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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band.

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Ein englischer GreiyKrieg im jjlmdjab.

Lila na, a mountain ooinpaiZn on du<z doräors ok ^.kAdanigtan in 1863 , dz^ dolonel
^olim ^S/e, Roz^l ^itilloi-^. LonZoll 1867.

Vor wenigen Wochen ist die Nachricht durch die Zeitungen gegangen,
daß der Chan von Bokkhara im Herzen seines Reiches von einem russischen
Heer geschlagen sei und die Auflösung seiner Herrschaft bevorstehe. In diesem
Augenblick werden russische Reserven von der Grenze Sibiriens nach dem
Kampfplatz vorgeschoben und eine politische Umwälzung in einem wichtigen
Reiche Mittelasiens scheint unvermeidlich. Jedenfalls hat russischer Einfluß
dauernd eine wichtige Stellung an den Ufern des Oxus errungen, die mit
der gewohnten Energie ausgebeutet werden wird.

Von Bokkhara führt eine große Karawanenstraße den Oxus aufwärts
nach Kabul, einer der beiden Hauptstädte von Afghanistan und dem Schlüssel
des berühmten Khyberpasses, dem großen Heerwege nach dem Jndusthal.
Afghanistan ist seit dem Tode Dose Mohameds, dessen Söhne seit 1863 um
die Herrschaft streiten, im Zustande völliger Anarchie, wehr- und widerstands¬
los. Russische Agenten befinden sich in den Lagern der verschiedenen kämpfen-
den Parteien.

Es ist erklärlich, daß diese Ereignisse in England mit argwöhnischen
Augen betrachtet werden, wenn sich auch die Presse scheut, ihren Befürchtun¬
gen offnen Ausdruck zu geben. Das schrittweise Vorrücken Rußlands auf dem
Wege, der es nothwendig in nicht zu langer Zeit in unmittelbare Berührung
mit der Machtsphäre Englands in Indien bringen muß, ist allerdings Grund
genug, Besorgnisse für den Fortbestand der künstlichen Herrschaft über Eng¬
lands wichtigste Provinz, die eine Hauptabsntzquelle seiner Waaren und Manu-
factur ist, zu erregend Einen wenn auch nur indirecten Ausdruck dieser Mei¬
nung gibt der Bericht des englischen Obersten Adye über einen an sich nicht
wichtigen Grenzkrieg, den England im Jahre 1863 auf dem linken Jndus-
ufer hat führen müssen. Wenn der Verfasser, der diesem Kampfe selbst bei¬
gewohnt hat, gerade jetzt zur Feder greift, vier Jahre nach den von ihm
beschriebenen Ereignissen, um seinen Landsleuten in einer kurzen lebendigen


Grenzboten III. 1868. 16
Ein englischer GreiyKrieg im jjlmdjab.

Lila na, a mountain ooinpaiZn on du<z doräors ok ^.kAdanigtan in 1863 , dz^ dolonel
^olim ^S/e, Roz^l ^itilloi-^. LonZoll 1867.

Vor wenigen Wochen ist die Nachricht durch die Zeitungen gegangen,
daß der Chan von Bokkhara im Herzen seines Reiches von einem russischen
Heer geschlagen sei und die Auflösung seiner Herrschaft bevorstehe. In diesem
Augenblick werden russische Reserven von der Grenze Sibiriens nach dem
Kampfplatz vorgeschoben und eine politische Umwälzung in einem wichtigen
Reiche Mittelasiens scheint unvermeidlich. Jedenfalls hat russischer Einfluß
dauernd eine wichtige Stellung an den Ufern des Oxus errungen, die mit
der gewohnten Energie ausgebeutet werden wird.

Von Bokkhara führt eine große Karawanenstraße den Oxus aufwärts
nach Kabul, einer der beiden Hauptstädte von Afghanistan und dem Schlüssel
des berühmten Khyberpasses, dem großen Heerwege nach dem Jndusthal.
Afghanistan ist seit dem Tode Dose Mohameds, dessen Söhne seit 1863 um
die Herrschaft streiten, im Zustande völliger Anarchie, wehr- und widerstands¬
los. Russische Agenten befinden sich in den Lagern der verschiedenen kämpfen-
den Parteien.

Es ist erklärlich, daß diese Ereignisse in England mit argwöhnischen
Augen betrachtet werden, wenn sich auch die Presse scheut, ihren Befürchtun¬
gen offnen Ausdruck zu geben. Das schrittweise Vorrücken Rußlands auf dem
Wege, der es nothwendig in nicht zu langer Zeit in unmittelbare Berührung
mit der Machtsphäre Englands in Indien bringen muß, ist allerdings Grund
genug, Besorgnisse für den Fortbestand der künstlichen Herrschaft über Eng¬
lands wichtigste Provinz, die eine Hauptabsntzquelle seiner Waaren und Manu-
factur ist, zu erregend Einen wenn auch nur indirecten Ausdruck dieser Mei¬
nung gibt der Bericht des englischen Obersten Adye über einen an sich nicht
wichtigen Grenzkrieg, den England im Jahre 1863 auf dem linken Jndus-
ufer hat führen müssen. Wenn der Verfasser, der diesem Kampfe selbst bei¬
gewohnt hat, gerade jetzt zur Feder greift, vier Jahre nach den von ihm
beschriebenen Ereignissen, um seinen Landsleuten in einer kurzen lebendigen


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[0137] Ein englischer GreiyKrieg im jjlmdjab. Lila na, a mountain ooinpaiZn on du<z doräors ok ^.kAdanigtan in 1863 , dz^ dolonel ^olim ^S/e, Roz^l ^itilloi-^. LonZoll 1867. Vor wenigen Wochen ist die Nachricht durch die Zeitungen gegangen, daß der Chan von Bokkhara im Herzen seines Reiches von einem russischen Heer geschlagen sei und die Auflösung seiner Herrschaft bevorstehe. In diesem Augenblick werden russische Reserven von der Grenze Sibiriens nach dem Kampfplatz vorgeschoben und eine politische Umwälzung in einem wichtigen Reiche Mittelasiens scheint unvermeidlich. Jedenfalls hat russischer Einfluß dauernd eine wichtige Stellung an den Ufern des Oxus errungen, die mit der gewohnten Energie ausgebeutet werden wird. Von Bokkhara führt eine große Karawanenstraße den Oxus aufwärts nach Kabul, einer der beiden Hauptstädte von Afghanistan und dem Schlüssel des berühmten Khyberpasses, dem großen Heerwege nach dem Jndusthal. Afghanistan ist seit dem Tode Dose Mohameds, dessen Söhne seit 1863 um die Herrschaft streiten, im Zustande völliger Anarchie, wehr- und widerstands¬ los. Russische Agenten befinden sich in den Lagern der verschiedenen kämpfen- den Parteien. Es ist erklärlich, daß diese Ereignisse in England mit argwöhnischen Augen betrachtet werden, wenn sich auch die Presse scheut, ihren Befürchtun¬ gen offnen Ausdruck zu geben. Das schrittweise Vorrücken Rußlands auf dem Wege, der es nothwendig in nicht zu langer Zeit in unmittelbare Berührung mit der Machtsphäre Englands in Indien bringen muß, ist allerdings Grund genug, Besorgnisse für den Fortbestand der künstlichen Herrschaft über Eng¬ lands wichtigste Provinz, die eine Hauptabsntzquelle seiner Waaren und Manu- factur ist, zu erregend Einen wenn auch nur indirecten Ausdruck dieser Mei¬ nung gibt der Bericht des englischen Obersten Adye über einen an sich nicht wichtigen Grenzkrieg, den England im Jahre 1863 auf dem linken Jndus- ufer hat führen müssen. Wenn der Verfasser, der diesem Kampfe selbst bei¬ gewohnt hat, gerade jetzt zur Feder greift, vier Jahre nach den von ihm beschriebenen Ereignissen, um seinen Landsleuten in einer kurzen lebendigen Grenzboten III. 1868. 16

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_286711/137>, abgerufen am 02.07.2024.