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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band.

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der Eindruck der freundlichen grünen alleegeschmückten neueren Stadt (Lang¬
garten), mit dem Brückenkopf auf dem rechten Ufer des Flusses, mit seinen
Holzhöfen und seiner Gewehrfabrik. Alle drei Theile aber werden von einer weit¬
läufigen bastionirten Festungsenceinte eingeschlossen, deren grüne Vaubansche
Wälle und Bastionen den französischen Ursprung verrathen, und nach Westen
die Altstadt vom Fuß des Hagelsberges, auf der anderen Seite die übrige
Stadt von der weiten grünen Fläche der Niederung abschließen, wobei sie
noch durch das großartige Ueberschwemmungssystem der Steinschleuse unter-
stützt werden können. Die Hoffnung, den ersteren Theil der Wälle fallen
und so eine Erweiterung der Stadt ermöglicht zu sehen, ist zum Bedauern
der Danziger nicht in Erfüllung gegangen, da man die Stadt nach Ein¬
ebnung jener Wälle auch durch die befestigten Höhen nicht für genug ge¬
sichert gehalten hat, und Danzig auf jeden Fall als Festung ersten Ranges
erhalten werden muß.

Hart unter den Wällen der Nordseite, am linken Ufer der Mottlau,
Wo die Wege aus dem Jacobsthor und dem unteren Wasserthor sich schon
etwas unterhalb des Einflusses der Mottlau in die Weichsel vereinigen,
liegt nun die königliche Werft. Ein großes länglich viereckiges Grund-
stück, mit einer Längenfront an die Weichsel grenzend und auf den anderen
Seiten durch Graben, Zaun und Mauer gegen die umgebende Wiese
abgeschlossen, dehnt sie sich hart am Stromlauf dahin. Treten wir durch
das Hauptthor am nördlichsten, zumeist stromabwärts gelegenen Theil der
Umfassungsmauer ein, wo eine Wache etablirt ist. so stellt sich unseren
Blicken zunächst eine Reihe einfacher Häuser mit den Bureaux der Werft-
direction und den technischen Bureaux dar. Dahinter, weiter stromaufwärts,
steht ein mächtiger Krähn mit colossal dickem Tau, und dann liegen hier
mehrere langhingestreckte Schuppen und enorme Magazine mit der Aus¬
rüstung außer Dienst gestellter Schiffe, mit Masten und Blöcken, mit Tauen,
Ankerketten und allen kleineren Ausrüstungsstücken, während Kanonen und
Anker, Reserveschrauben und Kessel in langen Reihen unter freiem Him¬
mel aufgestapelt sind, neben enormen Haufen von Kohlen und Ballast. Noch
weiter aufwärts am Flusse lagern, Während sich in gleicher Höhe binnen
eine Reihe anderer Schuppen hinzieht, die überdachten, luftigen, Eisenbahn¬
ankunftshallen ähnlichen Hellingen, auf welchen unsere gedeckten Corvetten
"Arkona". "Gazelle". "Vineta". "Hertha" gebaut sind und noch die "Elisa¬
beth" im Bau ist, wie auch hier, auf der kleineren Helling, die Glattdeck-
corvetten "Nymphe" und "Medusa" dereinst in Spanten standen, und ebenso
die größeren Kanonenboote "Drache". "Meteor" u. s. w. Namentlich die
Hellingen der Corvetten geben ein eigenthümliches Bild mit ihren flachen,
von hohen Holzpfeilern getragenen Dächern, deren Giebelfronten ganz offen


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der Eindruck der freundlichen grünen alleegeschmückten neueren Stadt (Lang¬
garten), mit dem Brückenkopf auf dem rechten Ufer des Flusses, mit seinen
Holzhöfen und seiner Gewehrfabrik. Alle drei Theile aber werden von einer weit¬
läufigen bastionirten Festungsenceinte eingeschlossen, deren grüne Vaubansche
Wälle und Bastionen den französischen Ursprung verrathen, und nach Westen
die Altstadt vom Fuß des Hagelsberges, auf der anderen Seite die übrige
Stadt von der weiten grünen Fläche der Niederung abschließen, wobei sie
noch durch das großartige Ueberschwemmungssystem der Steinschleuse unter-
stützt werden können. Die Hoffnung, den ersteren Theil der Wälle fallen
und so eine Erweiterung der Stadt ermöglicht zu sehen, ist zum Bedauern
der Danziger nicht in Erfüllung gegangen, da man die Stadt nach Ein¬
ebnung jener Wälle auch durch die befestigten Höhen nicht für genug ge¬
sichert gehalten hat, und Danzig auf jeden Fall als Festung ersten Ranges
erhalten werden muß.

Hart unter den Wällen der Nordseite, am linken Ufer der Mottlau,
Wo die Wege aus dem Jacobsthor und dem unteren Wasserthor sich schon
etwas unterhalb des Einflusses der Mottlau in die Weichsel vereinigen,
liegt nun die königliche Werft. Ein großes länglich viereckiges Grund-
stück, mit einer Längenfront an die Weichsel grenzend und auf den anderen
Seiten durch Graben, Zaun und Mauer gegen die umgebende Wiese
abgeschlossen, dehnt sie sich hart am Stromlauf dahin. Treten wir durch
das Hauptthor am nördlichsten, zumeist stromabwärts gelegenen Theil der
Umfassungsmauer ein, wo eine Wache etablirt ist. so stellt sich unseren
Blicken zunächst eine Reihe einfacher Häuser mit den Bureaux der Werft-
direction und den technischen Bureaux dar. Dahinter, weiter stromaufwärts,
steht ein mächtiger Krähn mit colossal dickem Tau, und dann liegen hier
mehrere langhingestreckte Schuppen und enorme Magazine mit der Aus¬
rüstung außer Dienst gestellter Schiffe, mit Masten und Blöcken, mit Tauen,
Ankerketten und allen kleineren Ausrüstungsstücken, während Kanonen und
Anker, Reserveschrauben und Kessel in langen Reihen unter freiem Him¬
mel aufgestapelt sind, neben enormen Haufen von Kohlen und Ballast. Noch
weiter aufwärts am Flusse lagern, Während sich in gleicher Höhe binnen
eine Reihe anderer Schuppen hinzieht, die überdachten, luftigen, Eisenbahn¬
ankunftshallen ähnlichen Hellingen, auf welchen unsere gedeckten Corvetten
„Arkona". „Gazelle". „Vineta". „Hertha" gebaut sind und noch die „Elisa¬
beth" im Bau ist, wie auch hier, auf der kleineren Helling, die Glattdeck-
corvetten „Nymphe" und „Medusa" dereinst in Spanten standen, und ebenso
die größeren Kanonenboote „Drache". „Meteor" u. s. w. Namentlich die
Hellingen der Corvetten geben ein eigenthümliches Bild mit ihren flachen,
von hohen Holzpfeilern getragenen Dächern, deren Giebelfronten ganz offen


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[0349] der Eindruck der freundlichen grünen alleegeschmückten neueren Stadt (Lang¬ garten), mit dem Brückenkopf auf dem rechten Ufer des Flusses, mit seinen Holzhöfen und seiner Gewehrfabrik. Alle drei Theile aber werden von einer weit¬ läufigen bastionirten Festungsenceinte eingeschlossen, deren grüne Vaubansche Wälle und Bastionen den französischen Ursprung verrathen, und nach Westen die Altstadt vom Fuß des Hagelsberges, auf der anderen Seite die übrige Stadt von der weiten grünen Fläche der Niederung abschließen, wobei sie noch durch das großartige Ueberschwemmungssystem der Steinschleuse unter- stützt werden können. Die Hoffnung, den ersteren Theil der Wälle fallen und so eine Erweiterung der Stadt ermöglicht zu sehen, ist zum Bedauern der Danziger nicht in Erfüllung gegangen, da man die Stadt nach Ein¬ ebnung jener Wälle auch durch die befestigten Höhen nicht für genug ge¬ sichert gehalten hat, und Danzig auf jeden Fall als Festung ersten Ranges erhalten werden muß. Hart unter den Wällen der Nordseite, am linken Ufer der Mottlau, Wo die Wege aus dem Jacobsthor und dem unteren Wasserthor sich schon etwas unterhalb des Einflusses der Mottlau in die Weichsel vereinigen, liegt nun die königliche Werft. Ein großes länglich viereckiges Grund- stück, mit einer Längenfront an die Weichsel grenzend und auf den anderen Seiten durch Graben, Zaun und Mauer gegen die umgebende Wiese abgeschlossen, dehnt sie sich hart am Stromlauf dahin. Treten wir durch das Hauptthor am nördlichsten, zumeist stromabwärts gelegenen Theil der Umfassungsmauer ein, wo eine Wache etablirt ist. so stellt sich unseren Blicken zunächst eine Reihe einfacher Häuser mit den Bureaux der Werft- direction und den technischen Bureaux dar. Dahinter, weiter stromaufwärts, steht ein mächtiger Krähn mit colossal dickem Tau, und dann liegen hier mehrere langhingestreckte Schuppen und enorme Magazine mit der Aus¬ rüstung außer Dienst gestellter Schiffe, mit Masten und Blöcken, mit Tauen, Ankerketten und allen kleineren Ausrüstungsstücken, während Kanonen und Anker, Reserveschrauben und Kessel in langen Reihen unter freiem Him¬ mel aufgestapelt sind, neben enormen Haufen von Kohlen und Ballast. Noch weiter aufwärts am Flusse lagern, Während sich in gleicher Höhe binnen eine Reihe anderer Schuppen hinzieht, die überdachten, luftigen, Eisenbahn¬ ankunftshallen ähnlichen Hellingen, auf welchen unsere gedeckten Corvetten „Arkona". „Gazelle". „Vineta". „Hertha" gebaut sind und noch die „Elisa¬ beth" im Bau ist, wie auch hier, auf der kleineren Helling, die Glattdeck- corvetten „Nymphe" und „Medusa" dereinst in Spanten standen, und ebenso die größeren Kanonenboote „Drache". „Meteor" u. s. w. Namentlich die Hellingen der Corvetten geben ein eigenthümliches Bild mit ihren flachen, von hohen Holzpfeilern getragenen Dächern, deren Giebelfronten ganz offen 41*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_286711/349>, abgerufen am 04.07.2024.