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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band.

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und wünscht es im Frieden seinen Cultur-Aufgaben nachzugehen, denn das
eben ist der Zweck, für den es sich die constituirende politische Arbeit, so viel
Opfer an Blut und Schweiß hat kosten lassen. Ebensowenig wird es uns
einfallen, der nationalen Einigung des Nordens feindlich in den Weg zu
treten. Wofern derselben keine uns bedrohende Spitze gegeben wird -- was
sich wohl von den Dänen, aber nicht von den Schweden und Norwegern
besorgen läßt --, werden wir unsern scandinavischen Vettern das beste Glück
wünschen.




norddeutsche Äriegshäfen.
6. Die Marineetablissements bei Kiel.

Die Wahl des Platzes an der Kieler Föhrde. an welchem der Binnen¬
hafen mit den Kriegsmarineetablissements und namentlich die Docks anzule¬
gen sind, ist durchaus nicht leicht gewesen, da außer Bellevue, das früher
einmal in Betracht gezogen wurde, namentlich zwei Punkte, Holtenau an der
linken (West-) Seite der Föhrde nahe der Mündung bei Friedrichsort. und
andererseits Ellerbeck. auf der rechten (Ost-) Seite der Föhrde weiter binnen
(Kiel gegenüber) ziemlich gleich wichtige Vortheile versprachen.

Bei Holtenau sind, wie dies schon vor längerer Zeit in der Marine¬
commission des Abgeordnetenhauses der Regierungscommissär, Geh. Admirali¬
tätsrath Jacobs, hervorhob, die localen Wasserverhältnisse an sich recht günstig :
auf einer Strecke von 400 Ruthen Länge beginnt die 3-Faden-Tiefe (18 Fuß
Wasser) bei durchschnittlich 70 Ruthen Abstand vom Lande: ein hier ange¬
legter Binnenhafen hätte die Rhede unmittelbar vor sich und von derselben
nur einen kurzen Weg zur offenen See, was namentlich wichtig ist, wenn
die Föhrde mit Eis geht; auch hätten die kleinen Fahrzeuge unmittelbar von
hier aus durch den Eidercanal einen Weg nach der Nordsee. Andererseits
liegt dieser Platz vor dem Bombardement einer außen befindlichen Flotte
durch den breiten Landvorsprung von Friedrichsort ganz 'gesichert; bei der
großen Breite der Föhrde an dieser Stelle würde gegenüber einem fliegen¬
den Landungscorps eine Befestigung bloß des linken Ufers genügen, und
die fortificatorische Sicherung derselben würde somit weniger kostspielig wer-
den als an irgend einem andern Punkte. Auch würde ein Marineetabtisse
neue an diesem Punkte weit unterhalb der Stadt den Seehandelsverkehr von
Kiel weniger als an irgend einem anderen Punkte stören; das Terrain hier,
sür wäre verhältnißmäßtg billig zu kaufen gewesen.


und wünscht es im Frieden seinen Cultur-Aufgaben nachzugehen, denn das
eben ist der Zweck, für den es sich die constituirende politische Arbeit, so viel
Opfer an Blut und Schweiß hat kosten lassen. Ebensowenig wird es uns
einfallen, der nationalen Einigung des Nordens feindlich in den Weg zu
treten. Wofern derselben keine uns bedrohende Spitze gegeben wird — was
sich wohl von den Dänen, aber nicht von den Schweden und Norwegern
besorgen läßt —, werden wir unsern scandinavischen Vettern das beste Glück
wünschen.




norddeutsche Äriegshäfen.
6. Die Marineetablissements bei Kiel.

Die Wahl des Platzes an der Kieler Föhrde. an welchem der Binnen¬
hafen mit den Kriegsmarineetablissements und namentlich die Docks anzule¬
gen sind, ist durchaus nicht leicht gewesen, da außer Bellevue, das früher
einmal in Betracht gezogen wurde, namentlich zwei Punkte, Holtenau an der
linken (West-) Seite der Föhrde nahe der Mündung bei Friedrichsort. und
andererseits Ellerbeck. auf der rechten (Ost-) Seite der Föhrde weiter binnen
(Kiel gegenüber) ziemlich gleich wichtige Vortheile versprachen.

Bei Holtenau sind, wie dies schon vor längerer Zeit in der Marine¬
commission des Abgeordnetenhauses der Regierungscommissär, Geh. Admirali¬
tätsrath Jacobs, hervorhob, die localen Wasserverhältnisse an sich recht günstig :
auf einer Strecke von 400 Ruthen Länge beginnt die 3-Faden-Tiefe (18 Fuß
Wasser) bei durchschnittlich 70 Ruthen Abstand vom Lande: ein hier ange¬
legter Binnenhafen hätte die Rhede unmittelbar vor sich und von derselben
nur einen kurzen Weg zur offenen See, was namentlich wichtig ist, wenn
die Föhrde mit Eis geht; auch hätten die kleinen Fahrzeuge unmittelbar von
hier aus durch den Eidercanal einen Weg nach der Nordsee. Andererseits
liegt dieser Platz vor dem Bombardement einer außen befindlichen Flotte
durch den breiten Landvorsprung von Friedrichsort ganz 'gesichert; bei der
großen Breite der Föhrde an dieser Stelle würde gegenüber einem fliegen¬
den Landungscorps eine Befestigung bloß des linken Ufers genügen, und
die fortificatorische Sicherung derselben würde somit weniger kostspielig wer-
den als an irgend einem andern Punkte. Auch würde ein Marineetabtisse
neue an diesem Punkte weit unterhalb der Stadt den Seehandelsverkehr von
Kiel weniger als an irgend einem anderen Punkte stören; das Terrain hier,
sür wäre verhältnißmäßtg billig zu kaufen gewesen.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_286711/227>, abgerufen am 02.07.2024.