Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. I. Band.loren gehen. Denn sie sind es, welche der Sache die'politische Färbung Es war am 16. Februar 1863, als Herr von Varnbüler, damals noch loren gehen. Denn sie sind es, welche der Sache die'politische Färbung Es war am 16. Februar 1863, als Herr von Varnbüler, damals noch <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0070" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/117076"/> <p xml:id="ID_209" prev="#ID_208"> loren gehen. Denn sie sind es, welche der Sache die'politische Färbung<lb/> geben. Offenbar war es Herrn von Varnbüler sehr eilig, seine antinord¬<lb/> deutsche Diatribe an den Mann zu bringen. Sonst hätte er sich eine vor¬<lb/> theilhaftere Position ausgesucht, als die, welche die Frage des diplomati¬<lb/> schen Verkehrs mit dem jungen Königreiche Italien gerade für ihn bot.<lb/> Es sind nämlich noch nicht drei volle Jahre, daß er schon einmal auf diesem<lb/> Gebiet ein „Niemals" rief, welches er bald reponiren mußte, und das sich<lb/> ebensowenig realisiren ließ, als das: „Wehenden Besiegten" von 1866.</p><lb/> <p xml:id="ID_210" next="#ID_211"> Es war am 16. Februar 1863, als Herr von Varnbüler, damals noch<lb/> großdeutsch vom Wirbel bis zur Zehe, und in Gemeinschaft mit Wydenbrugk,<lb/> Heinrich von Gagern, Ministerialrath Weis, Freiherrn von Lerchenfeld und<lb/> Moriz Mohl, demselben Moriz Mohl, den Herr von Varnbüler am 31. Oe-<lb/> tober 1867 so glänzend abfertigte, in dem Centralvorstand des großdeut¬<lb/> schen Reformvereins, welcher am 23. October 1862 in Frankfurt am Main<lb/> sein Rutil gehalten und beschlossen hatte, sich für die damals bestehende<lb/> Bundesverfassung nebst Delegirtenprojekt und gegen den deutschfranzösischen<lb/> Handelsvertrag zu echauffiren ebenfalls — bei der Budgetberathung, Etat des<lb/> Auswärtigen, in der würtembergischen zweiten Kammer erklärte, er werde<lb/> niemals dem Könige zur Anerkennung des Königreichs Italien rathen; das<lb/> verbiete die Rücksicht auf Oestreich. Es waren keine drei Jahre vergangen,<lb/> da focht derselbe Herr von Varnbüler vor derselben Kammer, bei derselben<lb/> Budgetberathung, bei demselben Etat des Auswärtigen, mit? der größten<lb/> Wärme für die Dauer der würtembergischen Gesandtschaft bei dem Könige<lb/> von Italien, woraus wohl mit einiger Sicherheit darauf geschlossen wer¬<lb/> den kann, daß der nämliche Herr von Varnbüler, der im Februar 186S die<lb/> Anerkennung Italiens repudiirte, sie in der Zwischenzeit wohl vollzogen<lb/> haben dürfte, wahrscheinlich auch aus dem Motiv, daß „man sich dem nicht<lb/> voraussehbaren Gange der Geschicke unterwerfen müsse." Seine bei Gelegen¬<lb/> heit der Florentiner Gesandtschaft gegen den norddeutschen Bund vorgetra¬<lb/> gene Ihilippika fand sofort eine geharnischte Erwiderung durch den Abge¬<lb/> ordneten R. Römer, Professor der Rechtswissenschaft an der Universität<lb/> Tübingen, einen der unerschrockensten und geistvollsten Vorkämpfer der natio¬<lb/> nalen Sache im Süden, und im Norden namentlich bekannt durch seine vor¬<lb/> treffliche Schrift: „Die Verfassung des norddeutschen Bundes und die süd¬<lb/> deutsche insbesondere die würtenbergische Freiheit" (Tübingen, 1867, zweite<lb/> Auflage), worin er den süddeutschen Illusionen mit unbarmherziger Logik zu<lb/> Leib geht. — Es eristire kein anderer Weg zur Einheit Deutschlands, sagte<lb/> Römer, als der des Eintritts in den norddeutschen Bund; und deshalb sei<lb/> es ihm keine Minute zweifelhaft, daß auch Würtemberg eintreten werde und<lb/> eintreten müsse. Deshalb sei er aber auch fast erschrocken über" die so eben</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0070]
loren gehen. Denn sie sind es, welche der Sache die'politische Färbung
geben. Offenbar war es Herrn von Varnbüler sehr eilig, seine antinord¬
deutsche Diatribe an den Mann zu bringen. Sonst hätte er sich eine vor¬
theilhaftere Position ausgesucht, als die, welche die Frage des diplomati¬
schen Verkehrs mit dem jungen Königreiche Italien gerade für ihn bot.
Es sind nämlich noch nicht drei volle Jahre, daß er schon einmal auf diesem
Gebiet ein „Niemals" rief, welches er bald reponiren mußte, und das sich
ebensowenig realisiren ließ, als das: „Wehenden Besiegten" von 1866.
Es war am 16. Februar 1863, als Herr von Varnbüler, damals noch
großdeutsch vom Wirbel bis zur Zehe, und in Gemeinschaft mit Wydenbrugk,
Heinrich von Gagern, Ministerialrath Weis, Freiherrn von Lerchenfeld und
Moriz Mohl, demselben Moriz Mohl, den Herr von Varnbüler am 31. Oe-
tober 1867 so glänzend abfertigte, in dem Centralvorstand des großdeut¬
schen Reformvereins, welcher am 23. October 1862 in Frankfurt am Main
sein Rutil gehalten und beschlossen hatte, sich für die damals bestehende
Bundesverfassung nebst Delegirtenprojekt und gegen den deutschfranzösischen
Handelsvertrag zu echauffiren ebenfalls — bei der Budgetberathung, Etat des
Auswärtigen, in der würtembergischen zweiten Kammer erklärte, er werde
niemals dem Könige zur Anerkennung des Königreichs Italien rathen; das
verbiete die Rücksicht auf Oestreich. Es waren keine drei Jahre vergangen,
da focht derselbe Herr von Varnbüler vor derselben Kammer, bei derselben
Budgetberathung, bei demselben Etat des Auswärtigen, mit? der größten
Wärme für die Dauer der würtembergischen Gesandtschaft bei dem Könige
von Italien, woraus wohl mit einiger Sicherheit darauf geschlossen wer¬
den kann, daß der nämliche Herr von Varnbüler, der im Februar 186S die
Anerkennung Italiens repudiirte, sie in der Zwischenzeit wohl vollzogen
haben dürfte, wahrscheinlich auch aus dem Motiv, daß „man sich dem nicht
voraussehbaren Gange der Geschicke unterwerfen müsse." Seine bei Gelegen¬
heit der Florentiner Gesandtschaft gegen den norddeutschen Bund vorgetra¬
gene Ihilippika fand sofort eine geharnischte Erwiderung durch den Abge¬
ordneten R. Römer, Professor der Rechtswissenschaft an der Universität
Tübingen, einen der unerschrockensten und geistvollsten Vorkämpfer der natio¬
nalen Sache im Süden, und im Norden namentlich bekannt durch seine vor¬
treffliche Schrift: „Die Verfassung des norddeutschen Bundes und die süd¬
deutsche insbesondere die würtenbergische Freiheit" (Tübingen, 1867, zweite
Auflage), worin er den süddeutschen Illusionen mit unbarmherziger Logik zu
Leib geht. — Es eristire kein anderer Weg zur Einheit Deutschlands, sagte
Römer, als der des Eintritts in den norddeutschen Bund; und deshalb sei
es ihm keine Minute zweifelhaft, daß auch Würtemberg eintreten werde und
eintreten müsse. Deshalb sei er aber auch fast erschrocken über" die so eben
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