben werden soll, denn es werden monatlich circa
zwei Millionen Kubikellen Erde ausgegraben.

Die in Suez jetzt angewendeten Maschinen arbeiten mit 18.000 Pferde¬
kraft, welche der Arbeit von 100,000 Menschen gleichkommt; es werden
monatlich 12,219 Tonnen Kohlen verbraucht.

Außerdem sind noch 10,000 Arbeiter aller Nationen bei dem Canal-
bau thätig. Diese Arbeitskräfte ermöglichen die Wegschaffung von 1,800,000
Meter Erde in jedem Monat.

Trotzdem daß die ursprünglich veranschlagte Summe von 200 Millionen
Francs durch verschiedene Beiträge der egyptischen Regierung fast um dritte
100 Millionen erhöht worden war, stellte es sich doch Anfang dieses Jahres
heraus, daß zur Beendigung des Canals noch wenigstens 100 Millionen
erforderlich seien. Lesseps ging nach Paris, um eine neue Anleihe zu nego-
ciiren. Eine Anleihe als solche scheiterte nun zwar, es gelang indeß, eine
Lotterie mit Bewilligung der französischen Kammern zu Stande zu bringen,
welche bis Anfang Juni 1868 bereits 40 bis 45 Millionen ergab und vor-
aussichtlich bald die ganze geforderte Summe erreichen wird.

Aus nachstehender Aufstellung ist die Ersparniß zu ersehen, welche
der neue Weg nach Indien durch den Suez-Canal gegen den bisherigen um
das Cap der guten Hoffnung ergibt.

Hafen. Distanz bis Bombay. Unterschied.
Um das Cap, durch den Canal.
Constantinopel.....Meilen 6,100 1,800 4,300
Malta........ » 5.240 2.062 3.178
Trieft ........ „ 5,960 2.340 3,620
Marseilles........ 5.650 2,374 3.276
Cadix......... 5,200 2.224 2.976
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[0166] Im Jahre 1859 begannen die ersten Arbeiten unter der unmittelbaren Direction der Compagnie selbst. Die Aufgabe war, eine Meerenge von 160 Kilometer Länge, 100 Kilometer Breite und 8 Meter Tiefe zu bilden. Zur. Ausführung dieser Arbeit war man gezwungen, 74 Millionen Kubikmeter Erde aus einer Re¬ gion wegzuschaffen, wo weder trinkbares Wasser noch bewohnbare Stellen vorhanden waren. Von diesem Quantum sind bereits 34 Millionen Kubikmeter Erde weggeschafft. Der Rest wird mit Hilfe des ungeheuren Materials, der ver¬ schiedenen Maschinen, die jetzt in der Wüste fungiren, viel schneller ausge¬ hoben werden, sodaß, wie bereits erwähnt, am 1. October 1869 der Canal dem Welthandel übergeben werden soll, denn es werden monatlich circa zwei Millionen Kubikellen Erde ausgegraben. Die in Suez jetzt angewendeten Maschinen arbeiten mit 18.000 Pferde¬ kraft, welche der Arbeit von 100,000 Menschen gleichkommt; es werden monatlich 12,219 Tonnen Kohlen verbraucht. Außerdem sind noch 10,000 Arbeiter aller Nationen bei dem Canal- bau thätig. Diese Arbeitskräfte ermöglichen die Wegschaffung von 1,800,000 Meter Erde in jedem Monat. Trotzdem daß die ursprünglich veranschlagte Summe von 200 Millionen Francs durch verschiedene Beiträge der egyptischen Regierung fast um dritte 100 Millionen erhöht worden war, stellte es sich doch Anfang dieses Jahres heraus, daß zur Beendigung des Canals noch wenigstens 100 Millionen erforderlich seien. Lesseps ging nach Paris, um eine neue Anleihe zu nego- ciiren. Eine Anleihe als solche scheiterte nun zwar, es gelang indeß, eine Lotterie mit Bewilligung der französischen Kammern zu Stande zu bringen, welche bis Anfang Juni 1868 bereits 40 bis 45 Millionen ergab und vor- aussichtlich bald die ganze geforderte Summe erreichen wird. Aus nachstehender Aufstellung ist die Ersparniß zu ersehen, welche der neue Weg nach Indien durch den Suez-Canal gegen den bisherigen um das Cap der guten Hoffnung ergibt. Hafen. Distanz bis Bombay. Unterschied. Um das Cap, durch den Canal. Constantinopel.....Meilen 6,100 1,800 4,300 Malta........ » 5.240 2.062 3.178 Trieft ........ „ 5,960 2.340 3,620 Marseilles........ 5.650 2,374 3.276 Cadix......... 5,200 2.224 2.976 Lissabon........ „ 5.350 2.500 2.850 Bordeaux........ 5,650 2,800 2,850

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. II Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_287271/166>, abgerufen am 05.02.2025.