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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band.

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abgeschnitten werden mußte, und das verhältnißmäßig große Kaliber von
14 Zoll Englisch. Es ist als Hinterlader construirt, schon weil sonst
eine besondere Maschinerie nöthig gewesen sein würde,' um das 1000 Pfd.
schwere Geschoß in das Lager zu schieben. Der Verschluß ist ziem"
lich derselbe wie beim gezogenen 4 Pfänder der Feldartillerie: doch ist im
Keil keine Ladeöffnung, da das Vorschieben zu schwer sein würde. Vielmehr
wird der Keil ganz herausgeschraubt, das 10 Centner.Geschoß wird mittelst
einer besonderen Trage emporgehoben, und von der.dem Keilauszug entge-
gengeseHten Seite hereingebracht und dann mit Schrauben nach vorn ge¬
schoben. Nachdem die Ladung von 1 Centner Pulver eingebracht ist. wird
der Keil hineingeschraubt und fest angezogen, wobei ein im Rohr liegender
Stahlring den dichten Verschluß bewirkt. Die Richtung des Geschützes wird
wie gewöhnlich genommen, während zwei verticale Schrauben mit Kurbel¬
rädern die Elevation geben. Die Seele hat 40 Züge, welche nach der Mün¬
dung zu enger werden. Das Vollgeschoß von Stahl wiegt 1100 Pfd.. die
Granate 981 .Pfd., während das Gewicht des Bleimantels 200 Pfd.. das der
Pulverladung 100 -- 200 Pfd. beträgt. Das Hohlgeschoß wird von einem
länglichen Gußstahlkern mit massiver Spitze gebildet, und in dasselbe wird
hinten, nachdem es aufgeschraubt ist. ein Beutel mit 16 Pfd. Pulver als
Sprengladung eingesetzt und darauf der Boden zugeschraubt und festgenietet:
eine besondre Zündungsvorrichtung für die Sprengladung ist nicht nöthig,
da schon die Friction beim Aufschlagen allein die Explosion bewirkt. Jeder
Schuß kostet 800 Thlr. und die Kosten des Geschützes betragen nach dem
Obigen bedeutend mehr, als die Unterhaltung eines Infanterieregiments während
eines ganzen Jahres. Der Rahmen (Drehscheibe) bewegt sich beim Gebrauch
das Geschütz leicht und gestattet auch den Rücklauf zu hemmen: indessen ist
die Bedienung, obwohl 4--6 Mann zur Handhabung genügen, doch zu lang¬
sam, um ein rasch vorbeifahrendes Panzerschiff sicher zu treffen, obwohl es,
wenn es trifft, auf 6000 Schritt auch 6zottige Platten durchschlagen soll.
Da also Handhabung und Richtung der ungeheuren Masse auf ihrer Dreh¬
scheibe nicht leicht genug ist und stets längere Zeit erfordert, so wird es sich
empfehlen, wenn der Feind eine Forcirung des Hafeneinganges versuchen
sollte, nicht zielend den feindlichen Panzerschiffen zu folgen, sondern die Ka¬
nonen auf denjenigen Punkt des Einganges zurichten, wo man den einlaufen-
Feind am besten zu fassen vermag und dann für den Schuß genau den Mo¬
ment abzupassen, wo das Panzerschiff diese Stelle passirt und die Entfernung
natürlich ganz genau bekannt ist.

Im Fall eines feindlichen Angriffs auf Kiel würde sich vor Allem eine
mehrfache Sperrung der Passage durch eine unterseeische Floßwand empfeh-
len, oder besser noch durch mehrere solche, parallel hintereinander angebrachte


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abgeschnitten werden mußte, und das verhältnißmäßig große Kaliber von
14 Zoll Englisch. Es ist als Hinterlader construirt, schon weil sonst
eine besondere Maschinerie nöthig gewesen sein würde,' um das 1000 Pfd.
schwere Geschoß in das Lager zu schieben. Der Verschluß ist ziem«
lich derselbe wie beim gezogenen 4 Pfänder der Feldartillerie: doch ist im
Keil keine Ladeöffnung, da das Vorschieben zu schwer sein würde. Vielmehr
wird der Keil ganz herausgeschraubt, das 10 Centner.Geschoß wird mittelst
einer besonderen Trage emporgehoben, und von der.dem Keilauszug entge-
gengeseHten Seite hereingebracht und dann mit Schrauben nach vorn ge¬
schoben. Nachdem die Ladung von 1 Centner Pulver eingebracht ist. wird
der Keil hineingeschraubt und fest angezogen, wobei ein im Rohr liegender
Stahlring den dichten Verschluß bewirkt. Die Richtung des Geschützes wird
wie gewöhnlich genommen, während zwei verticale Schrauben mit Kurbel¬
rädern die Elevation geben. Die Seele hat 40 Züge, welche nach der Mün¬
dung zu enger werden. Das Vollgeschoß von Stahl wiegt 1100 Pfd.. die
Granate 981 .Pfd., während das Gewicht des Bleimantels 200 Pfd.. das der
Pulverladung 100 — 200 Pfd. beträgt. Das Hohlgeschoß wird von einem
länglichen Gußstahlkern mit massiver Spitze gebildet, und in dasselbe wird
hinten, nachdem es aufgeschraubt ist. ein Beutel mit 16 Pfd. Pulver als
Sprengladung eingesetzt und darauf der Boden zugeschraubt und festgenietet:
eine besondre Zündungsvorrichtung für die Sprengladung ist nicht nöthig,
da schon die Friction beim Aufschlagen allein die Explosion bewirkt. Jeder
Schuß kostet 800 Thlr. und die Kosten des Geschützes betragen nach dem
Obigen bedeutend mehr, als die Unterhaltung eines Infanterieregiments während
eines ganzen Jahres. Der Rahmen (Drehscheibe) bewegt sich beim Gebrauch
das Geschütz leicht und gestattet auch den Rücklauf zu hemmen: indessen ist
die Bedienung, obwohl 4—6 Mann zur Handhabung genügen, doch zu lang¬
sam, um ein rasch vorbeifahrendes Panzerschiff sicher zu treffen, obwohl es,
wenn es trifft, auf 6000 Schritt auch 6zottige Platten durchschlagen soll.
Da also Handhabung und Richtung der ungeheuren Masse auf ihrer Dreh¬
scheibe nicht leicht genug ist und stets längere Zeit erfordert, so wird es sich
empfehlen, wenn der Feind eine Forcirung des Hafeneinganges versuchen
sollte, nicht zielend den feindlichen Panzerschiffen zu folgen, sondern die Ka¬
nonen auf denjenigen Punkt des Einganges zurichten, wo man den einlaufen-
Feind am besten zu fassen vermag und dann für den Schuß genau den Mo¬
ment abzupassen, wo das Panzerschiff diese Stelle passirt und die Entfernung
natürlich ganz genau bekannt ist.

Im Fall eines feindlichen Angriffs auf Kiel würde sich vor Allem eine
mehrfache Sperrung der Passage durch eine unterseeische Floßwand empfeh-
len, oder besser noch durch mehrere solche, parallel hintereinander angebrachte


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_286711/155>, abgerufen am 04.07.2024.