Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Vereine zur Rettung Schiffbrüchiger herbeiführen würden und diese Voraussicht ist
bereits jetzt zum größten Theil Wirklichkeit geworden.

Am 22. Juli d. I. beschloß der Verein für Neuvorpommern und Rügen, der
in Stralsund seinen Sitz hat, die bisherige isolirte Stellung aufzugeben und Be-
zirksverein der deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger zu werden; am 31.
August faßte der Verein für die ostfriesische Küste den nämlichen Beschluß.

Zwei der wichtigsten Küstengebiete sind somit in das Bereich der deutschen
Rettungsgesellschaft gezogen; ertranken doch noch im vorigen Jahre 18 Personen in
den ostfriesischen Gewässern, 14 vor den Küsten von Neuvorpommern.

Der emdener Verein führt dem Unternehmen 10 fertige Rettungsstationen zu:
.die zu Borkum-Westlnnd und Borkum-Ostland, zu Juist-Westland, Juist-Ostland,
Norddeich-Utlandshörn, Nordernei, Baltrum, Lcmgeroge, Spiekeroge und Friedrichs-
schleuse. Diese Stationen sind sämmtlich mit sogenannten Francis-Patent-Böten
versehen. Auf Ostland-Nordernei wird jetzt bereits unter finanzieller Beihülfe der
deutschen Rettungsgesellschaft eine neue Bootsstation errichtet, welche mit einem Boote
der Bonnesen'schen Construction versehen werden soll, dem ersten dieser Art, das auf
den deutschen Küsten stationirt worden ist. Außerdem ist eine Raketenstation aus
Juist ^ .in Aussicht genommen. Bisher sind durch die Stationen des ostfriesischen
Vereins im Ganzen 102 Personen aus Seegefahr gerettet worden; möge er auch
als Bezirksverein der deutschen Rettungsgesellschaft (Bezirksvorsteher Herr Ober-
zollinspector Breusing) segensreich wirken. Der neue Bezirksverein Stralsund
(Bezirksvorsteher Herr Regierungspräsident Graf von Krassow) hat unserer National¬
gesellschaft außer der von ihm selber begründeten Doppclstation Putgarten noch fol¬
gende sechs Rettungsanstalten zugeführt, die ehedem von der preußischen Regierung
gestiftet, aber jetzt der Verwaltung jenes Vereins unterstellt sind-, die Doppelstatio¬
nen Darserort und Hiddens-Ole, die Mörser-Stationen Neu-Mukran, Glowe und
Göhren, sowie die Bootsstation Zingst. Eine Statistik über die bisherigen Leistun¬
gen dieser Anstalten liegt unsers Wissens noch nicht vor; in den beiden letzten Jah¬
ren ist keine derselben mit Erfolg thätig geworden. Es ist jedoch in Aussicht ge¬
nommen, die meisten der angeführten Geschützstationen mit den neuen Raketen der
deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger zu versehen.

Außerhalb des nationalen Verbandes steht jetzt nur noch der Verein unserer
ersten Seestadt, der hamburgische, der zwei Stationen, Duhnen und Cuxhaven,
unterhält. Der Eintritt dieses Vereines in den nationalen Verband wird übrigens
gewiß in kürzester Zeit erfolgen. Zu dieser Hoffnung befugt uns eine Erklärung,
welche schon früher von der Direction des Vereines abgelegt worden ist. In der¬
selben heißt es: "Wir sind der Ansicht, daß die Wirksamkeit Ihrer Gesellschaft sich
als eine höchst ersprießliche bewährt hat; Sie haben in doppelter Richtung gewirkt:
einmal, das Binnenland zur thatsächlichen Betheiligung an dem Rettungswerk ver¬
anlaßt und zweitens an verschiedenen Küsten die Nothwendigkeit, Rettungsstationen


Vereine zur Rettung Schiffbrüchiger herbeiführen würden und diese Voraussicht ist
bereits jetzt zum größten Theil Wirklichkeit geworden.

Am 22. Juli d. I. beschloß der Verein für Neuvorpommern und Rügen, der
in Stralsund seinen Sitz hat, die bisherige isolirte Stellung aufzugeben und Be-
zirksverein der deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger zu werden; am 31.
August faßte der Verein für die ostfriesische Küste den nämlichen Beschluß.

Zwei der wichtigsten Küstengebiete sind somit in das Bereich der deutschen
Rettungsgesellschaft gezogen; ertranken doch noch im vorigen Jahre 18 Personen in
den ostfriesischen Gewässern, 14 vor den Küsten von Neuvorpommern.

Der emdener Verein führt dem Unternehmen 10 fertige Rettungsstationen zu:
.die zu Borkum-Westlnnd und Borkum-Ostland, zu Juist-Westland, Juist-Ostland,
Norddeich-Utlandshörn, Nordernei, Baltrum, Lcmgeroge, Spiekeroge und Friedrichs-
schleuse. Diese Stationen sind sämmtlich mit sogenannten Francis-Patent-Böten
versehen. Auf Ostland-Nordernei wird jetzt bereits unter finanzieller Beihülfe der
deutschen Rettungsgesellschaft eine neue Bootsstation errichtet, welche mit einem Boote
der Bonnesen'schen Construction versehen werden soll, dem ersten dieser Art, das auf
den deutschen Küsten stationirt worden ist. Außerdem ist eine Raketenstation aus
Juist ^ .in Aussicht genommen. Bisher sind durch die Stationen des ostfriesischen
Vereins im Ganzen 102 Personen aus Seegefahr gerettet worden; möge er auch
als Bezirksverein der deutschen Rettungsgesellschaft (Bezirksvorsteher Herr Ober-
zollinspector Breusing) segensreich wirken. Der neue Bezirksverein Stralsund
(Bezirksvorsteher Herr Regierungspräsident Graf von Krassow) hat unserer National¬
gesellschaft außer der von ihm selber begründeten Doppclstation Putgarten noch fol¬
gende sechs Rettungsanstalten zugeführt, die ehedem von der preußischen Regierung
gestiftet, aber jetzt der Verwaltung jenes Vereins unterstellt sind-, die Doppelstatio¬
nen Darserort und Hiddens-Ole, die Mörser-Stationen Neu-Mukran, Glowe und
Göhren, sowie die Bootsstation Zingst. Eine Statistik über die bisherigen Leistun¬
gen dieser Anstalten liegt unsers Wissens noch nicht vor; in den beiden letzten Jah¬
ren ist keine derselben mit Erfolg thätig geworden. Es ist jedoch in Aussicht ge¬
nommen, die meisten der angeführten Geschützstationen mit den neuen Raketen der
deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger zu versehen.

Außerhalb des nationalen Verbandes steht jetzt nur noch der Verein unserer
ersten Seestadt, der hamburgische, der zwei Stationen, Duhnen und Cuxhaven,
unterhält. Der Eintritt dieses Vereines in den nationalen Verband wird übrigens
gewiß in kürzester Zeit erfolgen. Zu dieser Hoffnung befugt uns eine Erklärung,
welche schon früher von der Direction des Vereines abgelegt worden ist. In der¬
selben heißt es: „Wir sind der Ansicht, daß die Wirksamkeit Ihrer Gesellschaft sich
als eine höchst ersprießliche bewährt hat; Sie haben in doppelter Richtung gewirkt:
einmal, das Binnenland zur thatsächlichen Betheiligung an dem Rettungswerk ver¬
anlaßt und zweitens an verschiedenen Küsten die Nothwendigkeit, Rettungsstationen


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0553" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/287265"/>
          <p xml:id="ID_1403" prev="#ID_1402"> Vereine zur Rettung Schiffbrüchiger herbeiführen würden und diese Voraussicht ist<lb/>
bereits jetzt zum größten Theil Wirklichkeit geworden.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1404"> Am 22. Juli d. I. beschloß der Verein für Neuvorpommern und Rügen, der<lb/>
in Stralsund seinen Sitz hat, die bisherige isolirte Stellung aufzugeben und Be-<lb/>
zirksverein der deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger zu werden; am 31.<lb/>
August faßte der Verein für die ostfriesische Küste den nämlichen Beschluß.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1405"> Zwei der wichtigsten Küstengebiete sind somit in das Bereich der deutschen<lb/>
Rettungsgesellschaft gezogen; ertranken doch noch im vorigen Jahre 18 Personen in<lb/>
den ostfriesischen Gewässern, 14 vor den Küsten von Neuvorpommern.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1406"> Der emdener Verein führt dem Unternehmen 10 fertige Rettungsstationen zu:<lb/>
.die zu Borkum-Westlnnd und Borkum-Ostland, zu Juist-Westland, Juist-Ostland,<lb/>
Norddeich-Utlandshörn, Nordernei, Baltrum, Lcmgeroge, Spiekeroge und Friedrichs-<lb/>
schleuse. Diese Stationen sind sämmtlich mit sogenannten Francis-Patent-Böten<lb/>
versehen. Auf Ostland-Nordernei wird jetzt bereits unter finanzieller Beihülfe der<lb/>
deutschen Rettungsgesellschaft eine neue Bootsstation errichtet, welche mit einem Boote<lb/>
der Bonnesen'schen Construction versehen werden soll, dem ersten dieser Art, das auf<lb/>
den deutschen Küsten stationirt worden ist. Außerdem ist eine Raketenstation aus<lb/>
Juist ^ .in Aussicht genommen. Bisher sind durch die Stationen des ostfriesischen<lb/>
Vereins im Ganzen 102 Personen aus Seegefahr gerettet worden; möge er auch<lb/>
als Bezirksverein der deutschen Rettungsgesellschaft (Bezirksvorsteher Herr Ober-<lb/>
zollinspector Breusing) segensreich wirken. Der neue Bezirksverein Stralsund<lb/>
(Bezirksvorsteher Herr Regierungspräsident Graf von Krassow) hat unserer National¬<lb/>
gesellschaft außer der von ihm selber begründeten Doppclstation Putgarten noch fol¬<lb/>
gende sechs Rettungsanstalten zugeführt, die ehedem von der preußischen Regierung<lb/>
gestiftet, aber jetzt der Verwaltung jenes Vereins unterstellt sind-, die Doppelstatio¬<lb/>
nen Darserort und Hiddens-Ole, die Mörser-Stationen Neu-Mukran, Glowe und<lb/>
Göhren, sowie die Bootsstation Zingst. Eine Statistik über die bisherigen Leistun¬<lb/>
gen dieser Anstalten liegt unsers Wissens noch nicht vor; in den beiden letzten Jah¬<lb/>
ren ist keine derselben mit Erfolg thätig geworden. Es ist jedoch in Aussicht ge¬<lb/>
nommen, die meisten der angeführten Geschützstationen mit den neuen Raketen der<lb/>
deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger zu versehen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1407" next="#ID_1408"> Außerhalb des nationalen Verbandes steht jetzt nur noch der Verein unserer<lb/>
ersten Seestadt, der hamburgische, der zwei Stationen, Duhnen und Cuxhaven,<lb/>
unterhält. Der Eintritt dieses Vereines in den nationalen Verband wird übrigens<lb/>
gewiß in kürzester Zeit erfolgen. Zu dieser Hoffnung befugt uns eine Erklärung,<lb/>
welche schon früher von der Direction des Vereines abgelegt worden ist. In der¬<lb/>
selben heißt es: &#x201E;Wir sind der Ansicht, daß die Wirksamkeit Ihrer Gesellschaft sich<lb/>
als eine höchst ersprießliche bewährt hat; Sie haben in doppelter Richtung gewirkt:<lb/>
einmal, das Binnenland zur thatsächlichen Betheiligung an dem Rettungswerk ver¬<lb/>
anlaßt und zweitens an verschiedenen Küsten die Nothwendigkeit, Rettungsstationen</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0553] Vereine zur Rettung Schiffbrüchiger herbeiführen würden und diese Voraussicht ist bereits jetzt zum größten Theil Wirklichkeit geworden. Am 22. Juli d. I. beschloß der Verein für Neuvorpommern und Rügen, der in Stralsund seinen Sitz hat, die bisherige isolirte Stellung aufzugeben und Be- zirksverein der deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger zu werden; am 31. August faßte der Verein für die ostfriesische Küste den nämlichen Beschluß. Zwei der wichtigsten Küstengebiete sind somit in das Bereich der deutschen Rettungsgesellschaft gezogen; ertranken doch noch im vorigen Jahre 18 Personen in den ostfriesischen Gewässern, 14 vor den Küsten von Neuvorpommern. Der emdener Verein führt dem Unternehmen 10 fertige Rettungsstationen zu: .die zu Borkum-Westlnnd und Borkum-Ostland, zu Juist-Westland, Juist-Ostland, Norddeich-Utlandshörn, Nordernei, Baltrum, Lcmgeroge, Spiekeroge und Friedrichs- schleuse. Diese Stationen sind sämmtlich mit sogenannten Francis-Patent-Böten versehen. Auf Ostland-Nordernei wird jetzt bereits unter finanzieller Beihülfe der deutschen Rettungsgesellschaft eine neue Bootsstation errichtet, welche mit einem Boote der Bonnesen'schen Construction versehen werden soll, dem ersten dieser Art, das auf den deutschen Küsten stationirt worden ist. Außerdem ist eine Raketenstation aus Juist ^ .in Aussicht genommen. Bisher sind durch die Stationen des ostfriesischen Vereins im Ganzen 102 Personen aus Seegefahr gerettet worden; möge er auch als Bezirksverein der deutschen Rettungsgesellschaft (Bezirksvorsteher Herr Ober- zollinspector Breusing) segensreich wirken. Der neue Bezirksverein Stralsund (Bezirksvorsteher Herr Regierungspräsident Graf von Krassow) hat unserer National¬ gesellschaft außer der von ihm selber begründeten Doppclstation Putgarten noch fol¬ gende sechs Rettungsanstalten zugeführt, die ehedem von der preußischen Regierung gestiftet, aber jetzt der Verwaltung jenes Vereins unterstellt sind-, die Doppelstatio¬ nen Darserort und Hiddens-Ole, die Mörser-Stationen Neu-Mukran, Glowe und Göhren, sowie die Bootsstation Zingst. Eine Statistik über die bisherigen Leistun¬ gen dieser Anstalten liegt unsers Wissens noch nicht vor; in den beiden letzten Jah¬ ren ist keine derselben mit Erfolg thätig geworden. Es ist jedoch in Aussicht ge¬ nommen, die meisten der angeführten Geschützstationen mit den neuen Raketen der deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger zu versehen. Außerhalb des nationalen Verbandes steht jetzt nur noch der Verein unserer ersten Seestadt, der hamburgische, der zwei Stationen, Duhnen und Cuxhaven, unterhält. Der Eintritt dieses Vereines in den nationalen Verband wird übrigens gewiß in kürzester Zeit erfolgen. Zu dieser Hoffnung befugt uns eine Erklärung, welche schon früher von der Direction des Vereines abgelegt worden ist. In der¬ selben heißt es: „Wir sind der Ansicht, daß die Wirksamkeit Ihrer Gesellschaft sich als eine höchst ersprießliche bewährt hat; Sie haben in doppelter Richtung gewirkt: einmal, das Binnenland zur thatsächlichen Betheiligung an dem Rettungswerk ver¬ anlaßt und zweitens an verschiedenen Küsten die Nothwendigkeit, Rettungsstationen

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_286711
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_286711/553
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_286711/553>, abgerufen am 02.07.2024.