Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

der ihnen von Faucher schon auf dem volkswirtschaftlichen Congreß zu Köln
im Jahre 1860 gezeigt worden war: statt eine Besteuerung des consumiren-
den Publikums zu ihren Gunsten zu verlangen, vielmehr auf Vermehrung,
Verbesserung und Verwohlseilung der Transportmittel zu dringen, sowie
darauf, daß die Staatsgewalt ihre Verwendung eintreten lasse zur Ermäßigung
oder Aufhebung der Schutzzölle anderer Länder. Von dieser Art gesunder
Compromisse sind auch im Handelstagsausschuß mehrere geschlossen worden;
zu einem eigentlichen Kampfe zwischen Freihändlern und Schutzzöllnern ist
es gar nicht gekommen, wiewohl auf der einen Seite Elberseld, Barmer
und Augsburg, auf der anderen die großen Nord- und Ostseeplätze vertreten
waren. Davon läßt sich im voraus auf die bevorstehenden Verhandlungen
im Parlament schließen.

Einer vom Congreß deutscher Volkswirthe ausgegebenen Losung folgend,
hat der Ausschuß des Handelstags sein Hauptaugenmerk auf Vereinfachung
des Tarifs gerichtet. Von den 43 Nummern des bestehenden Zolltarifs, die
aber tausende von einzelnen Artikeln umfassen, sind gegenwärtig 6 schon frei:
der Ausschuß schlägt vor, ihnen 9 andere hinzuzufügen, nämlich Blei und
Bleiwaaren, Zinn und Zinnwaaren, Zink und Zinkwaaren, Hopfen, Schie߬
pulver, Papier und Pappwaaren, Bürstenbinder- und Siebmacherwaaren,
Häute und Felle (von denen nur letztere, falls zu Pelzwerk dienend, noch be¬
steuert sind)', Thiere und thierische Producte (von denen ebenfalls nur auf einer
Anzahl der letzteren noch Zoll ruht, während "Vieh" übrigens eine besondere
und zwar Steuerpflichtige Nummer bildet). Außerdem sollen in andern
Tarifnummern wegfallen die Zölle auf Reis, Butter, allerhand Droguen
zum Färbe- oder Medicinalgebrauch, Palm- und Kokosnußöl, hölzerne Schiffe,
Kraftmehl. Nudeln, Sago, Puder, Stärke, Arrowroot, Cichorien, Honig,
Fleisch, Kastanien, Maronen, Johannisbrot, graue Packleinwand, Jungvieh,
Borsten, Korkplatten, -Sohlen und -Stöpsel, Holzmöbel, Holz in geschnittenen
Fourniren, grünes und halbweißes Hohlglas, ungefärbte Strohmatten, Jute¬
garn, Walzen zum Drucken und Appretiren, Edelsteine, Perlen, Corallen,
Segeltuch. Waschschwämme. Baumwollwatte, Schmierseife, Stuhlrohre und
ein paar andre noch weniger bedeutende Gegenstände. Eine nicht viel kleinere
Reihe von Artikeln empfiehlt der Ausschuß niedriger anzusetzen, auch hier die
Tendenz der Vereinfachung vorzugsweise verfolgend. Dies sind in der Reihen¬
folge ihrer finanziellen Wichtigkeit folgende: Korinthen, Rosinen, Feigen und
Datteln, Roheisen, Häringe, rohes Leinengarn (von Ur. 30 abwärts, wofern
das Schock mehr als 75 Pfund wiegt), Locomotioen und Dampfkessel, feine
Holz- und Korbflechterwaaren sammt Bleistiften, undichte Baumwollgewebe,
Soda. Maschinen aus unedlem Metall, Baumöl in Fässern, feineres Wachs¬
tuch, gebleichtes und gefärbtes Baumwollengarn, einige Droguen, lackirte


der ihnen von Faucher schon auf dem volkswirtschaftlichen Congreß zu Köln
im Jahre 1860 gezeigt worden war: statt eine Besteuerung des consumiren-
den Publikums zu ihren Gunsten zu verlangen, vielmehr auf Vermehrung,
Verbesserung und Verwohlseilung der Transportmittel zu dringen, sowie
darauf, daß die Staatsgewalt ihre Verwendung eintreten lasse zur Ermäßigung
oder Aufhebung der Schutzzölle anderer Länder. Von dieser Art gesunder
Compromisse sind auch im Handelstagsausschuß mehrere geschlossen worden;
zu einem eigentlichen Kampfe zwischen Freihändlern und Schutzzöllnern ist
es gar nicht gekommen, wiewohl auf der einen Seite Elberseld, Barmer
und Augsburg, auf der anderen die großen Nord- und Ostseeplätze vertreten
waren. Davon läßt sich im voraus auf die bevorstehenden Verhandlungen
im Parlament schließen.

Einer vom Congreß deutscher Volkswirthe ausgegebenen Losung folgend,
hat der Ausschuß des Handelstags sein Hauptaugenmerk auf Vereinfachung
des Tarifs gerichtet. Von den 43 Nummern des bestehenden Zolltarifs, die
aber tausende von einzelnen Artikeln umfassen, sind gegenwärtig 6 schon frei:
der Ausschuß schlägt vor, ihnen 9 andere hinzuzufügen, nämlich Blei und
Bleiwaaren, Zinn und Zinnwaaren, Zink und Zinkwaaren, Hopfen, Schie߬
pulver, Papier und Pappwaaren, Bürstenbinder- und Siebmacherwaaren,
Häute und Felle (von denen nur letztere, falls zu Pelzwerk dienend, noch be¬
steuert sind)', Thiere und thierische Producte (von denen ebenfalls nur auf einer
Anzahl der letzteren noch Zoll ruht, während „Vieh" übrigens eine besondere
und zwar Steuerpflichtige Nummer bildet). Außerdem sollen in andern
Tarifnummern wegfallen die Zölle auf Reis, Butter, allerhand Droguen
zum Färbe- oder Medicinalgebrauch, Palm- und Kokosnußöl, hölzerne Schiffe,
Kraftmehl. Nudeln, Sago, Puder, Stärke, Arrowroot, Cichorien, Honig,
Fleisch, Kastanien, Maronen, Johannisbrot, graue Packleinwand, Jungvieh,
Borsten, Korkplatten, -Sohlen und -Stöpsel, Holzmöbel, Holz in geschnittenen
Fourniren, grünes und halbweißes Hohlglas, ungefärbte Strohmatten, Jute¬
garn, Walzen zum Drucken und Appretiren, Edelsteine, Perlen, Corallen,
Segeltuch. Waschschwämme. Baumwollwatte, Schmierseife, Stuhlrohre und
ein paar andre noch weniger bedeutende Gegenstände. Eine nicht viel kleinere
Reihe von Artikeln empfiehlt der Ausschuß niedriger anzusetzen, auch hier die
Tendenz der Vereinfachung vorzugsweise verfolgend. Dies sind in der Reihen¬
folge ihrer finanziellen Wichtigkeit folgende: Korinthen, Rosinen, Feigen und
Datteln, Roheisen, Häringe, rohes Leinengarn (von Ur. 30 abwärts, wofern
das Schock mehr als 75 Pfund wiegt), Locomotioen und Dampfkessel, feine
Holz- und Korbflechterwaaren sammt Bleistiften, undichte Baumwollgewebe,
Soda. Maschinen aus unedlem Metall, Baumöl in Fässern, feineres Wachs¬
tuch, gebleichtes und gefärbtes Baumwollengarn, einige Droguen, lackirte


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0506" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/117508"/>
          <p xml:id="ID_1630" prev="#ID_1629"> der ihnen von Faucher schon auf dem volkswirtschaftlichen Congreß zu Köln<lb/>
im Jahre 1860 gezeigt worden war: statt eine Besteuerung des consumiren-<lb/>
den Publikums zu ihren Gunsten zu verlangen, vielmehr auf Vermehrung,<lb/>
Verbesserung und Verwohlseilung der Transportmittel zu dringen, sowie<lb/>
darauf, daß die Staatsgewalt ihre Verwendung eintreten lasse zur Ermäßigung<lb/>
oder Aufhebung der Schutzzölle anderer Länder. Von dieser Art gesunder<lb/>
Compromisse sind auch im Handelstagsausschuß mehrere geschlossen worden;<lb/>
zu einem eigentlichen Kampfe zwischen Freihändlern und Schutzzöllnern ist<lb/>
es gar nicht gekommen, wiewohl auf der einen Seite Elberseld, Barmer<lb/>
und Augsburg, auf der anderen die großen Nord- und Ostseeplätze vertreten<lb/>
waren. Davon läßt sich im voraus auf die bevorstehenden Verhandlungen<lb/>
im Parlament schließen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1631" next="#ID_1632"> Einer vom Congreß deutscher Volkswirthe ausgegebenen Losung folgend,<lb/>
hat der Ausschuß des Handelstags sein Hauptaugenmerk auf Vereinfachung<lb/>
des Tarifs gerichtet. Von den 43 Nummern des bestehenden Zolltarifs, die<lb/>
aber tausende von einzelnen Artikeln umfassen, sind gegenwärtig 6 schon frei:<lb/>
der Ausschuß schlägt vor, ihnen 9 andere hinzuzufügen, nämlich Blei und<lb/>
Bleiwaaren, Zinn und Zinnwaaren, Zink und Zinkwaaren, Hopfen, Schie߬<lb/>
pulver, Papier und Pappwaaren, Bürstenbinder- und Siebmacherwaaren,<lb/>
Häute und Felle (von denen nur letztere, falls zu Pelzwerk dienend, noch be¬<lb/>
steuert sind)', Thiere und thierische Producte (von denen ebenfalls nur auf einer<lb/>
Anzahl der letzteren noch Zoll ruht, während &#x201E;Vieh" übrigens eine besondere<lb/>
und zwar Steuerpflichtige Nummer bildet). Außerdem sollen in andern<lb/>
Tarifnummern wegfallen die Zölle auf Reis, Butter, allerhand Droguen<lb/>
zum Färbe- oder Medicinalgebrauch, Palm- und Kokosnußöl, hölzerne Schiffe,<lb/>
Kraftmehl. Nudeln, Sago, Puder, Stärke, Arrowroot, Cichorien, Honig,<lb/>
Fleisch, Kastanien, Maronen, Johannisbrot, graue Packleinwand, Jungvieh,<lb/>
Borsten, Korkplatten, -Sohlen und -Stöpsel, Holzmöbel, Holz in geschnittenen<lb/>
Fourniren, grünes und halbweißes Hohlglas, ungefärbte Strohmatten, Jute¬<lb/>
garn, Walzen zum Drucken und Appretiren, Edelsteine, Perlen, Corallen,<lb/>
Segeltuch. Waschschwämme. Baumwollwatte, Schmierseife, Stuhlrohre und<lb/>
ein paar andre noch weniger bedeutende Gegenstände. Eine nicht viel kleinere<lb/>
Reihe von Artikeln empfiehlt der Ausschuß niedriger anzusetzen, auch hier die<lb/>
Tendenz der Vereinfachung vorzugsweise verfolgend. Dies sind in der Reihen¬<lb/>
folge ihrer finanziellen Wichtigkeit folgende: Korinthen, Rosinen, Feigen und<lb/>
Datteln, Roheisen, Häringe, rohes Leinengarn (von Ur. 30 abwärts, wofern<lb/>
das Schock mehr als 75 Pfund wiegt), Locomotioen und Dampfkessel, feine<lb/>
Holz- und Korbflechterwaaren sammt Bleistiften, undichte Baumwollgewebe,<lb/>
Soda. Maschinen aus unedlem Metall, Baumöl in Fässern, feineres Wachs¬<lb/>
tuch, gebleichtes und gefärbtes Baumwollengarn, einige Droguen, lackirte</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0506] der ihnen von Faucher schon auf dem volkswirtschaftlichen Congreß zu Köln im Jahre 1860 gezeigt worden war: statt eine Besteuerung des consumiren- den Publikums zu ihren Gunsten zu verlangen, vielmehr auf Vermehrung, Verbesserung und Verwohlseilung der Transportmittel zu dringen, sowie darauf, daß die Staatsgewalt ihre Verwendung eintreten lasse zur Ermäßigung oder Aufhebung der Schutzzölle anderer Länder. Von dieser Art gesunder Compromisse sind auch im Handelstagsausschuß mehrere geschlossen worden; zu einem eigentlichen Kampfe zwischen Freihändlern und Schutzzöllnern ist es gar nicht gekommen, wiewohl auf der einen Seite Elberseld, Barmer und Augsburg, auf der anderen die großen Nord- und Ostseeplätze vertreten waren. Davon läßt sich im voraus auf die bevorstehenden Verhandlungen im Parlament schließen. Einer vom Congreß deutscher Volkswirthe ausgegebenen Losung folgend, hat der Ausschuß des Handelstags sein Hauptaugenmerk auf Vereinfachung des Tarifs gerichtet. Von den 43 Nummern des bestehenden Zolltarifs, die aber tausende von einzelnen Artikeln umfassen, sind gegenwärtig 6 schon frei: der Ausschuß schlägt vor, ihnen 9 andere hinzuzufügen, nämlich Blei und Bleiwaaren, Zinn und Zinnwaaren, Zink und Zinkwaaren, Hopfen, Schie߬ pulver, Papier und Pappwaaren, Bürstenbinder- und Siebmacherwaaren, Häute und Felle (von denen nur letztere, falls zu Pelzwerk dienend, noch be¬ steuert sind)', Thiere und thierische Producte (von denen ebenfalls nur auf einer Anzahl der letzteren noch Zoll ruht, während „Vieh" übrigens eine besondere und zwar Steuerpflichtige Nummer bildet). Außerdem sollen in andern Tarifnummern wegfallen die Zölle auf Reis, Butter, allerhand Droguen zum Färbe- oder Medicinalgebrauch, Palm- und Kokosnußöl, hölzerne Schiffe, Kraftmehl. Nudeln, Sago, Puder, Stärke, Arrowroot, Cichorien, Honig, Fleisch, Kastanien, Maronen, Johannisbrot, graue Packleinwand, Jungvieh, Borsten, Korkplatten, -Sohlen und -Stöpsel, Holzmöbel, Holz in geschnittenen Fourniren, grünes und halbweißes Hohlglas, ungefärbte Strohmatten, Jute¬ garn, Walzen zum Drucken und Appretiren, Edelsteine, Perlen, Corallen, Segeltuch. Waschschwämme. Baumwollwatte, Schmierseife, Stuhlrohre und ein paar andre noch weniger bedeutende Gegenstände. Eine nicht viel kleinere Reihe von Artikeln empfiehlt der Ausschuß niedriger anzusetzen, auch hier die Tendenz der Vereinfachung vorzugsweise verfolgend. Dies sind in der Reihen¬ folge ihrer finanziellen Wichtigkeit folgende: Korinthen, Rosinen, Feigen und Datteln, Roheisen, Häringe, rohes Leinengarn (von Ur. 30 abwärts, wofern das Schock mehr als 75 Pfund wiegt), Locomotioen und Dampfkessel, feine Holz- und Korbflechterwaaren sammt Bleistiften, undichte Baumwollgewebe, Soda. Maschinen aus unedlem Metall, Baumöl in Fässern, feineres Wachs¬ tuch, gebleichtes und gefärbtes Baumwollengarn, einige Droguen, lackirte

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_117005
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_117005/506
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_117005/506>, abgerufen am 22.07.2024.