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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band.

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Thor am Schlosse, im Süden bis an den Bahnhof, also beiderseits fast bis
an die Föhrde hinanreichen. Den nördlichen Theil dieser Vorstädte bildet
der Flecken Brunswiek, der jetzt auch administrativ mit Kiel vereinigt werden
soll und wo die neuen Kasernen für die Marine angelegt werden, deren
Bau hoffentlich die Schönheit des Weges nach Düsternbrook nicht beein-
trächtigen wird/)

Auf der Sehne des Kreisbogens nun, den die Vorstädte um die Alt¬
stadt beschreiben, d. h. auf dem Bollwerk am Ufer der Föhrde. finden wir
nicht blos die Anstalten für Handel und Verkehr, sondern auch am nördli¬
chen Theile die Werften, aus denen verschiedene neue Kauffahrteischiffe auf
Stapel stehen. Dicht hinter den Werften erhebt sich ein mächtiger weißer
Steincoloß, im Grundriß bis auf einen Flügel ziemlich ein Quadrat bildend,
und von einigen kleinen Thürmen mit Kuppel gekrönt: es ist das Schloß,
früher Sitz der Regierung, jetzt des Commandos der 17. Division unsrer
Armee und der Verwaltung. Von hier, dem nördlichsten Ende der Stadt
aus, zieht sich nun längs der Föhrde einer der entzückendsten Spaziergänge,
die wir in Deutschland kennen, in der Richtung auf die See hin, nach dem
Badeorte Düstenbrook. Freundliche Blumenanlagen schmücken von Anfang
den Platz vor dem Thore am Schloß: und von hier führt der reizende Spa¬
ziergang "hart am Ufer hin. Links behalten wir stets üppige Gärten, male¬
risch durch niedrige Feldsteinmauern und duftige Hecken abgeschlossen und am
Hange der belaubten Hügel gelegen, welche auch auf diesem, dem linken
Ufer die Föhrde begleiten; und rechts eröffnet sich uns das köstliche Pano¬
rama mit den Durchblicken auf den blanken breiten Spiegel der Föhrde, welche
malerisch die jenseitigen Höhen klar wiederschimmern läßt, und die Kriegs¬
schiffe auf ihren Wellen schaukelt, in weiterer Ferne auf die freundlichen
bunten Hügelketten des jenseitigen Ufers! Ganz nahe der Wasserallee und
längs derselben liegen die Rumpfe der außer Dienst gestellten Kriegsschiffe,
nur von den kahlen drei Maststumpfen überragt aber jetzt ohne Belastung
weit höher aus dem Wasser gehoben als sonst, sodaß sich auch mehr von
ihren schönen schlanken Formen erkennen läßt. Gleich das erste nahe dem
Schloß an -einer Landungsbrücke ist die große Kasernenbrigg "Barbarossa"
mit ihrer dürftigen Takelage und den Aussprüngen an den Seiten für die
Radkasten aus der Zeit wo sie noch Dcimpfcorvette war: weiter in der Mitte
der Föhrde hin die ausgerüsteten Kriegsschiffe mit ihren drohenden Kanonen-


') Hier sollen sich später vier Kasernen für die vier "Mannetheile" erheben, unfern des am
Düsternbrooker Weg gelegenen Admiralitätsgebäudes, und "war eine Kaserne für die Flotten-
stammdivifion d. h. die Matrosen, die andere für die Wcrftdiviston, eine dritte für das See-
bataillon und die vierte für die Seeartillcrie bestimmt, die jetzt in Friedrichsort liegt. Dazu
noch ein Gerichts- und Gesananeiihaus, sowie ein Marinehospital, dessen gesunde Lage nahe
dem schöne" Park den Reconvalescenten sehr zu Statten kommt.

Thor am Schlosse, im Süden bis an den Bahnhof, also beiderseits fast bis
an die Föhrde hinanreichen. Den nördlichen Theil dieser Vorstädte bildet
der Flecken Brunswiek, der jetzt auch administrativ mit Kiel vereinigt werden
soll und wo die neuen Kasernen für die Marine angelegt werden, deren
Bau hoffentlich die Schönheit des Weges nach Düsternbrook nicht beein-
trächtigen wird/)

Auf der Sehne des Kreisbogens nun, den die Vorstädte um die Alt¬
stadt beschreiben, d. h. auf dem Bollwerk am Ufer der Föhrde. finden wir
nicht blos die Anstalten für Handel und Verkehr, sondern auch am nördli¬
chen Theile die Werften, aus denen verschiedene neue Kauffahrteischiffe auf
Stapel stehen. Dicht hinter den Werften erhebt sich ein mächtiger weißer
Steincoloß, im Grundriß bis auf einen Flügel ziemlich ein Quadrat bildend,
und von einigen kleinen Thürmen mit Kuppel gekrönt: es ist das Schloß,
früher Sitz der Regierung, jetzt des Commandos der 17. Division unsrer
Armee und der Verwaltung. Von hier, dem nördlichsten Ende der Stadt
aus, zieht sich nun längs der Föhrde einer der entzückendsten Spaziergänge,
die wir in Deutschland kennen, in der Richtung auf die See hin, nach dem
Badeorte Düstenbrook. Freundliche Blumenanlagen schmücken von Anfang
den Platz vor dem Thore am Schloß: und von hier führt der reizende Spa¬
ziergang »hart am Ufer hin. Links behalten wir stets üppige Gärten, male¬
risch durch niedrige Feldsteinmauern und duftige Hecken abgeschlossen und am
Hange der belaubten Hügel gelegen, welche auch auf diesem, dem linken
Ufer die Föhrde begleiten; und rechts eröffnet sich uns das köstliche Pano¬
rama mit den Durchblicken auf den blanken breiten Spiegel der Föhrde, welche
malerisch die jenseitigen Höhen klar wiederschimmern läßt, und die Kriegs¬
schiffe auf ihren Wellen schaukelt, in weiterer Ferne auf die freundlichen
bunten Hügelketten des jenseitigen Ufers! Ganz nahe der Wasserallee und
längs derselben liegen die Rumpfe der außer Dienst gestellten Kriegsschiffe,
nur von den kahlen drei Maststumpfen überragt aber jetzt ohne Belastung
weit höher aus dem Wasser gehoben als sonst, sodaß sich auch mehr von
ihren schönen schlanken Formen erkennen läßt. Gleich das erste nahe dem
Schloß an -einer Landungsbrücke ist die große Kasernenbrigg „Barbarossa"
mit ihrer dürftigen Takelage und den Aussprüngen an den Seiten für die
Radkasten aus der Zeit wo sie noch Dcimpfcorvette war: weiter in der Mitte
der Föhrde hin die ausgerüsteten Kriegsschiffe mit ihren drohenden Kanonen-


') Hier sollen sich später vier Kasernen für die vier „Mannetheile" erheben, unfern des am
Düsternbrooker Weg gelegenen Admiralitätsgebäudes, und »war eine Kaserne für die Flotten-
stammdivifion d. h. die Matrosen, die andere für die Wcrftdiviston, eine dritte für das See-
bataillon und die vierte für die Seeartillcrie bestimmt, die jetzt in Friedrichsort liegt. Dazu
noch ein Gerichts- und Gesananeiihaus, sowie ein Marinehospital, dessen gesunde Lage nahe
dem schöne» Park den Reconvalescenten sehr zu Statten kommt.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_286711/151>, abgerufen am 02.07.2024.